Eigentlich wollte ich das schon den ganzen Tag posten aber durch Singulus und Gigabel war schon für genug Gesprächstoff gesorgt.
Diesen Beitrag habe ich auf der letzten Sendung von "Frontal" gesehen und fand ihn rech interessant.
Daher aufgepasst wenn Penny-Stocks, Marktenge Titel oder Konkurskandidaten (shcwarze Listen) mit viel Lob angepriesen werden. Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen das diese Masche bei größere Gesselschaften funktioniert.
mfG: Speculator
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Link: www.zdf.msnbc.de/news/64306.asp#BODY
Die Zahl der Aktionäre boomt. Dow Jones, Nikkei, Dax und Nemax. Bestens und Billigst, Order und Chart. Diese Begriffe soll bald auch der Postbankkunde in- und auswendig kennen. Denn auch die gute alte Postbank bietet seit neuestem Aktiengeschäfte per Internet und Telefon. Das Motto heißt: Börse für alle - Börse leicht gemacht. Easytrade eben. Eine Viertelmillion neuer Kunden verzeichnete man allein bis zum Oktober 2000. Wer der staatlichen Altersvorsorge misstraut, hat zur Börse keine Alternative.
Hauptinformationsquelle für den Aktionär ist längst das Internet. Bis zu 7000 Aktionäre überschüttet die Firma Wallstreet-online täglich rund um die Uhr mit Informationen. Das Düsseldorfer Unternehmen setzt dabei neben reinen Infos bewusst auch auf Diskussionsforen, in denen Teilnehmer miteinander Tipps austauschen können.
DER GANZ HEIßE, ANONYME TIPP
Selbsternannte Experten können ihre Meinungen anonym zur Diskussion stellen. In der sogenannten “Community” darf jeder mitreden, und besonders beliebt ist der ganz heiße Tipp. Von wem diese angeblichen Insiderinformationen kommen, ist für den Nutzer nicht erkennbar. Denn die Teilnehmer bleiben auch für Wallstreet-online zum Teil anonym. Der Chef Andre Kolbinger fordert zwar Namen und vollständige Adresse der Teilnehmer an, verpflichtet ist dazu jedoch niemand. “Das heißt, Sie können Diskussionen niemals unterbinden, genauso, wie Sie auch Telefonkonferenzen oder Stammtischgespräche in der Kneipe nicht unterbinden können,” so Kolbinger und sagt weiter: “Das Medium Internet ist ein sehr mächtiges Medium, an dem sehr viele Leute gleichzeitig daran teilnehmen. Das heißt, sie müssen es so strukturieren, dass das kompetent und strukturiert funktioniert.”
GERÜCHTEKÜCHE BÖRSE
Nach Meinung des Geschäftsführers der Fiduka Vermögensverwaltung, Gottfried Heller, bietet das Internet fast unerschöpfliche Möglichkeiten zur Manipulation: “So lange es die Börse gibt, hat es immer Gerüchte gegeben, die zum Zwecke der Kursmanipulation gestreut wurden. Aber heute sind eben die Möglichkeiten über die Medien und über das Internet so vielfältiger Art, dass man noch viel mehr manipulieren kann, als das jemals früher der Fall war.”
Am 24. Juli 1999 stellt ein Hacker eine Meldung über die Firma Endemann ins Internet. Mit folgendem Inhalt: Durch eine geplatzte Kooperation müsse die Gewinnprognose drastisch korrigiert werden. Die Folge liegt auf der Hand: Minuten später stürzt der Aktienkurs ab. Das Dementi folgt sofort, und der Kurs steigt wieder. Doch der Hacker wird nie ermittelt. Hat aber bestimmt Kasse gemacht. Die zuständige Behörde sieht sich nicht in der Pflicht.
Nach Aussage von Georg Dreyling, Vizepräsident des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel, gebe es im Börsengesetz einen Paragraphen, der Manipulation verbietet und unter Strafe stellt. Doch man habe es leider versäumt, diesem relativ alten Paragraphen eine Fahndungsschiene anzuhängen, wie es beispielsweise bei Insidergeschäften der Fall ist. Laut Dreyling fehle eine Regelung, ob sein Haus oder die Börsenaufsichtsbehörden zuständig sein sollten. “Letztlich heißt es nur,” so der Vizepräsident, “wer manipuliert ist strafbar. Wie man das rausfindet, seht mal zu.”
HARTE STRAFEN IN DEN USA
Am 25. August 2000 stürzt der Kurs der Emulex Aktie an der New Yorker Börse um 62 Prozent ab. Ein Mann hatte über Internet und Agenturen die Falschmeldung verbreitet, Emulex Boss Paul Folino sei wegen unerwartet schlechter Unternehmenszahlen zurückgetreten. In den USA droht die Börsenaufsicht nicht nur, sie greift auch durch. Der Mann wurde verhaftet und wie in den USA in solchen Fällen üblich, erwartet auch er eine drakonische Gefängnisstrafe. Die Gefahr für die finanzielle Sicherheit aller Bürger müsse abgewendet werden, begründet eine amerikanische Richterin die harte Vorgehensweise.
Die Rechtsanwältin Heike Sommer ist spezialisiert auf Fragen des Internets. In München arbeitet sie mit vielen jungen Unternehmen zusammen und warnt davor, die Gefahren bewusster Falschmeldungen in Deutschland weiter zu unterschätzen: “Grundsätzlich muss man sagen, dass es natürlich in der Bundesrepublik Gesetze gibt. Bloß die sind unzureichend. Das Wesentliche ist aber, dass diese Gesetze nicht verfolgt werden. Letztendlich ist aber immer die Anonymität des Chatters da. Und die müsste - ähnlich wie bei den Printmedien - geändert werden. Kein Printmedium veröffentlicht Leserbriefe, in denen nicht der vollständige Name der Redaktion bekannt ist und sogar die Anschrift.”
GEGEN MISSBRAUCH KEINE CHANCE
Mit dem Slogan “Verlassen Sie sich nicht auf Börsengerüchte” wirbt die Kölner Firma Onvista für ihre Finanzseiten im Internet. Die Redaktion veröffentlicht grundsätzlich keine Gerüchte oder anonyme Meinungen. Zu groß sei die Gefahr des Missbrauchs. Doch auch die Redaktion von Onvista ist gegen bewusste Falschmeldungen von ad hoc, also Firmeninformationen nicht gefeit.
Nach Meinung von Fritz Oidtmann, Vorstandsmitglied der Onvista AG, gibt es dagegen keinen absoluten Schutz: “Wir können so etwas nicht verhindern, wenn eine ad hoc Meldung über die Gesellschaft der ad hoc Publizistik veröffentlicht wird, werden wir sie auch auf unseren Seiten haben. Derartige Fälschungen sind leider unvermeidbar, man muss vorsichtig sein damit, aber solche Dinge können auch wir nicht ausschließen.”
Dass das Internet ernsthaften und seriösen Teilnehmer neue Möglichkeiten erschließt, zeigt dieser Fall. Über die Vermittlung von Wallstreet-online treffen sich Teilnehmer eines Diskussionsforums der Finanzseiten mit Bernd Buchholz, dem Vorstand des Unternehmens Cybernet persönlich zu einem Gespräch. Auch hier wollen die Chatter anonym bleiben. Sie bestätigen aber, dass die Chatrooms offenbar nicht nur von Spekulanten, sondern auch indirekt von den Firmen benutzt werden, um für das eigene Unternehmen Werbung zu machen.
Ich befrage einen Chatter, wie es einem Amateur, der sich auf Börsengerüchte im Internet verlässt, ergehen wird. “Nackt. Ich finde, er steht nackt da,” sagt der Chatter. Er habe zudem den Eindruck, dass sich einige Personen ganz professionell damit beschäftigen.
PROBLEMLOSE KURSPFLEGE
Wie leicht es ist, mit gezielten Falschmeldungen im Internet Kurse zu beeinflussen, erfahre ich in Hamburg. Als PR-Berater einer Firma vom Neuen Markt besuche ich zwei PR- Agenturen und bitte unverhohlen um Internet-Kurspflege für die arg gebeutelte Firma. Das Resultat bestätigt, wie unverfroren das Internet benutzt wird. Schon beim ersten Gespräch ist die Beraterin sofort bereit, über einen externen Mitarbeiter, der ohnehin die Chatrooms durchforste, so berichtet sie, Imagepflege zu betreiben. Das mache man dann aber, so wörtlich “über andere Email-Adressen, um das zu steuern”.
Auch bei der zweiten PR-Agentur gibt man sich verständnisvoll. Das Unternehmen sei auf einer Todesliste gewesen. Jenen Listen aus Finanzzeitungen, erläutere ich, auf denen angebliche Pleite-Firmen aufgeführt waren. Kein Wunder, wenn das Ansehen der Firma gegen Null tendiere und der Kurs eben auch. Können Sie in den Chatrooms im Internet Kurspflege für uns machen, frage ich völlig offen. Können wir machen, lautet die Antwort, alles kein Problem.
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Webfassung von Dara Hassanzadeh
27. Oktober 2000
Diesen Beitrag habe ich auf der letzten Sendung von "Frontal" gesehen und fand ihn rech interessant.
Daher aufgepasst wenn Penny-Stocks, Marktenge Titel oder Konkurskandidaten (shcwarze Listen) mit viel Lob angepriesen werden. Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen das diese Masche bei größere Gesselschaften funktioniert.
mfG: Speculator
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Link: www.zdf.msnbc.de/news/64306.asp#BODY
Die Zahl der Aktionäre boomt. Dow Jones, Nikkei, Dax und Nemax. Bestens und Billigst, Order und Chart. Diese Begriffe soll bald auch der Postbankkunde in- und auswendig kennen. Denn auch die gute alte Postbank bietet seit neuestem Aktiengeschäfte per Internet und Telefon. Das Motto heißt: Börse für alle - Börse leicht gemacht. Easytrade eben. Eine Viertelmillion neuer Kunden verzeichnete man allein bis zum Oktober 2000. Wer der staatlichen Altersvorsorge misstraut, hat zur Börse keine Alternative.
Hauptinformationsquelle für den Aktionär ist längst das Internet. Bis zu 7000 Aktionäre überschüttet die Firma Wallstreet-online täglich rund um die Uhr mit Informationen. Das Düsseldorfer Unternehmen setzt dabei neben reinen Infos bewusst auch auf Diskussionsforen, in denen Teilnehmer miteinander Tipps austauschen können.
DER GANZ HEIßE, ANONYME TIPP
Selbsternannte Experten können ihre Meinungen anonym zur Diskussion stellen. In der sogenannten “Community” darf jeder mitreden, und besonders beliebt ist der ganz heiße Tipp. Von wem diese angeblichen Insiderinformationen kommen, ist für den Nutzer nicht erkennbar. Denn die Teilnehmer bleiben auch für Wallstreet-online zum Teil anonym. Der Chef Andre Kolbinger fordert zwar Namen und vollständige Adresse der Teilnehmer an, verpflichtet ist dazu jedoch niemand. “Das heißt, Sie können Diskussionen niemals unterbinden, genauso, wie Sie auch Telefonkonferenzen oder Stammtischgespräche in der Kneipe nicht unterbinden können,” so Kolbinger und sagt weiter: “Das Medium Internet ist ein sehr mächtiges Medium, an dem sehr viele Leute gleichzeitig daran teilnehmen. Das heißt, sie müssen es so strukturieren, dass das kompetent und strukturiert funktioniert.”
GERÜCHTEKÜCHE BÖRSE
Nach Meinung des Geschäftsführers der Fiduka Vermögensverwaltung, Gottfried Heller, bietet das Internet fast unerschöpfliche Möglichkeiten zur Manipulation: “So lange es die Börse gibt, hat es immer Gerüchte gegeben, die zum Zwecke der Kursmanipulation gestreut wurden. Aber heute sind eben die Möglichkeiten über die Medien und über das Internet so vielfältiger Art, dass man noch viel mehr manipulieren kann, als das jemals früher der Fall war.”
Am 24. Juli 1999 stellt ein Hacker eine Meldung über die Firma Endemann ins Internet. Mit folgendem Inhalt: Durch eine geplatzte Kooperation müsse die Gewinnprognose drastisch korrigiert werden. Die Folge liegt auf der Hand: Minuten später stürzt der Aktienkurs ab. Das Dementi folgt sofort, und der Kurs steigt wieder. Doch der Hacker wird nie ermittelt. Hat aber bestimmt Kasse gemacht. Die zuständige Behörde sieht sich nicht in der Pflicht.
Nach Aussage von Georg Dreyling, Vizepräsident des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel, gebe es im Börsengesetz einen Paragraphen, der Manipulation verbietet und unter Strafe stellt. Doch man habe es leider versäumt, diesem relativ alten Paragraphen eine Fahndungsschiene anzuhängen, wie es beispielsweise bei Insidergeschäften der Fall ist. Laut Dreyling fehle eine Regelung, ob sein Haus oder die Börsenaufsichtsbehörden zuständig sein sollten. “Letztlich heißt es nur,” so der Vizepräsident, “wer manipuliert ist strafbar. Wie man das rausfindet, seht mal zu.”
HARTE STRAFEN IN DEN USA
Am 25. August 2000 stürzt der Kurs der Emulex Aktie an der New Yorker Börse um 62 Prozent ab. Ein Mann hatte über Internet und Agenturen die Falschmeldung verbreitet, Emulex Boss Paul Folino sei wegen unerwartet schlechter Unternehmenszahlen zurückgetreten. In den USA droht die Börsenaufsicht nicht nur, sie greift auch durch. Der Mann wurde verhaftet und wie in den USA in solchen Fällen üblich, erwartet auch er eine drakonische Gefängnisstrafe. Die Gefahr für die finanzielle Sicherheit aller Bürger müsse abgewendet werden, begründet eine amerikanische Richterin die harte Vorgehensweise.
Die Rechtsanwältin Heike Sommer ist spezialisiert auf Fragen des Internets. In München arbeitet sie mit vielen jungen Unternehmen zusammen und warnt davor, die Gefahren bewusster Falschmeldungen in Deutschland weiter zu unterschätzen: “Grundsätzlich muss man sagen, dass es natürlich in der Bundesrepublik Gesetze gibt. Bloß die sind unzureichend. Das Wesentliche ist aber, dass diese Gesetze nicht verfolgt werden. Letztendlich ist aber immer die Anonymität des Chatters da. Und die müsste - ähnlich wie bei den Printmedien - geändert werden. Kein Printmedium veröffentlicht Leserbriefe, in denen nicht der vollständige Name der Redaktion bekannt ist und sogar die Anschrift.”
GEGEN MISSBRAUCH KEINE CHANCE
Mit dem Slogan “Verlassen Sie sich nicht auf Börsengerüchte” wirbt die Kölner Firma Onvista für ihre Finanzseiten im Internet. Die Redaktion veröffentlicht grundsätzlich keine Gerüchte oder anonyme Meinungen. Zu groß sei die Gefahr des Missbrauchs. Doch auch die Redaktion von Onvista ist gegen bewusste Falschmeldungen von ad hoc, also Firmeninformationen nicht gefeit.
Nach Meinung von Fritz Oidtmann, Vorstandsmitglied der Onvista AG, gibt es dagegen keinen absoluten Schutz: “Wir können so etwas nicht verhindern, wenn eine ad hoc Meldung über die Gesellschaft der ad hoc Publizistik veröffentlicht wird, werden wir sie auch auf unseren Seiten haben. Derartige Fälschungen sind leider unvermeidbar, man muss vorsichtig sein damit, aber solche Dinge können auch wir nicht ausschließen.”
Dass das Internet ernsthaften und seriösen Teilnehmer neue Möglichkeiten erschließt, zeigt dieser Fall. Über die Vermittlung von Wallstreet-online treffen sich Teilnehmer eines Diskussionsforums der Finanzseiten mit Bernd Buchholz, dem Vorstand des Unternehmens Cybernet persönlich zu einem Gespräch. Auch hier wollen die Chatter anonym bleiben. Sie bestätigen aber, dass die Chatrooms offenbar nicht nur von Spekulanten, sondern auch indirekt von den Firmen benutzt werden, um für das eigene Unternehmen Werbung zu machen.
Ich befrage einen Chatter, wie es einem Amateur, der sich auf Börsengerüchte im Internet verlässt, ergehen wird. “Nackt. Ich finde, er steht nackt da,” sagt der Chatter. Er habe zudem den Eindruck, dass sich einige Personen ganz professionell damit beschäftigen.
PROBLEMLOSE KURSPFLEGE
Wie leicht es ist, mit gezielten Falschmeldungen im Internet Kurse zu beeinflussen, erfahre ich in Hamburg. Als PR-Berater einer Firma vom Neuen Markt besuche ich zwei PR- Agenturen und bitte unverhohlen um Internet-Kurspflege für die arg gebeutelte Firma. Das Resultat bestätigt, wie unverfroren das Internet benutzt wird. Schon beim ersten Gespräch ist die Beraterin sofort bereit, über einen externen Mitarbeiter, der ohnehin die Chatrooms durchforste, so berichtet sie, Imagepflege zu betreiben. Das mache man dann aber, so wörtlich “über andere Email-Adressen, um das zu steuern”.
Auch bei der zweiten PR-Agentur gibt man sich verständnisvoll. Das Unternehmen sei auf einer Todesliste gewesen. Jenen Listen aus Finanzzeitungen, erläutere ich, auf denen angebliche Pleite-Firmen aufgeführt waren. Kein Wunder, wenn das Ansehen der Firma gegen Null tendiere und der Kurs eben auch. Können Sie in den Chatrooms im Internet Kurspflege für uns machen, frage ich völlig offen. Können wir machen, lautet die Antwort, alles kein Problem.
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Webfassung von Dara Hassanzadeh
27. Oktober 2000