Interview
Wir werden sicher einmal so groß sein wie
Microsoft...
Interview mit dem Finanzvorstand von Fantastic, Marina
Speck
Die Fantastic Corporation ist ein globaler Anbieter von
End-to-End-Breitbandmultimedia-Lösungen. Die Lösungen des
Unternehmens erlauben komfortable Zusammenführungen von Text,
Audio- und Videodaten, Grafiken, Bildern, Animationen und
Software sowie den Vertrieb über Hochgeschwindigkeits-Netze, z.B.
Satellit, xDSL, Kabel, Funkübertragung, Glasfaser- und digitale
Bodennetze. Die Kernkompetenzen von Fantastic liegen in Software-
und Telekommunikationstechnologien sowie in der Beratung von
Unternehmen, die diese Technologien einsetzen wollen, um neue
Umsatzquellen zu erschließen. Das Herzstück von Fantastics
Breitbandgesamtlösung für Service-Provider ist das Channel
Management Center (CMC), mit dem die End-to-End-Übertragung
von Multimedia-Paketen durch das gesamte Breitbandnetzwerk
gesteuert werden kann. Dies ist gerade im Hinblick auf die
Einführung des neuen UMTS-Standards von Bedeutung.
Die Aktien von Fantastic legten seit der Börseneinführung im Herbst
1999 zunächst einen fulminanten Kursanstieg hin. Die Papiere, die
zu einem Kurs von 4,50 Euro ausgegeben wurden, konnten sich bis
Februar diesen Jahres mehr als verzehnfachen. Seitdem verloren die
Aktien aber über 80% ihres Wertes und erreichten nach der letzten
Umsatzkorrektur von 50 auf 35 Mio. USD bei 5,60 Euro ihren
Tiefstand. Wir führten ein Interview mit Marina Speck, dem
Finanzvorstand von Fantastic, über den momentanen Stand und die
Zukunftsaussichten des Unternehmens.
Performaxx!: In welchen Phasen erfolgt(e) der Aufbau der
Breitband-Multimedia-Broadcasting-Branche?
M. Speck: Das Ganze begann mit der Entwicklung des Rundfunks, der
auf Punkt-zu-Multipunkt-Broadcasting aufbaut. Das ursprüngliche
Internet basiert hingegen auf Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Die Idee
von Fantastic ist es, daß der Hauptteil der Daten von einem
zentralen Punkt hinausgeht, jedoch der Rückkanal (z.B.
Transaktionen oder E-Commerce) auf ein Medium (z.B. ISDN oder
Kabelverbindung) begrenzt ist. Fantastic verbindet dabei die
Vorteile des Breitbandes mit der Interaktivität des Internet. Der
Aufbau der Breitband-Multimedia-Broadcasting-Branche befindet
sich noch in einer sehr frühen Phase, denn der aktuelle Trend geht
in eine ganz andere Richtung. Die einzelnen Internet-Verbindungen
werden einfach höher geschaltet. Aus diesem Grund verfügen auch
unsere Kunden über verschiedene Netze. Es ist für uns von großer
Bedeutung, daß unsere Kunden, die mehrere Netze betreiben, auch
unsere zuverlässigen Produkte testen. Ein konkretes Beispiel wäre in
diesem Zusammenhang ein Konzern mit weltweit unterschiedlichen
Distributionsstellen, der ein Protokoll zuerst via Satellit nach Japan
übermittelt. Dort wird es über lokale Netze (Kabelnetz, terrestrischer
Rundfunk, etc.) verteilt und an den Bestimmungsort weitergeleitet.
Unsere Software unterstützt dabei den gesamten Prozeß der
Datenübermittlung. Die verschiedenen Übertragungsmedien verfügen
weltweit über unterschiedliche Transportkapazitäten. Wir verkaufen
eine Software, die es den Netzbetreibern ermöglicht, die Daten zu
aggregieren und die Preise flexibel zu gestalten. Dieser Bereich
stellt ein äußerst interessantes Marktsegment dar, denn im
Telekom-Sektor geht der Trend weg von den langfristigen Verträgen
hin zu einer Verrechnung der puren Leistung. Doch auch das ist nur
eine Zwischenstufe. Als nächsten Trend sehen wir, daß nur noch die
Qualität des Services (Content) verrechnet wird.
Performaxx!: Ermöglicht dabei Ihre Software einen reibungslosen
Switch zwischen den einzelnen Providern?
M. Speck: Das kann anhand eines einfachen Beispiels illustriert
werden: Eine größere Firma verfügt über ein CEC von Fantastic, mit
dessen Hilfe die eigenen Daten intern aggregiert werden können.
Diese will eine Internet-Community aufbauen und fragt bei
verschiedenen Telekommunikationsunternehmen an, was eine
Stunde einer bestimmten Übertragungsmenge morgens zwischen 10
und 12 Uhr kostet. Über das System von Fantastic erhält das
Unternehmen die einzelnen Angebote. Nach der Auswahl des
günstigsten Providers wird das Protokoll je nach
Qualitätsanforderungen des Unternehmens auf unterschiedlichen
Leveln von Fantastic verschickt. Best Effort ist dabei die unterste
Stufe und findet in der Übermittlung weniger wichtiger Daten wie
z.B. Videoclips statt. Die nächste Stufe wäre Garanted Delivery, die
vor allem bei Software-Updates eingesetzt wird. Wenn das
Unternehmen zum Beispiel Download-Files auf ihrer
Community-Homepage aktualisieren möchte, dann garantiert
Fantastic dafür, daß jedes noch so winzige Datenpaket eines IPs
verschickt bzw. heruntergeladen werden kann. Im herkömmlichen
Internet existieren noch keine derartigen Garantien. Die höchste
einstellbare Qualitätsstufe ist allerdings Realtime-Streaming. Diese
können Sie dann einsetzen, wenn Sie direkt am Bildschirm sitzen
und Live-Daten übermitteln. Das ist bereits normales Broadcasting,
wie wir es beim Fernsehen erleben. Der Unterschied liegt nur in der
Möglichkeit, dies interaktiv zu gestalten, indem man nebenbei noch
Internet-Contents abrufen oder E-Mails verschicken kann.
Performaxx!: Wie weit ist Fantastic in ihrer Entwicklung
fortgeschritten?
M. Speck: Wir sind sehr weit vorn. Das erste, worum wir uns
bemühen, ist eine kritische Masse an Kunden zu haben, die mehrere
Netzwerke betreiben. Um Standards zu setzen, muß Fantastic dabei
geographisch auf jedem Kontinent vertreten sein. Unser 2. Ziel ist,
daß bei den einzelnen Netzwerken auch der Traffic (Datenverkehr)
stattfindet. Wir müssen unser Business-Modell beweisen. Genau
daraus resultiert auch die Verzögerung in der Umsatzentwicklung.
Früher haben die Kunden eine Lizenz erworben und das
entsprechende Business-Modell darauf aufgebaut. Heute ist es
umgekehrt. Die Kunden kalkulieren bereits im Vorfeld das
Ertragspotential einer Geschäftsidee. Diese Entwicklung ist für uns
sehr interessant, da wir schließlich auch an der Breitband-Strategie
der großen Telekom-Unternehmen partizipieren. Ein typisches
Beispiel ist Telstra, der größte Telekom-Betreiber Australiens. Hier
müssen wir nicht nur unsere CEC-Software verkaufen, sondern auch
Kunden gewinnen, die später unser CEC sowohl im B2B- als auch
B2C-Bereich verkaufen. Im B2B-Bereich handelt es sich dabei um
Firmen, die einen Bedarf an der Versendung hoher Datenmengen
haben. Im Consumer-Bereich setzen wir auf Inhalt. Unsere
Ansprechpartner sind deshalb die Content-Provider, Fernsehstationen
oder Unternehmen, die einen entsprechenden Inhalt für
Breitbandnetze bereitstellen. Wir sind davon überzeugt, daß ein
Kunde wie Telstra das Produkt kaufen wird und kurz darauf auch die
Kunden folgen, die das CEC heute in Betrieb haben. Doch die
Ausarbeitung passender Geschäftsmodelle ist natürlich sehr
zeitintensiv.
Performaxx!: Für die einzelnen Projektstufen werden bei Ihnen
unterschiedliche Softwareprodukte wie CEC, CMC und der
Mediaserver eingesetzt. Stellt letzterer die nächste Stufe dar?
M. Speck: Der Mediaserver ist das Produkt für den Endkunden. Bei
einem B2B-Unternehmen ist das, je nachdem, wer als End-User in
Frage kommt, der einzelne Mitarbeiter oder ein Kunde. In der Regel
wird der Mediaserver als Plug-in in einen Standardbrowser des PCs
integriert und im Consumer-Bereich wird das Produkt auch in
anderen Geräten (Future-mobiles wie z.B. mobile Multimediageräte
und digitale Handys) installiert. Hier ist die Entwicklung noch nicht
so weit fortgeschritten.
Performaxx!: Sie bauen also gegenwärtig hauptsächlich nur die
Infrastruktur der einzelnen Telekom-Gesellschaften mit auf. Kann
man das so definieren?
M. Speck: Wir bauen die Infrastruktur auf und suchen gleichzeitig die
Kunden, die vor allem im B2B-Bereich den entsprechenden Inhalt
haben, denn der Netzwerkbetreiber kauft nur dann unser Produkt,
wenn wir garantieren können, daß auch Traffic über unser CEC lauft.
Performaxx!: Sie betreiben Marketing, um Kunden zu gewinnen.
Doch das ist nicht leicht und auch die Hardware-Infrastruktur ist noch
nicht ganz ausgereift. Resultieren daraus nicht Verzögerungen in der
Umsatzentwicklung?
M. Speck: Es fehlen einzelne End-User-Devices wie zum Beispiel die
Set-Top-Boxen. Der PC-Bereich ist bereits fortgeschritten und
funktionsfähig. Dann sind noch einzelne Projekte im Gange wie zum
Beispiel die Multimedia-Car-Plattform. Wir haben voriges Jahr auf
der IFA gemeinsam mit BMW und der Deutschen Telekom einen Test
durchgeführt. Ein fahrendes Auto wurde mit einem Flachbildschirm
bestückt, über den interaktive Daten einer Stadt abgerufen werden
konnten. Der interaktive Teil bezog sich dabei auf Contents, die
täglich mehrmals aktualisiert wurden. So wurde täglich zweimal ein
Update von einer Tageszeitung versandt. Dieses Projekt wird von der
EU-Kommission gefördert, um einen einheitlichen europäischen
Standard zu entwickeln. Fantastic ist der einzige Software-Provider
in diesem Projektteam. Die Dauer dieses Projektes schätzen wir auf
zwei Jahre. Aber wir gehen davon aus, daß bereits
Einzelapplikationen als Zwischenstufen auf den Markt kommen
könnten. Es ist ein für uns sehr bedeutendes Projekt, aber es ist noch
weit von der Marktreife entfernt. Ähnlich verhält es sich mit einem
Nokia-Gerät, an dessen Entwicklung wir uns beteiligen.
Performaxx!: Nokia hat diesen Prototypen eines mobilen
Breitbandzuganggerätes in A5-Größe entwickelt. Liefern Sie die
passende Verteilersoftware? Wann wird dieses Produkt auf den Markt
kommen?
M. Speck: Wir liefern die Software, doch diese ist nicht unbedingt
ein Verteiler. Vielmehr erfüllt die Software die Funktionen
Aggregation, Transport und Datenverwaltung. Wir wollen weder jedes
Auto mit gleicher Software noch jeden End-User mit gleichen
Produkten beliefern. Gemeinsam mit Nokia entwickelten wir eine
Lösung namens Mediascreen, eine Kombination von Linux und
digital terrestrischem Rundfunk. Diese Entwicklung ist auch bei den
Endverbrauchern auf reges Interesse gestoßen.
Performaxx!: Nun kommen wir langsam auf die Finanzen zu
sprechen. Wie waren die bisherigen Lizenzverträge aufgebaut?
M. Speck: Die ersten Kunden kamen aus dem Bereich der
Netzwerkbetreiber. Sehr interessant war für uns, daß es sich dabei
um Betreiber von verschiedenen Netzen gehandelt hat. Sie haben
bis jetzt meist eine Lizenz gekauft. In der Regel testen die
Netzwerkbetreiber unser System auf eine funktionierende Interaktion
mit bestehenden Komponenten. Der nächste Schritt ist die
Ausarbeitung des Revenue-Modells, eines Geschäftsmodells für
Netzwerkbetreiber. Zahlreiche Breitbandbetreiber sind erst in den
letzten Jahren mit der Ausarbeitung einer konkreten
Breitbandstrategie konfrontiert worden und verfügen noch immer
über kein eigenes Revenue-Modell. In der Geschäftsmodell-Phase
werden auch verschiedene Contents auf Akzeptanz beim Publikum
getestet. Zu diesem Zweck ziehen wir noch weitere Partner hinzu,
die den passenden Inhalt liefern. Im vergangenen Jahr haben wir
zum Beispiel mit British Telecom einen Test in 1.000 Haushalten
durchgeführt. Wir hatten damals den Inhalt von vier Kanälen
(darunter auch Reuters und Eurosport) technisch aggregiert und
zusammen mit anderen Inhalten interaktiv an die einzelnen
Haushalte geliefert. Nach der Testauswertung hat sich dann die
British Telecom entschlossen, ihre ADSL-Netze stark auszubauen.
Mittlerweile haben wir mit der British Telecom ein Joint-venture im
B2B-Bereich gegründet und bereits 25 Testapplikationen und zwei
Lizenzverträge abgeschlossen. Bei einem Teil dieser Tests erhielten
wir auch von unseren Kunden eine Aufwandsentschädigung.
Performaxx!: Sie bekommen also Meilensteinzahlungen für Ihre
Trials und erhalten dann pro Neukunde des von Ihnen
mitaufgebauten Netzwerkes Royalties.
M. Speck: Prinzipiell arbeiten wir mit einer Grundlizenz. Dann
erwirtschaften wir noch einen Solution- und Ser-viceumsatz und
später folgen Royalties für den Mediaserver. Zwar wird Fantastic mit
den Endkunden nie Kontakt haben, doch die Anzahl der Endkunden
wird in Zukunft unseren Umsatz determinieren. Ob es sich dabei um
Einnahmen in Form von Royalties oder Subscription-Prices handelt,
können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Wir
haben in den letzten zwei Monaten unser Umsatzmodell angepaßt.
Damit wir in Zukunft mehr Kunden gewinnen, haben wir die
Gebühren für die Anfangslizenzen reduziert. Dieser Umstand trägt
zur gegenwärtigen Prognoserevision bei.
Performaxx!: In Ihrer offiziellen Presseaussendung erwähnten Sie
auch, daß ein länger als erwarteter Softwarezyklus zu einer
Umsatzverschiebung führt. Könnten Sie das genauer erläutern?
M. Speck: Im alten Zyklus sind wir an Konzerne wie z.B. Telecom
Italia herangetreten. Diese haben innerhalb weniger Monate unser
CMC erworben. Doch dann gab es eine große Lücke, bis das
Umsatzmodell feststand und die ersten Tests begannen. Dies hat sich
nun geändert. Heute werden wir zwar von Firmen wie Telstra für
einen Extended Trial bezahlt, aber wir müssen dafür gemeinsam mit
ihnen das Umsatzmodell erarbeiten. Die Kunden wollen einfach ein
funktionierendes Modell sehen, bevor sie die einzelnen Teile
kaufen. Und die Erstellung eines kundenfreundlichen Leistungspakets
erfordert mehr Zeit als ursprünglich erwartet.
Performaxx!: In welchem Segment verfügen Sie über eine
monopolistische Stellung?
M. Speck: In einem derart großen Markt kann heute noch kein Player
von sich behaupten, über eine Monopolstellung zu verfügen. Das
Ziel von Fantastic ist es, einen Standard zu setzen und möglichst
viele große Netzwerkbetreiber als Kunden zu gewinnen. Optimal
wäre es, wenn Fantastic einen Standard setzt, da dann die einzelnen
CMCs auch miteinander kommunizieren können. Ein konkretes
Beispiel liefern unsere beiden Kunden Deutsche Telekom und NTT
in Japan: Nachdem NTT unser Produkt evaluiert hat, war die
Deutsche Telekom Referenzkunde. Sie hat unsere Lösung mit der
Begründung empfohlen, daß nicht wenige ihrer Kunden auch über
Stützpunkte in Japan verfügen und im Falle einer Anschaffung
unserer Produkte gemeinsam ein durchgängiges Netz betrieben
werden könnte. Eine Daimler-Chrysler kann zum Beispiel Kunde von
NTT oder der Deutschen Telekom sein und wäre dadurch in der
Lage, Daten über denjenigen auszuschicken, der sie am günstigsten
übermittelt. Die Kommunikation ist dabei nicht nur auf ein
konzerninternes Netzwerk beschränkt, sondern Daimler könnte zum
Beispiel über die Deutsche Telekom ein Protokoll an seine
japanischen Kunden übermitteln.
Performaxx!: In welchem Bereich sind Sie der stärksten Konkurrenz
ausgesetzt?
M. Speck: Wir beschreiben den Markt grundsätzlich über zwei
Dimensionen: Die 1. Dimension betrifft die ganze Wertekette und
bedeutet soviel wie Aggregation (die Kunden dieser Stufe sind
entweder Content Provider oder Firmen im B2B-Bereich),
Broadcasting (Netzwerkbetreiber) und Consumer (Mediaserver). Zur
Zeit bieten nur sehr wenige Unternehmen Produkte für die gesamte
Wertekette an. Die 2. Dimension sind die einzelnen Netzwerke
(Kabel, Satellit, XDSL). Es existieren einige Player wie z.B. Real
Networks, die zwar das gesamte ABC abdecken, sich aber nur auf
zwei oder drei Netze spezialisiert haben. Aber wir sind noch auf
keinen Mitbewerber gestoßen, der, so wie wir, alle Netze auf der
ganzen Wertekette abdeckt. Am ehesten tendiert noch NDS in diese
Richtung. Dieses Unternehmen ist auf den Bereich Kabel- und
Broadcasting spezialisiert und stark von der Muttergesellschaft
abhängig. Fantastic ist einer der wenigen Player, die vollständig
unabhängig sind. Wir haben keinen Mehrheitsaktionär und werden
von keinem Netzwerkbetreiber dominiert.
Performaxx!: Sind Sie im Content-Bereich einem starken Wettbewerb
ausgesetzt?
M. Speck: Wir sehen, daß sich der zukünftige Markt über die Qualität
des Inhalts definieren wird. Das zeichnet sich heute schon im
WAP-Bereich ab. WAP verliert, trotz funktionierender Hardware,
mangels interessanter Inhalte langsam an Bedeutung. Die
Endkunden sind nur noch bereit, für gute Inhalte Geld zu bezahlen.
Der Content Bereich ist deshalb extrem wichtig. Fantastic hingegen
wird nicht selbst im Content-Bereich tätig sein. Wir versprechen uns
viel mehr Erfolg aus den entsprechenden Allianzen mit
Content-Providern wie z.B. unserem Joint-venture mit der Kirch
Gruppe, Worldzap, das sportbegeisterte Kunden interaktiv mit den
aktuellsten Informationen versorgt.
Performaxx!: Wie sieht eigentlich Ihre B2B-Strategie aus?
M. Speck: Im B2B-Bereich wollen wir Kunden gewinnen, die hohe
Datenmengen verarbeiten, weltweit über mehrere Standorte verfügen
und ihre Inhalte in regelmäßigen Zeitabständen immer wieder
updaten müssen. An diese Kunden gelangen wir heute in erster Linie
durch Testinstallationen. Im Hardware-Bereich beschränken wir uns
auf Consulting. Wir liefern keine Hardware, denn wir wollen uns hier
auf keinen Standard festlegen. Wir glauben, daß mit unseren
Testinstallationen das Interesse geweckt wird und somit auch Traffic
über unser CMC stattfindet. Die Kunden sehen dann, daß sie ein
Produkt kaufen, das nicht nur für eine einzelne Applikation wichtig
ist, sondern vielmehr eine Betriebssoftware für zukünftige
Kommunikationsplattformen darstellt.
Performaxx!: Liefern Sie auch die Betriebssysteme für die mobilen
Internetzugangsgeräte?
M. Speck: Nicht die Betriebssoftware, sondern die CEC und CMC,
also unsere eigene Software. Im Moment werden hier erst einmal die
Lizenzen verkauft. Da ist der Markt noch nicht klar definiert. Wir
konzentrieren uns im mobilen Bereich verstärkt auf den
Consumer-Markt, für den wir einen qualitativ hochwertigen Inhalt
bereitstellen wollen, sobald die ersten End-User-Geräte auf den
Markt kommen, die einzelnen UMTS-Lizenzen verteilt sind und sich
die neuen Netze etabliert haben.
Performaxx!: Fantastic liefert als kleines Unternehmen
Softwarelösungen für eine neue Generation von mobilen,
multimediafähigen Internetzugangsgeräten, die die stationären PCs
in einem ähnlichen Tempo verdrängen wie einst die PCs die
schwerfällige Großrechner. Darüber hinaus kooperieren Sie mit fünf
der acht weltweit größten Telekommunikationsunternehmen.
Bestehen da nicht aus strategischer Sicht Parallelen zu Microsoft?
M. Speck: Wir werden sicher einmal so groß sein wie Microsoft, da
unser Aufbau sehr ähnlich ist. Wir müssen eine kritische Masse
erreichen, um Standards setzen zu können. Im Gegensatz zu
Microsoft sind wir jedoch einer stärkeren Konkurrenz ausgesetzt.
Performaxx!: Welche Fehler von Microsoft möchten Sie generell
vermeiden?
M. Speck: Microsoft nützt seine Größe, um sich stark in die
Angelegenheiten des Kunden einzumischen. Nicht wenige Kunden
haben deshalb Angst davor, daß, sobald sie Microsoft benutzen,
geschäftlich abhängig werden. Viele unserer Kunden haben uns
gesagt, wenn Microsoft das gleiche Produkt wie Fantastic angeboten
hätte, wäre es nie zu einem Vertragsabschluß gekommen, denn das
CMC ist der Kern der Breitbandstrategie von ganzen
Netzwerkbetreibern. Sie hätten Angst davor gehabt, mit einem derart
dominanten Player wie Microsoft zusammenzuarbeiten. Das
bedeutet, daß wir etwas breiter gehen müssen als Microsoft und
unser System, ähnlich wie Linux, sehr offen halten sollten. Unsere
Grundsoftware wird um so weiter verbreitet, je mehr Applikationen
darauf geschrieben werden. Einen Teil programmieren wir auch
selbst wie zum Beispiel Smart Card, doch grundsätzlich wollen wir
unsere Applikation offen halten. Geschlossener sind wir hingegen im
Broadcasting-Bereich. Im Consumer-Bereich werden wir uns
allerdings bald öffnen, denn neben unserem Media Surfer
(gegenwärtig noch auf CD-Rom, Update via Broadcasting) werden
bald auch andere Produkte auf den Markt kommen.
Performaxx!: In welcher Größenordnung sehen Sie den
Anpassungsbedarf bei Ihrer Ergebnisprognose?
M. Speck: Wir haben gerade unsere Umsatzprognose von 50 auf 35
Mio. Euro im Jahr 2000 zurückgenommen und festgestellt, daß
unsere kostensenkenden Maßnahmen bereits greifen. Wir werden
aber trotzdem unser Plan-Ergebnis nicht ganz erreichen. Am
operativen Break-even im 4. Quartal 2001 halten wir noch immer
fest. Da die Budgets für das nächste Jahr noch nicht erstellt sind,
kann ich noch keine konkreten Zahlen nennen. Wir haben den zuvor
beschriebenen Trend erkannt und kostensenkende Maßnahmen
ergriffen, doch Einzelprognosen gestalten sich auf einen kurzen
Zeitraum äußerst schwierig.