News - 22.05.07 07:08
Familienkonzerne - typisch deutsch
Man spricht deutsch in den großen Familienkonzernen des Kontinents. Fast die Hälfte der 50 umsatzstärksten nicht-börsennotierten Gesellschaften Europas hat ihren Sitz in der Bundesrepublik. Und es geht ihnen blendend. Wie blendend, zeigt das aktuelle Handelsblatt-Ranking. Und auch, wer der Größte der Großen ist.
DÜSSELDORF. Die verschwiegene Gruppe der europäischen Unternehmen fernab der Börse wird klar von den Deutschen dominiert. Zwar ist der Anteil der Familienunternehmen an der Gesamtzahl der Firmen in Frankreich, Spanien oder Italien insgesamt nicht wesentlich kleiner als hier zu Lande. Doch kommen die großen Familienkonzerne vor allem aus Deutschland: 29 der 50 umsatzstärksten haben hier ihren Sitz, wie das aktuelle Handelsblatt-Ranking der nicht-börsennotierten Gesellschaften beeindruckend beweist.
Beim Wachstum konnten sie im abgelaufenen Geschäftsjahr im Schnitt zwar nicht mit den börsennotierten Firmen mithalten: Die 50 größten Privatfirmen Europas legten durchschnittlich um 5,3 Prozent zu, während die 500 größten Börsenkonzerne um elf Prozent wuchsen. Doch erzielten sie zum Teil kräftige Umsatzsteigerungen - allen voran die im Rohstoffgeschäft tätigen Firmen.
Dazu gehört der Spitzenreiter des Rankings, der Schweizer Konzern Glencore. Getrieben von der weltweit boomenden Nachfrage nach Alu, Kohle und Öl stieg der Umsatz um 15 Prozent auf umgerechnet 88 Mrd. Euro. Glencore ist das größte Unternehmen der Schweiz, zugleich aber kaum bekannt. Angaben zum Gewinn finden sich ebenso wenig in der Öffentlichkeit wie Details über das Innenleben der Firma, die nur 2 000 Angestellte hat und vom Deutschen Willy Strothotte als Verwaltungsratschef geführt wird.
Dafür mischt Glencore umso mehr im Hintergrund bei der Neuordnung der weltweiten Rohstoffbranche mit. Im Herbst 2006 brachte der Konzern sein Aluminiumgeschäft in einen neuen Konzern ein; gemeinsam mit zwei russischen Firmen schufen die Schweizer damit den neuen Weltmarktführer unter den Aluminiumherstellern.
Glencore ist komplett im Besitz seiner Manager. Es ist damit zwar kein klassisches Familienunternehmen, aber wie bei diesem Typus liegt eine enge Verbindung zwischen dem unternehmerischen Risiko und dem eigenen Vermögen vor. Ähnliches gilt auch für die Nummer zwei, den niederländischen Erdölhändler Vitol: Er machte den größten Sprung beim Umsatz, der um 27 Prozent auf 86,5 Mrd. Euro stieg und damit nahe an den langjährigen Spitzenreiter Glencore herankommt.
Auch die im Ölgeschäft tätigen deutschen Firmen profitierten kräftig vom weltweiten Boom in der Branche und dem damit verbundenen hohen Ölpreis. Die Marquard & Bahls AG übersprang beim Umsatz im vorigen Jahr die Marke von zehn Mrd. Euro. Deren Tochterunternehmen Mabanaft ist der führende unabhängige Mineralölhändler in Nordwesteuropa, eine weitere Tochter namens Oiltanking ist der weltweit zweitgrößte gewerbliche Betreiber von Tanklägern für Mineralöle, Chemikalien und Gase. Marquard & Bahls gehört mehrheitlich Hellmuth Weisser und Liesel Streich.
Hinter vielen europäischen Unternehmen fernab der Börse stecken Stiftungen - wie etwa bei der Bosch-Gruppe und der ZF Friedrichshafen AG - sowie Unternehmerfamilien. Gerade die Familien stecken ihr Vermögen oft in ganz verschiedene Geschäfte und schaffen so einen internen Risikoausgleich. Heraus kommen diversifizierte Unternehmen wie die deutsche Haniel-Gruppe, die seit mehr als 250 Jahren existiert und über 500 Gesellschafter hat. Zu Haniel gehört etwa der europaweit tätige Pharmahändler Celesio und der Baustoffhersteller Xella. Der Umsatz des Konzerns erhöhte sich um zehn Prozent auf 27,74 Mrd. Euro.
Damit ist Haniel der größte industrielle und in Familienbesitz befindliche Konzern Deutschlands. Nur der Unternehmer Adolf Merckle bringt mit seinen Beteiligungen mehr Umsatz zusammen - unter anderem mit Ratiopharm, Kässbohrer und der Heidelberg Cement AG sind es insgesamt 30,1 Mrd. Euro.
Angeführt wird die Gruppe der deutschen Familienunternehmen in dem Ranking aber wie üblich von Einzelhändlern. Bei ihnen hat die Schwarz-Gruppe mit Märkten wie Lidl und Kaufland einen Sprung von Platz fünf auf drei gemacht und damit Aldi überholt. Auch in anderen europäischen Ländern sind Handelskonzerne oft nicht börsennotiert, sondern in Privatbesitz: in Frankreich beispielsweise Auchan oder die in Spanien führende Einzelhandelskette Mercadona.
Auffallend ist, dass die deutschen Firmen nicht nur insgesamt das Ranking dominieren. Zugleich stellt Deutschland annähernd alle großen Familienkonzerne, die nicht im Einzelhandel oder im Rohstoffgeschäft tätig sind. Darunter Firmen wie der in der Öffentlichkeit unbekannte Automobilzulieferer Benteler aus Paderborn, der Pharmahersteller Boehringer-Ingelheim, der Medienkonzern Bertelsmann und die Würth-Gruppe.
Quelle: Handelsblatt.com
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Familienkonzerne - typisch deutsch
Man spricht deutsch in den großen Familienkonzernen des Kontinents. Fast die Hälfte der 50 umsatzstärksten nicht-börsennotierten Gesellschaften Europas hat ihren Sitz in der Bundesrepublik. Und es geht ihnen blendend. Wie blendend, zeigt das aktuelle Handelsblatt-Ranking. Und auch, wer der Größte der Großen ist.
DÜSSELDORF. Die verschwiegene Gruppe der europäischen Unternehmen fernab der Börse wird klar von den Deutschen dominiert. Zwar ist der Anteil der Familienunternehmen an der Gesamtzahl der Firmen in Frankreich, Spanien oder Italien insgesamt nicht wesentlich kleiner als hier zu Lande. Doch kommen die großen Familienkonzerne vor allem aus Deutschland: 29 der 50 umsatzstärksten haben hier ihren Sitz, wie das aktuelle Handelsblatt-Ranking der nicht-börsennotierten Gesellschaften beeindruckend beweist.
Beim Wachstum konnten sie im abgelaufenen Geschäftsjahr im Schnitt zwar nicht mit den börsennotierten Firmen mithalten: Die 50 größten Privatfirmen Europas legten durchschnittlich um 5,3 Prozent zu, während die 500 größten Börsenkonzerne um elf Prozent wuchsen. Doch erzielten sie zum Teil kräftige Umsatzsteigerungen - allen voran die im Rohstoffgeschäft tätigen Firmen.
Dazu gehört der Spitzenreiter des Rankings, der Schweizer Konzern Glencore. Getrieben von der weltweit boomenden Nachfrage nach Alu, Kohle und Öl stieg der Umsatz um 15 Prozent auf umgerechnet 88 Mrd. Euro. Glencore ist das größte Unternehmen der Schweiz, zugleich aber kaum bekannt. Angaben zum Gewinn finden sich ebenso wenig in der Öffentlichkeit wie Details über das Innenleben der Firma, die nur 2 000 Angestellte hat und vom Deutschen Willy Strothotte als Verwaltungsratschef geführt wird.
Dafür mischt Glencore umso mehr im Hintergrund bei der Neuordnung der weltweiten Rohstoffbranche mit. Im Herbst 2006 brachte der Konzern sein Aluminiumgeschäft in einen neuen Konzern ein; gemeinsam mit zwei russischen Firmen schufen die Schweizer damit den neuen Weltmarktführer unter den Aluminiumherstellern.
Glencore ist komplett im Besitz seiner Manager. Es ist damit zwar kein klassisches Familienunternehmen, aber wie bei diesem Typus liegt eine enge Verbindung zwischen dem unternehmerischen Risiko und dem eigenen Vermögen vor. Ähnliches gilt auch für die Nummer zwei, den niederländischen Erdölhändler Vitol: Er machte den größten Sprung beim Umsatz, der um 27 Prozent auf 86,5 Mrd. Euro stieg und damit nahe an den langjährigen Spitzenreiter Glencore herankommt.
Auch die im Ölgeschäft tätigen deutschen Firmen profitierten kräftig vom weltweiten Boom in der Branche und dem damit verbundenen hohen Ölpreis. Die Marquard & Bahls AG übersprang beim Umsatz im vorigen Jahr die Marke von zehn Mrd. Euro. Deren Tochterunternehmen Mabanaft ist der führende unabhängige Mineralölhändler in Nordwesteuropa, eine weitere Tochter namens Oiltanking ist der weltweit zweitgrößte gewerbliche Betreiber von Tanklägern für Mineralöle, Chemikalien und Gase. Marquard & Bahls gehört mehrheitlich Hellmuth Weisser und Liesel Streich.
Hinter vielen europäischen Unternehmen fernab der Börse stecken Stiftungen - wie etwa bei der Bosch-Gruppe und der ZF Friedrichshafen AG - sowie Unternehmerfamilien. Gerade die Familien stecken ihr Vermögen oft in ganz verschiedene Geschäfte und schaffen so einen internen Risikoausgleich. Heraus kommen diversifizierte Unternehmen wie die deutsche Haniel-Gruppe, die seit mehr als 250 Jahren existiert und über 500 Gesellschafter hat. Zu Haniel gehört etwa der europaweit tätige Pharmahändler Celesio und der Baustoffhersteller Xella. Der Umsatz des Konzerns erhöhte sich um zehn Prozent auf 27,74 Mrd. Euro.
Damit ist Haniel der größte industrielle und in Familienbesitz befindliche Konzern Deutschlands. Nur der Unternehmer Adolf Merckle bringt mit seinen Beteiligungen mehr Umsatz zusammen - unter anderem mit Ratiopharm, Kässbohrer und der Heidelberg Cement AG sind es insgesamt 30,1 Mrd. Euro.
Angeführt wird die Gruppe der deutschen Familienunternehmen in dem Ranking aber wie üblich von Einzelhändlern. Bei ihnen hat die Schwarz-Gruppe mit Märkten wie Lidl und Kaufland einen Sprung von Platz fünf auf drei gemacht und damit Aldi überholt. Auch in anderen europäischen Ländern sind Handelskonzerne oft nicht börsennotiert, sondern in Privatbesitz: in Frankreich beispielsweise Auchan oder die in Spanien führende Einzelhandelskette Mercadona.
Auffallend ist, dass die deutschen Firmen nicht nur insgesamt das Ranking dominieren. Zugleich stellt Deutschland annähernd alle großen Familienkonzerne, die nicht im Einzelhandel oder im Rohstoffgeschäft tätig sind. Darunter Firmen wie der in der Öffentlichkeit unbekannte Automobilzulieferer Benteler aus Paderborn, der Pharmahersteller Boehringer-Ingelheim, der Medienkonzern Bertelsmann und die Würth-Gruppe.
Quelle: Handelsblatt.com
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