Aus einer zunächst günstigen Ausgangslage wußte der Dax am Montag letztlich nur ein ganz kleines Plus zu machen. Und am Dienstag deutet nun alles darauf hin, daß sich der deutsche Aktienmarkt nicht mehr gegen Verluste stemmen kann. Die Vorgaben von der Wall Street sind jedenfalls eindeutig negativ und lassen fallende Notierungen erwarten. Gegen den Markt sprechen zudem die vom Vorsitzenden der Wirtschaftsweisen deutlich nach unten geschraubten Konjunkturerwartungen, die hohen Arbeitslosenzahlen sowie die anhaltende Absatzflaute in der Autobranche.
Der deutsche Rentenmarkt steckt weiter in Schwierigkeiten
Nichts wurde es am Montag mit der erhofften Stabilisierung am Rentenmarkt. Die Kurse fielen vielmehr weiter zurück. Die Ausgangslage gestaltet sich damit charttechnische gesehen unverändert schwierig. Und mit den ebenfalls schlechten Vorgaben von der Wall Street im Nacken machen sich Händler am Dienstag wenig Hoffnung auf Besserung. Und in der Tat gibt der Terminkontrakt Bund-Future bis gegen 8.30 Uhr um weitere sieben Basispunkte auf 118,36 Prozent nach.
Über Nacht wenig Bewegung am Devisenmarkt
Wenig verändert gegenüber den Kursen im späten New Yorker Geschäft zeigt sich der Devisenmarkt am Dienstag morgen. Gegen 8.30 Uhr kostet ein Euro 1,3194 Dollar nach 1,3210 Dollar am späten Abend. Im Verhältnis zum Yen wird der Dollar bei 104,51 Yen gehandelt nach 104,60 Yen. Händler sprechen von einer abwartenden Haltung, nachdem am späten Montag Deckungskäufe den Dollar deutlich nach oben getrieben hatten. Da hätten Marktteilnehmer Dollar-Short-Positionen geschlossen. Nach dem starken Einkaufsmanager-Index aus Chicago sei die Angst aufgekommen, auch die landesweiten Einkaufsmanager-Indizes könnten mit starken Beschäftigungskomponenten einen starken Arbeitsmarktbericht am Freitag vorbereiten.
Zugleich fürchte der Markt dollar-stützende Äußerungen vom amerikanischen Notenbankchef Alan Greenspan am Mittwoch vor dem Kongreß, heißt es im Handel. Und schließlich drückten die Berichte über die weiter steigende Massenarbeitslosigkeit in Deutschland auf die Stimmung für den Euro. Die offiziellen Daten der Nürnberger Bundesanstalt werden am Vormittag veröffentlicht.
Aus technischer Sicht sprechen Marktteilnehmer allerdings auch von einer Gegenbewegung, nachdem der Dollar am Montag morgen auf den tiefsten Stand seit sieben Wochen gefallen war. Beim Tief vom späten Montag bei 1,3169 Dollar liege für den Euro nun eine erste Unterstützung, bei 1,3250 bis 1,3279 Dollar eine erste Widerstandszone. Bei 1,33 Dollar liege eine große Barrier-Option im Markt, sie könnte einen möglichen Euro-Anstieg bremsen, heißt es. Im Vorfeld der genannten fundamentalen Impulse sei somit vermutlich kein Ausbruch aus der Spanne zu erwarten, heißt es. Am Nachmittag könnte der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe den ersten Impuls setzen.
Börse in Japan legt erneut zu
Die Tokioter Börse hat am Dienstag den vierten Handelstag in Folge zugelegt, wobei insbesondere binnenmarktorientierte Unternehmen gefragt waren. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index beendete den Handel mit einem Plus von 0,34 Prozent bei 11.780 Punkten. Der breiter gefaßte Topix-Index legte 0,21 Prozent auf rund 1.179 Punkte zu. Beide Indizes hatten am Vortag so hoch wie seit acht Monaten nicht mehr geschlossen, nachdem Daten zur japanischen Industrieproduktion den Appetit der Anleger auf einheimische Aktien angeregt hatten. Daß sich die Erholung der japanischen Wirtschaft weiter verbessert, schlossen die Anleger zudem aus der jüngsten Wachstumsrate der Ausgaben japanischer Haushalte: Sie war Daten vom Dienstag zufolge im Januar so stark wie seit einem halben Jahr nicht mehr und die Arbeitslosenquote verharrte auf einem Sechs-Jahres-Tief.
„Es ist offenbar nicht so, daß die Wirtschaft ihren Höhepunkt erreicht hat und nun schrumpft", sagte Kenichi Azuma von Cosmo Securities. „Die übereinstimmende Meinung ist jetzt, daß die Wirtschaft eine milde Rezession durchlief oder durchlaufen hat.” Händlern zufolge dämpften Sorgen über die weitere Entwicklung der amerikanischen Konjunktur in Fernost das Interesse an Exportunternehmen wie dem Autobauer Nissan, dessen Aktie um 1,42 Prozent ins Minus rutschte. Auch der Kurs des zweitgrößten Autoproduzenten der Welt, Toyota, gab 0,74 Prozent nach.
Aktien Hongkong am Mittag schwächer
Schwächer tendieren die Aktienkurse am Dienstag mittag (Ortszeit) in Hongkong. Die Börse entwickele sich nach der Schwäche von HSBC schlechter als die Märkte der Region, heißt es. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verzeichnet der Hang-Seng-Index ein Minus von 1,1 Prozent auf 14.037 Zähler. HSBC geben 2,6 Prozent auf 130 Hongkong-Dollar ab, nachdem die Zahlen etwas schlechter als erwartet ausgefallen waren. Die meisten Blue Chips tendieren im Minus. Unicom legen entgegen dem Trend jedoch um 1,4 Prozent auf 7,05 Hongkong-Dollar zu. Beobachter gehen davon aus, daß der HSI auf kurze Sicht nicht weiter nachgeben wird. Es gebe die Hoffnung auf positive Quartalsergebnisse, heißt es.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Wenig verändert zeigten sich am Montag die amerikanischen Aktien nach dem Schluß des offiziellen Handels. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gewann 0,08 Prozent auf 1.512,18 Punkte.
Unter den Einzelwerten verbesserten sich Biogen und Elan, nachdem sie im regulären Geschäft massiv eingebrochen waren. Grund war die Mitteilung beider Unternehmen, ihr gemeinsames Medikament gegen Multiple-Sklerose ”Tysabri” vom Markt zu nehmen. In einer klinischen Studie hatte es bei zwei Patienten, die ”Tysabri” in einer Kombinationsbehandlung mit ”Avonex” bekommen haben, ernste Nebenwirkungen gegeben. Biogen kletterten nach einem Minus von 43 Prozent um 0,8 Prozent auf 39 Dollar, Elan rückten nach einem Kurssturz um 70 Prozent um 2,5 Prozent auf 8,20 Dollar vor.
Continental Airlines verteuerten sich um 3,8 Prozent auf 11,12 Dollar. Zuvor hatte die Fluggesellschaft eine vorläufige Einigung mit einigen ihrer Gewerkschaften bekanntgegeben. Federated Department Stores fielen auch nachbörslich im Zuge ihrer angekündigten Fusion mit May Department Stores um 1,5 Prozent auf 57,29 Dollar. May Department Stores wurden nachbörslich nicht gehandelt.
Ölpreis, Pharma- und Autowerte belasten Wall Street
Negative Nachrichten aus der Pharma-Branche und eine Abstufung der Aktien führender amerikanischer Autokonzerne verdarben den Investoren an der Wall Street am Montag die Kauflaune und zogen den Markt kräftig ins Minus. Zur schlechten Stimmung am Markt trug Händlern zufolge zudem ein Zeitungsbericht über eine Ausweitung der Ermittlungen gegen den Versicherer American International Group bei. Darüber hinaus hätten die im Tagesverlauf wieder gestiegenen Ölpreise die Stimmung gedrückt. In Europa wurden für ein Barrel (knapp 159 Liter) Rohöl knapp 50 Dollar, in Amerika rund 51,70 Dollar bezahlt. Nun richte sich der Blick der Investoren allmählich auf die am Freitag erwarteten Arbeitsmarktdaten. „Ich glaube, die Anleger werden sich zurückhalten und vor dem Arbeitsmarktbericht nicht viel unternehmen", sagte Michael Murphy von Wachovia Securities.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verließ den Handel 0,7 Prozent ermäßigt mit rund 10.766 Zählern. Der breiter gefaßte S&P-500-Index sank um 0,64 Prozent auf etwa 1.203 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index verlor 0,66 Prozent auf 2.051 Punkte. „Das waren keine guten Nachrichten für Biogen und das gesamte Marktsegment. Ich denke, wir erleben da einige Gewinnmitnahmen nach drei sehr guten Geschäftstagen", sagte John Hughes von Epiphany Equity Research. „Nach dem Desaster im Biotechnologie-Sektor sind die meisten Anleger geschockt. Das könnte ein Weckruf für viele Leute sein, die denken, der Markt sei ohne Risiko", sagte Elliot Spar, Stratege bei Ryan Beck & Co. Die Pharma-Konzerne Elan und Biogen Idec hatten ihr gerade erst auf den Markt gebrachtes Multiple-Sklerose-Medikament Tysabri nach einem Todesfall zurückgezogen und damit eine Verkaufswelle bei ihren Aktien ausgelöst. Elan-Titel stürzten um mehr als 70 Prozent auf 8,00 Dollar ab und Biogen-Papiere um gut 42,5 Prozent auf 38,65 Dollar. Die Anleger stiegen so in die Titel des Konkurrenten Teva Pharmaceutical ein, der ebenfalls ein MS-Mittel vertreibt. Diese legten gut 9,2 Prozent auf 30,11 Dollar zu.
Der Kurs der Aktien des größten amerikanischen Versicherers AIG sackte um knapp 2,3 Prozent auf 66,80 Dollar ab, nachdem die Zeitung „Financial Times” berichtet hatte, der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer weite seine Ermittlungen in der Branche auf Verbindungen zwischen AIG und dem Rückversicherer Coral Reinsurance aus. Die Abstufung der Aktien der Autokonzerne Ford und General Motors durch Analysten der Banc of America auf „Verkaufen” von „Neutral” nahmen die Anleger wörtlich. Ford-Papiere verloren knapp 2,7 Prozent auf 12,65 Dollar, während die Titel des Branchenprimus' GM sogar gut 3,3 Prozent auf 35,67 Dollar einbüßten. Der elf Milliarden Dollar schwere Zusammenschluß der Kaufhausketten Federated Department Stores und May Department Stores inspirierte die Anleger nicht zu Käufen. Der Federated-Kurs fiel um 0,6 Prozent auf 56,45 Dollar. May-Aktien sackten sogar um mehr als 2,3 Prozent auf 34,53 Dollar ab.
Amerikanische Anleihen schließen schwach
Mit einer schwachen Tendenz zeigten sich die amerikanischen Anleihen am Montag. Nach einer eher ruhigen Eröffnung kamen die Kurse deutlich unter Druck, nachdem die Rendite der Zehnjährigen mit dem Ausbruch nach oben aus der in diesem Jahr gültigen Handelsspanne von 4,00 bis 4,30 Prozent massive Verkäufe ausgelöst hatte. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von vier Prozent fielen um 28/32 auf 96-31/32 und rentierten mit 4,38 Prozent, das sind 10 Basispunkte mehr als im frühen Geschäft. Am Freitag rentierten sie noch mit 4,27 Prozent. Die mit 5,375 Prozent verzinsten dreißigjährigen Staatsanleihen verloren 1-8/32 auf 109-25/32. Ihre Rendite betrug 4,72 Prozent, nach 4,64 Prozent.
Beobachter verwiesen auf Befürchtungen über gute Konjunkturdaten, die in dieser Woche noch anstehen, zeigten sich aber über die Bewegung dennoch überrascht. Viele hielten die Unterstützung bei 4,30 Prozent trotz der angekündigten Zinserhöhungen der Fed für solide. Nun wurde auch darauf verwiesen, daß zum Beispiel Investoren aus dem Hypothekenbereich ihre Portfolios nun das neue Zinsniveau anpassen müßten. Die Überraschung rührte auch daher, daß die meisten davon ausgingen, daß es vor den vielen Konjunkturdaten in dieser Woche - gekrönt von den Arbeitsmarktdaten am Freitag - noch keine größeren Bewegungen geben werde. Die erste, zurückhaltende Reaktion auf die am Berichtstag veröffentlichten Daten zum Chicago Einkaufsmanagerindex hatten diese Einschätzung zunächst auch bestätigt. Diese waren etwas positiver für die Konjunktur ausgefallen als erwartet.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Der Dax