EZB-Zinsentscheid: Märkte reagieren gelassen, Analysten enttäuscht
Zur Überraschung aller Beobachter hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen in der Euro-Zone abermals unverändert gelassen. Damit sind die Hoffnungen auf eine Entlastung der Finanzmärkte in Europa vorerst vom Tisch
Nach Einschätzung von EZB-Präsident Wim Duisenberg gäbe es derzeit keine überzeugenden Hinweise für eine weltweite Rezession, die einen Zinsschritt rechtfertigen würden. Das Wirtschaftswachstum in der EU-Zone werde sich zwar verlangsamen, aber solide bleiben. Andererseits seien die Inflationsgefahren in der Euro-Zone – so der Niederländer - zwar geringer geworden, nicht aber gänzlich verschwunden. Bei einer Inflationsrate von voraussichtlich über 2% in den kommenden Monaten sei kein Spielraum für eine Zinssenkung gegeben. Außerdem seien die nominalen und realen Zinsen in der Euro-Zone im historischen Vergleich nicht zu hoch.
Während die europäischen Märkte die Entscheidung erstaunlich gut verdauen und ihre Tagesgewinne verteidigen, zeigen sich führende Volkswirte in ersten Reaktionen durchweg enttäuscht. Nach Ken Wattret von BNP Paribas hat die EZB mit ihrer erneut unbeweglichen Haltung allen Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung eine eiskalte Dusche verpasst. Zusammen mit seinem Kollegen Peter Saacke von Merryl Lynch, geht der Londoner Analyst jetzt davon aus, dass sich die EZB angesichts einer weiter deutlich spürbaren Inflation vielleicht erst in Wochen, wenn nicht sogar erst in Monaten, zu einer Zinssenkung durchringen kann.
Ganz so schwarz malt Steven Pearson von Halifax die Lage nicht. Zwar glaubt auch Pearson, dass die EZB an ihrer vorsichtigen Haltung gegenüber den Zinsen bis auf Weiteres festhalten wird. Dennoch hält es der Analyst für möglich, dass die EZB einen Zinssenkungszyklus auf ihrer übernächsten Sitzung am 10. Mai einleiten könnte, sofern sich die weltwirtschaftliche Situation bis dahin nicht drastisch verändert und die Verantwortlichen schon vorher zum Handeln zwingen. Auch Guillame Menuet von 4Cast und Michael Schubert von der Commerzbank vermuten, dass die EZB die Preisentwicklung in der EU-Zone offenbar noch vier weitere Wochen abwarten will, um erst dann eine Entscheidung zu treffen. Dann aber müsste die Zinnssenkung, damit sie überhaupt noch Wirkung entfalten kann, eine Größenordnung von mindestens 0,5 und nicht wie bisher geplant von nur 0,25 Prozentpunkten erreichen.
Autor: Kai Barbey, 18:38 11.04.01
Zur Überraschung aller Beobachter hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen in der Euro-Zone abermals unverändert gelassen. Damit sind die Hoffnungen auf eine Entlastung der Finanzmärkte in Europa vorerst vom Tisch
Nach Einschätzung von EZB-Präsident Wim Duisenberg gäbe es derzeit keine überzeugenden Hinweise für eine weltweite Rezession, die einen Zinsschritt rechtfertigen würden. Das Wirtschaftswachstum in der EU-Zone werde sich zwar verlangsamen, aber solide bleiben. Andererseits seien die Inflationsgefahren in der Euro-Zone – so der Niederländer - zwar geringer geworden, nicht aber gänzlich verschwunden. Bei einer Inflationsrate von voraussichtlich über 2% in den kommenden Monaten sei kein Spielraum für eine Zinssenkung gegeben. Außerdem seien die nominalen und realen Zinsen in der Euro-Zone im historischen Vergleich nicht zu hoch.
Während die europäischen Märkte die Entscheidung erstaunlich gut verdauen und ihre Tagesgewinne verteidigen, zeigen sich führende Volkswirte in ersten Reaktionen durchweg enttäuscht. Nach Ken Wattret von BNP Paribas hat die EZB mit ihrer erneut unbeweglichen Haltung allen Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung eine eiskalte Dusche verpasst. Zusammen mit seinem Kollegen Peter Saacke von Merryl Lynch, geht der Londoner Analyst jetzt davon aus, dass sich die EZB angesichts einer weiter deutlich spürbaren Inflation vielleicht erst in Wochen, wenn nicht sogar erst in Monaten, zu einer Zinssenkung durchringen kann.
Ganz so schwarz malt Steven Pearson von Halifax die Lage nicht. Zwar glaubt auch Pearson, dass die EZB an ihrer vorsichtigen Haltung gegenüber den Zinsen bis auf Weiteres festhalten wird. Dennoch hält es der Analyst für möglich, dass die EZB einen Zinssenkungszyklus auf ihrer übernächsten Sitzung am 10. Mai einleiten könnte, sofern sich die weltwirtschaftliche Situation bis dahin nicht drastisch verändert und die Verantwortlichen schon vorher zum Handeln zwingen. Auch Guillame Menuet von 4Cast und Michael Schubert von der Commerzbank vermuten, dass die EZB die Preisentwicklung in der EU-Zone offenbar noch vier weitere Wochen abwarten will, um erst dann eine Entscheidung zu treffen. Dann aber müsste die Zinnssenkung, damit sie überhaupt noch Wirkung entfalten kann, eine Größenordnung von mindestens 0,5 und nicht wie bisher geplant von nur 0,25 Prozentpunkten erreichen.
Autor: Kai Barbey, 18:38 11.04.01