Exxon: Erdöl reicht noch für 250 Jahre

Beitrag: 1
Zugriffe: 195 / Heute: 1
sir charles:

Exxon: Erdöl reicht noch für 250 Jahre

 
19.06.02 13:31

Exxon: Erdöl reicht noch für 250 Jahre

Das Versiegen des Erdöls wird einer aktuellen Studie zufolge noch deutlich länger dauern als die derzeit in Aussicht gestellten 40 Jahre.
 
Seit Jahrzehnten streiten sich Experten darüber, wann denn nun die Ölquellen endgültig versiegen werden. In den 40er Jahren wurde 1960 als Ablaufdatum für das Schwarze Gold genannt, der Club of Rome gab Erdöl Anfang der 70er Jahre noch höchstens vier Jahrzehnte. Klar ist mittlerweile, daß die Experten bisher mit ihren Prognosen regelmäßig kräftig daneben gelegen waren, die 40 Jahre als Frist aber seit geraumer Zeit fortgeschrieben werden. Diese Zeitspanne ist für die Experten des Ölmultis Exxon Mobil allerdings bei weitem zu konservativ angesetzt: Dort wird vielmehr damit gerechnet, daß Erdöl noch 130 bis 250 Jahre kräftigst sprudeln wird.

Exxon Mobil bezieht sich dabei auf eine aktuelle Einschätzung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Die Crux liegt darin, daß die geschätzte 40 Jahres-Frist auf einer Vergangenheitsbetrachtung beruht. So werden die derzeit als sicher bestätigten Reserven durch den aktuellen Jahresverbrauch dividiert. Als "sicher bestätigt" gelten jene Vorräte, die durch Bohrungen nachgewiesen wurden und zudem mit heutiger Technik zu wirtschaftlichen Preisen förderbar sind. Nachdem die Technik die Effizienz zunehmend erhöht und immer mehr Felder ausbeutbar macht, steigen auch die Vorräte stärker als der Verbrauch. Im Vorjahr sind etwa die Ölreserven in absoluten Zahlen gemessen 50 mal stärker angestiegen als der Erdölverbrauch.


Allein, wenn zu den derzeit als nutzbar geltenden Vorräten noch jene hinzugezählt werden, die zwar mit konventionellen Techniken gefördert werden könnten, aber etwa aus Umweltschutzgründen im Boden bleiben, schiebt sich das Versiegen der Ölquellen laut Exxon schon deutlich hinaus. Wird noch eingerechnet, daß auch bereits geortete Vorräte an Ölschiefer und Schweröl früher oder später ökonomisch zu Tage gebracht werden können, reichen die Reserven laut Bundesanstalt für Geowissenschaften noch zumindest 250 Jahre. Schwierig ist freilich, den Ölverbrauch für diesen Zeitpunkt zu prognostizieren.


Wie groß die Sprünge der Technik sein können, zeigen die achtziger Jahre. Als 1985 mittels neuer Verfahren nicht nur die Länge von Ölfeldern, sondern auch deren Tiefe ermittelt werden konnte, erhöhte sich die Zahl der sicheren Reserven um 42 Prozent (siehe Tabelle). Mittlerweile werden auch Satelliten zur Ölsuche eingesetzt. Sie zeigen nicht nur natürliche Bodensenken, die auf Ölfelder schließen lassen, sondern ermitteln auch Unregelmäßigkeiten im Schwerefeld der Erde. In komplizierten Verfahren lassen sich daraus Rückschlüsse auf die unter der Oberfläche schlummernden Bodenschätze gewinnen.

Abzulesen ist der technische Fortschritt auch an den Trefferquoten von Probebohrungen. Führte vor 15 Jahren nur eine von zehn Bohrungen tatsächlich zum Erfolg, ist es heute bereits jede zweite. Wie sehr die Ölkonzerne von weiteren technischen Innovationen überzeugt sind, zeigen die jüngst von Multis getätigten Investitionen in besonders tiefliegende Quellen. So wurden Bohrrechte für Felder vor der westafrikanischen Küste und Brasilien erworben, die rund 3000 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Vor wenigen Jahrzehnten galten in der Nordsee noch 75 Meter Tiefe als Maximum, mittlerweile liegt dort der "Tiefen-Rekord" bereits bei mehr als 1400 Metern. Schwierig ist bei derartigen Bohrungen insbesondere der enorm hohe Wasserdruck.

Ungeachtet der technischen Entwicklungen war die Produktion im Vorjahr allerdings stark rückläufig (siehe Graphik). Ausschlaggebend dafür war die restriktive Förderpolitik des Opec-Kartells. Insgesamt hat die Öl-Produktion weltweit um 176 Mill. Tonnen abgenommen. Eine Menge, mit der Österreichs Erdölverbrauch 15 Jahre lang zu decken wäre.

Saddam Hussein droht

Wie sich die Produktion heuer entwickeln wird, ist noch offen. Während Rußland den Förderhahn immer stärker aufdreht, kündigte zuletzt einmal mehr der Irak eine niedrigere Produktion an, um damit die Öl-Preise nach oben zu treiben. Wie schon im Vorjahr hat sich Saddam Hussein dafür den Juli auserkoren. Nicht ohne Grund: Schließlich wird das irakische Rohöl vorwiegend zu Diesel und Heizöl raffiniert. Und beide Produkte werden insbesondere im Juni und Juli kaum nachgefragt.


 
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--