Exportnation China

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Exportnation China

 
01.06.03 14:57
CHINA – Waren für die ganze Welt (EurAmS)
01.06.2003 11:36:00


   
China exportiert mehr Güter als je zuvor. Investments im Reich der Mitte werden so immer interessanter. Mit welchen Fonds Anleger besonders profitieren
von Martin Blümel, Euro am Sonntag 22/03

Jeden Tag sind 700000 Container der chinesischen Reederei Cosco Pacific auf den Weltmeeren unterwegs. Sie bringen tonnenweise Güter nach China, in die Häfen von Hongkong, Shanghai, Yantian in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen und Tsingtao. Vor allem aber verschiffen sie Fertigwaren von China ins Ausland. Der Export ist einer der großen Trümpfe Chinas. Firmen wie Cosco Pacific profitieren davon.

Der Trumpf Export sticht immer noch, obwohl der schwache Dollar andere Exportnationen, wie etwa Deutschland, Frankreich oder Großbritannien, zurzeit sehr beunruhigt. Denn je schwächer der amerikanische Greenback zur jeweiligen Heimatwährung notiert, desto teurer werden die eigenen Produkte. Das gilt vor allem im Vergleich zum US-Dollar.

Das trifft jedoch nicht auf China zu, denn der Außenwert des Dollar lässt das Reich der Mitte wie auch Hongkong und Malaysia völlig kalt. Alle drei haben ihre Währung an den Greenback gekoppelt. Damit sind die Kurse des chinesischen Yuan (Renminbi), des Hongkong-Dollar und des malaysischen Ringgit zum Dollar quasi eingefroren. Simpler Effekt: Güter aus diesen Ecken der Welt werden in den USA nicht teurer – im Gegensatz eben zu den Waren aus Frankreich oder auch Deutschland. Ein klarer Vorteil für die Asiaten.

Im Handel mit Europa kommt China und Co die Euro-Stärke entgegen. Denn für den gleichen Euro-Betrag gibt es jetzt mehr Yuan auf das Konto. Oder die Chinesen nutzen die neuen Währungsverhältnisse für eine Wettbewerbsoffensive. Ohne den Erlös des Yuan zu vermindern, können sie die Euro-Preise senken.

In den übrigen asiatischen Ländern sieht es etwas anders aus. Zwar profitieren auch Staaten wie Thailand, Indonesien, Singapur, Taiwan und Südkorea vom starken Euro. Durch die fehlende Dollar-Anbindung ihrer heimischen Währung bekommen sie allerdings auch langsam, aber sicher den schwächelnden Greenback zu spüren – wenn auch nicht so dramatisch, wie dies in Euroland der Fall war. Der Verteuerungseffekt bewegt sich zumeist im einstelligen Prozentbereich.

Für einige Staaten wirkt sich der schwächere Dollar durchaus auch positiv aus, so beispielsweise für Indonesien und Thailand. Beide haben immer noch an ihren hohen Auslandsschulden zu knabbern – Spätfolgen der Asienkrise in den Jahren 1997 und 1998. Die Bedienung dieser Schulden wird nun dank des fallenden Dollarkurses erheblich billiger. Dass die Börsen von Indonesien und Thailand zu den Handelsplätzen mit der besten Performance des Jahres gehören, mag deshalb auch an der Schwäche der amerikanischen Währung liegen. So hat in Bangkok der SET-Index in lokaler Währung seit Anfang Januar 14 Prozent gewonnen, der JSX Composite in Indonesien gar mehr als 17 Prozent – und das trotz der dortigen politischen Unruhen.

Das Reich der Mitte ist der klare Gewinner der Dollar-Entwicklung. Das beweisen schon die nackten Zahlen: 2002 exportierte China Waren im Wert von 326 Milliarden Dollar, rund 22 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 2003 könnte das Land noch einen draufsetzen: Im ersten Quartal wurden bereits 33,5 Prozent mehr Güter in den Rest der Welt verschifft als im ersten Quartal 2002 – was wiederum Cosco Pacific und seine Container ins Spiel bringt.

Hauptabnehmer der Waren aus China sind vor allem die USA und Europa, daneben aber auch Südostasien. So werden etwa Textilien und Schuhe von Adidas oder Nike in den Fabriken chinesischer Firmen mit Namen Yue Yuen, Texwinca und Fountain Set in China produziert. Und deren Profite steigen dank des schwachen Yuan und des starken Euro weiter an.

Der florierende Export kompensiert dabei Schwächen des Binnenmarktes – ein Segen für die Chinesen. Denn die Wirtschaftsaussichten innerhalb des Landes sind, nicht zuletzt durch das grassierende SARS-Virus, noch immer schwer einzuschätzen (siehe Kasten oben rechts). Volkswirte gehen für 2003 beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) inzwischen von einem Plus von „nur noch“ 7,0 bis 7,6 Prozent aus. Zuvor waren unter den Auguren Zuwachsraten von deutlich über acht Prozent gehandelt worden. Ob die Experten Recht behalten werden, scheint aber zumindest fraglich: Fürs erste Quartal 2003 wurden sie Lügen gestraft, denn das BIP legte um sensationelle 9,9 Prozent zu.

Die Börse hat das Thema SARS nur kurzfristig irritiert. Denn langfristig dürfte sich durch das Virus an der Wachstumsstory Asien und insbesondere China nichts ändern. Das beste Beispiel liefert das Reich der Mitte als am stärksten betroffenes Land selbst. Von Beginn des Jahres bis Ende April, dem Höhepunkt der SARS-Panik, verlor der MSCI-China-Index zwar sieben Prozent. In den vergangenen Wochen ging es dann aber wieder um 17 Prozent nach oben. Fonds wie der DWS China und der HSBC Chinese Equity gehören zu den Gewinnern dieser Tage.

Für Jan Viebig, Manager des DWS China, ist es klar, dass SARS die Entwicklung nur kurzfristig stören kann. „Das zeigt sich auch daran, dass der Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen nicht nachlässt. Im ersten Quartal waren es bereits 13 Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr kam China insgesamt auf 52 Milliarden Dollar. Das ist weltweit spitze, nicht einmal in die USA fließen mehr Direktinvestitionen“, sagt Viebig.

Diese Investitionen sind vor allem Joint Ventures. Wie zum Beispiel BMW mit Brilliance Automotive. Oder die Kooperation des japanischen Autoproduzenten Honda mit Denway Motors. „Der Autobereich ist einer der Bereiche, der in China am stärksten wachsen wird. Die Privathaushalte in China können erstmals Autos nachfragen. Das zeigt sich schon in den Produktionszahlen. Brilliance, die bisher nur Minibusse fertigten, brachte es 2001 nur auf 9000 Fahrzeuge, jetzt werden es 100000 sein“, erläutert Manager Viebig.

Brilliance ist dabei kein Einzelfall. Insgesamt produzierte die chinesische Autoindustrie im ersten Quartal 2003 rund 565000 Fahrzeuge, ein Zuwachs von 110 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für das Gesamtjahr erwarten die Chinesen zwei Millionen produzierte Autos – was zum Jahr 2002 ein Plus von stolzen 112 Prozent bedeutet.

Vom Autoboom werden aber nicht nur die Produzenten, sondern auch die Betreiber von gebührenpflichtigen Autobahnen direkt profitieren. So wie in den Küstenregionen die Ausstattung mit Automobilen steigt, verbessert sich auch die Infrastruktur, und mit jedem Auto mehr verdienen Straßenbetreiber wie Zhejiang Expressways mit.

Seit kurzem dürfen ausländische Investoren auch A-Aktien handeln, das sind in Yuan notierte Aktien an den Börsen Shanghai und Shenzhen. Die Großbank UBS und das Broker-Haus Nomura erhielten die entsprechende Erlaubnis. Sicher ein begrüßenswerter Schritt der Regierung in Peking, der langfristig für mehr Transparenz im chinesischen Markt sorgen wird.

Doch Fondsprofis wie DWS-Experte Viebig oder Richard Wong von HSBC machen von dieser neuen Möglichkeit noch keinen Gebrauch. „Dort gibt es zwei Probleme“, meint Wong. „Die Aktien sind mit Kurs/Gewinn-Verhältnissen von 40 zu teuer. Zudem wissen wir nicht, wie sauber diese Zahlen überhaupt sind. Von Transparenz kann bei den A-Aktien noch keine Rede sein.“ Wong wie auch Viebig konzentrieren sich daher auf chinesische Unternehmen, die in Hongkong gelistet sind. „Hier kann man den Zahlen vertrauen“, so Wong.

Dass das Riesenreich durchaus interessante Investments bietet, hat inzwischen auch Investment-Legende Warren Buffett entdeckt. Auf der Hauptversammlung seiner Holding Berkshire Hathaway im vergangenen Monat gab Buffett bekannt, dass er groß in die chinesische Ölfirma Petrochina eingestiegen sei – ein Unternehmen, das wohl genauso vom Wachstum profitieren dürfte wie Brilliance Automotive oder Cosco Pacific mit seinen 700000 Containern.
 
red / -red-




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