Experten befürchten Rückschlag an der Börse
Zweifel an geradlinigem Konjunkturaufschwung wachsen. Pessimisten erwarten Einbruch beim Dax bis auf 4750 Punkte
Frankfurt/Main - Ein Gespenst geht um an den Börsen, das Gespenst eines weiteren Wirtschaftsrückschlags. Obwohl der Aufschwung momentan noch gar nicht da ist, sehen einige Experten schon wieder schwarz. Ihrer Meinung nach soll der wirtschaftlichen Erholung rasch ein zweiter Abschwung folgen. Angesichts der Erfahrungen aus der Vergangenheit wachsen damit die Zweifel, dass die weltweite Ökonomie eine V-förmige Wende vollziehen wird. Vom "double dip", einem doppelten Einbruch, ist die Rede. Statt "V-förmiger" Erholung rechnen viele Experten jetzt damit, dass die Konjunktur eher den Verlauf eines "W" annimmt und auch den Börsen noch einmal stürmische Zeiten ins Haus stehen.
"Fünf der sechs letzten US-Rezessionen verliefen in einer W- Formation", sagt Stephen Roach, Chefökonom bei Morgan Stanley. "Ich sehen keinen Grund, warum es in diesem Konjunkturzyklus anders sein sollte." Doch auch Europa scheint vor einem abermaligen Abtauchen nicht gefeit. "Bei drei von vier Rezessionen in Deutschland ging es nach dem Abschwung nicht gleich wieder steil nach oben", sagt Elga Bartsch, Volkswirtin bei Morgan Stanley. "Ob in den Jahren 66/67, 80 bis 82 oder 92/93 - stets tauchte die Ökonomie nach einer Zwischenerholung noch einmal ab."
Für die Aktienmärkte ist dies eine Horrorvorstellung. Schließlich nehmen die Börsen bereits jetzt eine kräftige und vor allem nachhaltige Konjunkturwende vorweg. Eine nochmalige wirtschaftliche Schwächeperiode würde die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Gewinnsituation endgültig über den Haufen werfen. So war es auch wenig verwunderlich, dass der weltgrößte Chiphersteller Intel, der dem Szenario eines "double dip" neue Nahrung gab, gestern die Börsen erschütterte.
Aktienanleger stehen jetzt vor der Frage, wie tief und wie lang ein möglicher Konjunkturrückschlag ausfällt. Handelt es sich wie 1993 in Deutschland nur um eine konjunkturelle Delle, müssen Anleger nur kleinere Abgaben befürchten. Folgt dagegen dem ersten Abschwung gar eine zweite Rezession wie 1982, wird es an der Börse zu weiteren Turbulenzen kommen.
Klar ist auf alle Fälle: Das weitere Kurspotenzial ist begrenzt. Dies ist die Ansicht nahezu aller Experten. Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank schließt sich dem Roach- Szenario an: "Der Aufschwung wird anders ausfallen, als dies viele erwarten." So könne es im zweiten Quartal zu einer Art Strohfeuer kommen, der ein Wachstum von drei bis vier Prozent beschere. Zur Jahresmitte könne dieses jedoch bereits wieder abgeflaut sein. "Die Märkte sehen die Konjunktur derzeit zu positiv", so Hüfner.
Besonders pessimistisch ist Dieter Wermuth, Stratege der UFJ- Bank. "Die Bewertungen sind zu hoch. Die Gewinnentwicklung gibt das einfach nicht her. Viele Anleger werden eine negative Überraschung erleben", kommentiert er seine Kursziele.
Nur von einer verhaltenen Erholung der Aktienmärkte geht Peter Saacke, Aktienstratege bei Merrill Lynch, aus. "Die Märkte werden steigen, aber weniger optimistisch als allgemein erwartet." Zwar ist Saacke prinzipiell von einer Erholung der Märkte überzeugt, allerdings erwartet er nur ein Wachstum im einstelligen Bereich. "Nach einem möglicherweise kurzzeitigen kräftigen Anstieg, kann es zu Rückschlägen kommen." Kurzfristig sinnvoll könne es deshalb sein, zyklische Werte überzugewichten. Danach setzt Saacke auf Unternehmen mit einer guten Bonuseinstufung beispielsweise aus dem Banken-, Versicherungs- oder Energiesektor.
Optimistischer ist Wolfgang Sawatzki, Leiter Primäranalyse bei Sal. Oppenheim sieht. Seiner Meinung nach wird die Weltwirtschaft im zweiten Quartal 2002 wieder an Fahrt aufnehmen. Gewinner des nächsten Aufschwung sind nach Einschätzung des Strategen Werte, die beim Lagerhaltungszyklus oder von einer starken Konsolidierung ihres Industriebereichs profitieren können. Hierzu zählen beispielsweise Banken, Telekom-Firmen aber auch Fluggesellschaften. Aufgrund ihrer hohen Bewertung seien jedoch noch vereinzelt deutliche Kursrückschläge zu erwarten.
Auch Stefan Bergheim, Chefökonom bei JP Morgan, dämpft überzogene Erwartungen an die Auswirkungen des Wirtschaftsaufschwung auf die Aktienmärkte. Nur "sehr vorsichtig" würden die Börsen reagieren, da bei vielen Aktienwerten der Aufschwung bereits eingepreist sei.
Gruß Kostolmoney
Zweifel an geradlinigem Konjunkturaufschwung wachsen. Pessimisten erwarten Einbruch beim Dax bis auf 4750 Punkte
Frankfurt/Main - Ein Gespenst geht um an den Börsen, das Gespenst eines weiteren Wirtschaftsrückschlags. Obwohl der Aufschwung momentan noch gar nicht da ist, sehen einige Experten schon wieder schwarz. Ihrer Meinung nach soll der wirtschaftlichen Erholung rasch ein zweiter Abschwung folgen. Angesichts der Erfahrungen aus der Vergangenheit wachsen damit die Zweifel, dass die weltweite Ökonomie eine V-förmige Wende vollziehen wird. Vom "double dip", einem doppelten Einbruch, ist die Rede. Statt "V-förmiger" Erholung rechnen viele Experten jetzt damit, dass die Konjunktur eher den Verlauf eines "W" annimmt und auch den Börsen noch einmal stürmische Zeiten ins Haus stehen.
"Fünf der sechs letzten US-Rezessionen verliefen in einer W- Formation", sagt Stephen Roach, Chefökonom bei Morgan Stanley. "Ich sehen keinen Grund, warum es in diesem Konjunkturzyklus anders sein sollte." Doch auch Europa scheint vor einem abermaligen Abtauchen nicht gefeit. "Bei drei von vier Rezessionen in Deutschland ging es nach dem Abschwung nicht gleich wieder steil nach oben", sagt Elga Bartsch, Volkswirtin bei Morgan Stanley. "Ob in den Jahren 66/67, 80 bis 82 oder 92/93 - stets tauchte die Ökonomie nach einer Zwischenerholung noch einmal ab."
Für die Aktienmärkte ist dies eine Horrorvorstellung. Schließlich nehmen die Börsen bereits jetzt eine kräftige und vor allem nachhaltige Konjunkturwende vorweg. Eine nochmalige wirtschaftliche Schwächeperiode würde die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Gewinnsituation endgültig über den Haufen werfen. So war es auch wenig verwunderlich, dass der weltgrößte Chiphersteller Intel, der dem Szenario eines "double dip" neue Nahrung gab, gestern die Börsen erschütterte.
Aktienanleger stehen jetzt vor der Frage, wie tief und wie lang ein möglicher Konjunkturrückschlag ausfällt. Handelt es sich wie 1993 in Deutschland nur um eine konjunkturelle Delle, müssen Anleger nur kleinere Abgaben befürchten. Folgt dagegen dem ersten Abschwung gar eine zweite Rezession wie 1982, wird es an der Börse zu weiteren Turbulenzen kommen.
Klar ist auf alle Fälle: Das weitere Kurspotenzial ist begrenzt. Dies ist die Ansicht nahezu aller Experten. Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank schließt sich dem Roach- Szenario an: "Der Aufschwung wird anders ausfallen, als dies viele erwarten." So könne es im zweiten Quartal zu einer Art Strohfeuer kommen, der ein Wachstum von drei bis vier Prozent beschere. Zur Jahresmitte könne dieses jedoch bereits wieder abgeflaut sein. "Die Märkte sehen die Konjunktur derzeit zu positiv", so Hüfner.
Besonders pessimistisch ist Dieter Wermuth, Stratege der UFJ- Bank. "Die Bewertungen sind zu hoch. Die Gewinnentwicklung gibt das einfach nicht her. Viele Anleger werden eine negative Überraschung erleben", kommentiert er seine Kursziele.
Nur von einer verhaltenen Erholung der Aktienmärkte geht Peter Saacke, Aktienstratege bei Merrill Lynch, aus. "Die Märkte werden steigen, aber weniger optimistisch als allgemein erwartet." Zwar ist Saacke prinzipiell von einer Erholung der Märkte überzeugt, allerdings erwartet er nur ein Wachstum im einstelligen Bereich. "Nach einem möglicherweise kurzzeitigen kräftigen Anstieg, kann es zu Rückschlägen kommen." Kurzfristig sinnvoll könne es deshalb sein, zyklische Werte überzugewichten. Danach setzt Saacke auf Unternehmen mit einer guten Bonuseinstufung beispielsweise aus dem Banken-, Versicherungs- oder Energiesektor.
Optimistischer ist Wolfgang Sawatzki, Leiter Primäranalyse bei Sal. Oppenheim sieht. Seiner Meinung nach wird die Weltwirtschaft im zweiten Quartal 2002 wieder an Fahrt aufnehmen. Gewinner des nächsten Aufschwung sind nach Einschätzung des Strategen Werte, die beim Lagerhaltungszyklus oder von einer starken Konsolidierung ihres Industriebereichs profitieren können. Hierzu zählen beispielsweise Banken, Telekom-Firmen aber auch Fluggesellschaften. Aufgrund ihrer hohen Bewertung seien jedoch noch vereinzelt deutliche Kursrückschläge zu erwarten.
Auch Stefan Bergheim, Chefökonom bei JP Morgan, dämpft überzogene Erwartungen an die Auswirkungen des Wirtschaftsaufschwung auf die Aktienmärkte. Nur "sehr vorsichtig" würden die Börsen reagieren, da bei vielen Aktienwerten der Aufschwung bereits eingepreist sei.
Gruß Kostolmoney