Optionsscheinbörse EUWAX, XETRA-System oder außerbörslicher Handel?
Seit 12. Mai 2000 stehen dem Anleger nun drei Möglichkeiten für den Optionsscheinhandel zur Verfügung: Der Handel über eine Börse wie etwa die Optionsscheinbörse EUWAX, der außerbörsliche Handel direkt mit dem Emittenten - und das elektronische Handelssystem XETRA der Deutsche Börse AG. Wir wollen jeweils die Vor- und Nachteile für den Anleger aufzeigen. Für eilige Leser sind am Schluß des Artikels pro und contra nochmals in einer Übersicht zusammengefasst.
Optionsscheinbörse EUWAX
An der Optionsscheinbörse EUWAX in Stuttgart wirkt der Makler als ausgleichendes Element zwischen Anleger und Emittent und sorgt für größtmögliche Liquidität der Optionsscheine, so daß auch häufig zu Gunsten des Anlegers Kurse innerhalb des Spreads des Emittenten zustande kommen können. Gleichzeitig garantiert die EUWAX das "Best-price-Prinzip": Eine Order wird also jeweils zum für den Anleger in diesem Moment günstigsten Kurs abgewickelt. Das vollautomatische "Limit-Control-System" der EUWAX vergleicht permanent die Limits der Anleger mit den Kursen der Emittenten. An der Stuttgarter Börse fällt eine Maklercourtage von 0,08% an, das entspricht bei einer Order über EUR 1000 einer Gebühr von EUR 0,80. Man sollte hierbei allerdings bedenken: Ist der Makler in der Lage, den Kurs eines Scheins nur um einen cent besser zu stellen, so spart man allerdings bei einem Kauf von 1000 Scheinen bereits EUR 10,00, so daß die Maklergebühr oft dadurch um ein Vielfaches aufgewogen wird. Des weiteren bietet die EUWAX auf Ihrer website umfangreiche Service-Leistungen wie etwa Realtimekurse und historische Emittentenkurse an. Mehr zum Handel an der EUWAX finden Sie hier.
Handelssystem XETRA
Der Optionsscheinhandel ist seit 12. Mai 2000 auch über das elektronische Handelssystem XETRA möglich. Das System funktioniert ähnlich wie die EUWAX, nur eben computergesteuert ohne Einschaltung eines Maklers, so daß auch keine Maklercourtage anfällt. Emittenten müssen ebenfalls für alle Scheine sowohl einen maximalen Spread als auch eine Mindeststückzahl angeben, für die die gestellte Quote gilt. Das System überwacht alle Eingaben permanent, Abweichungen werden nicht akzeptiert. Kurse können - wie auch an der EUWAX - nur innerhalb des Spread des Emittenten zustande kommen. Auch eine elektronische Limitüberwachung existiert. Ein weiterer Vorteil von XETRA ist die in aller Regel recht schnelle Ausführung von Orders.
Einige Regelungen sind jedoch derzeit als wenig anlegerfreundlich zu bezeichnen: So werden nur die Kurse angezeigt, zu denen zuletzt ein Handel stattgefunden hat (Last-Quotes). Dieser Kurs kann natürlich besonders bei geringen Umsätzen erheblich vom aktuellen Kursniveau abweichen. Außerdem sollte man wissen, daß Optionsscheine auf XETRA mit drei Nachkommastellen gehandelt werden. Es ist also möglich, daß der Emittent wertlose Scheine nur für einen symbolischen Preis von EUR 0,005 oder gar EUR 0,001 zurücknimmt. Einige Emittenten könnten diese Regelung jedoch zu einer versteckten Spread-Ausweitung nutzen: Hat ein Schein mit einem Bezugsverhältnis von 0,01 derzeit einen Spread von EUR 0,01, so entspricht das EUR 1,00 bei einem Bezugsverhältnis von 1:1. Der Emittent könnte nun den Spread bei einem Bezugsverhältnis von 0,001 auf EUR 0,005 senken. Bereinigt auf 1:1 entspräche das dann einem neuen Spread von EUR 5,00. Der größte Nachteil für den Anleger besteht aber darin, daß es derzeit für die Emittenten neben verbindlichen Kursen auch möglich ist, unverbindliche Kurse mit anschließender Quote-Request-Funktion in das System einzuspeisen. In diesem Fall wird erst dann, wenn eine konkrete Order vorliegt, ein verbindlicher Kurs gestellt. Außerdem: Wird die Mindeststückzahl überschritten, so besteht die Gefahr, daß der Emittent die Seite des Anlegers (Käufer oder Verkäufer) einsieht und entsprechend den jeweils für ihn günstigeren Kurs verbucht. Diese Regelungen sowie die Nicht-Sichtbarkeit der aktuellen Emittenten-Kurse hat dazu geführt, daß Marktführer Citibank vorerst nicht am XETRA-Handel teilnimmt und damit ein erheblicher Teil der in Deutschland gehandelten Optionsscheine nicht über XETRA handelbar ist. Mit der neuen Version 5.0 des XETRA-Systems sollen die Regelungen laut Angaben der Deutsche Börse AG verbessert werden. Bisher ist aber offenbar lediglich die Möglichkeit geplant, manuell verbindliche Quotes anzufordern.
Außerbörslicher Handel
Der außerbörsliche Handel funktioniert sehr einfach: Man läßt sich eine handelbare Geld-Brief-Spanne für die gewünschte Stückzahl stellen, der wenige Sekunden lang gilt, und akzeptiert diesen Kurs oder eben nicht. Der Handel ist oft bis 22 Uhr, teilweise sogar für wenige Stunden an Samstagen möglich. Es gibt aber weder Makler noch die Möglichkeit, irgendwelche Limits zu setzen. Der Ausführungskurs ist jeweils vor der Transaktion bekannt, der Abschluß einer Transaktion ist innerhalb von Sekunden möglich. Der außerbörsliche Handel eignet sich daher besonders dann, wenn Geschwindigkeit als wichtiges Kriterium gefragt ist. Nachteil: Man muß den Kurs des Emittenten akzeptieren, egal, wie dieser gerade gepreist ist, und man kauft zum höheren Briefkurs und verkauft zum niedrigeren Geldkurs, bezahlt also in jedem Fall den Spread. Weitere Informationen zum Handel mit Optionsscheinen in der Praxis finden Sie in Teil 13 unserer Einsteigerserie