Amvescap, die britische Muttergesellschaft des auch in Deutschland bekannten Investmentfonds-Anbieters Invesco, sackte um gut 80 Prozent in die Tiefe und bewegt sich heute wieder auf dem Kursniveau von 1998. Nicht viel anders präsentieren sich andere europäische Fonds-Manager, was angesichts des Marktumfeldes und der allgegenwärtigen Investitions-Unlust auch nicht verwundern kann.
Hedge-Fonds-Anbieter
profitiert von Börsenmalaise
Aber auch hier wird die Regel von der Ausnahme bestätigt. Im Gegensatz zu den klassischen Aktien- und Rentenverwaltern, die von Analysten auch als "Warrants auf den Gesamtmarkt" bezeichnet werden, bekommt die auf Hedge-Fonds spezialisierte Man Group die Krise kaum zu spüren. Im Gegenteil - das Desaster an den Aktienmärkten rückt den Hedge-Fonds-Sektor sogar noch stärker in den Fokus und treibt deren Absatzerfolge an.Eine direkte Korrelation mit dem Geschehen am Aktienmarkt lässt sich derweil nicht nachweisen, betonen die Strategen bei Merrill Lynch. Der Sorge, dass die Umsätze der Hedge-Fonds-Manager bei sich bessernden Märkten wieder nachgeben könnten erteilen sie eine klare Absage, was auch durch die steten Zuwächse der in Hedge-Fonds angelegten Gelder untermauert wird.
Auch bei UBS Warburg ist man der festen Überzeugung, dass die Aussichten für das von Man bediente Spezial-Segment weiterhin intakt bleiben. Die Analysten gehen davon aus, dass der Hedge-Fonds-Sektor in den kommenden fünf Jahren Wachstumsraten zwischen 25 und 35 Prozent pro Jahr erreichen wird. Im Schnitt prognostizieren sie beim verwalteten Vermögen eine Steigerungsrate von 31 Prozent, was etwa dem achtfachen der erwarteten Zuwächse bei aktiv gemanagten Aktien entspricht.
Zu den vielversprechenden Wachstumsperspektiven gesellt sich eine weit überdurchschnittliche Rentabilität des Geschäftes mit den sogenannten Alternative Investments, für die sehr viel höhere Gebühren verlangt werden als für die "normale" Vermögensverwaltung. Dies spiegelt sich auch in den Man-Zahlen wieder, die eine operative Gewinnmarge von mehr als 50 Prozent ausweisen, womit die Hedge-Fonds-Manager alle anderen Finanzdienstleister weit hinter sich lassen, die zwar sehr viel mehr Assets verwalten, aber damit sehr viel geringere Erträge erzielen.
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+++Positiv++ |
Mittel- und langfristiges Wachstum in der allgemeinen Vermögensverwaltung ist intakt |
Führende Marktstellung in einem extrem wachstums- und margenstarken Segment |
"Seltenheits-Bonus" da keine anderen Hedge-Fonds-Manager an der Börse notiert sind |
Hedge-Fonds profitieren von stärkerem Diversifizierungsbedürfnis der Anleger |
Stärkerer Fokus auf Retail-Geschäft in den USA eröffnet neue Perspektiven |
Aktien-Bewertung basiert auf Gewinnschätzungen, bei denen mögliche erfolgsabhängige Einnahmen (Performance Fee) nicht einbezogen sind |
Gilt als "All-Wetter-Aktie", weist aber trotzdem einen Bewertungsabschlag gegenüber den von der Börsenentwicklung abhängigen Vermögensverwaltern auf |
--- Negativ --- |
Anlagefehler beim Fonds-Management könnten das Vertrauen erschüttern |
Jeder Zeit mögliche Skandale fremder Hedge-Fonds könnten "alte" Bedenken wieder in den Vordergrund rücken |
Fehlschläge bei US-Expansion oder der Integration von RMF könnten belasten |
Quelle: Merrill Lynch/Datastream
Dessen ungeachtet wird die Man-Aktie derzeit ähnlich bewertet wie andere Asset Manager auch, was nach Einschätzung von Analysten aufgrund der sehr viel geringeren Abhängigkeit von der Börsenentwicklung kaum nachzuvollziehen ist. Vielmehr rechtfertige die Fokussierung auf den "allwetter-tauglichen" Hedge-Fonds-Sektor einen Aufschlag, sind auch die Analysten von HSBC überzeugt. Hinzu kommt, dass die bei Man für die Bewertung herangezogenen Gewinnschätzungen der kommenden Jahre jeweils ohne mögliche Zusatzerträge aus den schwer kalkulierbaren erfolgsabhängigen Performance-Fees angesetzt werden. Das heißt - bei den prognostizierten Gewinnen pro Aktie sind grundsätzlich positive Überraschungen möglich. Umso mehr, da sich die erfolgsabhängigen Einnahmen in den vergangenen Jahren als sehr stabil erwiesen haben.
Man gilt als Marktführer im europäischen Hedge-Fonds-Segment, will jetzt aber auch in den USA weitere Marktanteile hinzugewinnen. Dazu wird das etablierte und sehr erfolgreiche Vertriebsmodell für europäische Privat-Kunden nun auch jenseits des Atlantiks aufgebaut. Gleichzeitig hat Man durch die Übernahme der schweizerischen RMF seine Position im institutionellen Geschäft gestärkt, womit ebenfalls eine breitere Streuung der Einnahmen erreicht wird. Hinzu kommt ein zweites Standbein im Brokerage-Service für Derivate, das ebenfalls stete Ergebniszuwächse generierte.