Europas Währung hat wieder die Hürde von 1,10 Dollar übersprungen und die Börsen reagieren verschnupft. Exportwerte geraten wieder unter Druck
Frankfurt - Es dauerte nur Sekunden. Dann hatte der Euro die Marke von 1,10 Dollar mit einem riesigen Sprung genommen. Die Zahlen zum amerikanischen Arbeitsmarkt am Freitagnachmittag waren der Auslöser. Nach Auskunft des US-Arbeitsministeriums in Washington ging die Zahl der Jobs im August um über 90 000 zurück.
"Wachstum ohne neue Arbeitsplätze" - diese Angst wurde dadurch bestärkt und ließ den Dollar abstürzen. Das Szenario dahinter: Ohne neue Arbeitsplätze könnte der Aufschwung sich als Seifenblase erweisen - wie schon mehrmals zuvor in den vergangenen zwei Jahren.
Interessant war am Freitag aber vor allem, wie heftig die Märkte auf die Zahlen reagierten. Denn eigentlich war niemand von einer Verbesserung der Situation auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt ausgegangen. Noch vor einigen Tagen sind sogar deutlich schlechtere Nachrichten in den Hurra-Rufen der Optimisten erstickt. Ein Signal, dass wieder etwas mehr Nachdenklichkeit einkehrt?
Falls dem so ist, könnten auch die Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite der USA wieder stärker in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Am Donnerstag wird die Handelsbilanz der USA für den Monat Juli vorgelegt. Zuletzt lag das Minus bei knapp 40 Milliarden Dollar. Sollte es sich weiter vergrößert haben, dürfte sich das negativ auf den Dollar auswirken und den Euro weiter steigen lassen.
Andererseits werden in der kommenden Woche die revidierten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt der Eurozone veröffentlicht. Und hier ist auf Quartalsbasis wohl mit einem negativen Vorzeichen zu rechnen. Das spricht sicher nicht für den Euro.
Hinzu kommt, dass der Anstieg des Yen gegenüber dem Dollar in den vergangenen Tagen Aufwertungsdruck vom Euro genommen hat. Bislang hatte die japanische Notenbank mit ihren Interventionen stets dafür gesorgt, dass der Yen relativ stabil blieb. Angeblich sind diese Interventionen in der letzten Zeit jedoch deutlich zurückgefahren worden.
Ausblick für die Börsen: Von der Datenfront ist in der kommenden Woche wenig Neues zu erwarten. In Europa stehen nur die Teuerungsraten für August zur Veröffentlichung an. Noch dürfte die Preissteigerung sehr moderat bleiben und für keine Überraschungen sorgen. Allerdings mehren sich die Stimmen, die dafür plädieren, bei den Inflationsdaten genauer hinzuschauen und auch schon auf kleinste Abweichungen zu achten. Denn die riesige Liquidität und die Haushaltsdefizite weltweit lassen die Gefahr von Inflation wieder sehr real erscheinen - auch wenn gerade erst die Deflationsdebatte ausgestanden ist.
Auch aus den Unternehmen sind keine wichtigen Zahlen zu erwarten. Einzig Nokia wird mit seinem "Mid-Quarter Update" auf Interesse stoßen. Immerhin sah der Telekommunikationsmarkt in den vergangenen Monaten wieder etwas Licht am Ende des Tunnels. Dies sollte sich auch im Geschäft der Finnen niederschlagen.
Eine nachrichtenarme Woche also - und damit eine gute Gelegenheit für Wim Duisenberg, seinen Abgang vorzubereiten. Am Donnerstag wird er seinen letzten Quartalsbericht vor dem Europäischen Parlament abgeben. Im Schlepptau hat er dabei bereits seinen designierten Nachfolger Jean-Claude Trichet. Dieser wird den Parlamentariern ebenfalls Rede und Antwort stehen. Duisenberg hinterlässt ihm eine EZB, die gerade in der vergangenenen Woche signalisiert hat, dass sie angesichts der konjunkturellen Erwartungen keine Notwendigkeit für weitere Zinssenkungen sieht. Eigentlich eine gute Ausgangsposition für den Franzosen. fhs
Frankfurt - Es dauerte nur Sekunden. Dann hatte der Euro die Marke von 1,10 Dollar mit einem riesigen Sprung genommen. Die Zahlen zum amerikanischen Arbeitsmarkt am Freitagnachmittag waren der Auslöser. Nach Auskunft des US-Arbeitsministeriums in Washington ging die Zahl der Jobs im August um über 90 000 zurück.
"Wachstum ohne neue Arbeitsplätze" - diese Angst wurde dadurch bestärkt und ließ den Dollar abstürzen. Das Szenario dahinter: Ohne neue Arbeitsplätze könnte der Aufschwung sich als Seifenblase erweisen - wie schon mehrmals zuvor in den vergangenen zwei Jahren.
Interessant war am Freitag aber vor allem, wie heftig die Märkte auf die Zahlen reagierten. Denn eigentlich war niemand von einer Verbesserung der Situation auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt ausgegangen. Noch vor einigen Tagen sind sogar deutlich schlechtere Nachrichten in den Hurra-Rufen der Optimisten erstickt. Ein Signal, dass wieder etwas mehr Nachdenklichkeit einkehrt?
Falls dem so ist, könnten auch die Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite der USA wieder stärker in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Am Donnerstag wird die Handelsbilanz der USA für den Monat Juli vorgelegt. Zuletzt lag das Minus bei knapp 40 Milliarden Dollar. Sollte es sich weiter vergrößert haben, dürfte sich das negativ auf den Dollar auswirken und den Euro weiter steigen lassen.
Andererseits werden in der kommenden Woche die revidierten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt der Eurozone veröffentlicht. Und hier ist auf Quartalsbasis wohl mit einem negativen Vorzeichen zu rechnen. Das spricht sicher nicht für den Euro.
Hinzu kommt, dass der Anstieg des Yen gegenüber dem Dollar in den vergangenen Tagen Aufwertungsdruck vom Euro genommen hat. Bislang hatte die japanische Notenbank mit ihren Interventionen stets dafür gesorgt, dass der Yen relativ stabil blieb. Angeblich sind diese Interventionen in der letzten Zeit jedoch deutlich zurückgefahren worden.
Ausblick für die Börsen: Von der Datenfront ist in der kommenden Woche wenig Neues zu erwarten. In Europa stehen nur die Teuerungsraten für August zur Veröffentlichung an. Noch dürfte die Preissteigerung sehr moderat bleiben und für keine Überraschungen sorgen. Allerdings mehren sich die Stimmen, die dafür plädieren, bei den Inflationsdaten genauer hinzuschauen und auch schon auf kleinste Abweichungen zu achten. Denn die riesige Liquidität und die Haushaltsdefizite weltweit lassen die Gefahr von Inflation wieder sehr real erscheinen - auch wenn gerade erst die Deflationsdebatte ausgestanden ist.
Auch aus den Unternehmen sind keine wichtigen Zahlen zu erwarten. Einzig Nokia wird mit seinem "Mid-Quarter Update" auf Interesse stoßen. Immerhin sah der Telekommunikationsmarkt in den vergangenen Monaten wieder etwas Licht am Ende des Tunnels. Dies sollte sich auch im Geschäft der Finnen niederschlagen.
Eine nachrichtenarme Woche also - und damit eine gute Gelegenheit für Wim Duisenberg, seinen Abgang vorzubereiten. Am Donnerstag wird er seinen letzten Quartalsbericht vor dem Europäischen Parlament abgeben. Im Schlepptau hat er dabei bereits seinen designierten Nachfolger Jean-Claude Trichet. Dieser wird den Parlamentariern ebenfalls Rede und Antwort stehen. Duisenberg hinterlässt ihm eine EZB, die gerade in der vergangenenen Woche signalisiert hat, dass sie angesichts der konjunkturellen Erwartungen keine Notwendigkeit für weitere Zinssenkungen sieht. Eigentlich eine gute Ausgangsposition für den Franzosen. fhs