DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Rund einen Monat nach der größten Zinssenkung ihrer zehnjährigen Geschichte deutet die Europäische Zentralbank (EZB) die Möglichkeit eines weiteren Zinsschrittes an. "Wenn die Risiken für die Preisstabilität nach unserer Einschätzung weiter nachlassen, könnte die Geldpolitik weiter gelockert werden und wir werden entsprechend handeln", sagte EZB-Vizepräsident Lucas Papademos dem Magazin "Wirtschaftswoche". Zugleich warnte er allerdings vor übereilten Entscheidungen. "Dass manche Zentralbanken ihre Leitzinsen schneller gesenkt haben, heißt nicht, dass sie uns voraus sind."
Derzeit gilt für die mittlerweile 16 Euroländer mit ihren 329 Millionen Einwohnern ein Leitzins von 2,50 Prozent. Im Kampf gegen die Rezession hatte die EZB zuletzt erst Anfang Dezember 2008 den Leitzins ungewöhnlich stark um 0,75 Punkte gesenkt. Die erste Sitzung des EZB-Rates 2009 ist am 15. Januar in Frankfurt.
Ökonomen erwarten, dass die Währungsgüter ihren Kurs weiter vorantreiben werden. Im laufenden Jahr, so die verbreitete Erwartung, könnte der Leitzins auf 1,5 oder gar 1,0 Prozent sinken.
Wegen der sinkenden Ölpreise und der niedrigeren Inflation sehen die Währungshüter zunehmend Spielraum für Zinssenkungen. Die EZB hat die Aufgabe, Preisstabilität zu wahren und sieht dieses Ziel bei Teuerungsraten von knapp unter zwei Prozent gewahrt. Laut neuer Prognose sollen die Verbraucherpreise 2009 wieder stabil sein.
Die Gefahr einer Deflation, eines gefährlichen anhaltenden Rückgangs des Preisniveaus, sieht der EZB-Vize nicht: "Wir gehen nicht davon aus, dass dieses Phänomen im Euroraum auftritt."/kf/DP/gr