EU vergleicht Italien mit Enron

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sir charles:

EU vergleicht Italien mit Enron

 
05.07.02 09:59
EU vergleicht Italien mit Enron


Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi muss sich den Vorwurf der "kreativen Buchführung" gefallen lassen.


  Mailand - Nach Deutschland und Frankreich kann nun auch Italien seine Budgetziele nicht erreichen. Rom versuchte, mit "kreativer Buchführung" die versprochenen 1,6 Prozent Defizit doch noch zu erreichen. Künftige Erträge der staatlichen Lottogesellschaft bis 2006 wurden bereits im Budget 2001 verbucht, was in Brüssel auf heftigen Widerstand stieß. "Enron hat zukünftige Erträge in seine Bilanzen einfließen lassen. So etwas brauchen wir im Bereich der öffentlichen Finanzen nicht", verglich Yves Franchet, Chef des statistischen Amtes Eurostat, Italiens Finanzpolitik mit der des Pleite gegangenen US-Energieriesen Enron.
Lotterieeinnahmen

Italiens Haushaltsdefizit für 2001 wird offiziell nun 2,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen. Ursprünglich hatte die Regierung Berlusconi ein Ziel von 0,8 Prozent im Auge gehabt und dieses nach der negativen Konjunkturentwicklung im Vorjahr auf 1,6 Prozent revidiert. Die italienische Regierung hatte an zwei spezielle Finanzvehikel staatseigene Immobilien und das Recht an künftigen Lotterieeinnahmen im Zeitraum 2001 bis 2006 abgetreten und die Einnahmen bereits in der Haushaltsrechnung verbucht. Dies hatte Eurostat nicht anerkannt. Auch die Achillesferse der italienischen Finanzpolitik, die Gesamtschulden, werden um 0,4 Prozent auf 109,8 Prozent des BIP nach oben korrigiert. Damit ist Italien das höchst verschuldete Land der Eurozone.

Auch wenn Haushaltsminister Giulio Tremonti die Maßnahmen kritisierte und sofort ein Protestschreiben an Brüssel richtete, zeigt er sich zuversichtlich. "Wir erwarten uns von der Entscheidung positive Effekte auf den Haushalt 2002 und 2003. Jedenfalls werde die Regierung die Haushaltspolitik in ihrer bisherigen Form fortsetzen." Die Opposition kontert, dass die Konsequenzen der Eurostat- Entscheidung die Budgetpolitik negativ beeinflussen werden.

"In Qualität und Glaubwürdikeit gestärkt"

Eurostat-Chef Yves Franchet unterstrich, mit der neuen Grundsatzentscheidung zu staatlichen Verbriefungen auf Forderungen oder Vermögenswerte werde das System der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung "in Qualität und Glaubwürdigkeit gestärkt". In jüngster Zeit waren Zweifel an den staatlichen Defizitberechnungen aufgekommen, nachdem die neue Regierung in Portugal für das vergangene Jahr statt der bislang offiziell ausgewiesenen 2,2 Prozent ein Defizit von knapp drei Prozent signalisiert hatte. Der Sprecher von EU-Währungskommissar Pedro Solbes erklärte, durch die Eurostat-Neuberwertung würden die haushaltspolitischen Verpflichtungen Italiens nicht aufgehoben.

Zwar hatte die italienische Regierung in Sevilla zugesagt, bis 2003 einen "nahezu" ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Der Euro kam wegen den Budgetschwierigkeiten von immer mehr Euroländern gehörig unter Druck.

sir charles:

Mit Hitler gegen den Euro

 
05.07.02 10:01
Mit Hitler gegen den Euro

Britische Euro-Gegner machen mit teils bizarren Methoden gegen die europäische Gemeinschaftswährung mobil - Scharfe Kritik aus Brüssel

"Der Rückgriff auf Adolf Hitler ist ausgesprochen geschmacklos und unter aller Kritik", kritisiert EU-Kommissionssprecher Jean-Christoph Filori das Video der britischen Euro-Gegner.


  London„Ich habe bisher nicht ein einziges Argument gehört, das für einen britischen Euro-Beitritt spricht“, sagt Bob Geldof, ein für seine 80er-Jahre Benefizaktionen zu Gunsten Afrikas immerhin von der Queen zum Ritter geschlagener Ex-Rock-Star. Gemeinsam mit einer Reihe weiterer britischer Prominenter, unter anderem dem Comedy-Star Harry Enfield, dem Schauspieler Vic Reeves und der britischen Labour-Abgeordneten Kate Hoey macht er in einem Video unter dem Motto „europe yes, euro no“ gegen den Beitritt des Großbritanniens zur europäischen Währungsunion mobil.
“Ein Volk, ein Reich, ein Euro“

In dem Video ist kurz auch Adolf Hitler zu sehen, der verkörpert vom britischen Comedy-Star Rik Mayall, „ein Volk, ein Reich ein Euro“ von einem mit Hakenkreuzfahnen behängten Balkon brüllt. „Nein“, rufen darauf hin die wartenden Massen zurück.

Scharfe Kritik aus Brüssel

"Der Rückgriff auf Adolf Hitler ist ausgesprochen geschmacklos und unter aller Kritik", sagte EU-Kommissionssprecher Jean-Christoph Filori am Mittwoch in Brüssel. Filori weiters: "Dies als Witz zu bezeichnen, ist verletzend und appelliert an niedere fremdenfeindliche Instinkte." Führende Vertreter der britischen Juden verurteilten den Kurzfilm, als Beleidigung der Opfer des Holocaust.

Svoboda: "Skandalöse Hetzkampagne"

Auch der SPÖ-Delegationsleiter im Europäischen Parlament und SPE-Fraktionsführer Hannes Swoboda hat die "skandalöse Anti-Euro-Hetzkampagne" heftig kritisiert. Der Spot stelle die Einführung der europäischen Währung als "Nachvollzug der Hitler'schen Aggressions- und Expansionspolitik" dar.

"Politik braucht etwas Pfeffer"

Der britische Europaabgeordnete und Euro-Gegner Nigel Farage verteidigte hingegen die Kampagne. Es gehe nur darum, unpolitische und junge Menschen in die Debatte über einen Beitritt zur Währungsunion einzubeziehen, sagte Farage von der britischen Unabhängigkeitspartei. "Es wird versucht, diese Kampagne als Eigentor darzustellen, aber ich denke, Politik braucht etwas mehr Pfeffer."

"Never mind the Euro"

Das bizarre Video, das Ende des Monats in den Kinos gezeigt werden soll, ist nicht der erste Streich der britischen Euro-Gegner. Mit Plakaten, die der legendären Sex Pistols-Platte „Never mind the bollocks“ nachempfunden sind und schlicht „Never mind the Euro“ auf gelbem Hintergrund kommunizieren, oder einem Foto, das den britischen Finanzminister Gordon Brown in Handschellen zeigt, wird seit Monaten gegen die europäische Gemeinschaftswährung Stimmung gemacht.

Gegner überwiegen

Premierminister Tony Blair, ein Euro-Befürworter, will im kommenden Jahr das Volk über einen Beitritt Großbritanniens zur europäischen Währungsunion abstimmen lassen. Jüngsten Meinungsumfragen zu folge sind lediglich 36 Prozent der Briten dafür, 49 Prozent lehnen einen solchen Schritt ab. (Reuters,dax)

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