Etwas länger aber lesenswert, so arbeiten unsere A

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Waleshark:

Etwas länger aber lesenswert, so arbeiten unsere A

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20.08.06 19:56
nalysten. Aus der heutigen Euro am Sonntag. Wer also in seinem Beruf scheitert kann immer noch Analyst werden. Grüße vom Waleshark.

Grauschleier auf der Kristallkugel

Ihre Kursziele kalkulieren Finanzanalysten angeblich streng wissen-schaftlich. Dabei kommt im Zweifel das heraus, was gewünscht ist. Was Anleger über die Expertenaussagen wissen sollten.

Es gibt auch echte Kämpfer an der Börse: Per–Ola Hellgren, Analyst bei der Landesbank Rheinland-Pfalz, stufte die Aktie der Deutschen Telekom vor kurzem hoch, von Underperform auf Market Perform. Ein mutiger Schritt: Nur fünf Tage zuvor hatte Chef Kai-Uwe Ricke seine Gewinnprognose für das laufende Jahr um eine glatte Milliarde Euro gekürzt. Die Aktie war um mehr als zehn Prozent gefallen.
Hellgrens Kursziel bis Jahresende liegt bei 12,50 Euro, das wären mehr als zehn Prozent Kurspotenzial. Nicht schlecht, wird sich man-cher Anleger sagen und die Aktie kaufen. Dabei hält der Experte das Papier beileibe nicht für kaufenswert. Market Perform bedeutet in der Sprache des Bankhauses, dass sich die Aktie nur bis zu fünf Pro-zentpunkte besser oder schlechter entwickelt als der DAX. Nur Titel, denen die Pfälzer mehr Performance zutrauen, sind Outperformer und ein Kauf.
So viel ist klar: Analystenempfehlungen sind mitunter so aussage-kräftig wie die Sprüche von Wahrsagern auf Jahrmärkten. Auch die Ge-pflogenheiten der Finanzexperten ähneln schon mal denen der Kris-tallkugel-Zunft: Schlechte Nachrichten etwa versüßt man seiner Kund-schaft lieber, damit diese nicht wegläuft.

Beispiel Telekom: Nachdem Chef Kai-Uwe Ricke die Prognose gestutzt hatte, stuften zehn Banken das Papier herunter. Die meisten kamen zum Anlageurteil Halten. Was Anleger jetzt tun sollten? Am besten verkaufen. „Analysten, die von Kaufen und Verkaufen runterstufen, gibt es kaum. Das käme ja dem Eingeständnis einer Fehleinschätzung gleich“, sagt Stefan Kurz, Aktionärsschützer bei der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW).
Und als Versager will in der Branche keiner dastehen. Deshalb tanzen auch so wenig Experten aus der Reihe. Was die Mehrheit der Kollegen sagt, ist vielen Analysten als eigene Empfehlung gerade recht. Ge-genläufer wie Hellgren sind die Ausnahme. „Wenn ich mit dem Rudel heule, dann spielt es auch keine große Rolle, wenn ich falsch liege. Ich falle ja nicht auf“, sagt Kurz.

Wohin dieser Strom schwimmt, zeigt ein Blick auf die Empfehlungslis-ten im DAX: Fas 60 % der 1055 Empfehlungen für die 30 Werte sind laut Finanzdatenbank Bloomberg positiv, nur elf Prozent lauten „Mei-den“. Wieso es so viele gute Beurteilungen gibt? „Pessimismus ver-kauft sich schlecht“, sagt Joachim Goldberg, Ex-Devisenhändler und Mitbegründer des Beratungshauses Cognitrend, das sich mit verhal-tensorientierter Kapitalmarktanalyse beschäftigt. Analysten beraten schließlich Kunden, und die wollen ihr Geld anlegen. Ein Kollege, dessen Empfehlungskorb überwiegend aus Halten- und Verkaufen-Positionen besteht, hat nicht viel zu verkaufen.
Apropos Marketing: Abweichler leben zwar gefährlich, doch dafür kön-nen sie auch berühmt werden. Spektakuläre Kursziele etwa sind ein probates Mittel zur Selbstvermarktung. Bestes Beispiel: Porsche 911. Den Sportwagen kennt jeder, Analyst Michael Punzet von der Landes-bank Rheinland-Pfalz schaffte es mit seinem mutigen Kursziel für die Aktie bis in die Börsenberichterstattung der ARD. „Die Medien nehmen spektakuläre Kursziele eher auf als solche, die nahe dem tatsächli-chen Aktienkurs liegen“, sagt Wolfgang Gerke, ehemals Professor für Börsenwesen an der Uni Erlangen-Nürnberg.
Der Drang, ins Rampenlicht zu gelangen, könnte auch bei anderen Ana-lysten-Coups eine Rolle gespielt haben. Beispiel SAP: Als Chef
Henning Kagermann jüngst beim Umsatz hinter den Analystenschätzungen zurückblieb, senkte das US-Investmenthaus JP Morgan den Daumen und kürzte das Kursziel von 225 auf 120 Euro. Die Citigroup wiederum ließ das vermeintliche Desaster ungerührt – sie beließ ihre 290 Eu-ro.
Ähnlich im Juli der Fall United Internet: Die Credit Suisse stutzte ihr Ziel von 13,75 auf 7,50 Euro mit der Begründung, man glaube an einen härteren Preiskampf im DSL-Markt und rechne mit sinkenden Mar-gen beim Internetdienstleister. Das sah die Zunft anders: Mehrere Banken bestätigten ihre teils deutlich höheren Kursziele. Die Aktie stützte trotzdem ab. Die Credit Suisse konnte sich über lebhaftes Medienecho freuen.
Beide Analysen können darauf verweisen, dass die Aktien anschließend tatsächlich deutlich nach unten tendierten. Doch was war die Ursache – vielleicht die Empfehlung selbst? „Wenn genug Börsianer an die Prognosen glauben, dann erfüllen diese sich auch“, erklärt Goldberg.

Mitunter schlagen Kursziele Kapriolen wie Zirkusartisten. Die Bank Cheuvreux beispielsweise hatte die sonnenbeschienene Aktie von
Solarworld bis Anfang August auf Underperform gestuft. Ein Fehlur-teil: Das Papier stieg von Januar bis Mai von 120 Euro auf 280 Euro. Doch der Experte konnte seinen Irrtum offenbar nicht mit einer Her-aufstufung eingestehen. Stattdessen passte Cheuvreux im März das Kursziel von 101 Euro auf 204 Euro an – und riet weiterhin von der Aktie ab.
Auch die teils eklatanten Unterschiede zwischen den pessimistischs-ten und optimistischsten Marken bei Allerweltsaktien wie SAP, der Telekom oder DaimlerChrysler erstaunen. Dabei beruhen die Ziele im Prinzip auf streng mathematischen Berechnungen. Doch die blitzge-scheit klingenden Kalküle tun möglicher Manipulation offenbar keinen Abbruch. „Das Ergebnis hochkomplexer Modellrechnungen muss nicht besser sein als ein Kursziel aus dem Bauch heraus. Denn alle Modelle leben von subjektiv getroffenen Annahmen“, erklärt Börsenexperte Gerke. „Im Zweifel finde ich für jede Kursprognose eine plausibel klingende Begründung, sagt Goldberg.
Also alles Humbug? Nicht ganz. Viele Kurszieländerungen beruhen auf Fakten. Als der Chef des Bezahlsenders Premiere, Georg Kofler, sich vor Weihnachten im Poker um die TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga verzockte, senkten Lehmann Brothers und die HypoVereinsbank ihre Marken um jeweils zwei Drittel – zu Recht, wie sich zeigte.
Für Anleger können Kursziele also durchaus Anhaltspunkte für ihre Anlageentscheidung liefern. Vor allem dann, wenn sie von Analysten stammen, die als zuverlässig gelten. „Gute Analysten erkennt man daran, dass sie grundlegende Unternehmensdaten wie Gewinn-. und Um-satzentwicklung verlässlich voraussagen“, weiß Aktionärsschützer Kurz. Besonders gut waren zuletzt die Experten von Commerzbank Secu-rities, die aus einer weithin beachteten Umfrage als bestes Analys-tenhaus für den DAX hervorgingen.
Ein Zeichen von Qualität sind meist auch schnelle Prognosen. Die Herausforderung: Ein fixer Analyst weiß noch nicht, wie die Masse reagiert. Die Landesbank Rheinland-Pfalz etwa stufte unmittelbar nach der Gewinnwarnung die Telekom am 10. August auf Verkaufen her-ab. „Ich lag damit richtig und habe meinen Kunden einen Wertverlust von rund 10 % erspart“, sagt Analyst Hellgren. Nur fünf Tage später – nachdem sich die Aktie auf einem niedrigen Niveau einpendelte – stufte er das Papier wieder hoch.
Einige Kollegen könnten Hellgren nun als Fähnchen im Wind verun-glimpfen. „Manche würden ihr Urteil vielleicht nicht so schnell än-dern. Geld verdient man aber dann, wenn man Dinge voraussieht, und nicht wenn man hinterherläuft“, sagt Hellgren. Recht hat der Mann. und er kommt damit in die Zeitung.

Beispiele für Kursziele:
D. Telekom   Sal. Oppenheim  € 21.-     -   JP Morgan  € 10,50
SAP          ABN Amro        € 280,00   -   JP Morgan  € 120,00
U. Internet  Chitigroup      €  17,50   -   Cred. Suiss€  7,50
Daimler Chr. Cantor Fitzgerald € 73,00  -   Goldm. Sachs€ 38,00

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