Etablierte Banken verlieren Marktanteile
Vor allem Deutsche Bank und Hypo-Vereinsbank betroffen - Postbank schafft die Kehrtwende
Bei der Deutschen Bank geht es mit den Marktanteilen abwärts
Frankfurt/Main - Deutschlands Großbanken müssen um ihre Privatkunden kämpfen. Das geht aus einer Umfrage des renommierten Marktforschungsinstituts FMDS hervor, die der WELT in Auszügen vorliegt. Danach haben Kreditinstitute aller drei Säulen der Geldbranche seit 1993 kontinuierlich an Marktanteilen verloren.
Auf der Gewinnerseite stehen Auto- und Direktbanken.
FMDS erhebt im Auftrag der Kreditbranche regelmäßig Marktanteilszahlen. Dabei werden 30 000 Privatkunden unter anderem nach ihrer wichtigsten Bankverbindung gefragt, wobei Mehrfachnennungen möglich sind. In der Geldbranche gilt diese Umfrage - die vertraulich behandelt wird - als ein wichtiges Barometer für die Kundenentwicklung. Zum Gesamtmarkt gehören 64,5 Millionen Bürger im Alter von über 14 Jahren.
Besonders stark hat nach den Zehn-Jahres-Zahlen die Postbank unter Kundenschwund gelitten. Hatte das Geldhaus, das an die Börse gehen soll, 1993 noch einen Marktanteil von 19,4 Prozent, so waren es 2003 nur rund neun Prozent. "Vor zehn Jahren gab es bei uns fast alle Leistungen umsonst", erklärt ein Sprecher. "Als sich das änderte, fielen die Marktanteile rapide." Allerdings kann Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann darauf verweisen, die Trendwende geschafft zu haben. Seit 2001 steigt der Marktanteil wieder.
Anders sieht es bei der Deutschen Bank aus:
1993 hatte die Bank noch einen Marktanteil im Privatkundengeschäft von 7,9 Prozent. Zehn Jahre später sind es laut FMDS-Daten nur noch 6,2 Prozent. Besonders bitter ist der Aderlass in den vergangenen drei Jahren, seit das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank wieder Kerngeschäftsfeld des Konzerns geworden ist: Seit Ende 2000 ist der Marktanteil laut FMDS von 7,2 Prozent auf 6,2 Prozent gefallen. Privatkunden-Chef Rainer Neske gab kürzlich in einem Interview den Marktanteil mit sieben Prozent an. "In unseren Zielgruppensegmenten haben wir weitaus höhere Marktanteile als der Durchschnittswert, den FMDS unter 64,5 Mio. Bundesbürgern erfragt", relativierte ein Sprecher des Hauses.
Stabil, wenn auch auf niedrigem Niveau entwickelten sich die Marktanteile von Commerzbank und Dresdner Bank in den vergangenen fünf Jahren.
Auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben sich zuletzt - seit die Konkurrenz durch die Privatinstitute stärker geworden ist - gut gehalten. Gründe für die Rückgänge gibt es einige: "Die deutschen Banken haben sich noch nie darum gekümmert, welchen Nutzen sie ihren Kunden mit dem stationären Vertrieb bieten", sagt Burkhard Vesper, Managing-Partner bei der Unternehmensberatung Detecon International. "Der Verlust von Marktanteilen ist dafür die Quittung."
Bisher profitieren Autokredit- und Direktbanken mit ihren einfachen Produkten und Strukturen. So halten die Autobanken einen Marktanteil von drei Prozent, mehr als die HVB mit 2,9 Prozent. ams/eig/pj
DIE WELT
Artikel erschienen am 27. März 2004
Vor allem Deutsche Bank und Hypo-Vereinsbank betroffen - Postbank schafft die Kehrtwende
Bei der Deutschen Bank geht es mit den Marktanteilen abwärts
Frankfurt/Main - Deutschlands Großbanken müssen um ihre Privatkunden kämpfen. Das geht aus einer Umfrage des renommierten Marktforschungsinstituts FMDS hervor, die der WELT in Auszügen vorliegt. Danach haben Kreditinstitute aller drei Säulen der Geldbranche seit 1993 kontinuierlich an Marktanteilen verloren.
Auf der Gewinnerseite stehen Auto- und Direktbanken.
FMDS erhebt im Auftrag der Kreditbranche regelmäßig Marktanteilszahlen. Dabei werden 30 000 Privatkunden unter anderem nach ihrer wichtigsten Bankverbindung gefragt, wobei Mehrfachnennungen möglich sind. In der Geldbranche gilt diese Umfrage - die vertraulich behandelt wird - als ein wichtiges Barometer für die Kundenentwicklung. Zum Gesamtmarkt gehören 64,5 Millionen Bürger im Alter von über 14 Jahren.
Besonders stark hat nach den Zehn-Jahres-Zahlen die Postbank unter Kundenschwund gelitten. Hatte das Geldhaus, das an die Börse gehen soll, 1993 noch einen Marktanteil von 19,4 Prozent, so waren es 2003 nur rund neun Prozent. "Vor zehn Jahren gab es bei uns fast alle Leistungen umsonst", erklärt ein Sprecher. "Als sich das änderte, fielen die Marktanteile rapide." Allerdings kann Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann darauf verweisen, die Trendwende geschafft zu haben. Seit 2001 steigt der Marktanteil wieder.
Anders sieht es bei der Deutschen Bank aus:
1993 hatte die Bank noch einen Marktanteil im Privatkundengeschäft von 7,9 Prozent. Zehn Jahre später sind es laut FMDS-Daten nur noch 6,2 Prozent. Besonders bitter ist der Aderlass in den vergangenen drei Jahren, seit das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank wieder Kerngeschäftsfeld des Konzerns geworden ist: Seit Ende 2000 ist der Marktanteil laut FMDS von 7,2 Prozent auf 6,2 Prozent gefallen. Privatkunden-Chef Rainer Neske gab kürzlich in einem Interview den Marktanteil mit sieben Prozent an. "In unseren Zielgruppensegmenten haben wir weitaus höhere Marktanteile als der Durchschnittswert, den FMDS unter 64,5 Mio. Bundesbürgern erfragt", relativierte ein Sprecher des Hauses.
Stabil, wenn auch auf niedrigem Niveau entwickelten sich die Marktanteile von Commerzbank und Dresdner Bank in den vergangenen fünf Jahren.
Auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben sich zuletzt - seit die Konkurrenz durch die Privatinstitute stärker geworden ist - gut gehalten. Gründe für die Rückgänge gibt es einige: "Die deutschen Banken haben sich noch nie darum gekümmert, welchen Nutzen sie ihren Kunden mit dem stationären Vertrieb bieten", sagt Burkhard Vesper, Managing-Partner bei der Unternehmensberatung Detecon International. "Der Verlust von Marktanteilen ist dafür die Quittung."
Bisher profitieren Autokredit- und Direktbanken mit ihren einfachen Produkten und Strukturen. So halten die Autobanken einen Marktanteil von drei Prozent, mehr als die HVB mit 2,9 Prozent. ams/eig/pj
DIE WELT
Artikel erschienen am 27. März 2004