Nokia erwartet 2003 stabiles Wachstum
Von Christopher Brown-Humes, Robert Budden und Andrew Gowers, London
Branchenführer Nokia erwartet für 2003 ein positives Jahr auf dem Handy-Weltmarkt. Konzernchef Jorma Ollila rechnet allerdings damit, dass die Konjunktur in den USA und Europa schwach bleibt.
"Die Aussichten stehen gut, dass der Markt für Mobilfunkgeräte in den kommenden drei Jahren jährlich 10 bis 15 Prozent an Volumen gewinnt", sagte Konzernchef Jorma Ollila in einem Interview mit der Financial Times. Auch die Verkaufspreise dürften im Mittel "stabil oder leicht höher" liegen.
Zuwachs erwartet Ollila vor allem durch Neukunden in Märkten wie USA, China, Indien, Russland oder Osteuropa. Die Zahl der Mobilfunknutzer werde bis 2005 weltweit auf 1,5 Milliarden steigen und damit 50 Prozent über dem heutigen Stand liegen, sagte Ollila. In gesättigteren Märkten in Europa würden neue Modelle mit Farbbildschirmen, Spielen und Foto-Nachrichten positiv wirken. Im laufenden Jahr will Nokia 160 Millionen Handys verkaufen. Der Weltmarkt wird auf 400 Millionen Geräte geschätzt. Eine genaue Absatzprognose für 2003 wollte Ollila nicht abgeben. Dafür sei es noch zu früh.
"Alle Augen auf Schröder"
deutlich pessimistischer als auf den Handymarkt blickt Ollila auf die Konjunktur in den USA und Europa. Beide Volkswirtschaften würden in den kommenden zwei Jahren nur um ein Prozent zulegen. In Europa sorge ihn vor allem das schwache Wachstum in Deutschland. "Alle Augen sind auf den wieder gewählten Kanzler gerichtet. Er muss die Initiative ergreifen", sagte Ollila.
Für die USA gebe es 2004 eine echte Chance zur Erholung, aber "ich sehe nicht, woher in Europa der Aufschwung kommen soll. Die Sorge bei meinen europäischen Kollegen vom runden Tisch war noch nie größer".
"Das Investitionsklima in den USA und Europa ist sehr, sehr negativ, die Risikobereitschaft ausgesprochen niedrig", sagte Ollila. Er fürchte, dass der starke Dollar, das Außenhandelsdefizit und eine mögliche Immobilien-Blase die Erholung der US-Wirtschaft bremsen könnten.
UMTS-Start wird hinausgezögert
"Der Infrastrukturmarkt bereitet Grund zur Sorge", sagte Ollila. Die finanziell klammen Mobilfunkbetreiber würden nur zögerlich in die Netze investieren und den Start von UMTS hinauszögern. "Für 2003 sieht es nicht nach einer Erholung aus, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Infrastrukturnachfrage weiter nachlassen."
Auf dem Markt für Telekominfrastruktur werde es zu einer weiteren Konsolidierung kommen, denn "es gibt eindeutig Überkapazitäten", sagte Ollila. Nokia werde sich daran trotz Bargeldreserven in Höhe von 8 Mrd. Euro aber nur zögerlich beteiligen. Nokia setze auf eigene Stärke und versuche, die Investitionen in Forschung und Entwicklung bei neun Prozent des Umsatzes zu halten.
© 2002 Financial Times Deutschland