gatrixx: Deutsche Telekom "meiden"
Unternehmensprofil
Die Deutsche Telekom AG ist der größte Anbieter im Bereich
Telekommunikation in Europa und der drittgrößte weltweit. Das Unternehmen ist
auf dem Weg, sich von einem öffentlich organisierten Unternehmen zu einem
privat organisierten und marktwirtschaftlich ausgerichteten Konzern zu
entwickeln; eine außerordentliche Herausforderungen auch für das Management.
WKN: 555 750
Kurs: 26,74 Euro; Tief/Hoch (52 Wo.): 23,05 Euro / 61,65 Euro
Segment: DAX
KGV (2002e): 178
Branchen-KGV: 25 - 35
Gewinnreihe (in Euro): 1999: 0,43 2000: 1,96 2001e 0,2 2002e: 0,15
Dividende (01e): 0,62 Euro
Eigenkapitalquote: 32,9 Prozent
Die Schwierigkeiten bei der Reorganisation, Sicherung und dem Ausbau von
Marktanteilen bei gleichzeitiger Internationalisierung spiegeln sich in der
Entwicklung des Aktienkurses wieder. Seit den Höchständen von 104,90 Euro (März
2000) hat die Aktie 75 Prozent an Wert verloren.
Die Telekom hat sich in vier neue Geschäftsbereiche gegliedert. Das
Geschäftsfeld T-Com ist zuständig für die gesamte Kommunikation von Privat- und
Geschäftskunden. Hier ist das prozentual umsatzstärkste Festnetzgeschäft gebündelt. T-Systeme umfasst das Systemlösungsgeschäft für E- Business,
Informationstechnologie und Telekommunikation. Im Bereich T-Mobile werden
sämtliche Aktivitäten im Mobilfunk zusammengefasst. T-Online ist als größter
Online-Dienst Europas das vierte Standbein der Gesellschaft.
Das abgelaufenen Geschäftsjahr 2000 wurde geprägt durch den Erwerb der UMTS-
Lizenzen und den Internationalisierungs-Bemühungen in den Bereichen T-Systeme,
T-Online und T-Mobile.
Ausblick
Globalisierung um jeden Preis schien bisher die Devise gewesen zu sein. Ob
diese Strategie aufgeht, darf bezweifelt werden. So wurde ein überteuerter
Eintrittspreis in den amerikanischen Markt für die hochdefizitären US-Mobilfunkanbieter bezahlt. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben für
Voicestream und Powertel auf mehr als 32,7 Milliarden Euro. Voicestream
erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2000 einen Verlust von 2,1 Milliarden
US-Dollar. Im ersten Quartal 2001 lag der Verlust bei 651 Millionen US-Dollar -
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg von 220 Prozent.
Das Geschäftsjahr 2001 steht nach Angaben der Deutsche Telekom AG im Zeichen
der Integration der im Vorjahr erworbenen Beteiligungen. Zur Sicherstellung
einer angemessenen Profitabilität will die Deutsche Telekom beim Umsatz wieder
den Fokus auf die Kostenentwicklung richten. Denn in 2000 standen Umsätzen und Bestandserhöhungen von 41,8 Milliarden Euro betriebliche Aufwendungen von 45,1
Milliarden Euro gegenüber. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen
einen Umsatzanstieg um 15 Prozent auf 47 Milliarden Euro.
Die Deutsche Telekom hat angekündigt, auch in diesem Jahr Tafelsilber zwischen
14 und 19 Milliarden Euro zu verkaufen. Dazu zählen Immobilien, der Verkauf
eines großen Teils des Kabelnetzes und Beteiligungsverkäufe an dem
US-Telefonkonzern Sprint.
Weitere Einnahmen erhofft sich die Gesellschaft durch den geplanten Börsengang
der Sparte T- Mobile im vierten Quartal diesen Jahres, welcher rund 10
Milliarden Euro einspielen soll.
Bewertung
Die Deutsche Telekom ist der Top- Player im europäischen
Telekommunikationsmarkt, gefolgt von France Telekom und der britischen
Vodafone. Sie hat eine starke Marktposition, hat die Internationalisierung
vorangetrieben und sich breit nach Geschäftsfeldern aufgestellt.
Dennoch, der Blue Chip ist immer noch teuer - auch wenn es keiner wahr haben
will. Vom Top weit entfernt notiert die Aktie mit 27 Euro. Geplatzt sind die
Träume, mit denen die Analysten die Aktie hochgelobt haben. Dabei sehen die Zahlen auf dem ersten Blick gar nicht so schlecht aus.
Der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2000 gegenüber dem entsprechenden Vorjahr um
15,4 Prozent auf 40,9 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und
Abschreibungen kletterte von 14,5 Milliarden Euro auf 20,7 Milliarden Euro.
Der Konzernüberschuss stieg von 1,3 Milliarden auf 5,9 Milliarden Euro. Das
sehr gute Ergebnis konnte jedoch nur durch die Veräußerung von Tafelsilber
erzielt werden: Der Börsengang von T-Online brachte 2,65 Milliarden Euro. Weitere 5,93 Milliarden Euro wurden durch den Verkauf der
Global-One-Beteiligung und die Veräußerung regionaler Kabelgesellschaften
eingenommen. Ohne diese außerordentlichen Erlöse wäre ein Verlust entstanden.
Im laufenden Geschäftsjahr dürften weitere einmalige Einnahmen das Ergebnis
schönen. Zum Beispiel könnte ein Börsengang von T-Mobil Geld in die Kassen
spülen. Auch der Verkauf weiterer Kabelgesellschaften und Beteiligungen ist
geplant. Ob damit das Jahr 2001 positiv abgeschlossen werden kann, ist jedoch
fraglich. Die Verluste einiger Töchter dürften den Konzern-Gewinn belasten.
Hinzu kommen hohe Goodwill-Abschreibungen und jährliche Kosten für die
UMTS-Lizenzen.
Im ersten Quartal 2001 summierten sich die beiden letzten Faktoren auf 854
Millionen Euro. Unterm Strich erzielte der Konzern einen Nachsteuer-Verlust von
358 Millionen Euro. Im Vorjahres-Zeitraum standen noch 1,96 Milliarden Euro
Gewinn in den Büchern. Bei den Umsätzen war ein Zuwachs von 16,2 Prozent auf
11,1 Milliarden Euro zu verzeichnen.
Empfehlung
Die Ausgaben der Deutschen Telekom waren im Geschäftsjahr 2000 sehr hoch.
Einsparungen im laufenden Geschäftsjahr dürften von den Integrationskosten und
Verlusten der zugekauften Unternehmen aufgezehrt werden.
Ein Gewinn dürfte die Deutsche Telekom voraussichtlich auch 2001 wieder
erzielen. Dieser dürfte jedoch wieder stark von den Verkäufen von Immobilien
und Beteiligungen der Gesellschaft abhängig sein. Einnahmen aus den UMTS-
Lizenzen werden vermutlich erst im Jahr 2004 umsatzwirksam. Bis dahin sind hohe
Aufwendungen für den Aufbau der Netze nötig.
Das Vertrauen in den Telekommunikationsriesen ist angeschlagen.
Wertberichtigungen in Milliardenbereich bei Immobilien und Gerüchte über eine
zu hohe Bewertung der Anlagen in der Eröffnungsbilanz 1995 nagen an der Glaubwürdigkeit. Mit einem KGV von 178 für 2002 ist die Aktie recht hoch
bewertet und viel Fantasie eingepreist. Daher drängt sich zur Zeit ein
Engagement nicht auf.
12.07. - 12:32 Uhr
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