Montag 17. Dezember 2001, 18:23 Uhr
Erster Ifo-Anstieg seit Juli noch keine Trendwende
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Frankfurt (Reuters) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im November wie erwartet etwas aufgehellt, aber trotz des gestiegenen Ifo-Indexes ist eine Wende nach Einschätzung des Münchener Instituts noch nicht erreicht. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland sei auf 84,9 von 84,7 Punkten im Oktober gestiegen und damit erstmals seit Juli 2001, teilte Ifo am Montag mit. Ifo-Volkswirt Gernot Nerb zufolge ist es aber noch zu früh, um von einer Wende zu sprechen. Nerb sieht ebenso wie viele Analysten Spielraum für eine weitere Leitzinssenkung in der Euro-Zone. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) äußerte sich dagegen zuversichtlich über eine Erholung der deutschen Konjunktur. Internationaler Währungsfonds (IWF) und Bundesbank rechnen mit einem nur geringen Wachstum im kommenden Jahr.
Analysten sagten, der Anstieg hätte deutlicher ausfallen können. Im Schnitt hatten von Reuters befragte Volkswirte die Zunahme auf 84,9 Punkte ANZEIGE
prognostiziert.
Der leichte Index-Anstieg signalisiert nach Einschätzung von Ifo-Volkswirt Nerb noch keine konjunkturelle Wende, es gebe aber Hoffnung auf eine baldige Erholung. "Der Anstieg der Erwartungen ist ein erster Anhaltspunkt, dass sich der Abschwung zumindest verlangsamt", sagte Nerb im Reuters-Interview. Es sei allerdings zu früh, um mit Sicherheit von einer Wende zu sprechen. "Erst ein Anstieg in drei aufeinander folgenden Monaten ist ein sicheres Zeichen für eine Erholung." Die Europäische Zentralbank (EZB) habe Spielraum für eine Leitzinssenkung. "Dies ist eine Konstellation, die man in der Nähe von einem unteren Wendepunkt erwartet: die Erwartungen verbessern sich, während sich die gegenwärtige Lage weiter verschlechtert", sagte Nerb. Trotz des zaghaften Anstiegs und des sehr niedrigen Niveaus sprach Nerb von "einem vorsichtigen Licht am Ende des Tunnels."
Bundesfinanzminister Hans Eichel sagte nach einem Gespräch mit seinem niederländischen Amtskollegen Gerrit Zalm mit Blick auf die deutsche Konjunktur, inzwischen gebe es "die ersten zarten Anzeichen für Licht am Ende des Tunnels". Der Ifo-Index zeige bei den Geschäftserwartungen inzwischen wieder nach oben. Das unterstreiche, dass die ökonomische Schockwirkung nach den Anschlägen vom 11. September auslaufe.
"Das Plus ist ein technischer Reflex und signalisiert noch keine konjunkturelle Wende in Deutschland", sagte Jörg Krämer von Invesco Asset Management. Ähnlich niedrigen Index-Niveaus seien in der Vergangenheit stets Rezessionen gefolgt. Die EZB werde ihre Wachstumserwartungen weiter nach unten revidieren, weswegen er am 3. Januar eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte auf dann 2,75 Prozent im Schlüsselzins erwartet. Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin (Frankfurt: 802322.F, Nachrichten) sprach dagegen zurückhaltend von einer erkennbaren Trendwende. "Aus meiner Sicht könnten wir im ersten Quartal 2002 schon wieder leicht positive Wachstumsraten in Deutschland sehen."
Wie aus einem Reuters bereits seit Freitag vorliegenden Zwischenbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervorgeht, wird der IWF am Dienstag seine Wachstumsprognosen für Deutschland reduzieren, und zwar auf 0,5 Prozent in diesem Jahr und 0,7 Prozent für 2002. Die Deutsche Bundesbank erwartet für 2002 ein nur geringes Wachstum. 2000 war das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 3,0 Prozent gewachsen.
Nach Worten von Bundesbank-Chefvolkswirt Hermann Remsperger kann nicht von einer Rezession gesprochen werden. Die Bilanz hatte Bundesbankpräsident Ernst Welteke für 2001 als "ernüchternd und unbefriedigend" bezeichnet. Remsperger zufolge werden das vierte Quartal 2001 und das erste Vierteljahr 2002 ungünstig ausfallen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war von Juli bis September um 0,1 Prozent zum Vorquartal geschrumpft. Nach einer verbreiteten Definition gelten zwei Quartale hintereinander mit negativem BIP-Wachstum als Rezession.
Der Index der Geschäftsbeurteilungen in Westdeutschland fiel den Angaben zufolge auf 79,1 von 79,9 Punkten im Oktober. Der Index Geschäftserwartungen für die alten Bundesländer stieg auf 90,9 von 89,6 Punkten im Vormonat. In Ostdeutschland kletterte der Geschäftsklimaindex auf 97,3 von revidiert 96,5 Punkten.
Good Trades !
Erster Ifo-Anstieg seit Juli noch keine Trendwende
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Frankfurt (Reuters) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im November wie erwartet etwas aufgehellt, aber trotz des gestiegenen Ifo-Indexes ist eine Wende nach Einschätzung des Münchener Instituts noch nicht erreicht. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland sei auf 84,9 von 84,7 Punkten im Oktober gestiegen und damit erstmals seit Juli 2001, teilte Ifo am Montag mit. Ifo-Volkswirt Gernot Nerb zufolge ist es aber noch zu früh, um von einer Wende zu sprechen. Nerb sieht ebenso wie viele Analysten Spielraum für eine weitere Leitzinssenkung in der Euro-Zone. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) äußerte sich dagegen zuversichtlich über eine Erholung der deutschen Konjunktur. Internationaler Währungsfonds (IWF) und Bundesbank rechnen mit einem nur geringen Wachstum im kommenden Jahr.
Analysten sagten, der Anstieg hätte deutlicher ausfallen können. Im Schnitt hatten von Reuters befragte Volkswirte die Zunahme auf 84,9 Punkte ANZEIGE
prognostiziert.
Der leichte Index-Anstieg signalisiert nach Einschätzung von Ifo-Volkswirt Nerb noch keine konjunkturelle Wende, es gebe aber Hoffnung auf eine baldige Erholung. "Der Anstieg der Erwartungen ist ein erster Anhaltspunkt, dass sich der Abschwung zumindest verlangsamt", sagte Nerb im Reuters-Interview. Es sei allerdings zu früh, um mit Sicherheit von einer Wende zu sprechen. "Erst ein Anstieg in drei aufeinander folgenden Monaten ist ein sicheres Zeichen für eine Erholung." Die Europäische Zentralbank (EZB) habe Spielraum für eine Leitzinssenkung. "Dies ist eine Konstellation, die man in der Nähe von einem unteren Wendepunkt erwartet: die Erwartungen verbessern sich, während sich die gegenwärtige Lage weiter verschlechtert", sagte Nerb. Trotz des zaghaften Anstiegs und des sehr niedrigen Niveaus sprach Nerb von "einem vorsichtigen Licht am Ende des Tunnels."
Bundesfinanzminister Hans Eichel sagte nach einem Gespräch mit seinem niederländischen Amtskollegen Gerrit Zalm mit Blick auf die deutsche Konjunktur, inzwischen gebe es "die ersten zarten Anzeichen für Licht am Ende des Tunnels". Der Ifo-Index zeige bei den Geschäftserwartungen inzwischen wieder nach oben. Das unterstreiche, dass die ökonomische Schockwirkung nach den Anschlägen vom 11. September auslaufe.
"Das Plus ist ein technischer Reflex und signalisiert noch keine konjunkturelle Wende in Deutschland", sagte Jörg Krämer von Invesco Asset Management. Ähnlich niedrigen Index-Niveaus seien in der Vergangenheit stets Rezessionen gefolgt. Die EZB werde ihre Wachstumserwartungen weiter nach unten revidieren, weswegen er am 3. Januar eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte auf dann 2,75 Prozent im Schlüsselzins erwartet. Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin (Frankfurt: 802322.F, Nachrichten) sprach dagegen zurückhaltend von einer erkennbaren Trendwende. "Aus meiner Sicht könnten wir im ersten Quartal 2002 schon wieder leicht positive Wachstumsraten in Deutschland sehen."
Wie aus einem Reuters bereits seit Freitag vorliegenden Zwischenbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervorgeht, wird der IWF am Dienstag seine Wachstumsprognosen für Deutschland reduzieren, und zwar auf 0,5 Prozent in diesem Jahr und 0,7 Prozent für 2002. Die Deutsche Bundesbank erwartet für 2002 ein nur geringes Wachstum. 2000 war das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 3,0 Prozent gewachsen.
Nach Worten von Bundesbank-Chefvolkswirt Hermann Remsperger kann nicht von einer Rezession gesprochen werden. Die Bilanz hatte Bundesbankpräsident Ernst Welteke für 2001 als "ernüchternd und unbefriedigend" bezeichnet. Remsperger zufolge werden das vierte Quartal 2001 und das erste Vierteljahr 2002 ungünstig ausfallen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war von Juli bis September um 0,1 Prozent zum Vorquartal geschrumpft. Nach einer verbreiteten Definition gelten zwei Quartale hintereinander mit negativem BIP-Wachstum als Rezession.
Der Index der Geschäftsbeurteilungen in Westdeutschland fiel den Angaben zufolge auf 79,1 von 79,9 Punkten im Oktober. Der Index Geschäftserwartungen für die alten Bundesländer stieg auf 90,9 von 89,6 Punkten im Vormonat. In Ostdeutschland kletterte der Geschäftsklimaindex auf 97,3 von revidiert 96,5 Punkten.
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