Pixelpark: Betriebsrat kämpft gegen Stellenabbau
Von Nicole Adolph, Berlin
Bei der größten deutschen Multimedia-Agentur Pixelpark brechen neue Zeiten an. Der gerade gegründete Betriebsrat will die geplanten Kündigungen verhindern und mehr Transparenz in das Unternehmen bringen.
Es hat wohl selten einen Betriebsrat gegeben, der schon vor seiner Gründung soviel Arbeit auf einmal bekam. Einen Tag, bevor die Mitarbeiter der Berliner Agentur Pixelpark das neunköpfige Gremium wählten, gab Firmenchef Paulus Neef am vergangenen Donnerstag bekannt, 200 Mitarbeiter zu entlassen. Das entspricht einem Sechstel der gesamten Belegschaft. Der Umfang des Stellenabbaus überraschte alle Mitarbeiter gleichermaßen, zumal sie davon aus der Presse erfuhren. Erst später äußerte sich Neef in einer Rundmail "bedauernd" zu den geplanten Entlassungen.
"Glück im Unglück"
"Es war Glück im Unglück, dass der Betriebsrat gerade zu diesem Zeitpunkt gegründet wurde. Vier Wochen später hätten wir in Sachen Kündigungen wohl nichts mehr ausrichten können", sagte die Betriebsratsvorsitzende Katja Karger im Interview mit der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland. Direkt am Tag nach Neefs Ankündigung beantragte das neue Gremium Informationen von der Geschäftsführung und begann, die juristische Lage zu prüfen. Karger zufolge ist noch keine Kündigung rechtswirksam, solange der Betriebsrat ihr nicht zustimmt. Die Geschäftsführung habe sich bisher sehr kooperativ gezeigt und bekräftigt, über jede Kündigung mit dem Betriebsrat zu verhandeln.
Suche nach Alternativen
Karger und ihre acht Kollegen wollen versuchen, Alternativen zu finden. Sie hoffen, eine Reihe von Kündigungen mit Hilfe von Modellen wie Teilzeitarbeit oder Umschulungen abwenden zu können. Auf der Prioritätenliste des Betriebsrates stehen noch andere Themen: die Regelung von Arbeitszeiten, Überstunden und Gehaltsstrukturen, der Wunsch nach einer Kantine und die Überprüfung des Systems zur zeitlichen Überwachung der Mitarbeiter. "Das sind dieselben Themen wie in den Betriebsräten der Old Economy auch", sagt Katja Karger.
Besonders will sich der Betriebsrat dafür einsetzen, dass die Arbeitsabläufe und der Informationsfluss zwischen Chefetage und Belegschaft wieder transparenter werden. Da ist in den letzten Jahren Karger zufolge "viel verlorengegangen." Die Zeiten, als Paulus Neefs Bürotür jederzeit für seine Mitarbeiter offenstand, seien schon lange vorbei. Die Betriebsratsvorsitzende hält das aber angesichts des rasanten Wachstums der Firma für normal.
"Wir müssen daran arbeiten, das Wir-Gefühl in der Firma wieder herzustellen", findet Karger. Das könnten die Pixels schon am kommenden Dienstag gut gebrauchen. Dann kommt möglicherweise eine neue Überraschung auf sie zu: Paulus Neef wird an diesem Tag die Zahlen zum ersten Geschäftsquartal bekanntgeben und über weitere "Maßnahmen und Zielvorgaben im Zuge des Sparprogramms" informieren.
© 2001 Financial Times Deutschland