Erst Worldcom, jetzt München
Die Hauptstadt der Reichen ist pleite.
Gewerbesteuer-Einnahmen brechen weg
Von Markus Berg
München - Hauptstadt der Schönen und Reichen. High-Tech-Hochburg. Internet-Kapitale. München ist zum Inbegriff der boomenden Wirtschaftsmetropole geworden. Neidisch schaute der Rest der Republik auf das Wirtschaftswunderland jenseits des Weißwurst-Äquators, in dem Mir-san-mir-Typen wie Baby Schimmerlos die legendäre Schickimicki-Szene aufmischten. Sogar einen Kaiser hat die heimliche Hauptstadt hervorgebracht. Und einen Beinahe-Kanzler. Doch kurz vor dessen Krönung wird die Republik von einer Hiobsbotschaft erschüttert.
"München ist pleite", das hat Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) jetzt offiziell verkündet und zugleich eine Haushalts- und Investitionssperre angekündigt. "Dös is a Woahnsinn", denkt der Laie, und der Fachmann wundert sich. Erst Worldcom, jetzt München, morgen . . .
Wie konnte es zu dem weiß-blauen Crash kommen? Schuld haben die anderen, sagt Ude. Der Bund, der Fiskus, die Preußen eben. Durch die Steuerreform zahlen die Unternehmen keine Gewerbesteuer mehr. Noch schlimmer. Die Stadt muss sogar Millionen an die Firmen zurückzahlen. Seit Sommer 2001 bereits eine halbe Milliarde Euro, klagt OB Ude. Nachdem jetzt auch noch die eingeplanten 120 Millionen der Hypo-Vereinsbank fehlten, sei der geplante Sparhaushalt Makulatur. "Eine einzige Steuererklärung hat dazu geführt, dass München sogar eine Haushaltssperre erlassen musste", heißt es auf der Web-Seite der Stadt. "Zack, auf einen Schlag." Der insolvente Bürgermeister hat Brandbriefe an beide Kanzlerkandidaten geschrieben. Und gleich noch einen Horrorkatalog herausgegeben. In der Verwaltung sollen mehrere Hundert Stellen gestrichen und Bibliotheken dichtgemacht werden. Sakra! Auch Schulen will Ude schließen. Jo, Herrschaftszeiten! Und der Bau neuer Kinderkrippen und Sozialbürgerhäuser wird gestoppt. Da wirst narrisch! Fehlt nur noch, dass der FC Bayern München verkauft werden muss. Aber getreu dem Netzer-Motto "Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo 'ne Flanke her", retten Kahn und Co. die Ehre der Stadt. Just am Tag der Ude-Verkündung verbreiten die Promi-Kicker Aufbruchstimmung. "Wir sind bestens gerüstet für die Zukunft", sagt Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef der Bayern AG zum offiziellen Saisonstart. Vielleicht hätte er sich besser mit seinem Bürgermeister abstimmen sollen. Aber PR-Fehler machen in diesen Tagen ja auch andere.
welt.de/daten/2002/07/24/0724wi346425.htx
Die Hauptstadt der Reichen ist pleite.
Gewerbesteuer-Einnahmen brechen weg
Von Markus Berg
München - Hauptstadt der Schönen und Reichen. High-Tech-Hochburg. Internet-Kapitale. München ist zum Inbegriff der boomenden Wirtschaftsmetropole geworden. Neidisch schaute der Rest der Republik auf das Wirtschaftswunderland jenseits des Weißwurst-Äquators, in dem Mir-san-mir-Typen wie Baby Schimmerlos die legendäre Schickimicki-Szene aufmischten. Sogar einen Kaiser hat die heimliche Hauptstadt hervorgebracht. Und einen Beinahe-Kanzler. Doch kurz vor dessen Krönung wird die Republik von einer Hiobsbotschaft erschüttert.
"München ist pleite", das hat Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) jetzt offiziell verkündet und zugleich eine Haushalts- und Investitionssperre angekündigt. "Dös is a Woahnsinn", denkt der Laie, und der Fachmann wundert sich. Erst Worldcom, jetzt München, morgen . . .
Wie konnte es zu dem weiß-blauen Crash kommen? Schuld haben die anderen, sagt Ude. Der Bund, der Fiskus, die Preußen eben. Durch die Steuerreform zahlen die Unternehmen keine Gewerbesteuer mehr. Noch schlimmer. Die Stadt muss sogar Millionen an die Firmen zurückzahlen. Seit Sommer 2001 bereits eine halbe Milliarde Euro, klagt OB Ude. Nachdem jetzt auch noch die eingeplanten 120 Millionen der Hypo-Vereinsbank fehlten, sei der geplante Sparhaushalt Makulatur. "Eine einzige Steuererklärung hat dazu geführt, dass München sogar eine Haushaltssperre erlassen musste", heißt es auf der Web-Seite der Stadt. "Zack, auf einen Schlag." Der insolvente Bürgermeister hat Brandbriefe an beide Kanzlerkandidaten geschrieben. Und gleich noch einen Horrorkatalog herausgegeben. In der Verwaltung sollen mehrere Hundert Stellen gestrichen und Bibliotheken dichtgemacht werden. Sakra! Auch Schulen will Ude schließen. Jo, Herrschaftszeiten! Und der Bau neuer Kinderkrippen und Sozialbürgerhäuser wird gestoppt. Da wirst narrisch! Fehlt nur noch, dass der FC Bayern München verkauft werden muss. Aber getreu dem Netzer-Motto "Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo 'ne Flanke her", retten Kahn und Co. die Ehre der Stadt. Just am Tag der Ude-Verkündung verbreiten die Promi-Kicker Aufbruchstimmung. "Wir sind bestens gerüstet für die Zukunft", sagt Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef der Bayern AG zum offiziellen Saisonstart. Vielleicht hätte er sich besser mit seinem Bürgermeister abstimmen sollen. Aber PR-Fehler machen in diesen Tagen ja auch andere.
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