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BRENNSTOFFZELLE: Die erste Euphorie ist zwar verflogen, doch die Technologie hat Potenzial. Dies sollte sich in Zukunft auch an der Börse widerspiegeln.
Wasser statt CO2
P. MÖNNIGHOFF | DÜSSELDORF Komplizierte Technologien erklärt man am besten durch einfache Gesten. So waren es beispielsweise Politiker, die in den 90er-Jahren in Vancouver das Wasser tranken, das aus dem Auspuff eines mit Brennstoffzellen angetriebenen Stadtbusses tropfte, und damit die neue Technik ins Bewusstsein der Menschen brachten. Auch dem Aktienkurs von Ballard Power hat der gemeinsame Umtrunk einen kräftigen Schub gegeben. Denn das kanadische Unternehmen galt lange Zeit als die Brennstoffzellen-Aktie an den internationalen Börsen. Doch trotz der zahlreichen aussichtsreichen Studien und Prognosen hat sich die neue Energiequelle bis heute noch nicht endgültig durchgesetzt. Und Anleger, die dennoch auf das Zukunftspotenzial spekulieren, müssen auch weiterhin mit Rückschlägen rechnen.
Die Brennstoffzelle gilt unter zahlreichen Experten als bisher beste Alternative zur herkömmlichen Energieerzeugung. Denn während beispielsweise beim Verbrennen von Öl oder Gas zahlreiche Schadstoffe sowie große Mengen an Kohlenstoffdioxid in die Umwelt gepustet werden, stoßen Brennstoffzellen als Nebenprodukte lediglich Wasser aus. Vereinfacht gesagt, wird bei dieser Technik die Elektrolyse rückgängig gemacht: Wasserstoff und Sauerstoff werden wieder zu Wasser zusammengefügt und erzeugen dabei Energie (siehe "Was ist eine Brennstoffzelle").
Das Problem an dem Verfahren: Zuvor muss Wasserstoff erzeugt werden - und dieser Vorgang selbst kostet noch immer jede Menge Energie. Hinzu kommt gerade bei dem oftmals angestrebten Einsatz in Autos, LKW und Bussen die fehlende Infrastruktur an Zapfsäulen. "Außerdem ist die Brennstoffzelle in der Herstellung noch deutlich teurer als herkömmliche Verbrennungsmotoren und zudem noch nicht langlebig genug", sagt Thomas Deser, Fondsmanager und Analyst für Energiewerte bei Union Investment.
Da diese Schwachstellen noch nicht vollständig beseitigt wurden, sind auch die Anleger längst misstrauisch geworden. Die erste Euphorie an der Börse ist bereits verflogen.
Das Papier des britischen Brennstoffzellen-Herstellers ITM Power hat beispielsweise seit dem Höchststand gut 50 Prozent verloren. Die Aktie von Ballard Power, die noch vor rund sechs Jahren fast 120 Dollar wert war, dümpelt momentan bei Werten von rund sechs Dollar vor sich hin - und das, obwohl der steigende Ölpreis gerade in den vergangenen Monaten eigentlich das Interesse der Investoren für andere Energieformen geweckt hat.
Zudem ist es für Anleger ohnehin schwierig, direkt in die Technologie zu investieren. Denn viele Werte sind auf dem Kurszettel bisher kaum zu finden. Zu den interessanten Titeln gehören neben Ballard Power auch der österreichische Wasseraufbereitungstechniker BWT, der auch Komponenten für die Brennstoffzelle herstellt, oder der amerikanische Kleinkraftwerksproduzent Fuel Cell Energy.
Sogar die Zertifikateindustrie, die sonst bei fast jedem anderen Trend mit neuen Produkten alles andere als geizt, hat zu dem Thema bisher wenig zu bieten. Und selbst die wenigen reinen Brennstoffzellen-Papiere liefen nicht unbedingt besonders gut. So notiert ein Zertifikat der Schweizer Großbank UBS, dem ein Korb von zehn Aktien aus dem Bereich der Brennstoffzellen-Technologie zu Grunde liegt, momentan fast 17 Prozent unter dem Emissionswert.
Zu viel Skepsis könnte jedoch Rendite kosten. Denn trotz der Rückschläge gilt unter einigen Experten wie beispielsweise dem amerikanischen Vordenker Jeremy Rifkin der massenhafte Einsatz der Brennstoffzelle noch immer als die nächste Revolution - nach dem Internet. Und völlig aus der Luft gegriffen sind solche Visionen nicht: Zwar werden bis zu den ersten serienreifen Brennstoffzellen-Automobilen noch einige Jahre vergehen, immerhin sollen aber schon bald etwa Notebooks auf den Markt kommen, die mit einer Brennstoffzelle betrieben werden. Bereits jetzt liefern Brennstoffzellen auf Methanol-Basis Strom für Wohnmobile, Yachten und Ferienhütten (siehe Interview).
Mittelfristig berge das Thema sicher Potenzial - auch für die Börse, bestätigt Deser. Branchenkenner rechnen sogar mit zahlreichen Börsengängen aus diesem Gebiet. Wenn der Durchbruch kommt, gilt es daher, rechtzeitig dabei zu sein. Vorsichtig müssen Investoren aber auch in den kommenden Jahren sein. "Die Kurse werden zumindest für weitere fünf Jahre sehr volatil sein", sagt Deser. Pflegeleicht seien derartige Investments daher nicht.
Anleger, die diese Risiken umgehen möchten, können auf andere Anteilsscheine ausweichen. Denn nicht nur zahlreiche Automobilhersteller wie beispielsweise Daimler-Chrysler oder Volkswagen forschen intensiv an eigenen Produkten. Gerade fernöstliche Technologieunternehmen, aber auch Konzerne wie BASF oder der schwäbische Automobilzulieferer Elring Klinger sind auf diesem Gebiet aktiv. Die Aktien der Unternehmen sollten daher von einem möglichen Durchbruch ebenfalls profitieren. Zwar werden die Ausschläge nach oben dabei begrenzt sein, dafür ist aber auch das Risiko deutlich geringer.
Mönnighoff, Patrick
23. Februar 2007
BRENNSTOFFZELLE: Die erste Euphorie ist zwar verflogen, doch die Technologie hat Potenzial. Dies sollte sich in Zukunft auch an der Börse widerspiegeln.
Wasser statt CO2
P. MÖNNIGHOFF | DÜSSELDORF Komplizierte Technologien erklärt man am besten durch einfache Gesten. So waren es beispielsweise Politiker, die in den 90er-Jahren in Vancouver das Wasser tranken, das aus dem Auspuff eines mit Brennstoffzellen angetriebenen Stadtbusses tropfte, und damit die neue Technik ins Bewusstsein der Menschen brachten. Auch dem Aktienkurs von Ballard Power hat der gemeinsame Umtrunk einen kräftigen Schub gegeben. Denn das kanadische Unternehmen galt lange Zeit als die Brennstoffzellen-Aktie an den internationalen Börsen. Doch trotz der zahlreichen aussichtsreichen Studien und Prognosen hat sich die neue Energiequelle bis heute noch nicht endgültig durchgesetzt. Und Anleger, die dennoch auf das Zukunftspotenzial spekulieren, müssen auch weiterhin mit Rückschlägen rechnen.
Die Brennstoffzelle gilt unter zahlreichen Experten als bisher beste Alternative zur herkömmlichen Energieerzeugung. Denn während beispielsweise beim Verbrennen von Öl oder Gas zahlreiche Schadstoffe sowie große Mengen an Kohlenstoffdioxid in die Umwelt gepustet werden, stoßen Brennstoffzellen als Nebenprodukte lediglich Wasser aus. Vereinfacht gesagt, wird bei dieser Technik die Elektrolyse rückgängig gemacht: Wasserstoff und Sauerstoff werden wieder zu Wasser zusammengefügt und erzeugen dabei Energie (siehe "Was ist eine Brennstoffzelle").
Das Problem an dem Verfahren: Zuvor muss Wasserstoff erzeugt werden - und dieser Vorgang selbst kostet noch immer jede Menge Energie. Hinzu kommt gerade bei dem oftmals angestrebten Einsatz in Autos, LKW und Bussen die fehlende Infrastruktur an Zapfsäulen. "Außerdem ist die Brennstoffzelle in der Herstellung noch deutlich teurer als herkömmliche Verbrennungsmotoren und zudem noch nicht langlebig genug", sagt Thomas Deser, Fondsmanager und Analyst für Energiewerte bei Union Investment.
Da diese Schwachstellen noch nicht vollständig beseitigt wurden, sind auch die Anleger längst misstrauisch geworden. Die erste Euphorie an der Börse ist bereits verflogen.
Das Papier des britischen Brennstoffzellen-Herstellers ITM Power hat beispielsweise seit dem Höchststand gut 50 Prozent verloren. Die Aktie von Ballard Power, die noch vor rund sechs Jahren fast 120 Dollar wert war, dümpelt momentan bei Werten von rund sechs Dollar vor sich hin - und das, obwohl der steigende Ölpreis gerade in den vergangenen Monaten eigentlich das Interesse der Investoren für andere Energieformen geweckt hat.
Zudem ist es für Anleger ohnehin schwierig, direkt in die Technologie zu investieren. Denn viele Werte sind auf dem Kurszettel bisher kaum zu finden. Zu den interessanten Titeln gehören neben Ballard Power auch der österreichische Wasseraufbereitungstechniker BWT, der auch Komponenten für die Brennstoffzelle herstellt, oder der amerikanische Kleinkraftwerksproduzent Fuel Cell Energy.
Sogar die Zertifikateindustrie, die sonst bei fast jedem anderen Trend mit neuen Produkten alles andere als geizt, hat zu dem Thema bisher wenig zu bieten. Und selbst die wenigen reinen Brennstoffzellen-Papiere liefen nicht unbedingt besonders gut. So notiert ein Zertifikat der Schweizer Großbank UBS, dem ein Korb von zehn Aktien aus dem Bereich der Brennstoffzellen-Technologie zu Grunde liegt, momentan fast 17 Prozent unter dem Emissionswert.
Zu viel Skepsis könnte jedoch Rendite kosten. Denn trotz der Rückschläge gilt unter einigen Experten wie beispielsweise dem amerikanischen Vordenker Jeremy Rifkin der massenhafte Einsatz der Brennstoffzelle noch immer als die nächste Revolution - nach dem Internet. Und völlig aus der Luft gegriffen sind solche Visionen nicht: Zwar werden bis zu den ersten serienreifen Brennstoffzellen-Automobilen noch einige Jahre vergehen, immerhin sollen aber schon bald etwa Notebooks auf den Markt kommen, die mit einer Brennstoffzelle betrieben werden. Bereits jetzt liefern Brennstoffzellen auf Methanol-Basis Strom für Wohnmobile, Yachten und Ferienhütten (siehe Interview).
Mittelfristig berge das Thema sicher Potenzial - auch für die Börse, bestätigt Deser. Branchenkenner rechnen sogar mit zahlreichen Börsengängen aus diesem Gebiet. Wenn der Durchbruch kommt, gilt es daher, rechtzeitig dabei zu sein. Vorsichtig müssen Investoren aber auch in den kommenden Jahren sein. "Die Kurse werden zumindest für weitere fünf Jahre sehr volatil sein", sagt Deser. Pflegeleicht seien derartige Investments daher nicht.
Anleger, die diese Risiken umgehen möchten, können auf andere Anteilsscheine ausweichen. Denn nicht nur zahlreiche Automobilhersteller wie beispielsweise Daimler-Chrysler oder Volkswagen forschen intensiv an eigenen Produkten. Gerade fernöstliche Technologieunternehmen, aber auch Konzerne wie BASF oder der schwäbische Automobilzulieferer Elring Klinger sind auf diesem Gebiet aktiv. Die Aktien der Unternehmen sollten daher von einem möglichen Durchbruch ebenfalls profitieren. Zwar werden die Ausschläge nach oben dabei begrenzt sein, dafür ist aber auch das Risiko deutlich geringer.
Mönnighoff, Patrick
23. Februar 2007