NM-Shorties = Goodies? Geldverdienen mit Aktien?
Von Alexander Mühling
Durch den Kauf von Aktien konnten Anleger in den vergangenen 16 Monaten kaum Geld verdienen. Die meisten Werte kannten nur eine Richtung: Südwärts! Es gab jedoch eine Möglichkeit in diesen Monaten Geld einfach zu verdienen (theoretisch zumindest): Statt in der Hoffnung auf steigende Kurse in Aktien zu investieren auf fallende Aktienkurse zu setzen! Begrüßen wir zu diesem Thema unseren heutigen Gast: Herr Leerverkäufer, in Fachkreisen auch Mister Short-Seller genannt. Herr L. spekuliert beim Eingehen eines Aktiengeschäftes nicht - wie der Großteil der Anleger - auf steigende Kurse, sondern auf fallende. Prinzipiell ähnelt seine Erwartungshaltung der des Käufers eines Put-Optionsscheines. Mit einem kleinen Unterschied: Herr L. ist bei weitem nicht so beliebt wie der Käufer eines Put-Optionsscheines. Warum? Der Erwerb von Puts beeinflußt das Marktgeschehen nicht. Aktien-Leerverkäufe hingegen können sich deutlich auf die Kursbildung auswirken.
Was ist Leerverkaufen genau?
Genau genommen ist Leerverkaufen ein zeitlich umgekehrtes Aktiengeschäft. Herr L. verkauft also Aktien, die er gar nicht besitzt. Das geht doch gar nicht, werden Sie jetzt denken. Doch! Denn er leiht sich die Aktien einfach aus, die er verkauft. Herr L. sucht sich also einen Fondsmanager oder Broker und leiht sich aus dessen Kundenbestand Aktien gegen eine Gebühr aus. Nachdem Herr L. also die geliehenen Aktien verkauft hat, versucht er diese zu einem günstigeren Kurs am Markt wieder zurückzukaufen und den Broker zu bedienen. Sein Gewinn ist also der Differenzbetrag zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis abzüglich der Transaktionskosten.
NM-Shorties = Goodies? Risiken beim Leerverkaufen Ein Beispiel: Die Aktie X steht Ende Mai bei 50 Euro. Herr L. geht davon aus, dass die Gegenbewegung seit Jahresanfang vom Tief bei 25 Euro vorbei ist. Er enscheidet sich dazu, 1000 X-Aktien zu verkaufen, ohne diese überhaupt zu besitzen respektive in seinem Wertpapierportfolio zu haben, und bekommt dafür 50.000 Euro. Wie Herr L. erwartet hat, sinkt der Kurs. Mitte Juni notiert der Wert bei 40 Euro. Herr L. führt das Gegengeschäft aus und kauft die 1000 Aktien am Markt zurück. Sein Gewinn beträgt 10.000 Euro (abzüglich Leihgebühr).
Das Risiko
Was aber wäre passiert, wenn die Rechnung nicht aufgegangen wäre? Nehmen wir an, die Aktie X hätte die Aufwärtsbewegung fortgeführt und Ende Juni bei 100 Euro notiert. Herr L. müsste 100.000 Euro aufbringen, um die Aktien am Markt zu erwerben. Dabei hätte Herr L. einen satten Verlust von 50.000 Euro zu verbuchen. Das Risiko des Leerverkaufs ist enorm: Während beim Erwerb eines Optionsscheines oder auch einer Aktie der Verlust auf 100 Prozent also auf den Einsatz begrenzt ist, kann er beim "shorten" ins Unendliche steigen.
Eine Sicherheitsleistung beim shorten?
Wegen des hohen Risikos muss eine offene Short-Position durch eine Sicherheitsleistung (Margin) abgedeckt sein. Diese muss gewährleisten, dass der Leerverkäufer jederzeit das Gegengeschäft abschließen könnte. Herr L. muss also jederzeit in der Lage sein, die X-Aktien bezahlen zu können. Wäre die Aktie X beispielsweise auf 160 Euro gestiegen, so hätte eine Margin von 100.000 Euro nicht mehr zur Deckung ausgereicht.
Durch den Leerverkauf hat Herr L. 50.000 Euro eingenommen. Inklusive seiner Margin entspricht dies einem Betrag von 150.000 Euro. Um die 1000 Aktien bei einem Kursanstieg auf 160 Euro zurückkaufen zu können, benötigte Herr L. aber 160.000 Euro. In der Praxis sieht das dann so aus, dass der "Shortie" von seinem Broker durch einen Margin Call dazu aufgefordert wird, weitere Sicherheiten zu hinterlegen. Tut er dies nicht, dann wird der Broker die offene Position eigenständig schließen.
NM-Shorties = Goodies?
Leerverkaufen hierzulande noch in den Kinderschuhen
Deutsche Finanzdienstleister tun sich mit dem Leerverkaufen von Aktien auf Grund des intensiven Beratungs- und Kontrollaufwandes sowie immenser Sicherheitsrisiken noch sehr schwer. Ein durchschnittlicher Privatanleger wird bei einer Großbank auf verschlossene Türen stoßen. Einwände von der juristischen Front wären zwar nicht zu erwarten, die Geschäftsbedingungen der Häuser schließen das Leerverkaufen jedoch aus. Für den Eigenhandel oder auch für große institutionelle Investoren werden Short-Sells jedoch praktiziert und als äußerst interessante Anlagestrategie schmackhaft gemacht.
Und der kleine Privatanleger?
In Deutschland haben seit kurzem interessierte Anleger mit einem kleineren Budget die Möglichkeit bei der Sino AG Leerverkäufe gegen das Einbringen einer Sicherheitsleistung zu tätigen. Des weiteren besteht die Möglichkeit den Umweg über einen amerikanischen Broker zu wählen. Sie eröffnen ein Konto in Übersee und schon können Sie auf steigende oder fallende Kurse spekulieren. Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC versucht jedoch durch diverse Regeln eventuell eintretetenden Kurs-Manipulationen von Shorties entgegenzuwirken. Es soll verhindert werden, dass Aktien ins Bodenlose stürzen.
Leerverkäufer = Spekulanten?
Shorties beeinflußen mit ihren Geschäften das Marktgeschehen in höchtem Maße. Durch das Leerverkaufen geliehener Papiere steigt der Abgabedruck aufgrund des höheren Angebots an Aktien auf das "geshortete" Papier. Der Abwärtstrend wird immens verstärkt. Dieser Trend kann natürlich auch in die andere Richtung stattfinden. Steigt die Aktie plötzlich wieder, obwohl viele das Papier leerverkauften, dann müssen die Shorties sich schnellstmöglich eindecken, um noch eventuell vorhandene Gewinne kurzfristig mitzunehmen, Verluste zu begrenzen oder einen Margin Call zu vermeiden. Und Sie können sich sicherlich sehr leicht vorstellen, dass dieser "Short Squeeze" (Eindecken offener Positionen) rasch zu einer Kettenreaktion nach oben führen kann und den Kurs raketenförmig gen Himmel katapultiert.
NM-Shorties = Goodies? Mehr Transparenz durch Leerverkaufen? Die Kapriolen und Skandale, die Anleger mittlerweile am deutschen Wachstumssegement durchstehen respektive aussitzen mussten, hätten gemildert werden können. Denn Short-Seller verbringen ihre Suche nach lukrativen Anlagemöglichkeiten nicht damit, positive News zu einem Unternehmen zu suchen, nein, sie suchen nach den faulen Eiern, die in einer Firma versteckt sein könnten. Sie verkaufen gerne Aktien, die überbewertet sind, bringen Liquidität in den Markt und vermindern sich selbst aufblasende Spekulationsblasen.
Jüngstes Beispiel: das massive Leerverkaufen eines bekannten amerikanischen Shorties Anfang Dezember vergangenen Jahres - in Aktien eines Unternehmens aus Jena, einer ehemaligen Vorzeigefirma des Neuen Marktes. Sie erinnern sich vielleicht noch daran, welche Richtung der Kurs zum Jahreswechsel schlagartig einschlug.
Fazit:
Das Leerverkaufen von Aktien ist meines Erachtens eine interessante Anlagestrategie. Sie verstärkt zwar Trends, ruft Kursmanipulationen hervor und ist eher als Kurzfrist-Investition zu sehen und somit eigentlich ja auch schlecht für den Ruf der seriösen Aktienkultur. Doch nach alldem, was mancher Investor mittlerweile schon erlebt hat hinsichtlich leerer Versprechungen seitens superinnovativer sowie visionärer Unternehmensführungen oder auch Börsengurus, da hätten Short-Seller positiv gewirkt. Es wäre nur fair gewesen, wenn Herr L. und seine Brüder den Vorständen diverser Klitschen und Marktführern auf Ihrem Gebiet deftig Feuer unterm Stuhl gemacht hätten.
Von Alexander Mühling
Durch den Kauf von Aktien konnten Anleger in den vergangenen 16 Monaten kaum Geld verdienen. Die meisten Werte kannten nur eine Richtung: Südwärts! Es gab jedoch eine Möglichkeit in diesen Monaten Geld einfach zu verdienen (theoretisch zumindest): Statt in der Hoffnung auf steigende Kurse in Aktien zu investieren auf fallende Aktienkurse zu setzen! Begrüßen wir zu diesem Thema unseren heutigen Gast: Herr Leerverkäufer, in Fachkreisen auch Mister Short-Seller genannt. Herr L. spekuliert beim Eingehen eines Aktiengeschäftes nicht - wie der Großteil der Anleger - auf steigende Kurse, sondern auf fallende. Prinzipiell ähnelt seine Erwartungshaltung der des Käufers eines Put-Optionsscheines. Mit einem kleinen Unterschied: Herr L. ist bei weitem nicht so beliebt wie der Käufer eines Put-Optionsscheines. Warum? Der Erwerb von Puts beeinflußt das Marktgeschehen nicht. Aktien-Leerverkäufe hingegen können sich deutlich auf die Kursbildung auswirken.
Was ist Leerverkaufen genau?
Genau genommen ist Leerverkaufen ein zeitlich umgekehrtes Aktiengeschäft. Herr L. verkauft also Aktien, die er gar nicht besitzt. Das geht doch gar nicht, werden Sie jetzt denken. Doch! Denn er leiht sich die Aktien einfach aus, die er verkauft. Herr L. sucht sich also einen Fondsmanager oder Broker und leiht sich aus dessen Kundenbestand Aktien gegen eine Gebühr aus. Nachdem Herr L. also die geliehenen Aktien verkauft hat, versucht er diese zu einem günstigeren Kurs am Markt wieder zurückzukaufen und den Broker zu bedienen. Sein Gewinn ist also der Differenzbetrag zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis abzüglich der Transaktionskosten.
NM-Shorties = Goodies? Risiken beim Leerverkaufen Ein Beispiel: Die Aktie X steht Ende Mai bei 50 Euro. Herr L. geht davon aus, dass die Gegenbewegung seit Jahresanfang vom Tief bei 25 Euro vorbei ist. Er enscheidet sich dazu, 1000 X-Aktien zu verkaufen, ohne diese überhaupt zu besitzen respektive in seinem Wertpapierportfolio zu haben, und bekommt dafür 50.000 Euro. Wie Herr L. erwartet hat, sinkt der Kurs. Mitte Juni notiert der Wert bei 40 Euro. Herr L. führt das Gegengeschäft aus und kauft die 1000 Aktien am Markt zurück. Sein Gewinn beträgt 10.000 Euro (abzüglich Leihgebühr).
Das Risiko
Was aber wäre passiert, wenn die Rechnung nicht aufgegangen wäre? Nehmen wir an, die Aktie X hätte die Aufwärtsbewegung fortgeführt und Ende Juni bei 100 Euro notiert. Herr L. müsste 100.000 Euro aufbringen, um die Aktien am Markt zu erwerben. Dabei hätte Herr L. einen satten Verlust von 50.000 Euro zu verbuchen. Das Risiko des Leerverkaufs ist enorm: Während beim Erwerb eines Optionsscheines oder auch einer Aktie der Verlust auf 100 Prozent also auf den Einsatz begrenzt ist, kann er beim "shorten" ins Unendliche steigen.
Eine Sicherheitsleistung beim shorten?
Wegen des hohen Risikos muss eine offene Short-Position durch eine Sicherheitsleistung (Margin) abgedeckt sein. Diese muss gewährleisten, dass der Leerverkäufer jederzeit das Gegengeschäft abschließen könnte. Herr L. muss also jederzeit in der Lage sein, die X-Aktien bezahlen zu können. Wäre die Aktie X beispielsweise auf 160 Euro gestiegen, so hätte eine Margin von 100.000 Euro nicht mehr zur Deckung ausgereicht.
Durch den Leerverkauf hat Herr L. 50.000 Euro eingenommen. Inklusive seiner Margin entspricht dies einem Betrag von 150.000 Euro. Um die 1000 Aktien bei einem Kursanstieg auf 160 Euro zurückkaufen zu können, benötigte Herr L. aber 160.000 Euro. In der Praxis sieht das dann so aus, dass der "Shortie" von seinem Broker durch einen Margin Call dazu aufgefordert wird, weitere Sicherheiten zu hinterlegen. Tut er dies nicht, dann wird der Broker die offene Position eigenständig schließen.
NM-Shorties = Goodies?
Leerverkaufen hierzulande noch in den Kinderschuhen
Deutsche Finanzdienstleister tun sich mit dem Leerverkaufen von Aktien auf Grund des intensiven Beratungs- und Kontrollaufwandes sowie immenser Sicherheitsrisiken noch sehr schwer. Ein durchschnittlicher Privatanleger wird bei einer Großbank auf verschlossene Türen stoßen. Einwände von der juristischen Front wären zwar nicht zu erwarten, die Geschäftsbedingungen der Häuser schließen das Leerverkaufen jedoch aus. Für den Eigenhandel oder auch für große institutionelle Investoren werden Short-Sells jedoch praktiziert und als äußerst interessante Anlagestrategie schmackhaft gemacht.
Und der kleine Privatanleger?
In Deutschland haben seit kurzem interessierte Anleger mit einem kleineren Budget die Möglichkeit bei der Sino AG Leerverkäufe gegen das Einbringen einer Sicherheitsleistung zu tätigen. Des weiteren besteht die Möglichkeit den Umweg über einen amerikanischen Broker zu wählen. Sie eröffnen ein Konto in Übersee und schon können Sie auf steigende oder fallende Kurse spekulieren. Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC versucht jedoch durch diverse Regeln eventuell eintretetenden Kurs-Manipulationen von Shorties entgegenzuwirken. Es soll verhindert werden, dass Aktien ins Bodenlose stürzen.
Leerverkäufer = Spekulanten?
Shorties beeinflußen mit ihren Geschäften das Marktgeschehen in höchtem Maße. Durch das Leerverkaufen geliehener Papiere steigt der Abgabedruck aufgrund des höheren Angebots an Aktien auf das "geshortete" Papier. Der Abwärtstrend wird immens verstärkt. Dieser Trend kann natürlich auch in die andere Richtung stattfinden. Steigt die Aktie plötzlich wieder, obwohl viele das Papier leerverkauften, dann müssen die Shorties sich schnellstmöglich eindecken, um noch eventuell vorhandene Gewinne kurzfristig mitzunehmen, Verluste zu begrenzen oder einen Margin Call zu vermeiden. Und Sie können sich sicherlich sehr leicht vorstellen, dass dieser "Short Squeeze" (Eindecken offener Positionen) rasch zu einer Kettenreaktion nach oben führen kann und den Kurs raketenförmig gen Himmel katapultiert.
NM-Shorties = Goodies? Mehr Transparenz durch Leerverkaufen? Die Kapriolen und Skandale, die Anleger mittlerweile am deutschen Wachstumssegement durchstehen respektive aussitzen mussten, hätten gemildert werden können. Denn Short-Seller verbringen ihre Suche nach lukrativen Anlagemöglichkeiten nicht damit, positive News zu einem Unternehmen zu suchen, nein, sie suchen nach den faulen Eiern, die in einer Firma versteckt sein könnten. Sie verkaufen gerne Aktien, die überbewertet sind, bringen Liquidität in den Markt und vermindern sich selbst aufblasende Spekulationsblasen.
Jüngstes Beispiel: das massive Leerverkaufen eines bekannten amerikanischen Shorties Anfang Dezember vergangenen Jahres - in Aktien eines Unternehmens aus Jena, einer ehemaligen Vorzeigefirma des Neuen Marktes. Sie erinnern sich vielleicht noch daran, welche Richtung der Kurs zum Jahreswechsel schlagartig einschlug.
Fazit:
Das Leerverkaufen von Aktien ist meines Erachtens eine interessante Anlagestrategie. Sie verstärkt zwar Trends, ruft Kursmanipulationen hervor und ist eher als Kurzfrist-Investition zu sehen und somit eigentlich ja auch schlecht für den Ruf der seriösen Aktienkultur. Doch nach alldem, was mancher Investor mittlerweile schon erlebt hat hinsichtlich leerer Versprechungen seitens superinnovativer sowie visionärer Unternehmensführungen oder auch Börsengurus, da hätten Short-Seller positiv gewirkt. Es wäre nur fair gewesen, wenn Herr L. und seine Brüder den Vorständen diverser Klitschen und Marktführern auf Ihrem Gebiet deftig Feuer unterm Stuhl gemacht hätten.