Erfurt: Es war kein Amoklauf !

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vega2000:

Erfurt: Es war kein Amoklauf !

 
02.05.02 13:46

Amoklauf - die Raserei im Kopf  
Neues von der Amok-Forschun

 
Der Mangel eines Botenstoffes im Gehirn könnte der Grund für Amokläufe sein. Der biologische Faktor heißt Serotonin: Das serotonerge System ist ein Supersystem, das Affekte kontrolliert. Tierversuche haben diese Theorie bisher bestätigt. Sie zeigen, dass das soziale Gefüge Einfluß auf die Entwicklung des serotonergen Systems im Gehirn der Tiere hat. Und sie zeigen, dass umgekehrt das serotonerge System das Verhalten der Tiere beeinflusst. In einem Affenversuch wurde nachgewiesen, dass die kleinen Äffchen ein verschrumpeltes serotonerges System ausbildeten, wenn die Mutter-Kind-Beziehung gestört wurde. Die Äffchen starben in der freien Wildbahn sehr schnell, während die "gesunden" - weil nicht beziehungsgeschädigten - Äffchen überlebten. Ein Aspekt des Amoks.  

Es gibt drei Gruppen von Amokläufern: die Gruppe der Depressiven, der schizophren-paranoiden Täter und eine dritte Gruppe kontaktscheuer und eigentlich völlig unauffälliger Menschen. Die Tat kann durch viele Ereignisse ausgelöst werden. Eine Kränkung oder eine Trennung. Zwischen der auslösenden Situation und der Tat können Stunden, Tage und sogar Jahre vergehen.

Das Töten im Amok wie in Littleton oder Bad Reichenhall ist kein gewöhnlicher Mord. Die Tat ist eine Inszenierung der eigenen Person, des eigenen gewaltsamen Todes. Fast die Hälfte aller Amokläufer kommen dabei um. Amok ist ein erweiterter Selbstmord.  

Auch wenn Amok (malaiisch: Wut) wie eine Ausgeburt des modernen Lebensstils wirkt, wurde das Phänomen doch zuerst auf der Insel Malaysia beobachtet. In den Tropen gab es schon immer auffallend vie Eingeborene, die an irgendeinem Punkt in ihrem Leben in anhaltendes Grübeln verfielen und dann in einem Anfall von Tobsucht zum Meuchler wurden. Diese schrecklichen Bluttaten machten offenbar einen so großen Eindruck, dass man ihnen sogar eine politische und religiöse Bedeutung beimaß.  

Quelle:3Sat.de

Der Schütze hat die Tat gut vorbereitet, -das in den Medien missbrauchte Wort "Amok" trifft hier nicht zu !

vega2000:

Offener Brief der Eltern des Täters

 
02.05.02 13:51

Familie des Amokläufers kondoliert in offenem Brief


Die Familie des Erfurter Amokläufers Robert Steinhäuser hat in einem offenem Brief den Angehörigen seiner 16 Opfer ihr Beileid und Entsetzen über die Tat ausgesprochen.

"Uns tut es unendlich leid, dass unser Sohn und Bruder so ein entsetzliches Leid über die Opfer und ihre Angehörigen, die Menschen in Erfurt und Thüringen, über ganz Deutschland gebracht hat", schreiben die Eltern des 19-Jährigen und dessen Bruder in einem am Donnerstag in der "Thüringer Allgemeinen" veröffentlichten offenen Brief. "Seit dieser schrecklichen Tat vom vergangenen Freitag fragen wir uns immer und immer wieder, woher der Hass und die Verzweiflung von Robert kamen und warum wir nichts davon vorher erfahren haben. Wir waren bis zu dieser brutalen Wahnsinnstat eine ganz normale Familie und haben Robert ganz anders gekannt." Weiter heißt es: "Bis jetzt haben wir noch nicht die Zeit gefunden, um unseren Sohn und Bruder zu trauern, wir denken nur an die Opfer und sind mit unseren Gedanken bei ihren Familien

Robert Steinhäuser hatte am vergangenen Freitag in seiner ehemaligen Erfurter Schule neun Lehrerinnen, vier Lehrer, einen Polizisten sowie eine 14-jährige Schülerin und einen 15-jährigen Schüler erschossen. Steinhäuser war unter anderem wegen gefälschter Atteste von der Schule verwiesen worden.

Quelle:Yahoo
vega2000:

Der Täter passt in kein Klischee

 
02.05.02 13:56
«Auffällig unauffällig» - Der Todesschütze passt in kein Klischee

Sie empfindet keinen Hass, kein Mitgefühl. Das sagt Schülersprecherin Michaela Seidel vom Erfurter Gutenberg-Gymnasium über Robert Steinhäuser. Sie hat keine Emotionen für den 19-jährigen ehemaligen Mitschüler, der 12 Lehrer mit gezielten Schüssen umbrachte und vier weitere Menschen ANZEIGE
tötete.
Möglicherweise war das schon immer das Problem des Schülers, der sich nach dem Massaker selbst erschoss: Begegnet ist er vielen Menschen, enge emotionale Bindungen hatte er zu kaum jemanden.

«Er war ein ganz ordentlicher Junge», sagt Martin Eilers. Der Vorsitzende des Erfurter Schützenvereins Domblick gehört zu denen, die den gedrungen wirkenden Robert Steinhäuser noch gelegentlich sahen, als der im Spätherbst 2001 allmählich aus dem Blickfeld entschwand. Die meisten Erzählungen von Mitschülern, Bekannten und Ex-Mitspielern der Handballmannschaft enden in der Zeit zwischen September und Ende 2001.

Widersprüche ziehen sich durch alle Beschreibungen des späteren Todesschützen: ruhig, aber schnell «auf der Palme», sagen Mitschüler, «umgänglich und nie bei Vereinsfeiern», sagt Eilers. Durchaus intelligent und politisch interessiert, aber kein guter Schüler. Er hatte keine Lust auf Schule, wollte aber unbedingt das Abitur bestehen, soll die Mutter über ihren Sohn gesagt haben. Er sah Videofilme und spielte Computerspiele, bei denen es gewalttätig zuging. Er sei aber auf «keinen Fall ein Rechter» gewesen. «Auffällig unauffällig» nennt Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) den Täter.

Im Oktober 2001 wird er wegen gefälschter Krankschreibungen von der Schule auf ein anderes Gymnasium verwiesen, in dem er vom November an nie mehr erscheint. Mitte Oktober bekommt er die Waffenbesitzkarte. Ende des Jahres verlässt er seinen Handballverein. Wie schnell er danach die Neun-Millimeter-Pistole und die Pumpgun kaufte und die Tat plante, ist noch unklar.

Echte Freunde oder eine Freundin des angeblich kontaktfreudigen Jugendlichen nennt niemand. Einer der wichtigsten Menschen scheint sein sechs Jahre älterer Bruder gewesen zu sein, der in Südthüringen studiert. Die Beziehung zu den Eltern, die in guten Verhältnissen leben, bleibt rätselhaft. Über Streit mit der Mutter, einer Krankenschwester, und dem Vater, einem Ingenieur, ist nichts bekannt. Beim Abschied am vergangenen Freitag wünschte ihm seine Mutter viel Erfolg für die Prüfung. Fast ein halbes Jahr hatte ihr der Sohn da schon den täglichen Schulbesuch vorgegaukelt.

Was war das andere Gesicht von Robert Steinhäuser, fragen sich jetzt viele. «Er passt in kein gängiges Klischee», sagt die Mutter einer 13-Jährigen Schülerin, die zufällig neben einer Lehrerin stand, die Steinhäuser mit drei Schüssen tötete. Ihre Tochter sah danach seine Augen. «Die waren kalt.»

Einiges deute auf einen narzisstisch schwer gestörten Menschen, der in einer schweren Selbstwertkrise steckte, sagt der Thüringer Psychotherapeut Frank Bartuschka. Einmal offenbarte sich Steinhäuser einer ehemaligen Mitschülerin: «Einmal möchte ich, dass mich alle kennen.»

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