Amoklauf - die Raserei im Kopf
Neues von der Amok-Forschun
Der Mangel eines Botenstoffes im Gehirn könnte der Grund für Amokläufe sein. Der biologische Faktor heißt Serotonin: Das serotonerge System ist ein Supersystem, das Affekte kontrolliert. Tierversuche haben diese Theorie bisher bestätigt. Sie zeigen, dass das soziale Gefüge Einfluß auf die Entwicklung des serotonergen Systems im Gehirn der Tiere hat. Und sie zeigen, dass umgekehrt das serotonerge System das Verhalten der Tiere beeinflusst. In einem Affenversuch wurde nachgewiesen, dass die kleinen Äffchen ein verschrumpeltes serotonerges System ausbildeten, wenn die Mutter-Kind-Beziehung gestört wurde. Die Äffchen starben in der freien Wildbahn sehr schnell, während die "gesunden" - weil nicht beziehungsgeschädigten - Äffchen überlebten. Ein Aspekt des Amoks.
Es gibt drei Gruppen von Amokläufern: die Gruppe der Depressiven, der schizophren-paranoiden Täter und eine dritte Gruppe kontaktscheuer und eigentlich völlig unauffälliger Menschen. Die Tat kann durch viele Ereignisse ausgelöst werden. Eine Kränkung oder eine Trennung. Zwischen der auslösenden Situation und der Tat können Stunden, Tage und sogar Jahre vergehen.
Das Töten im Amok wie in Littleton oder Bad Reichenhall ist kein gewöhnlicher Mord. Die Tat ist eine Inszenierung der eigenen Person, des eigenen gewaltsamen Todes. Fast die Hälfte aller Amokläufer kommen dabei um. Amok ist ein erweiterter Selbstmord.
Auch wenn Amok (malaiisch: Wut) wie eine Ausgeburt des modernen Lebensstils wirkt, wurde das Phänomen doch zuerst auf der Insel Malaysia beobachtet. In den Tropen gab es schon immer auffallend vie Eingeborene, die an irgendeinem Punkt in ihrem Leben in anhaltendes Grübeln verfielen und dann in einem Anfall von Tobsucht zum Meuchler wurden. Diese schrecklichen Bluttaten machten offenbar einen so großen Eindruck, dass man ihnen sogar eine politische und religiöse Bedeutung beimaß.
Quelle:3Sat.de