Verkehrte Welt: Studenten wechseln Euro gegen D-Mark
Die D-Mark ist eigentlich fast schon vergessen. Nur an bayerischen Hochschulen ticken die Uhren langsamer.
"Hast Du mal 'ne Mark?" hört man nach wie vor in vielen Mensen und Bibliotheken. Zum Beispiel in Bamberg. Der Politologie-Student Holger Henning hat seinen Tanten und Onkeln die übrig gebliebenen D-Mark-Bestände gegen Euro abgekauft. "Alle Getränke- und Süßigkeiten-Automaten funktionieren nur mit Mark, und geben nur Mark raus", beschwert sich der Student. "Da können wir leider nichts machen", sagt Harald Dörr von der Otto-Friedrich-Universität-Bamberg. "Wir sind darauf angewiesen, dass die Automatenbetreiber ihre Geräte umstellen."
Ein ähnliches Bild bietet sich an der größten Hochschule in Bayern, der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Mit "Lieferschwierigkeiten" begründet ein Sprecher der Hausverwaltung die Tatsache, dass Schließfächer nur mit Fünf-DM-Stücken benutzt werden können. Vor den Weihnachtsferien habe man Zettel an die Schließfächer gehängt, und die Studenten gebeten, Münzen aufzuheben. Auch Kopierkarten können in einigen Teilbibliotheken nur mit 10-DM-Scheinen gekauft werden. Auf Aushängen in den Kopierräumen bittet die Bibliotheksleitung zerknirscht um Verständnis für die "Euro-Panne". "Zu Beginn des nächsten Semesters im April haben wir aber bestimmt alles umgestellt", so der Sprecher.
Logistisches Problem
Auch in Augsburg brauchen die Studenten noch D-Mark-Stücke, wollen sie ihre Taschen einschließen. "Das ist ein ziemliches logistisches Problem", sagt Klaus Prem von der Universität Augsburg. "Wir haben ungefähr 1000 Schließfächer, die umgerüstet werden müssen, das alles in den Weihnachtsferien zu machen, war nicht möglich."
Diese Probleme hatte die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg offenbar nicht. "Wir sind komplett auf Euro umgestellt", sagt Uni-Sprecher Thomas Wenzel. "In den Weihnachtsferien haben wir neue Kopierer bekommen und alle Schließfächer umgerüstet. Völlig reibungslos." In Bayreuth, Passau und Würzburg ist das Euro-Zeitalter ebenso angebrochen. In Bamberg sind wenigstens die Schließfächer seit einer Woche euro-tauglich. Doch es gibt immer noch Probleme. Die Studenten würden die Zwei-Euro-Münze mit der Ein-Euro-Münze verwechseln, und so die Schlösser ruinieren - trotz Infoblätter an der Schließfächern, ärgert sich Harald Dürr.