ENRON - ein Jahr danach

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ENRON - ein Jahr danach

 
16.10.02 10:33
#1

Der aufhaltsame Untergang des Todesterns



Vor einem Jahr brach das einstige Starunternehmen Enron zusammen. Anhand der Ermittlungsergebnisse lässt das Bild einer kriminellen Clique zeichnen, getrieben von einer Melange aus Gier, Arroganz und Dummheit.

Hamburg - Die Bombe verbarg sich in Zeile dreizehn. Nachdem Kenneth Lay, Vorstandsvorsitzender von Enron  in der Pressemitteilung zum dritten Quartal 2001 zunächst die "exzellenten Aussichten" sowie die "starke Gewinnprognose" seines Unternehmens gelobt hatte, folgte im dritten Absatz das Eingeständnis, dass sein Lebenswerk zerstören würde: Wegen "gewisser Investitionen" müsse Enron eine Milliarde Dollar abschreiben. Das werde zu einem Quartalsverlust von 618 Millionen Dollar führen.
Seit dem Zusammensturz des einstmals siebtgrößten Unternehmens der USA vor einem Jahr versucht eine Armada von Anwälten, Untersuchungsausschüssen und Journalisten zu rekonstruieren, welche Machenschaften Enron, das "führende Unternehmen der Welt" (Eigenwerbung) zu Fall brachte, wie ein im Schlaglicht der Öffentlichkeit stehendes S&P-500-Unternehmen einer Mafia-Firma gleich geführt werden konnte - und warum diese Tatsache jahrelang niemandem auffiel.

Durchstechereien in allen Geschäftsbereichen

Inzwischen ist untersucht worden, welche krummen Geschäfte Enron machte. Zwar gibt es noch Tonnen von Dokumenten, die bisher nicht ausgewertet wurden. Die großen Vergehen scheinen jedoch klar. Hier eine Auswahl:

Das Versteckspiel mit den SPEs. Diese gelten gewissermaßen als Enrons specialité de la maison . Der Energiekonzern lagerte Vermögenswerte und Schulden in angeblich unhabhängige Firmen (so genannte Special Purpose Entities, kurz SPEs) aus und polierte so sein Ergebnis um geschätzte 1,4 Milliarden Dollar auf. Die von den SPEs erwirtschafteten Gewinne wurden dann aber wieder in Enrons Jahresabschluss dem Ergebnis zugeschlagen. Eigentümer der Nebenfirmen waren Enron-Manager, befreundete Banker und Geschäftspartner, denen ihr Engagement Traumrenditen garantierte. Die Dummen: Enrons Aktionäre.  

Der hausgemachte Energiekrise. Als der frisch deregulierte kalifornische Energiemarkt vor etwa zwei Jahren wegen Kapazitätsproblemen am Rande des Zusammenbruchs stand, soll Enron seine Finger im Spiel gehabt haben. In den Jahren 1999 bis 2001 manipulierten Enron und andere Unternehmen der Branche den Ermittlungen zufolge die Energiepreise mit Scheingeschäften - und ließen sich später vom kalifornischen Staat zusätzlich bezahlen, um die von ihnen verursachte Notlage zu beheben.

Riesenumsätze durch Kreisgeschäfte. Um seinen Umsatz aufzublasen soll Enron mit anderen Firmen so genannte "Roundtrip Deals" abgeschlossen haben - dabei vereinbaren zwei Parteien wechselseitige Lieferungen von Gas oder Strom im gleichen Umfang. Die Umsätze soll sich Enron gutgeschrieben haben, obwohl nie etwas geliefert wurde. Mit einer ähnlichen Masche soll das Unternehmen auch als Umsätze getarnte Kredite von seinen Banken erhalten haben.

Windiger Subventionsbetrug. Auch staatliche Zuzahlungen soll sich das Houstoner Unternehmen erschlichen haben. Als Enron zum Beispiel nach dem Kauf eines Energieversorgers die üppigen Subventionen für seine kalifornischen Windfarmen zu verlieren drohte, gründete das Unternehmen Medienberichten zufolge einfach eine neue Partnerschaft, lagerte einige Betriebsbereiche aus - und schon floss die Staatsknete weiter.
 
Bisher wurden lediglich zwei Enron-Manager angeklagt: Ex-Finanzvorstand Andrew Fastow und sein Vertrauter Michael Kopper. Enrons Gründer Kenneth Lay und der ehemalige Vorstandschef und Präsident Jeff Skilling, der vielen als der Hauptschuldige gilt, sind nach wie vor auf freiem Fuß. Allerdings deutet alles darauf hin, dass demnächst weitere Topleute angeklagt werden: Fastow ist unter anderem wegen krimineller Verschwörung angeklagt - dazu braucht es bekanntlich immer mehrere.

Zudem scheint es die Taktik der Staatsanwälte zu sein, zunächst die unteren Chargen in die Mangel zu nehmen. Kopper ist nicht wegen Bilanzbetrugs, sondern wegen Geldwäsche angeklagt worden - das ermöglichte es der Justiz, ähnlich wie bei Drogendelikten einen Großteil von Koppers mutmaßlich unrechtmäßig erworbenem Vermögens einzufrieren. Bei Kopper, dem 15 Jahre Gefängnis drohen, hat der enorme Druck bereits Wirkung gezeigt: Er wird als Kronzeuge gegen seinen ehemaligen Förderer Fastow auftreten.

Rette sich, wer kann

Auch der will nicht alleine hängen. Fastows Anwalt John Keeker bemerkte nach der Festnahme seines Mandanten sybillinisch: "Enrons Aufsichtsrat, der Vorstandschef und der Präsident haben seine Arbeit angeleitet und gelobt." Die Verteidigungsstrategie von Lay und Skilling erscheint zudem äußerst brüchig: Sie hätten, behaupten beide, von den Betrügereien ihrer Untergebenen nichts gewusst, schon gar nicht von den schmutzigen Details.

Dummerweise tauchen jedoch seit Monaten immer wieder Dokumente auf, die das Gegenteil nahe legen. So soll Skilling etwa en detail mit Global Crossings Ex-CEO Gary Winnick darüber diskutiert haben, wie man mittels eines 900-Millionen-Dollar Breitbandgeschäfts Umsätze nach der "Roundtrip"-Methode generieren könne. Bereits als Klassiker gilt die gut dokumentierte Warnung der Enron-Buchhalterin Sherron Watkins an Lay. Früh prophezeite sie ihrem obersten Chef, sein Unternehmen werde "in einer Welle von Bilanzskandalen implodieren".

Eigenwilliges Selbstverständnis

Im Rahmen der Untersuchung kommen auch immer mehr interessante Details über die Unternehmenskultur von Enron zum Vorschein. Selbst in guten Zeiten galten die Houstoner als arrogant und selbstgefällig. Finanzmagier wie Fastow oder Skilling wurden wegen ihrer berechnenden, mitleidslosen Art gleichzeitig gehasst und bewundert. Dass die futuristisch anmutende Konzernzentrale intern "Todesstern" genannt wurde, offenbart viel über das Selbstverständnis der Enron-Manager. Sie sahen sich gerne als eine eiskalte, effiziente Elite, die von ihrem Headquarter aus eine Armada von Sturmtruppen, Top-BWL-Absolventen allesamt, befehligte. Sie verstanden sich als das mächtige Hightech-Imperium, das sich die Wall Street gefügig machte, Widerstand war zwecklos.

Vieles legt jedoch nahe, dass es im "Todesstern" eher zuging wie in der Krieg-der-Sterne-Parodie "Space Balls". Häufig scheiterten die selbst ernannten Klonkrieger an Aufgaben, die man schon im betriebswirtschaftlichen Grundstudium lernt. So beschreibt etwa Robert Bryce in seiner Enron-Monografie "Pipe Dreams", wie das Unternehmen Ende der Neunziger jede Kontrolle über seine internen Kosten verlor, nachdem Skilling den als Pfennigfuchser verschrienen Richard Kinder als Präsident abgelöst hatte. Eine Kostprobe: Die Handelsabteilung gab einem Wirtschaftsprüfer zufolge alleine im Jahr 1997 zwei Millionen Dollar für frische Blumen aus - ohne dass dies einem der sonst auf totale Effizienz bedachten "financial wizards" auffiel.

Imperialer Overstretch

Der Chef der Breitbandsparte, Kenneth Rice, erinnert bei Bryce eher an eine Figur aus der Cartoonserie "Dilbert" denn an einen fähigen Manager. Rice habe lediglich an drei oder vier Tagen die Woche gearbeitet. Eine seiner vornehmsten Aufgaben sei es gewesen, sich während Meetings auf seinem Laptop Zeichentrickfilme anzugucken. Frühzeitige Warnungen, dass seine Abteilung wegen des Crashs der New Economy auf ein veritables Fiasko zusteuerte, ignorierte er hartnäckig. Auch Enrons "Kaiser" Ken Lay ließ sich offenbar nicht allzu häufig in Houston blicken - lieber war er in Washington, pflegte seinen imperialen Habitus und traf sich mit seinen politischen Kumpels, zuvorderst Präsident George W. Bush. Dem ist es heute todpeinlich, dass er den Enron-Gründer einst schmeichelnd "Kenny Boy" nannte.

Was Vetternwirtschaft und Exzesse angeht, erinnert Lay mitunter an andere Sonnenkönige wie den geschassten Tyco-CEO Dennis Kozlowski oder den Breitband-Cowboy Bernie Ebbers von WorldCom. Enrons Reiseanbieter gehörte "Pipe Dreams" zufolge zur Hälfte Lays Schwester. Als ein Wirtschaftsprüfer das monierte, soll Lay dafür gesorgt haben, dass der Mann umgehend gefeuert wurde. Und als seine erwachsene Tochter ihr Doppelbett mit nach Paris nehmen wollte, organisierte Daddy kurzerhand einen Firmenjet, um das logistische Problem zu lösen.

Wer war Enron? Was hat das Unternehmen eigentlich gemacht? Und wie konnte es passieren, dass der in den Himmel gelobte Darling der Wall Street binnen weniger Monate zur Hölle fuhr? Eine Geschichte über Hybris, Gier und Gutgläubigkeit.

Das Board der Wegschauer

Nicht nur auf der Managementebene war bei Enron vieles außer Kontrolle. Auch die Aufsichtsgremien versagten auf ganzer Linie, wie mehrere Untersuchungen belegen. Das Board of Directors (ansatzweise vergleichbar mit einem deutschen Aufsichtsrat) ignorierte gleich einen ganzen Wald von Stoppschildern. Bereits am 7. Februar 1999 wurde etwa der Bilanzausschuss des Boards von Enrons Chef-Wirtschaftsprüfer David Duncan darüber informiert, dass die Rechnungslegung des Konzerns mit "hohen Risiken " verbunden sei.

Mit seinen Bilanzierungsmethoden, erklärte der Andersen-Mann den Direktoren, überschreite Enron möglicherweise die Grenzen des ethisch Zulässigen und bewege sich am Rande dessen, was juristisch noch akzeptabel sei. Den Vorsitzenden des Ausschusses, Robert Jaedicke, focht das nicht an. An einem mangelnden Verständnis der Materie kann es nicht gelegen haben: Der Wirtschaftsexperte, früher Professor für Rechnungslegung an der Universität Stanford, saß dem Ausschuss bereits seit zehn Jahren vor.

Keine juristische Handhabe

Dennoch ignorierten er und alle anderen Direktoren die Warnung Duncans. Ebenso versäumten sie es, den Vorwürfen von Sherron Watkins nachzugehen. Zweimal hob das Board die für das Management geltenden ethischen Richtlinien auf, um es Finanzvorstand Fastow zu erlauben, nebenbei als Geschäftsführer von Enrons Partnerschaften zu arbeiten.

Bis heute lehnen die Direktoren jede Verantwortung für Enrons Zusammenbruch ab. Das Schlimme daran: Sie werden mit dieser Haltung vermutlich durchkommen. Die meisten Rechtsexperten sind der Ansicht, dass man einzelnen Mitgliedern des Boards schon nachweisen müsste, dass sie vorsätzlich handelten und strafbare Handlungen aktiv unterstützen. Das dürfte äußerst schwierig werden, weswegen die US-Justiz es vermutlich gar nicht erst versuchen wird..

Die Schläfer von der Fifth Street
 
Ähnlich unterirdisch war auch die Leistung der US-Börsenaufsicht SEC. Der amerikanische Senat ist im Rahmen einer Untersuchung kürzlich zu dem Ergebnis gekommen, im Fall Enron hätten die Börsensheriffs von der Washingtoner Fifth Street "katastrophal und systembedingt" versagt. Seit 1997 hat die SEC keinen einzigen von Enrons Jahresabschlüssen einer eingehenden Prüfung mehr unterzogen, obwohl in Finanzkreisen bereits lange vor dem 16. Oktober 2001 bekannt war, dass die Houstoner ebenso komplexe wie undurchsichtige Termin- und Rohstoffgeschäfte tätigten.

Kaum ein Fall dokumentiert das Totalversagen jedoch besser als Enrons Antrag bei der SEC, von der für Energieversorger geltenden gesetzlichen Bestimmungen gänzlich ausgenommen zu werden. Im April 2000 beantragte Enron den so genannten exemption status. Weil die SEC dem Antrag nicht widersprach, konnte einer der größten Energieversorger der USA jahrelang ohne Aufsicht arbeiten. Selbst in der Insolvenz kann Enron den exemption status noch nutzen, denn die SEC hat bis heute keinen Widerspruch eingelegt.

Alles super

An die Nase fassen müssen sich auch große Teile der Wirtschaftspresse. Wer im Archiv vor Mitte 2001 nach kritischen Geschichten zum Thema Enron sucht, der sucht vergeblich. Die wenigen negativen Stimmen kamen von einer Handvoll Fondsmanagern wie James Chanos von Kynikos Associates, der bereits im Mai 2001 anmerkte, Enron sei im Grunde nur "ein gigantischer Hedge Fonds ... und nicht mal ein besonders lukrativer". In den Kommentarspalten der "Business Week", des "Wall Street Journal" oder anderer Blätter muss man kritische Äußerungen aus dieser Zeit hingegen mit der Lupe suchen. Fortune wählte Enron gar sechsmal in Folge zum innovativsten Unternehmen der USA.

Zumindest ist die Aufarbeitung des Falls dafür umso gründlicher. Nach dem Desaster überboten sich Kolumnisten aller Couleurs mit kritischen Kommentaren. Doch manch einer hätte besser weiter schweigen sollen. So griff etwa der Ökonom, Princeton-Professor und "New York Times"-Kolumnist Paul Krugman den amerikanischen Präsidenten George W. Bush wegen seiner Verbindungen zu Enron scharf an: "Die Sache stinkt zum Himmel." Peinlich nur für Krugman: Der Wirtschaftswissenschaftler saß eine Zeit lang selbst in einem Enron-Beratungsausschuss.


Enron - Ein Stern verglüht


1997

Januar: Jeff Skilling wird Präsident und COO von Enron.

Juli: Enron zahlt 3,2 Milliarden Dollar für Portland General Electric.

1998

Juli: Enron expandiert ins Ausland und kauft für 3,7 Milliarden Dollar die britische Wessex Water und ein brasilianisches Stromunternehmen.

April: Houstons neues Stadion bekommt den Namen "Enron Field". Kostenpunkt für Enron: 100 Millionen Dollar.

November: Skilling startet EnronOnline, eine Rohstoff-Handelsplattform im Internet. Einige Tage später beginnt Enron, auch mit Breitbandkapazität zu handeln.

2000

Juli: Enron handelt jetzt auch Metall online.

September: Enron beginnt, Holzprodukte online zu handeln

Dezember: Enrons Aktie ist im Jahr 2000 um 87 Prozent gestiegen.

2001

Februar: Skilling wird CEO.

Juni: Enrons Führungskräfte verkaufen große Aktienpakete. Skilling kassiert 17,5 Millionen. Der Kurs bricht in der ersten Jahreshälfte um 39 Prozent ein.

August: Skilling überrascht Investoren mit der Mitteilung er trete aus "persönlichen Gründen" zurück. Gründer Ken Lay wird CEO.

16. Oktober: Enron gibt für das dritte Quartal einen Verlust von 618 Millionen Dollar bekannt und muss sein Eigenkapital um 1,2 Milliarden senken. Schuld sind private Geschäfte von Finanzvorstand Andrew Fastow.

22. Oktober: Die US-Börsenaufsicht SEC beginnt, Fastows Transaktionen zu untersuchen. Zwei Tage später räumt dieser seinen Stuhl.

31. Oktober: Enron setzt einen Ausschuss ein, der die Rechnungslegung des Konzerns überprüfen soll.

8. November: Enron korrigiert sein Betriebsergebnis der vergangenen vier Jahre um 586 Millionen Dollar nach unten.

9. November: Dynegy Corporation erklärt sich bereit, den Konkurrenten Enron für zehn Milliarden Dollar zu übernehmen.

15. November: Lay sagt, Enron habe Milliarden von Dollar in "sehr schlechte Investments" gesteckt.

28. November: Dynegy zieht sein Angebot zurück, nachdem seine Wirtschaftsprüfer weitere Löcher in Enrons Bilanz gefunden haben. Enron Bonität wird von mehreren Ratingagenturen auf "Junk" (Schrott) herabgestuft.

2. Dezember: Enron beantragt Gläubigerschutz nach Chapter 11. Es ist der größte Bankrott in der US-Geschichte.

2002

10. Januar: Enrons Wirtschaftsprüfer Andersen gesteht die Vernichtung von Enron-Akten ein ein. Die enge Verbindung von Lay und Präsident George Bush wird bekannt.

22. Januar: US-Banken sowie Pensionsfonds müssen vermutlich Hunderte von Millionen Dollar abschreiben. Auch die HypoVereinsbank und die Dresdner Bank bleiben auf faulen Enron-Krediten sitzen.

27. Januar: In Washington beginnen die Kongressanhörungen zum Fall Enron.

12. Februar: Ken Lay wird vom US-Kongress vorgeladen und verweigert die Aussage.

25. Februar:Kenneth Lay behauptet, nichts von den verdächtigen und möglicherweise illegalen Transaktionen bei Enron gewusst zu haben. Zahlreiche Dokumente belegen jedoch, dass er mehrfach gebrieft wurde.

5. Juni: Widerwillig und nur unter erheblichem Druck gibt das Weiße Haus 2100 Seiten interner Dokumente an einen Senatsausschuss weiter. Die Papiere enthalten Informationen zu den Treffen von Mitgliedern der Bush-Regierung mit Enron.

15. Juni:Eine Jury befindet Arthur Andersen der Justizbehinderung für schuldig. In Folge des Urteils darf Andersen keine Berichte von börsennotierten US-Unternehmen mehr testieren.

22.September:Neuen Erkenntnissen zufolge wies Enron 1997 bis 2001 zahlreiche Kredite als Umsätze aus. Diese möglicherweise illegalen Transaktionen sollen sich auf insgesamt eine halbe Milliarde Dollar belaufen haben.

2. Oktober:US-Bundesbehörden erheben Anklage gegen Enrons ehemaligen Finanzvorstand, Andrew Fastow. Die Anklagepunkte lauten: Betrug, Geldwäsche und kriminelle Verschwörung. Fastow ist der erste hochrangige Enron-Manager, gegen den strafrechtlich Anklage erhoben wird.

6. Oktober:Laut einer Untersuchung des US-Senats sind der SEC im Fall Enron "systemische und katastrophale Fehler" unterlaufen.

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ENRON - ein Jahr danach Happy End
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ENRON - ein Jahr danach (2)

 
17.10.02 22:25
#2

Mister Biggs und die feigen Wall-Street-Sheriffs


Nach dem Enron-Skandal wurde in den USA laut nach einem Neuanfang gerufen. Doch schon ein Jahr später steht die angekündigte Reform des Kapitalismus auf der Kippe. Die Lobbyisten sind auf dem Vormarsch, die Bush-Regierung kümmert sich um andere Themen.

New York - Die Sache mit Mister Biggs musste passieren, früher oder später. Davon ist Paul Krugman, notorischer Republikanerhasser und Kolumnist der "New York Times", überzeugt. Zu merkwürdig war bereits der Name des großen Reformwerks, das die Korruption aus dem amerikanischen Kapitalismus fegen sollte: Der Sarbanes-Oxley-Act. Reform im Namen von Michael Oxley? Dem bis dahin besten Freund der Wirtschaftsprüfer im Kongress? Das sei "surreal", befand Krugman.

Dieser Tage wurden Krugmans Zweifel bestätigt. Anlass war ein gewisser John Biggs. Der Chairman des nationalen Pensionsfonds der Lehrer ist eigentlich völlig unbekannt. Doch Biggs sollte nun eine größere Rolle übernehmen, einen hochpolitischen Job im Rampenlicht. Er war dazu ausersehen, die neue Wirtschaftsprüfer-Regulierungsbehörde zu leiten.

Die geplante Behörde ist das Herzstück der Reform: Sie soll Regeln für die Bilanzprüfung erstellen und das Verhältnis zwischen Unternehmen und Wirtschaftsprüfern überwachen. Auf deutsch: Wer diese Behörde führt, entscheidet über die Zukunft der Milliardenbranche.

Testfall Mister Biggs

Biggs gilt als überzeugter Reformer - und genau das ist das Problem: Die Wirtschaftsprüferlobby ließ durch ihren republikanischen Vasallen Oxley verbreiten, dass Biggs nicht in Frage komme. Er sei nicht moderat genug. Harvey Pitt, der Chef der Börsenaufsicht SEC, der Biggs den Job unter der Hand bereits angeboten hatte, machte unter dem Druck seines mächtigen Parteifreundes plötzlich einen Rückzieher.

Und damit war die Debatte losgetreten. Ein Jahr nach dem Enron-Skandal wurde Mister Biggs unfreiwillig zum Testfall, wie ernst die Reform des Kapitalismus allen Beteiligten wirklich ist. "Skandal!", schrieen die Demokraten und forderten einmal mehr den Rücktritt von Pitt. "Shut up!", entgegneten die Republikaner, die kurz vor der Wahl keine Ablenkung vom Thema Irak-Krieg gebrauchen können.

Im Streit um Biggs prallen einmal mehr die beiden gegensätzlichen Philosophien aufeinander: Auf der einen Seite stehen die Reformer, die die Skandalwelle zum Großreinemachen nutzen wollen. Auf der anderen Seite formieren sich die Aussitzer, die ihre Pfründe hinter den Kulissen verteidigen. In der Öffentlichkeit waren diese beiden Lager bisher durch zwei Männer repräsentiert: Eliot Spitzer und Harvey Pitt.

Wachhund gegen Schoßhund

Der eine ist New Yorker Generalstaatsanwalt, der andere Chef der Börsenaufsicht. Der eine ist Demokrat, der andere Republikaner. Der eine verkauft sich brilliant als unerschrockener Mafiajäger, der andere wird beim Lunch mit seinen alten Wirtschaftsprüfer-Amigos erwischt. Der eine gilt als Wachhund, der andere als Schoßhund. Es ist ein wunderbarer Gegensatz, den die Medien trefflich ausgeweidet haben, kulminierend in der Frage: Ist die Wall Street groß genug für beide?

Spitzer, der clevere Politiker, hat in den Skandalen sofort seine Gelegenheit erkannt. Medienwirksam attackierte er die Analysten der großen Wall-Street-Banken und zog Merrill Lynch eine Geldstrafe von 100 Millionen Dollar aus der Tasche. Zwar waren das nur Peanuts für die weltgrößte Investmentbank mit einem Jahresumsatz von 20 Milliarden Dollar. Doch Spitzer hatte seinen ersten Skalp und wurde von den Medien gefeiert. Inzwischen hält er sein nächstes Opfer, Citigroup-Chef Sanford Weill, an der Gurgel.

Breite Anti-Pitt-Allianz

Der vollbärtige Pitt hingegen hatte von Anfang an den Ruf als Bremser weg. Einen Ex-Lobbyisten zum Kontrolleur zu bestellen - das galt als typisch Bush. Der politisch unerfahrene Wirtschaftsanwalt trat von einem Fettnäpfchen ins nächste. Beim Amtsantritt im März 2001 versprach Pitt eine "sanftere SEC". Auf der Höhe der Skandalwelle, als die SEC einen Reformplan formulierte, holte er sich Rat bei seinen alten Freunden aus der Wirtschaftsprüferbranche. Immer wieder betonte er auch seinen Glauben an die Selbstheilungskräfte des Marktes. Pitt sei der lächerlichste Wachhund seit Scooby-Doo, lästerte die Kolumnistin Arianna Huffington.

Dass sich der Fall Biggs umgehend zum Fall Pitt entwickelte, überrascht daher kaum. Pitt ist wahrscheinlich der Amerikaner, der in den vergangenen zwölf Monaten am häufigsten zum Rücktritt aufgefordert wurde. Noch nie war der Chor jedoch so laut wie jetzt: Die Anti-Pitt-Allianz reicht von liberalen Demokraten bis hin zu den erzkonservativen Kommentatoren des "Wall Street Journal". Mit der Biggs-Entscheidung habe sich Pitt als Reformer endgültig diskreditiert, heißt es unisono. Bush hält an Pitt bisher jedoch fest.

Der Personalien-Streit wirft die Frage nach dem derzeitigen Stand der Reform auf. Bedeutet der Widerstand gegen Biggs schon den Tod der Reform, wie Krugman orakelt? Oder gibt es auch Fortschritte, ein Jahr nach Enron?

Der Kampf gegen Korruption und Anlegerbetrug konzentriert sich auf drei Gruppen: Analysten, Topmanager und Wirtschaftsprüfer. An allen Fronten haben die Reformer Boden gewonnen.

1. Dank Spitzer diskutieren die Wall-Street-Banken inzwischen eine formale Trennung von Investment-Banking und Analysten-Abteilung. Extrem poröse "chinesische Mauern" hatten hier für Interessenskonflikte gesorgt. An dieser Front haben sich Pitt und Spitzer Anfang Oktober zusammengetan: Sie beraten zusammen mit Citigroup eine "globale Einigung", die in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden soll.

2. Der Versuch, größenwahnsinnige Topmanager auf ein angemessenes Maß zu stutzen, ist in mehreren Punkten erfolgreich. Etliche Betrüger sind verhaftet worden, der Sarbanes-Oxley-Act hat die Strafen drastisch verschärft. Um das Anlegervertrauen wiederherzustellen, mussten die Chefs der 961 größten US-Unternehmen die Richtigkeit ihrer Bilanzen beschwören. Eine symbolische Geste, aber immerhin. Auch die CEO-Gehälter stehen wieder zur Debatte. Mehrere Aufsichtsräte haben bereits deutliche Kürzungen vorgenommen.

3. An der Wirtschaftsprüferfront sind die Big Five zu den Big Four geschrumpft. Arthur Andersen hat sich angesichts des Drucks aus dem Justizministerium aufgelöst. Eine Wirtschaftsprüfer-Regulierungsbehörde wird eingerichtet, die über neue Regeln entscheiden soll.

Lange Wunschliste

Keine Frage, verglichen mit dem Klima vor einem Jahr hat sich einiges geändert. "Ich glaube, Beschämung und Demütigung haben für einen gesellschaftlichen Wandel gesorgt", sagt Arthur Levitt, der langjährige SEC-Chef und Pitts Vorgänger.

Dennoch bleibt viel zu wünschen übrig. Der Sarbanes-Oxley-Act, der im Juli verabschiedet wurde, hat nur einen Rahmen geschaffen, und der muss nun gefüllt werden. Die Auseinandersetzung um den neuen Chef der Wirtschaftsprüfer-Regulierungsbehörde ist erst der Auftakt für monatelange Grabenkämpfe. Ungeklärt sind unter anderem die Mithaftung der Wirtschaftsanwälte, die Art der Dienstleistungen, die Wirtschaftsprüfer ihren Kunden anbieten dürfen, und die Zusammensetzung des unternehmensinternen Prüfungsausschusses. Die Lobbyisten haben sich bereits in Stellung gebracht.

Gegen die geballte Wirtschaftsmacht wird die SEC weiterhin einen schweren Stand haben. Zwar ist sie deutlich aufgewertet worden, so sehr, dass die Mitarbeiterflucht gestoppt werden konnte. Für das Haushaltsjahr 2003 wurde ihr Budget um 75 Prozent auf 766 Millionen Dollar angehoben. Doch laut dem früheren SEC-Chef Richard Breeden ist mindestens eine Milliarde Dollar nötig. Von der Idee der Rundum-Überwachung hat sich die SEC längst verabschiedet. Sie konzentriert sich stattdessen auf wenige spektakuläre Fälle. Allein am Enron-Fall arbeiten 29 Anwälte.

"Verkaufen" - ein hässliches Wort

Auch an der Analystenfront ist längst nicht alles gut. Die bisher vorgenommenen Änderungen der Aktien-Empfehlungen sind pure Kosmetik. Zwar haben alle großen Wall-Street-Banken ein angeblich einfacheres Dreiersystem an die Stelle des alten Fünfersystems gesetzt. Doch mehr Transparenz entsteht dadurch nicht unbedingt: Das eindeutige Wort "Verkaufen" wird weiterhin gemieden, stattdessen ist von "Underperform" oder "Underweight" die Rede.

Die Zahl der Verkaufsempfehlungen ist leicht gestiegen - von 1,5 Prozent vor einem Jahr auf rund acht Prozent. Dennoch bleibt es ein Tabu, Verkaufsempfehlungen für die Aktien der eigenen Investmentbanking-Kunden auszusprechen.

Ebenso ungelöst ist das Problem, das vielen als Wurzel des Manager-Fehlverhaltens gilt: Die Bilanzierung der Aktienoptionen. Es gibt weiterhin keine Vorschrift, Optionen als das zu verbuchen, was sie sind: Personalkosten. Sie werden statt Gehalt an Mitarbeiter verteilt, am liebsten in rauen Mengen, weil sie ja den Gewinn offiziell nicht schmälern. Die Optionen motivieren insbesondere das Top-Management, den Aktienkurs mit allen Tricks oben zu halten.

Aus Angst vor schlechter Presse haben inzwischen rund 130 Unternehmen freiwillig angekündigt, Aktienoptionen als Kosten zu verbuchen. Darunter sind Schwergewichte wie General Electric, General Motors, Wal-Mart und Coca-Cola. Doch Tech-Firmen, die traditionell besonders großzügig von Optionen Gebrauch machen, fehlen völlig. Reformer fordern daher eine verbindliche Regelung. Doch die Chancen stehen schlecht. An keinem Punkt wird so deutlich wie hier, dass die Reformbewegung ihr Anfangsmomentum verloren hat.

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ENRON - ein Jahr danach (3)

 
18.10.02 12:13
#3

Die Milliarden-Minus-Männer


Namen wie Kennth Lay, Gary Winnick oder Bernie Ebbers stehen für die größten Skandale in der US-Wirtschaftsgeschichte. Noch sitzt keiner von ihnen im Gefängnis, aber die Ermittlungsbehörden sind in vielen Fällen bereits gut vorangekommen.


Gary Winnick, Gründer und Chairman des Netzbetreibers Global Crossing ist in die Defensive geraten. Mit Leo Hindery, seinem früheren Untergebenen, steht den Ermittlern des US-Untersuchungsausschusses, vor dem er sich verantworten muss, ein wichtiger Zeuge zur Verfügung. Dieser will Winnick bereits vor mehr als zwei Jahren schriftlich davor gewarnt haben, dass das Unternehmen kollabieren könnte.

Das Memo ist ein wichtiger Baustein der Vorwürfe gegen Winnick. Es soll mithelfen zu beweisen, dass der Ex-Chairman schon lange über die zweifelhaften Buchhaltungsmethoden des Konzerns Bescheid wusste. Global Crossing wird vorgeworfen, den Tausch von Kapazitäten mit anderen Netzbetreibern als Umsatz verbucht zu haben. Außerdem soll Winnick im großen Stil Aktien verkauft haben, bevor der Kurs nach Bekannt werden der dubiosen Praktiken gegen Null fiel.


Einst machte Chuck Watson von sich Reden, als er als Dynegy-Chef sein Übernahmeangebot für den fast viermal größeren, strauchelnden Energie-Riesen Enron abgab. Im Mai schließlich lief der Energie-Händler auf Grund, als die Steuerbehörden eine Steuererleichterung annullierten, die Dynegy auf Grund von Energiegeschäften bekommen hatte, die das Unternehmen in Wirklichkeit gar nicht abgeschlossen hatte.

Ende Mai trat Watson von seinem Posten zurück. Allerdings nicht ohne sich den Abschied vergolden zu lassen: Watson kassierte eine Abfindung in Höhe von mindestens 33 Millionen Dollar. Das ist mehr als er bekommen hätte, wenn er seinen Vertrag normal erfüllt hätte. Doch auch nach dem Ausscheiden Watsons kommt Dynegy nicht aus der Krise. Jetzt gab das Energie-Handelshaus seinen Ausstieg aus dem Geschäft bekannt. Zugleich trat der für das operative Geschäft verantwortliche Steve Bergstrom zurück.


Kenneth Lay hatte den Stein ins Rollen gebracht. Als Manager des Energiehändlers Enron nutzte er über viele Jahre hinweg ein kompliziertes Geflecht von Nebenfirmen und Scheingeschäften, um Schulden zu verbergen und die angekündigten hohen Ziele für das Gewinnwachstum einzuhalten.

Dreh- und Angelpunkt der Anklage gegen den Konzern ist nun, nachzuweisen, dass es innerhalb des Unternehmens Absprachen gab, die diese Nebenfirmen vor Verlusten schützten oder ihnen hohe Gewinnmargen auf die Geschäfte mit dem Hauptkonzern garantierten. Nur in diesem Fall sind die Vorgänge illegal.

In der ersten Anklage eines hochrangigen Enron-Managers muss sich der ehemalige Finanzvorstand, Andrew Fastow, nun vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Betrug, Geldwäsche und Verschwörung vor. Die Anklage gegen Fastow ist der erste Zwischenerfolg in den seit zehn Monaten andauernden Ermittlungen. Auch eine Anklage gegen Lay schließen Experten nicht aus.


Charles Wang steht im Verdacht, zusammen mit seinen Kollegen Sanjay Kumar und Russell Artzt als Vorstand des Software-Unternehmens Computer Associates dessen Umsatzzahlen extrem aufgebläht zu haben, um den Börsenkurs zu pushen.

Staatsanwaltschaft und US-Börsenaufsicht wurden auf den Fall aufmerksam, als der Vorstand die Zahlen für die Geschäftsjahre 1998 und 1999 um satte 542,8 Millionen Dollar nach unten korrigieren musste.

Alles deutet darauf hin, dass Wang und Konsorten als Lohn dafür Aktienoptionen im Wert von rund 1,1 Milliarden Dollar einstrichen - eine Summe, die selbst während der hysterischen späten neunziger Jahre von Börsenfachleuten als unanständig hoch bezeichnet wurde. Nur mit großer Mühe konnte Wang sich auf seinem Vorstandssessel halten. Die Querelen in der der Chefetage halten an.


Erst jüngst gab sich James Cramer in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Capital" staatstragend und voller Empörung gegen das Böse. Die Börsenaufsicht SEC habe viel zu lange einen Laisser-faire-Kurs gesteuert und breits Ende der neunziger Jahre etliche Unternehmer nicht verfolgt, die ihre Bilanzen um Hunderte Millionen Dollar gefälscht hätten.

Was die Bewertung seiner eigenen Geschäfte betrifft, ist Cramer großzügiger. Die Ermittler der SEC nehmen die Geschäfte unter die Lupe, die Cramer ganz freimütig in seinem kürzlich veröffentlichten Buch "Confessions of a Wall Street Addict" beschrieben hat. Cramer hatte sich marktenge Aktien ausgesucht, gute Nachrichten über das jeweilige Unternehmen recherchieren lassen und diese Informationen dann an bestimmte Analysten weitergegeben, damit sie für die Aktie werben konnten. Sobald die Aktie durchstartete, strich Cramers Firma einen satten Gewinn ein - weil sie sich frühzeitig eingedeckt hatte.


Die Verhaftung war spektakulär und ganz auf die Fernsehzuschauer ausgerichtet. Ende Juni war John J. Rigas zusammen mit seinen Söhnen und vor laufenden Fernsehkameras in Handschellen abgeführt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft der Gründerfamilie des Kabelunternehmens Adelphia Communications Diebstahl von Firmengeldern vor.

Die Familie hatte die Firma wie ein gut gefülltes Sparschwein benutzt, aus dem man unentwegt "zinslose Kredite" für Luxusappartements, Villen, Aktien und Reisen entnahm. Allein für seinen privaten Golfplatz gab John Rigas 13 Millionen Dollar aus.

Adelphia war im Juni 2002 unter einem Schuldenberg von mehr als 20 Milliarden Dollar zusammengebrochen. Den Ausschlag gab die SEC, die mehr als eine Milliarde Dollar zurückgefordert hatte. Nun will der neue Vorstand Kabelnetzbetreibers die Zahlungen an Rigas sperren. Diesem waren noch im Mai - kurz vor dem Bankrott des Unternehmens - 4,2 Millionen Dollar zugesichert worden.


Marty Staff, Chef der US-Dependance von Hugo Boss, war bei seinen Geschäftspartnern extrem unbeliebt. Staff hatte ihnen über Jahre hinweg systematisch mehr Waren aufgezwungen, als sie eigentlich bezahlen und in ihren Läden verkaufen konnten. Auf diese Weise hatte Staff die Umsätze von Hugo Boss und damit auch sein erfolgsabhängiges Gehalt künstlich aufgebläht. Staff hatte zwar versprochen, die unverkäuflichen Hemden, Anzüge oder Schuhe zurückzunehmen, doch später ließ er die Händler eiskalt abblitzen.

Inzwischen hat die New Yorker Anwaltskanzlei Stone & Bonner Sammelklage gegen den Modekonzern eingereicht. Die Advokaten werfen der Firma und den ehemaligen Managern Staff und seinem Kollegen Vincent Ottomanelli vor, in der Bilanz der US-Tochter falsche Angaben gemacht zu haben. Sie hätten von Unstimmigkeiten im Wert der Warenbestände früher gewusst.


Wie stellt man Ermittlungen gegen einen Mann an, der über jeden Zweifel erhaben ist? Eigentlich gar nicht. Anders ist es nicht zu erklären, das gegen Dick Cheney alle Versuche von Seiten der Staatsanwaltschaft bislang im Sande verliefen. Trotzdem wollen die Gerüchte nicht verstummen. Von 1995 bis 2000 war der US-Vizepräsident Direktor des texanischen Ölunternehmens Halliburton. Dessen Umsätze sollen im Zeitraum 1999 bis 2001 um 445 Millionen Dollar zu hoch ausgewiesen worden sein.

Während seiner Amtszeit als Geschäftsführer soll die Firma Bilanzen aufgemotzt und Bücher gefälscht haben, um den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Larry Klayman, Chairman von Judicial Watch, fordert im Namen der getäuschten Aktionäre 200 Millionen Dollar Schmerzensgeld - Cheney schweigt.


Von seiner Ex-Frau musste sich Dennis Kozlowski aus der Untersuchungshaft freikaufen lassen. Damit ist der wegen Betrugs angeklagte Ex-Tyco-Chef im letzten Moment der Gefängniszelle entgangen. Ein Richter in Manhattan hatte eine Kaution von zehn Millionen Dollar festgesetzt.

Staatsanwalt John Moskow hatte gefordert, dass Kozlowski und der ehemalige Tyco-Finanzvorstand Mark Swartz in Untersuchungshaft im New Yorker Gefängnis Rikers Island, das als eines der härtesten in den USA gilt, gehen. Kozlowski und Swartz wird vorgeworfen, den früheren Arbeitgeber Tyco um rund 600 Millionen Dollar erleichtert zu haben.


Am Volumen gemessen, ist das Finanzvergehen, das Ex-WorldCom-Chef Bernie Ebbers zu verantworten hat, rekordverdächtig. Die Telefongesellschaft hatte im Juli Gläubigerschutz beantragt und damit den größten Bankrott in der US-Geschichte eingeleitet. Experten schätzen den Schaden auf rund 120 Milliarden Dollar.

Zurzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den einstigen WolrdCom-Controller David Myers und gegen Finanzvorstand Scott Sulfvan. Sie sollen 3,9 Milliarden Dollar Schulden vertuscht haben. Darüber hinaus wollen die Ermittler Myers als Kronzeuge gegen Ebbers gewinnen.

Unterdessen hat der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer Ebbers und vier weitere Telekom-Manager auf Herausgabe von insgesamt mehr als 1,5 Milliarden Dollar verklagt. Spitzer wirft ihnen vor, sie hätten der Citigroup-Tochter Salomon Smith Barney als Gegenleistung für überhöhte Rating-Einstufungen und positive Analystenreports lukrative Geschäfte zugeschanzt.


Mit in den Enron-Strudel gerissen wurde der Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen. Joseph Berardino, der Chef der einst fünftgrößten Prüfungsgesellschaft der Welt, kam vor Gericht und musste abdanken. Arthur Andersen hatte nicht nur die Bilanzfälschung bei Enron übersehen, sondern danach auch noch stoßweise Beweismaterial vernichtet.

Im Juni wurde Arthur Andersen von einem Gericht der Behinderung der Justiz für schuldig befunden. Das bedeutet praktisch die Auflösung des 89 Jahre alten Unternehmens. Andersen hat zwar Berufung eingelegt, wird aber ab August in den USA keine börsennotierten Unternehmen mehr prüfen.


Bis zu 30 Jahre Haft kommen auf Samuel D. Waksal zu. Der ehemalige Chef des Biotechnologie-Unternehmens Imclone hat sich bereits des Insiderhandels, Bankbetrugs, Meineids und der Justizbehinderung schuldig bekannt. Waksal war im Mai bei Imclone ausgeschieden.

Die SEC-Ermittler werfen ihm vor, seinen Vater und seine Tochter veranlasst zu haben, Imclone-Aktien im Wert von mehr als zehn Millionen Dollar zu verkaufen. Zwei Tage später stürzte die Aktie ab, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, dass das Krebsmedikament Erbitux keine Zulassung erhält.

Inzwischen hat Imclone selbst zusätzlich eine Zivilklage gegen Waksal eingereicht. Imclone fühlt sich von Waksal hinters Licht geführt und fordert unter anderem die Rückzahlung der Abfindung in Höhe von sieben Millionen Dollar, die Waksal bei seinem Rücktritt am 22. Mai mit der Firma ausgehandelt hatte.

ENRON - ein Jahr danach 821570
ENRON - ein Jahr danach Happy End
Happy End:

Lange Haft für Enron-Chef

 
24.10.06 16:04
#4
Harte Strafe im größten amerikanischen Unternehmensskandal: Jeffrey Skilling, der frühere Chef des Energiekonzerns Enron, muss für 24 Jahre und vier Monate ins Gefängnis.

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Getroffen: Ex-Enron-Chef Jeffrey Skilling muss fast ein Vierteljahrhundert in Haft

Es war einer der spektakulärsten Wirtschaftsstrafprozesse der Vereinigten Staaten. Der betrügerische Zusammenbruch des Energieriesen Enron hatte eine ganze Welle von Ermittlungen in ähnlichen Fällen und Gesetzesverschärfungen ausgelöst. Der Enron-Skandal und die Namen der verantwortlichen Manager gelten seitdem in den USA als Inbegriff für die grenzenlose Gier von Vorständen, die sich schamlos an ihren Unternehmen bereichern.

Bereits im Mai hatte eine Jury Skilling des Betrugs und der Verschwörung in 19 Fällen schuldig gesprochen. Nach der Anhörung von sieben Betroffenen verkündete Bezirksrichter Sim Lake jetzt am Montag in Houston (Texas) das Urteil gegen den 52-Jährigen. Der Richter orientierte sich dabei an der unteren Grenze des möglichen Strafmaßes, das nach dem Schuldspruch der Jury zwischen 24 und 30 Jahren lag. Skilling muss außerdem 45 Millionen Dollar Schadensersatz zahlen

Skilling beteuerte zum Abschluss des Verfahrens erneut seine Unschuld. »Ich bin unschuldig in jedem einzelnen der Anklagepunkte«, sagte er. In einer Erklärung der Staatsanwaltschaft hieß es: »Jeffrey Skilling wird für einen der größten Betrugsfälle in der Unternehmensgeschichte der USA mehr als 24 Jahre im Gefängnis verbringen.« Mit dem Urteil werde eine gewisse Gerechtigkeit für Tausende von Menschen hergestellt, die ihre Jobs oder Millionen von Dollar in Investitionen verloren hätten.

Enron gehörte einst zu den zehn größten US-Unternehmen mit einem Börsenwert von 68 Milliarden Dollar. Anfang Dezember 2001 beantragte das Unternehmen Gläubigerschutz. Mehr als 5000 Arbeitnehmer verloren ihren Job. Eine Milliarde Dollar in Pensionsfonds ging für die Altersvorsorge verloren. Investoren büßten Milliardenbeträge ein.

In dem folgenden Prozess wurde der zweite Enron-Chef Kenneth Lay ebenfalls schuldig gesprochen. Der 64-Jährige starb jedoch im Juli, bevor das Strafmaß gegen ihn verhängt wurde. In der vergangenen Woche hatte ein US-Gericht Lays Verurteilung aufgehoben, weil dieser keine Möglichkeit zu einem Berufungsverfahren mehr habe.


Außer Skilling muss auch der ehemalige Enron-Finanzchef Andrew Fastow ins Gefängnis. Der 44-Jährige bekam im September mit rund sechs Jahren ein vergleichsweise mildes Urteil, nachdem er mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet und Reue gezeigt hatte. Die Aussagen von Fastow hatten maßgeblich zur Verurteilung der einstigen Enron-Chefs Lay und Skilling beigetragen.

Quelle: www.zeit.de/online/2006/43/Enron-Urteil  
ENRON - ein Jahr danach moebius

Kenneth Lay raucht Cohibas auf den Bahamas

 
#5
Über ihm fliegt Dumbo der Elefant und singt ihm ein Lied.
Das vierteljahrundert Haft von Jeffrey Skilling ist vergleichbar mit einem langen Urlaub in der Königssuite des Burj al Arab.  


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