News - 01.01.07 06:05
AUSBLICK 2007: Emerging Markets im Wandel - 2007 robustes Wachstum erwartet
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Emerging Markets werden sich nach Einschätzung von Experten im neuen Jahr robust entwickeln. Zwar werden sie nicht mehr ganz an die Wachstums-Dynamik der vergangenen Jahre anknüpfen können, wie cominvest-Schwellenlandexperte Oliver Stönner-Venkatarama sagt; aber ein Wachstum der Weltwirtschaft bei etwas über vier Prozent bewege sich immer noch auf einem gutem Niveau. Eine Verschiebung sehen Fondsmanager in dem Selbstverständnis der Schwellenländer. DWS-Chef Klaus Kaldemorgen fasst die neue Entwicklung zusammen: 'Die Schwellenländer treten heute politisch selbstbewusster auf, gestalten die weltwirtschaftliche Dynamik mit, bilden Allianzen untereinander, und ihre Unternehmen drängen mit Übernahmen in die Industrieländer'
SCHWELLENLÄNDER LANGFRISTIG IM WANDEL
Eine Veränderung zeigt sich auch bei den Investoren, die zunehmend aus den Schwellenländer selbst kommen. Die Emerging Markets lassen bereits eine stärkere binnenwirtschaftliche Dynamik erkennen, sagt Stönner-Venkatarama.
Dies würde in das Schema einer auf lange Sicht erwarteten Entwicklung der Emerging Markets passen, wie sie beispielsweise die DekaBank sieht: 'Von Schwellenländer ohne Wachstumdynamik zu Konvergenzländer im Aufholprozess.' Heisst nichts anderes, als dass sich die aufstrebenden Märkte langfristig den Industrieländer angleichen werden.
RISIKEN BLEIBEN AUCH FÜR 2007 BESTEHEN
Die Abhängigkeit der Emerging Markets an die Entwicklung in den USA bleibt auch 2007 ein zentrales Thema. Der vielfach genannte 'worst case' einer US-Rezession wird aber von vielen Experten bezweifelt. DIT-Fondsmanager Michael Konstantinov rechnet mit einer leichten Abkühlung der US-Wirtschaft um zwei Prozent. 'Dies sollte sich nicht drastisch auswirken bei einem robusten Wachstum in Europa und einer sehr guten Entwicklung in Japan und den Schwellenländern.' Er wies zudem auf die Möglichkeit einer Zinserhöhung durch die US-Notenbank hin. Dies könnte zu einem geringeren Kapitalzufluss in die Schwellenländer führen. Betroffen wären laut cominvest-Experte Stönner-Venkatarama im Fall einer schwächeren US-Wirtschaft die lateinamerikanischen Märkte und die besonders exportorientierten asiatischen Volkswirtschaften.
Weiterhin sollte der Ölpreis von Bedeutung sein. Hier sollten die Verlierer eines möglichen Ölpreis-Crash laut DekaBank beispielsweise die stark auf Öl setzende Länder wie Russland oder Venezuela heißen. Eine drohende Protektionismus-Welle wie sie die DekaBank sieht, also der Versuch ausländische Anbieter mit Hilfe von Handelshemmnissen, beispielsweise durch Zölle auf dem Inlandsmarkt zu benachteiligen, tat dit-Fondsmanager Konstantinov dagegen als 'Säbel-Rasseln' ab. Gerade die Industrieländer, allen voran die USA, würden vom Freihandel profitieren.
REFORMEN UND REFORMBEDARF
Trotz aller Risiken: Ob Leistungsbilanzentwicklung, Schaffung von Währungsreserven oder die Stabilisierung des Staatshaushalt - viele Schwellenländer haben sich bereits gut entwickelt. Beobachtern zufolge hat sich die makroökonomische Lage in vielen Schwellenländern verbessert.
Dies wirkte sich in den letzten Jahren positiv auf die Ratings einiger Länder aus. 'Brasilien, Rußland und China zählen zu den Ländern, die ihre hohe Verschuldung in Fremdwährungen wie Dollar und Euro aufgrund der verantwortungsbewußten politischen Führung deutlich gesenkt haben,' sagt DWS-Volkswirt Nicolas Schlotthauer. Nun müssen seiner Meinung nach Mikro-Reformen wie Strukturelle Steuersysteme, Arbeitsrecht und eine autonome Geldpolitik folgen, die für eine Geldwertstabilität sorgen soll. Die Wahrung der Sozialstabilität sei besonders in China von Bedeutung.
ETABLIERTE MÄRKTE WEITER VORN
Weiter vorn sehen Fondsmanager die etablierten Märkte wie Brasilien, Russland, Indien und China. DWS-Fondsmanager Kaldemorgen bezeichnet vor allem China und Indien als 'mittlerweile gereift'. Sie besäßen eine starke Binnenwirtschaft und seien zu einem soliden Investment geworden. Speziell beim 'Land der Mitte' gehen Beobachter beim Brutto-Inlands-Produkt (BIP) von einem Wachstum von fast zehn Prozent aus. Dieses sehr hohe Wachstum ist aber aus Sicht von cominvest-Volkswirt Stönner-Venkatarama gleichzeitig auch ein Risiko für die ganze asiatische Region. Ein Rückgang des Wachstums oder eine stärkere Korrektur in den einzelnen Sektoren könnten sich auf Chinas Nachbarländer auswirken.
NEUE STARS - DIE 'NEXT ELEVEN' VON GOLDMAN SACHS
All jenen, die wissen wollen, wer die potentiellen neuen 'Stars' der Schwellenländer werden könnten präsentiert Goldman Sachs-Chefvolkswirt Jim OŽNeill die 'Next Eleven'. Seiner Einschätzung nach sollten sich Märkte wie Südkorea, Türkei und Mexiko in den nächsten Jahren sehr stark entwickeln. Es folgen Bangladesch, Indonesien, Iran, Pakistan, die Philippinen und Vietnam. Mit Nigeria und Ägypten tauchen zwei Länder aus Afrika in der Liste auf.
Aber hier sind die Experten, zumindest was Vietnam angeht, geteilter Meinung. 'Vietnam ist sicherlich als Story sehr gut, in der Realität ist es aber als Anleger sehr schwierig in den Markt zu kommen', sagt DWS-Mann Thomas Gerhardt./mb/mw/js/mf/
--- Von Martin Barwitzki, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX
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AUSBLICK 2007: Emerging Markets im Wandel - 2007 robustes Wachstum erwartet
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Emerging Markets werden sich nach Einschätzung von Experten im neuen Jahr robust entwickeln. Zwar werden sie nicht mehr ganz an die Wachstums-Dynamik der vergangenen Jahre anknüpfen können, wie cominvest-Schwellenlandexperte Oliver Stönner-Venkatarama sagt; aber ein Wachstum der Weltwirtschaft bei etwas über vier Prozent bewege sich immer noch auf einem gutem Niveau. Eine Verschiebung sehen Fondsmanager in dem Selbstverständnis der Schwellenländer. DWS-Chef Klaus Kaldemorgen fasst die neue Entwicklung zusammen: 'Die Schwellenländer treten heute politisch selbstbewusster auf, gestalten die weltwirtschaftliche Dynamik mit, bilden Allianzen untereinander, und ihre Unternehmen drängen mit Übernahmen in die Industrieländer'
SCHWELLENLÄNDER LANGFRISTIG IM WANDEL
Eine Veränderung zeigt sich auch bei den Investoren, die zunehmend aus den Schwellenländer selbst kommen. Die Emerging Markets lassen bereits eine stärkere binnenwirtschaftliche Dynamik erkennen, sagt Stönner-Venkatarama.
Dies würde in das Schema einer auf lange Sicht erwarteten Entwicklung der Emerging Markets passen, wie sie beispielsweise die DekaBank sieht: 'Von Schwellenländer ohne Wachstumdynamik zu Konvergenzländer im Aufholprozess.' Heisst nichts anderes, als dass sich die aufstrebenden Märkte langfristig den Industrieländer angleichen werden.
RISIKEN BLEIBEN AUCH FÜR 2007 BESTEHEN
Die Abhängigkeit der Emerging Markets an die Entwicklung in den USA bleibt auch 2007 ein zentrales Thema. Der vielfach genannte 'worst case' einer US-Rezession wird aber von vielen Experten bezweifelt. DIT-Fondsmanager Michael Konstantinov rechnet mit einer leichten Abkühlung der US-Wirtschaft um zwei Prozent. 'Dies sollte sich nicht drastisch auswirken bei einem robusten Wachstum in Europa und einer sehr guten Entwicklung in Japan und den Schwellenländern.' Er wies zudem auf die Möglichkeit einer Zinserhöhung durch die US-Notenbank hin. Dies könnte zu einem geringeren Kapitalzufluss in die Schwellenländer führen. Betroffen wären laut cominvest-Experte Stönner-Venkatarama im Fall einer schwächeren US-Wirtschaft die lateinamerikanischen Märkte und die besonders exportorientierten asiatischen Volkswirtschaften.
Weiterhin sollte der Ölpreis von Bedeutung sein. Hier sollten die Verlierer eines möglichen Ölpreis-Crash laut DekaBank beispielsweise die stark auf Öl setzende Länder wie Russland oder Venezuela heißen. Eine drohende Protektionismus-Welle wie sie die DekaBank sieht, also der Versuch ausländische Anbieter mit Hilfe von Handelshemmnissen, beispielsweise durch Zölle auf dem Inlandsmarkt zu benachteiligen, tat dit-Fondsmanager Konstantinov dagegen als 'Säbel-Rasseln' ab. Gerade die Industrieländer, allen voran die USA, würden vom Freihandel profitieren.
REFORMEN UND REFORMBEDARF
Trotz aller Risiken: Ob Leistungsbilanzentwicklung, Schaffung von Währungsreserven oder die Stabilisierung des Staatshaushalt - viele Schwellenländer haben sich bereits gut entwickelt. Beobachtern zufolge hat sich die makroökonomische Lage in vielen Schwellenländern verbessert.
Dies wirkte sich in den letzten Jahren positiv auf die Ratings einiger Länder aus. 'Brasilien, Rußland und China zählen zu den Ländern, die ihre hohe Verschuldung in Fremdwährungen wie Dollar und Euro aufgrund der verantwortungsbewußten politischen Führung deutlich gesenkt haben,' sagt DWS-Volkswirt Nicolas Schlotthauer. Nun müssen seiner Meinung nach Mikro-Reformen wie Strukturelle Steuersysteme, Arbeitsrecht und eine autonome Geldpolitik folgen, die für eine Geldwertstabilität sorgen soll. Die Wahrung der Sozialstabilität sei besonders in China von Bedeutung.
ETABLIERTE MÄRKTE WEITER VORN
Weiter vorn sehen Fondsmanager die etablierten Märkte wie Brasilien, Russland, Indien und China. DWS-Fondsmanager Kaldemorgen bezeichnet vor allem China und Indien als 'mittlerweile gereift'. Sie besäßen eine starke Binnenwirtschaft und seien zu einem soliden Investment geworden. Speziell beim 'Land der Mitte' gehen Beobachter beim Brutto-Inlands-Produkt (BIP) von einem Wachstum von fast zehn Prozent aus. Dieses sehr hohe Wachstum ist aber aus Sicht von cominvest-Volkswirt Stönner-Venkatarama gleichzeitig auch ein Risiko für die ganze asiatische Region. Ein Rückgang des Wachstums oder eine stärkere Korrektur in den einzelnen Sektoren könnten sich auf Chinas Nachbarländer auswirken.
NEUE STARS - DIE 'NEXT ELEVEN' VON GOLDMAN SACHS
All jenen, die wissen wollen, wer die potentiellen neuen 'Stars' der Schwellenländer werden könnten präsentiert Goldman Sachs-Chefvolkswirt Jim OŽNeill die 'Next Eleven'. Seiner Einschätzung nach sollten sich Märkte wie Südkorea, Türkei und Mexiko in den nächsten Jahren sehr stark entwickeln. Es folgen Bangladesch, Indonesien, Iran, Pakistan, die Philippinen und Vietnam. Mit Nigeria und Ägypten tauchen zwei Länder aus Afrika in der Liste auf.
Aber hier sind die Experten, zumindest was Vietnam angeht, geteilter Meinung. 'Vietnam ist sicherlich als Story sehr gut, in der Realität ist es aber als Anleger sehr schwierig in den Markt zu kommen', sagt DWS-Mann Thomas Gerhardt./mb/mw/js/mf/
--- Von Martin Barwitzki, dpa-AFX ---
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