Die Verhandlungen über einen Einstieg der Kirch-Gruppe bei der angeschlagenen EM.TV & Merchandising AG werden aller Voraussicht nach über den 31. Januar hinaus fortgesetzt. "Wir gehen davon aus, dass sich die exklusiven Gespräche mit EM.TV bis Ende Februar verlängern, wenn sie bis Ende Januar nicht abgeschlossen sind", sagte ein Kirch-Sprecher am Montag auf Anfrage. EM.TV hatte bereits vorher Bereitschaft für weitere Gespräche signalisiert, falls es nur noch um Einzelheiten gehe. Unterdessen wurde im Umfeld der Verhandlungen ein Bericht der "Financial Times" (Montagausgabe) als haltlos bezeichnet, wonach Kirch die Option von EM.TV auf weitere 25 Prozent an der Formel-Eins- Holding SLEC übernehmen will.
Die ursprünglich gesetzte Frist für die seit acht Wochen andauernden Verhandlungen läuft am Mittwoch ab. Kirch und EM.TV hatten den Zeitraum bereits in einem frühen Stadium der Gespräche als "ehrgeizig" bezeichnet. Während der vergangenen Wochen hatten sich die Fronten in den Gesprächen verhärtet. Die Frist kann der Vereinbarung zwischen Kirch und EM.TV nur verlängert werden, wenn beide Seiten einverstanden sind. Der Kurs der EM.TV-Aktien legte am Montag am Neuen Markt um 9,7 Prozent auf 8,24 Euro zu.
Der Bericht der "Financial Times" habe "weder Hand noch Fuß", hieß es übereinstimmend in Verhandlungskreisen auf beiden Seiten. Die Spekulationen ließen die rechtlichen Verhältnisse außer Acht. Kirch könne keine Option übernehmen, so lange der Konzern an EM.TV nicht einmal beteiligt sei. Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn hatte Anfang Dezember gesagt, eine Übernahme von weiteren Formel-Eins-Anteilen sei nach dem Einstieg nicht ausgeschlossen. In EM.TV-Kreisen wurde erneut auf die fehlende Zusage von Kirch für die 550 Millionen Dollar hingewiesen, die der Medienkonzern für 49 Prozent der EM.TV-Anteile an der SLEC bezahlen will. Bei Kirch hieß es dazu nur, der Konzern habe keine Schwierigkeiten, diese zu finanzieren. Für formelle Garantien sei es aber noch zu früh.
Die britische Wirtschaftszeitung "Financial Times" und ihr deutsches Schwesterblatt berichteten am Montag, Kirch wolle noch in dieser Woche anbieten, die Kaufoption von EM.TV zu übernehmen und selbst 25 Prozent der SLEC von deren Chef Bernie Ecclestone zu kaufen. EM.TV hat bis etwa Ende Februar das Recht, für einen fest gelegten Betrag von knapp einer Milliarde Dollar den Anteil zu kaufen. Dies übersteigt aber die finanziellen Möglichkeiten des Merchandising- und Fernsehrechtehändlers, der deshalb eines starken, finanzkräftigen Partner gesucht hatte. Kirch ist nach eigenen Angaben vor allem an den Fernseh-Übertragungsrechten an der weltweiten Rennsportserie interessiert.
Mit der Übernahme der Anteile wolle Kirch der Verkaufsoption Ecclestones zuvorkommen, mit der dieser die 25 Prozent von Mai an zu einem ähnlichen Preis an EM.TV abgeben kann. Die Offerte solle dem EM.TV-Aufsichtsrat und Ecclestone noch in dieser Woche vorgelegt werden, hieß es in der Zeitung. Die US-Investmentbank Hellman & Friedman will nach Angaben aus Verhandlungskreisen auf Initiative von EM.TV-Aufsichtsratschef Nickolaus Becker und des Münchener Filmkaufmanns Herbert Kloiber die EM.TV-Anteile selbst erwerben und Ecclestone zum Verzicht auf seine Option bewegen.
Im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen zwischen Kirch und EM.TV wäre der amerikanische Disney-Konzern der "FT" zufolge interessiert, den Puppen-Filmproduzenten Jim Henson Co zu übernehmen. Der Zeichentrickkonzern beobachte die Situation genau, hieß es unter Berufung auf Führungskräfte bei Disney. Das Unternehmen sei schon lange an Henson interessiert. EM.TV hatte im Frühjahr 2000 den Produzenten der "Muppets Show" und der "Sesamstraße" gekauft.
M. E. sind die hartnäckig dementierten Gerüchte immer der Wahrheit am nächsten: Kirch und Haffa stecken doch unter einer Decke und überlegen sich nun, wie sie ohne Cash den restlichen Formel1-Anteil finanzieren können. Daß dies über die Banken nicht mehr ohne weiteres möglich ist, ist hierbei indirekt herauszulesen. Wahrscheinlich wird die Muppets-Show verhökert und der Rest über ProSiebenSat1-Aktientausch laufen. Hier hat der Leo ja eine gewltige Geldpresse.