EM.TV im Quartal tief in Verlustzone erwartet
Von Sabine Bub - München, 27. Jun (Reuters)
- EM.TV-Chef Thomas Haffa macht keinen Hehl daraus, dass das erste Quartal 2001 schlecht gelaufen ist. Genaue Zahlen für die ersten drei Monate ist das Münchener Medienunternehmen dem Markt aber immer noch schuldig. Nachdem das Unternehmen schon 50.000 DM Strafe zahlen musste, weil es die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr rund vier Wochen zu spät veröffentlichte, hinkt EM.TV nun wiederum mehr als drei Wochen hinter der von der Deutschen Börse gesetzten Frist hinterher. Auch Analysten haben das erste Quartal schon abgeschrieben. Wegen den Querelen der vergangenen Monate habe sich keiner so richtig um das operative Geschäfts kümmern können. Schätzungen gibt es nur grobe. Demnach erwarten die Experten Quartalsverluste im zweistelligen Millionen-DM-Bereich. Wann die Zahlen kommen sollen, weiß auch EM.TV noch nicht. Eine Sprecherin wollte auf Anfrage am Dienstag keinen konkreten Termin nennen. Wegen der komplizierten Konsolidierung der Beteiligungen und der Arbeit am Abschluss für das abgelaufene Jahr habe sich auch die Veröffentlichung der Quartalsresultate verzögert. Bei der Börse hatte EM.TV eine Verlängerung der First um drei Wochen beantragt. Aber auch dieser Zeitraum ist bereits verstrichen. Eine Sprecherin der Deutschen Börse sagte, über erneute Sanktionen werde erst entschieden, wenn der Quartalsbericht eingegangen sei. Im vergangenen Jahr war der auf Kinder- und Jugendprogramme für das Fernsehen spezialisierte Rechtehändler wegen kostspieliger Übernahmen mit 2,6 Milliarden DM in die roten Zahlen gerutscht. Gegen die finanziellen Schwierigkeit hatte nur eine Finanzspritze der Kirch-Gruppe[KRCH.UL] geholfen, die Anteile am Formel-1-Engagement von EM.TV erwarb und sich auch direkt mit 16,74 Prozent an dem Münchener Unternehmen beteiligen will. Vorstandschef Thomas Haffa hatte in einem Reuters-Interview bereits eingeräumt, dass sich EM.TV wegen der Turbulenzen um Gewinnwarnung, Kirch-Einstieg und Fehlbetrag in den ersten Monaten nicht wirklich um den Handel mit TV-Rechten und die Vermarktung hat kümmern können. "Wir hatten im ersten und im zweiten Quartal noch Probleme im operativen Geschäft", hatte er gesagt. Vor allem im Bereich Merchandising sei das erste Quartal schlecht gewesen. Viel genauere Aussagen wagen auch die Analysten nicht. "Wir tappen da eigentlich im Dunkeln, auch weil uns das Unternehmen keine Guidance gibt", sagte Bernhard Tubeileh, Medienanalyst bei Merrill Lynch. Deshalb seien alle Schätzungen mit Vorsicht zu genießen. Auch Oliver Rupprecht von M.M. Warburg hält sich mit konkreten Prognosen zurück. "Wir werden erst wieder ein klares Szenario haben, wenn wir wissen, welche Beteiligungen wann veräußert werden", sagte er. Dass das erste Quartal schlecht gelaufen sei, sei kein Geheimnis. Zusätzlich zu den internen Problemen leide EM.TV auch noch unter dem schwierigen Markt für TV-Rechtehändler. Die deutschen Fernsehsender hätten mit sinkenden Werbeeinnahmen zu kämpfen und drückten beim Einkauf auf die Preise. Im Kerngeschäft, dem Rechte-Handel und der Vermarktung der Kinder- und Jugendbibliothek "Junior", will Haffa ab 2002 im Umsatz prozentual zweistellig wachsen. Operativ schwarze Zahlen erwartet das Unternehmen aber erst 2004. Die im Blue Chip-Index Nemax50 des Neuen Marktes notierten EM.TV-Aktien fielen am Dienstag in einem schwachen Gesamtmarkt zeitweise um neun Prozent auf ein neues Jahrestief von 2,20 Euro. Mitte Januar kosteten die Titel noch 10,20 Euro. bub/ban '