Das Münchener Medienunternehmen EM.TV [ WKN:
568480 ] leidet weiter unter der Expansionswut des früheren Firmenchefs Thomas Haffa. Wie der angeschlagene Konzern am Dienstagmittag bekannt gab, hat man sich im Streit um das Pfandrecht an der Formel 1-Beteiligung mit der Bayern LB geeinigt, muss dafür aber den Buchwert vollständig abschreiben.
Der 16,7-prozentige Anteil an der Rennsportserie steht derzeit noch mit 204 Millionen Euro in den Büchern. "EM.TV kann das bilanziell verkraften", heißt es in der Unternehmensmiteilung. Ein Blick in die Bilanz des hochverschuldeten Konzerns zeigt aber, dass die Lage immer prekärer wird. Per 30.09. lag das Konzerneigenkapital bei 333 Millionen Euro, die Abschreibung wird den Großteil davon aufzehren.
Zudem schlummern noch weitere Risiken in der Bilanz: So wird das Filmvermögen (inklusive EDV-Programme) mit 522 Millionen Euro ausgewiesen. In Anbetracht der am Boden liegenden Medienbranche hält Stock-World auch bei diesem Posten einen Abschreibungsbedarf für wahrscheinlich. Zudem hat EM.TV bis zuletzt rote Zahlen geschrieben, was das Eigenkapital ebenfalls belastet. Das Risiko für eine Überschuldung halten wir auf mittlere Sicht daher für hoch.
Details des Formel 1-Deals
Der Einigung mit der Bayern LB ging ein monatelanger Streit zwischen EM.TV und den sogenannten Formel 1-Gläubigerbanken voraus, zu denen auch Lehman Brothers und J.P. Morgan gehören. Leo Kirch, frühere Geschäftpartner von EM.TV, hatte die Beteiligung zusammen mit seinem eigenen Formel 1-Anteilen an die Banken als Sicherheit für einen milliardenschweren Kredit verpfändet.
Nach der Kirch-Pleite haben die Banken das Pfandrecht beansprucht, der neue EM.TV Chef Werner Klatten hatte die Rechtgültigkeit des Deals aber angezweifelt und Klage erhoben.
Die jetzt erfolgte Einigung sieht vor, dass EM.TV die Beteiligung an eine Tochter der Bayern LB verkauft und dafür 8,5 Millionen Euro erhält. Zudem wird das Münchener Medienunternehmen an eventuellen Mehrerlösen beteiligt, wenn die Bank den Anteil weiter verkauft.
Die beiden US-Banken haben dieser Vereinbarung noch nicht zugestimmt, was die Höhe der Abschreibung noch beeinflussen könnte. Auch die Kartellbehörde muss noch ihr OK dazu geben.
Die Aktie kann von der Einigung am Dienstag sogar leicht profitieren und legt bis 14.15 Uhr um 2,2 Prozent auf 0,90 Euro zu. Die sich zuspitzende Bilanzlage scheint die Anleger nicht zu interessieren.