Der WamS-Depotcheck ist zu Ende, wir ziehen Bilanz: Nach fast drei Jahren Börsencrash gibt es in deutschen Portfolios einiges aufzuräumen
von Ulrich Machold
Berlin - Wegschauen gilt nicht: Obwohl die Entwicklung der Weltbörsen eigentlich nur noch zum Verbrennen der Depotauszüge einlädt, ist Untätigkeit das Schlimmste, was sich ein Anleger leisten kann. Deshalb startete WELT am SONNTAG in Zusammenarbeit mit der DAB-Bank am 15. Dezember 2002 den großen WamS-Depotcheck. Gegen eine Gebühr von 15 Euro konnten Anleger ihre Portfolios von einem professionellen Vermögensverwalter durchleuchten und krisenfit machen lassen. Die Resonanz war groß. „Insgesamt haben wir Depots im Wert von über 125 Millionen Euro bearbeitet", sagt Marcus Kiefer von der DAB.
Die eigentliche Analyse übernahmen 22 unabhängige Beraterbüros. Dabei zeigten sich schnell Gemeinsamkeiten. Zahlreiche Anrufer klagten beispielsweise über mangelhafte oder völlig fehlende Betreuung durch Bank oder Aktienbroker. „Es gab sehr großen Beratungsbedarf", sagt Matthias Jahn von der VVK Vermögensverwaltung in Karlsruhe. „Viele Bankkunden waren nach dem Kauf der Wertpapiere einfach allein gelassen worden. Oft waren vorher noch nicht einmal grundlegende Dinge geklärt worden. Beispielsweise: Wie risikobereit bin ich? Wie lange will ich überhaupt investiert sein?"
„Die meisten Depots waren einige Jahre alt und viel zu einseitig ausgerichtet", sagt Thomas Packenius von Packenius, Mademann und Partner in Düsseldorf. „Da wurde den Leuten einfach angedreht, was damals gerade 'in' war, und dann kam nichts mehr. Deshalb saßen sie jetzt immer noch auf Technologie- und Neue-Markt-Aktien, die praktisch nichts mehr wert waren." Außerdem hätten viele Bankberater offenbar nie auf Verluste reagiert und zum Ausstieg geraten - es sei denn, sie hätten irgendwelche eigenen Produkte loswerden wollen. „Dann haben sie die Anleger dort hineingeschickt."
Bei dieser ersten Analyse bot sich daher häufig ein ziemlich desolates Bild. „Die Depots sahen teilweise fürchterlich aus", sagt Packenius. „Und oft konnte man schon anhand der Zusammensetzung erkennen, bei welcher Bank der Besitzer Kunde war: Wenn von acht Positionen im Depot sieben Fonds der Deutsche-Bank-Tochter DWS waren beispielsweise." Matthias Jahns schlimmster Fall war ein kleines Portfolio mit einer Position als Schwergewicht, das einen Verlust von über 96 Prozent erlitten hatte.
Nach der Schadensbegrenzung bestand die Hauptaufgabe der Berater darin, sich mit den Anlegern darüber klar zu werden, wie sich ihr Risikoprofil in den vergangenen Jahren verändert hat. Sollen nach Dax-Absturz und Nemax-Tod überhaupt noch Aktien ins Depot? Wie schnell muss das Geld verfügbar sein, wie viel steht pro Jahr an Anlagekapital zur Verfügung? Das Ergebnis bestimmte dann die Zusammensetzung des neuen Portfolios maßgeblich mit.
„Die Gier ist verflogen, dafür kam oft die Angst", sagt Matthias Jahn. „In solchen Fällen war die Vorgabe: Konservative Strukturen mit Renten und Immobilienfonds und mit Aktien auf Grund der Unsicherheit möglichst zurückhalten." Aber grundsätzlich gelte: Keine zwei Depots sind gleich, ebenso wenig wie ihre Besitzer. Für Anleger mit einem langen Zeithorizont sehe die Sache ganz anders aus: „Da bietet sich jetzt eine billige Einkaufsmöglichkeit an der Börse", so Jahn„vor allem, wenn man einen Sparplan abschließen und so monatlich nachschießen kann."
Einige Leser entschieden sich sogar dafür, ihre Depots auch in Zukunft von einem unabhängigen Vermögensverwalter betreuen zu lassen, anstatt bei ihrer Hausbank zu bleiben
von Ulrich Machold
Berlin - Wegschauen gilt nicht: Obwohl die Entwicklung der Weltbörsen eigentlich nur noch zum Verbrennen der Depotauszüge einlädt, ist Untätigkeit das Schlimmste, was sich ein Anleger leisten kann. Deshalb startete WELT am SONNTAG in Zusammenarbeit mit der DAB-Bank am 15. Dezember 2002 den großen WamS-Depotcheck. Gegen eine Gebühr von 15 Euro konnten Anleger ihre Portfolios von einem professionellen Vermögensverwalter durchleuchten und krisenfit machen lassen. Die Resonanz war groß. „Insgesamt haben wir Depots im Wert von über 125 Millionen Euro bearbeitet", sagt Marcus Kiefer von der DAB.
Die eigentliche Analyse übernahmen 22 unabhängige Beraterbüros. Dabei zeigten sich schnell Gemeinsamkeiten. Zahlreiche Anrufer klagten beispielsweise über mangelhafte oder völlig fehlende Betreuung durch Bank oder Aktienbroker. „Es gab sehr großen Beratungsbedarf", sagt Matthias Jahn von der VVK Vermögensverwaltung in Karlsruhe. „Viele Bankkunden waren nach dem Kauf der Wertpapiere einfach allein gelassen worden. Oft waren vorher noch nicht einmal grundlegende Dinge geklärt worden. Beispielsweise: Wie risikobereit bin ich? Wie lange will ich überhaupt investiert sein?"
„Die meisten Depots waren einige Jahre alt und viel zu einseitig ausgerichtet", sagt Thomas Packenius von Packenius, Mademann und Partner in Düsseldorf. „Da wurde den Leuten einfach angedreht, was damals gerade 'in' war, und dann kam nichts mehr. Deshalb saßen sie jetzt immer noch auf Technologie- und Neue-Markt-Aktien, die praktisch nichts mehr wert waren." Außerdem hätten viele Bankberater offenbar nie auf Verluste reagiert und zum Ausstieg geraten - es sei denn, sie hätten irgendwelche eigenen Produkte loswerden wollen. „Dann haben sie die Anleger dort hineingeschickt."
Bei dieser ersten Analyse bot sich daher häufig ein ziemlich desolates Bild. „Die Depots sahen teilweise fürchterlich aus", sagt Packenius. „Und oft konnte man schon anhand der Zusammensetzung erkennen, bei welcher Bank der Besitzer Kunde war: Wenn von acht Positionen im Depot sieben Fonds der Deutsche-Bank-Tochter DWS waren beispielsweise." Matthias Jahns schlimmster Fall war ein kleines Portfolio mit einer Position als Schwergewicht, das einen Verlust von über 96 Prozent erlitten hatte.
Nach der Schadensbegrenzung bestand die Hauptaufgabe der Berater darin, sich mit den Anlegern darüber klar zu werden, wie sich ihr Risikoprofil in den vergangenen Jahren verändert hat. Sollen nach Dax-Absturz und Nemax-Tod überhaupt noch Aktien ins Depot? Wie schnell muss das Geld verfügbar sein, wie viel steht pro Jahr an Anlagekapital zur Verfügung? Das Ergebnis bestimmte dann die Zusammensetzung des neuen Portfolios maßgeblich mit.
„Die Gier ist verflogen, dafür kam oft die Angst", sagt Matthias Jahn. „In solchen Fällen war die Vorgabe: Konservative Strukturen mit Renten und Immobilienfonds und mit Aktien auf Grund der Unsicherheit möglichst zurückhalten." Aber grundsätzlich gelte: Keine zwei Depots sind gleich, ebenso wenig wie ihre Besitzer. Für Anleger mit einem langen Zeithorizont sehe die Sache ganz anders aus: „Da bietet sich jetzt eine billige Einkaufsmöglichkeit an der Börse", so Jahn„vor allem, wenn man einen Sparplan abschließen und so monatlich nachschießen kann."
Einige Leser entschieden sich sogar dafür, ihre Depots auch in Zukunft von einem unabhängigen Vermögensverwalter betreuen zu lassen, anstatt bei ihrer Hausbank zu bleiben