Das Kapital: Eine Sommerrally ist jetzt gut möglich
Aus der FTD vom 3.7.2001
Börsenbegeisterte sind eine bemerkenswerte Spezies. Die meisten
großen Weltbörsen treten nun schon seit drei Jahren per saldo auf der
Stelle, aber die Anleger scheinen den Mut nicht zu verlieren.
Und weil das so ist, haben die Märkte jetzt die Chance auf eine
kleine Sommerrally. In den USA hat sich der Einkaufsmanagerindex NAPM im
Mai deutlich verbessert. Er zeigt zwar noch einen schrumpfende Ausstoß im
Verarbeitenden Gewerbe an, doch ist der Rückgang jetzt geringer als in den
Vormonaten. Und naturgemäß wird die Kontraktion nicht ewig anhalten. Die
Anleger können also sogar ruhigen Gewissens auf eine Erholung am Horizont wetten, denn sie wird kommen, wann auch immer. Dazu kommt der nur kleine
Zinsschritt der Fed in der vergangenen Woche, der so interpretiert wird,
als ob das Gröbste bald ausgestanden ist. Im Übrigen dürfte ein neuer monetärer
Impuls durch die EZB vor der Tür stehen.
Sofern der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag nicht völlig übel
ausfällt, ist eine Sommerrally trotz der anhaltenden Gewinnwarnungen sowie
der schwächelnden Wirtschaft in Japan und Europa jetzt durchaus
wahrscheinlich. Aber auch diesmal ist keine nachhaltige Erholung zu erwarten. Dafür gibt es viele Gründe: Den Margendruck, die wirtschaftlichen Ungleichgewichte, die Sorgen um die Konjunktur. Letztere wird nach dem Platzen der Blase und der Überinvestion vermutlich nur langsam vorankommen.
Dazu kommt ein Grund, der nach einer dreijährigen Seitwärtsbewegung
eigentlich unfassbar, aber dennoch sehr valide ist. Die Börsen bleiben
einfach anspruchsvoll bewertet. Der S&P 500 notiert nach wie vor mit dem rund
24fachen des geschätzten laufenden Gewinns. Durch den jüngsten Anstieg der Renditen am Rentenmarkt ist der Markt nach dem von der Fed verwandten Bewertungsmodell jetzt schon wieder ordentlich teuer. Das gilt selbst auf der Basis der für 2002 erwarteten Gewinne, die um rund 15 Prozent steigen sollen. Sogar wenn man diesen optimistischen Prognosen folgt, kostet der S&P das 21fache des dann erwirtschafteten Profits. Um das zu rechtfertigen, müsste die Gewinne anschließend immer um sechs Prozent steigen, was in einer inflationsfreien Welt mehr verlangt ist, als man denkt.>
Wer eine Wette riskiert, sollte den Einsatz im überschaubaren Rahmen
halten und nicht aufs Ganze gehen. Zehn Prozent zu verdienen ist so viel
wie eine durchschnittliche Jahresrendite.
Das im Hinterkopf zu behalten, ist keine schlechte Idee.
Aus der FTD vom 3.7.2001
Börsenbegeisterte sind eine bemerkenswerte Spezies. Die meisten
großen Weltbörsen treten nun schon seit drei Jahren per saldo auf der
Stelle, aber die Anleger scheinen den Mut nicht zu verlieren.
Und weil das so ist, haben die Märkte jetzt die Chance auf eine
kleine Sommerrally. In den USA hat sich der Einkaufsmanagerindex NAPM im
Mai deutlich verbessert. Er zeigt zwar noch einen schrumpfende Ausstoß im
Verarbeitenden Gewerbe an, doch ist der Rückgang jetzt geringer als in den
Vormonaten. Und naturgemäß wird die Kontraktion nicht ewig anhalten. Die
Anleger können also sogar ruhigen Gewissens auf eine Erholung am Horizont wetten, denn sie wird kommen, wann auch immer. Dazu kommt der nur kleine
Zinsschritt der Fed in der vergangenen Woche, der so interpretiert wird,
als ob das Gröbste bald ausgestanden ist. Im Übrigen dürfte ein neuer monetärer
Impuls durch die EZB vor der Tür stehen.
Sofern der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag nicht völlig übel
ausfällt, ist eine Sommerrally trotz der anhaltenden Gewinnwarnungen sowie
der schwächelnden Wirtschaft in Japan und Europa jetzt durchaus
wahrscheinlich. Aber auch diesmal ist keine nachhaltige Erholung zu erwarten. Dafür gibt es viele Gründe: Den Margendruck, die wirtschaftlichen Ungleichgewichte, die Sorgen um die Konjunktur. Letztere wird nach dem Platzen der Blase und der Überinvestion vermutlich nur langsam vorankommen.
Dazu kommt ein Grund, der nach einer dreijährigen Seitwärtsbewegung
eigentlich unfassbar, aber dennoch sehr valide ist. Die Börsen bleiben
einfach anspruchsvoll bewertet. Der S&P 500 notiert nach wie vor mit dem rund
24fachen des geschätzten laufenden Gewinns. Durch den jüngsten Anstieg der Renditen am Rentenmarkt ist der Markt nach dem von der Fed verwandten Bewertungsmodell jetzt schon wieder ordentlich teuer. Das gilt selbst auf der Basis der für 2002 erwarteten Gewinne, die um rund 15 Prozent steigen sollen. Sogar wenn man diesen optimistischen Prognosen folgt, kostet der S&P das 21fache des dann erwirtschafteten Profits. Um das zu rechtfertigen, müsste die Gewinne anschließend immer um sechs Prozent steigen, was in einer inflationsfreien Welt mehr verlangt ist, als man denkt.>
Wer eine Wette riskiert, sollte den Einsatz im überschaubaren Rahmen
halten und nicht aufs Ganze gehen. Zehn Prozent zu verdienen ist so viel
wie eine durchschnittliche Jahresrendite.
Das im Hinterkopf zu behalten, ist keine schlechte Idee.