Eine neue Spur führt nach Bayern
Die deutschen Fahnder haben in Bayern eine neue Spur der mutmaßlichen Attentäter vom 11. September entdeckt. Den entscheidenden Zeugen jedoch, der sowohl zu Mohammed Atta als auch zu einem Anhänger von Osama Bin Laden Kontakt gehabt haben soll, verpassten die Ermittler.
AP
Mohammed Atta, hier auf dem Flughafen in Portland, soll Kontakte nach Baern gehabt haben
Neu-Ulm - Bereits am vergangenen Samstag hatten Beamte des Bundeskriminalamts die Wohnung des ägyptischen Arztes Adley el-A. in der Krankenhausstraße in Neu-Ulm durchsucht. Laut Auskunft des Landeseinwohneramtes in der bayerischen Stadt wohnte el-A. dortf mit seiner Familie. Den 53-jährigen selber jedoch konnten die Fahnder nicht mehr befragen - er hatte sich bereits am 20. September nach Khartum im Sudan abgesetzt, berichtet das ZDF-Magazin "Frontal 21".
Welche Bedeutung die Fahnder Adley el-A. bei den Ermittlungen gegen die Hamburger Terrorzelle spielt, beimessen, blieb am Dienstag noch weitgehend offen. Die Sprecherin der Anklagebehörde in Karlsruhe bestätigte lediglich die Durchsuchung der Räume in Neu-Ulm. Zu weiteren Details wollte sie sich nicht äußern.
Der Arzt soll Atta getroffen haben
Die ZDF-Journalisten stießen jedoch offenbar auf weitere Details über die Verbindung des Arztes mit der Hamburger Terrorzelle. Demnach habe der Arzt Kontakt zu dem zeitweise in Hamburg lebenden Attentäter Mohammed Atta gehabt. Dies will die Redaktion aus Kreisen der Ermittler erfahren haben. Demnach habe Atta den Arzt in Neu-Ulm getroffen. Wann dieses Treffen stattgefunden hat, blieb unklar. Bereits vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass Atta Kontakte nach Bayern hatte. So hatte ein Taxifahrer den Ermittlern berichtet, dass er Atta und drei weitere Männer im April 2001 vom bayerischen Fürth nach Hamburg gefahren habe. Die Rechung für die Fahrt - stolze 1300 Mark - soll Atta damals bar bezahlt haben. Später stellte sich heraus, dass einer der drei anderen Männer ein geschulter Pilot aus Afghanistan war.
Über den Arzt berichtete das ZDF, er habe Kontakt zu islamistischen Kreisen in Neu-Ulm, die Verfassungsschützer als extremistisch einschätzen. Die Behörde selbst jedoch wollte diese Information nicht bestätigen. Doch wenn die Recherchen des ZDF stimmen, könnte die Spur nach Bayern ein sehr wichtiger Schritt der Ermittlungen sein. Denn der Arzt tauchte in der Vergangenheit schon einmal auf den Verdächtigenlisten des Bundeskriminalamtes (BKA) auf. Damals ermittelten die Beamten gegen einen Mann, den die Behörden als Finanzchef der al-Qaida-Organisation von Osama Bin Laden bezeichnen. Mamduh Salim war im September 1998 in München festgenommen worden und muss sich zurzeit in den USA vor Gericht verantworten.
Der erste Link zu Bin Laden?
Bei den Ermittlungen im Umkreis von Salim stießen die Ermittler damals auch auf Adley el-A., denn er hatte Kontakt zu Salim. Nach den Erkenntnissen der Fahnder vermittelte el A. dem Finanzchef bei seiner Reise nach München eine Übernachtungsmöglichkeit in Neu-Ulm und zahlte später Salims Anwaltskosten. Die Ermittlungen gegen el-A. verliefen damals jedoch im Sande.
Mit dem neuen Hintergrund über den Kontakt zu dem mutmaßlichen Attentäter Atta könnte die Rolle des Arztes eine ganz neue Bedeutung bekommen, denn sie wäre ein erster Hinweis, dass die in Deutschland lebenden Attentäter über Mittelsmänner Kontakt zu Osama Bin Laden hatten. Bisher hatte das BKA und auch die Bundesanwaltschaft eine solche Verbindung immer als nicht belegt bezeichnet. Bei der Vorstellung eines Fahndungsplakates am Dienstag sagte der Leiter der Sonderkommission jedoch überraschend, dass eine solche Verbindung zur Zeit "plausibel" sei. Ob dieses Statement mit der Durchsuchung in Neu-Ulm im Zusammenhang steht, blieb am Dienstag unklar.
In Neu-Ulm selber war über den ägyptischen Arzt nicht viel bekannt. Adley el-A. war weder von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) als Mediziner zugelassen noch Mitglied in der Ärztekammer. Auch andere Ärzte aus Neu-Ulm sagten am Dienstag, er sei ihnen nicht als Kollege bekannt. "Das hier ist eine Kleinstadt, da würde man sich kennen", sagte der stellvertretende Kreischef der bayerischen Ärztekammer. Das ZDF hatte berichtet, dass el-A. zwischen dem Sudan und Deutschland pendele und in einer Gemeinschaftspraxis Partner sei. "Auch dann aber müsste er in unseren Listen stehen", so der Ärzteverbandsvertreter.
Die deutschen Fahnder haben in Bayern eine neue Spur der mutmaßlichen Attentäter vom 11. September entdeckt. Den entscheidenden Zeugen jedoch, der sowohl zu Mohammed Atta als auch zu einem Anhänger von Osama Bin Laden Kontakt gehabt haben soll, verpassten die Ermittler.
AP
Mohammed Atta, hier auf dem Flughafen in Portland, soll Kontakte nach Baern gehabt haben
Neu-Ulm - Bereits am vergangenen Samstag hatten Beamte des Bundeskriminalamts die Wohnung des ägyptischen Arztes Adley el-A. in der Krankenhausstraße in Neu-Ulm durchsucht. Laut Auskunft des Landeseinwohneramtes in der bayerischen Stadt wohnte el-A. dortf mit seiner Familie. Den 53-jährigen selber jedoch konnten die Fahnder nicht mehr befragen - er hatte sich bereits am 20. September nach Khartum im Sudan abgesetzt, berichtet das ZDF-Magazin "Frontal 21".
Welche Bedeutung die Fahnder Adley el-A. bei den Ermittlungen gegen die Hamburger Terrorzelle spielt, beimessen, blieb am Dienstag noch weitgehend offen. Die Sprecherin der Anklagebehörde in Karlsruhe bestätigte lediglich die Durchsuchung der Räume in Neu-Ulm. Zu weiteren Details wollte sie sich nicht äußern.
Der Arzt soll Atta getroffen haben
Die ZDF-Journalisten stießen jedoch offenbar auf weitere Details über die Verbindung des Arztes mit der Hamburger Terrorzelle. Demnach habe der Arzt Kontakt zu dem zeitweise in Hamburg lebenden Attentäter Mohammed Atta gehabt. Dies will die Redaktion aus Kreisen der Ermittler erfahren haben. Demnach habe Atta den Arzt in Neu-Ulm getroffen. Wann dieses Treffen stattgefunden hat, blieb unklar. Bereits vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass Atta Kontakte nach Bayern hatte. So hatte ein Taxifahrer den Ermittlern berichtet, dass er Atta und drei weitere Männer im April 2001 vom bayerischen Fürth nach Hamburg gefahren habe. Die Rechung für die Fahrt - stolze 1300 Mark - soll Atta damals bar bezahlt haben. Später stellte sich heraus, dass einer der drei anderen Männer ein geschulter Pilot aus Afghanistan war.
Über den Arzt berichtete das ZDF, er habe Kontakt zu islamistischen Kreisen in Neu-Ulm, die Verfassungsschützer als extremistisch einschätzen. Die Behörde selbst jedoch wollte diese Information nicht bestätigen. Doch wenn die Recherchen des ZDF stimmen, könnte die Spur nach Bayern ein sehr wichtiger Schritt der Ermittlungen sein. Denn der Arzt tauchte in der Vergangenheit schon einmal auf den Verdächtigenlisten des Bundeskriminalamtes (BKA) auf. Damals ermittelten die Beamten gegen einen Mann, den die Behörden als Finanzchef der al-Qaida-Organisation von Osama Bin Laden bezeichnen. Mamduh Salim war im September 1998 in München festgenommen worden und muss sich zurzeit in den USA vor Gericht verantworten.
Der erste Link zu Bin Laden?
Bei den Ermittlungen im Umkreis von Salim stießen die Ermittler damals auch auf Adley el-A., denn er hatte Kontakt zu Salim. Nach den Erkenntnissen der Fahnder vermittelte el A. dem Finanzchef bei seiner Reise nach München eine Übernachtungsmöglichkeit in Neu-Ulm und zahlte später Salims Anwaltskosten. Die Ermittlungen gegen el-A. verliefen damals jedoch im Sande.
Mit dem neuen Hintergrund über den Kontakt zu dem mutmaßlichen Attentäter Atta könnte die Rolle des Arztes eine ganz neue Bedeutung bekommen, denn sie wäre ein erster Hinweis, dass die in Deutschland lebenden Attentäter über Mittelsmänner Kontakt zu Osama Bin Laden hatten. Bisher hatte das BKA und auch die Bundesanwaltschaft eine solche Verbindung immer als nicht belegt bezeichnet. Bei der Vorstellung eines Fahndungsplakates am Dienstag sagte der Leiter der Sonderkommission jedoch überraschend, dass eine solche Verbindung zur Zeit "plausibel" sei. Ob dieses Statement mit der Durchsuchung in Neu-Ulm im Zusammenhang steht, blieb am Dienstag unklar.
In Neu-Ulm selber war über den ägyptischen Arzt nicht viel bekannt. Adley el-A. war weder von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) als Mediziner zugelassen noch Mitglied in der Ärztekammer. Auch andere Ärzte aus Neu-Ulm sagten am Dienstag, er sei ihnen nicht als Kollege bekannt. "Das hier ist eine Kleinstadt, da würde man sich kennen", sagte der stellvertretende Kreischef der bayerischen Ärztekammer. Das ZDF hatte berichtet, dass el-A. zwischen dem Sudan und Deutschland pendele und in einer Gemeinschaftspraxis Partner sei. "Auch dann aber müsste er in unseren Listen stehen", so der Ärzteverbandsvertreter.