Eine Million weniger Aktionäre in Deutschland
Zahl der Aktienbesitzer nimmt im ersten Halbjahr rapide ab - Vermögen wird auf Tagesgeldkonten geparkt.
Frankfurt/Main - Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben Anleger massiv Gelder umgeschichtet. Dies ergibt sich aus den Zahlen, die das Deutsche Aktieninstitut (DAI) am gestrigen Mittwoch auf der Basis einer Umfrage veröffentlicht hat. Demnach gibt es fast eine Million weniger Aktionäre und Fondsbesitzer in Deutschland. Dem Institut zufolge sank die Zahl der direkt in Aktien und indirekt über Fonds investierten Anleger in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 900 000 auf 9,9 Millionen Investoren. Das ist der stärkste Rückgang seit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes im Jahr 2001.
Der Rückzug fand in allen Gruppen gleich stark statt: Sowohl die reinen Aktionäre, als auch die Fondsbesitzer und solche Anleger, die in beide Vermögensklassen investiert waren, zogen ihre Gelder zu fast gleichen Anteilen zurück. Am stärksten sank die Aktienakzeptanz dem DAI zufolge in den neuen Bundesländern. Hier trennten sich im ersten Halbjahr rund sechs Prozent von ihren Papieren.
<!-- ad-tag rectangle --><!-- Start Ad-Tag -->< script type=text/javascript><!--Ads_kid=0;Ads_bid=0;Ads_xl=0;Ads_yl=0;Ads_prf="";// -->< /script>< script src="a.ads.t-online.de/dat/njf/1/welt/finanzen/...ctangle_index.js" type=text/javascript>< /script>< script language=JavaScript src="a.ads.t-online.de/dat/bjf/00/00/04/38.js" type=text/javascript>< /script>< script language=JavaScript>function Ads_PopUp() {}< /script>a.ads.t-online.de/dat/bgf/200508/29/t(1).gif" style="max-width:560px" border=0 name=Ads_img3720> red.ads.t-online.de/dat/bgf/...78,0&iid=3720&bid=2238" style="max-width:560px" ><!-- End Ad-Tag --><!-- end ad-tag rectangle -->Experten zufolge ist das Verhalten eindeutig auf das unsichere Börsenumfeld zurückzuführen. "Derzeit ist für Anleger keine klare Richtung an der Börse erkennbar", erklärt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Die Bilanzsaison verlaufe zwar überwiegend positiv, die Rahmendaten seien allerdings nicht besonders ermunternd. Der hohe Ölpreis, Inflationsrisiken und die Zinserhöhungen verunsicherten die Anleger. Die klassische Reaktion sei meist die Flucht aus Risikoanlagen hin zu sicheren Vermögensklassen wie verzinste Giro- oder Tagesgeldkonten. "Die Anleger parken ihr Geld erst einmal und warten ab", meint Kurz. Angesichts der steigenden Zinsen im Euro-Raum schichten viele Investoren ihr Vermögen auch in festverzinsliche Wertpapiere um.
Anders als der Aktionärsschützer macht das DAI für die Kapitalflucht im Wesentlichen die anhaltende Diskussion um die Besteuerung von Kapitalerträgen verantwortlich. "Bei dieser Anlageform droht unter dem Vorwand der Steuervereinfachung eine eklatante Steuererhöhung", sagt DAI-Experte Franz-Josef Leven. Er vermutet, dass Anleger angesichts der drohenden Abgaben den hohen Kursstand Mitte Mai dazu nutzten, sich auch von langfristigen Engagements zu trennen. Allerdings liegen dem DAI keine Informationen vor, zu welchem Zeitpunkt die Anteilseigner ihre Papiere überwiegend verkauft haben.
Zu einer drohenden Konkurrenz werden den Daten zufolge zunehmend auch Zertifikate. Inzwischen besitzen rund 530 000 Anleger Inhaberschuldverschreibungen. Das entspricht 0,8 Prozent der Bevölkerung und fast exakt der Zahl derer, die sich in den ersten sechs Monaten von Fondsanteilen trennten. "Besonders in Garantiezertifikate wird viel Geld geflossen sein", vermutet Kurz. Diese Papiere kommen dem Wunsch der Anleger nach Sicherheit noch am nächsten, weil sie den Erhalt des investierten Kapitals versprechen. Für den Aktionärsschützer ist das Verhalten der Anleger nachvollziehbar: "Wenn die Investoren im Zuge des Booms an den Aktienmärkten bis Mitte Mai Gewinne realisiert haben, wäre es doch dumm, das Geld wieder in eine Schaukelbörse wie diese zu investieren."
<!-- do not display in prinversion -->