Eine Meinung zu Öl-Aktien

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Eine Meinung zu Öl-Aktien

 
09.03.03 18:43
Börsianer wissen das: In Aktienkursen stecken nicht nur bekannte Fakten, sondern auch ein Gutteil an Erwartungen, was künftig kommen könnte. Schaut man sich in diesen Tagen die Notierungen der internationalen Öl-Multis an, dann bleibt nur eine Schlussfolgerung: Das Schwarze Gold wird sehr günstig werden. Derzeit werden Öl-Werte zu Kursen gehandelt, die einem Rohölpreis von unter 20 Dollar pro Barrel entsprechen, bringt Ralph Herre, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, die Bewertung von Konzernen wie Royal Dutch/Shell oder BP auf den Punkt.

Das war zuletzt am Jahresende 2001 der Fall. Jetzt aber kostet das 159-Liter-Fass der Nordsee-Sorte Brent Über 34 Dollar. Vergleicht man diesen Preis mit dem Aktienkurs der britischen BP, so stellt man fest: In den vergangenen vier Jahren lagen Ölpreis und Aktienkurs noch nie so weit auseinander.In den Notierungen der Ölwerte ist sehr viel Negatives enthalten, etwa ein deutlicher Rutsch des Ölpreises", stellt Ute Speidel fest, Fondsmanagerin für Energiewerte bei der Fondsgesellschaft DIT. Das Szenario, von dem scheinbar die Mehrheit der Börsianer derzeit ausgeht: Der drohende Krieg im Irak wird kurz und erfolgreich für die USA und ihre Verbündeten, die Situation in der Region bleibt ruhig. Und anschließend rutschen die Ölpreise um mindestens zehn Dollar in den Keller. Oder? Der Ölpreis kann auch Über 40 Dollar steigen, etwa dann, wenn Terror oder politische Unruhen die Region erschüttern", sagt Fondsmanagerin Speidel.

Analysten erhöhen reihenweise die Prognosen. Bislang bin ich von einem Durchschnittspreis von etwa 25 Dollar pro Barrel für 2003 ausgegangen. Doch nachdem sich der Kriegsbeginn hinausgezögert hat, kalkuliere ich jetzt mit 26,50 Dollar", sagt etwa Landesbanker Herre. Von jedem Dollar aber, den der Schmierstoff die Weltwirtschaft mehr kostet, profitieren die Multis in ihrem Fördergeschäft, im so genannten Upstream-Bereich. Kein Wunder, bleiben doch die Kosten der Förderung konstant. Über ein Jahr erhöht ein um einen Dollar höherer Ölpreis den Gewinn von BP um rund 7,5 Prozent", rechnet Aymeric de Villaret, Analyst bei der Societe Generale, vor.

Wegen des hohen Preisniveaus beim Rohstoff haben die Konzerne bereits im vierten Quartal des vergangenen Jahres wachsende Profite verbucht: Die niederländische Royal Dutch etwa steigerte ihren Gewinn um 46 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar, BP schaffte einen Sprung von 47 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar. Auch für 2003 rechnen Experten mit deutlichen Steigerungsraten. Bei BP könnten etwa 20 Prozent, bei Royal Dutch elf Prozent Gewinnplus rausspringen", schätzt Herre.Allerdings: Das vierte Quartal 2001 und das gesamte Jahr 2002 waren sehr schwach, auch daher rühren die stolzen Steigerungsraten. Denn das zweite Standbein der Öl-Multis, das konjunkturabhängige Downstream-Geschäft, lief im Jahr 2002 so schlecht wie lange nicht. Bei der Weiterverarbeitung von Rohöl zu Benzin, Heizöl und Rohstoffen etwa für die Chemie fließen die Ölpreise als Kosten ein.

Wegen der schwachen Nachfrage aber konnten die Multis ihre gestiegenen Kosten nicht an die Kunden weitergeben. Das Raffinerie-Geschäft ist das schlechteste in der jüngeren Geschichte", jammerte Shell-Chef Philip Watts im vergangenen August. Das gilt auch für BP: Zehn Prozent der Gewinne kamen 2002 aus dem Downstream-Geschäft, im Vorjahr waren es 25 gewesen.Doch die Konzerne haben inzwischen auf die Misere reagiert: Royal Dutch / Shell etwa senkte die Kosten 2002 um rund 600 Millionen Dollar - deutlich stärker als geplant. Experten erkennen jetzt branchenweit einen Aufwärtstrend im Raffinerie-Geschäft: Die Gewinnmargen haben sich wesentlich verbessert", sagt Analyst de Villaret.

Geringes Risiko und hohe Kurs-Chancen" attestiert Fondsmanagerin Speidel derzeit den Ölwerten. Interessant sind etwa die Branchengrößen BP und Royal Dutch. Beide Konzerne verfügen Über große Öl- und Gasreserven, beide bieten Aktionären zudem eine hohe Dividendenrendite. BP allerdings enttäuschte jüngst beim Volumenwachstum, einer wichtigen Kennziffer: Chef John Browne hatte für den Zeitraum von 2000 bis 2005 ein jährliches Wachstum in der Öl- und Gasförderung von im Schnitt sieben Prozent vorgegeben. Im Februar präsentierte der BP-Boss dann enttäuschende 2,9 Prozent für 2002. Um ihr Fördervolumen nachhaltig zu steigern, investierten die Briten im Januar sieben Milliarden Dollar in ein russisches Joint Venture. Teuer, aber notwendig", nennt Speidel dieses Engagement.

Das BP-Investment stärkte allerdings das Vertrauen der Anleger in die russischen Öl-Konzerne. Ein Profiteur: Yukos, inzwischen die Nummer 1 in Putins Reich. Das Unternehmen gilt als sehr kosteneffizient. Weiteres Plus: hohe Reserven - und die Aussicht auf Absatzmöglichkeiten in China. Denn derzeit denkt der russische Pipeline-Monopolist Transneft Über den Bau einer Direktleitung von Sibirien ins Reich der Mitte nach. Yukos wäre einer der Hauptprofiteure des Projekts.Nummer 1 in puncto Fördermengen-Wachstum aber ist die französische TotalFinaElf. Der Konzern hat mit geschätzten sechs Prozent Volumenwachstum bis zum Jahr 2005 ein sehr hohes Potenzial für künftige Umsatz- und Gewinnsteigerungen. Für das Jahr 2003 errechnen Experten ihre Gewinnschätzungen gerade neu: Analyst de Villaret von der Societe Generale etwa korrigierte sein Gewinnziel von 5,5 auf 6,3 Milliarden Euro.

Die Erwartungen der Börsianer passen sich eben an - die Kurse der Öl-Multis sollten davon bald profitieren.
(Quelle: wallstreet-online.de)

So long,
Calexa
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