Die Zeche bezahlen die Arbeitnehmer
Trigema-Chef Grupp kritisiert Machtstreben und Größenwahn vieler Unternehmer Stuttgart, im Oktober 2002.
Wolfgang Grupp, einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer, wirft vielen seiner Kollegen eine fahrlässige Geschäftspolitik vor. "Machtstreben, Größenwahn und Habgier - solche Untugenden sind immer mehr in den Konzernen verbreitet", schreibt der Chef des Textilunternehmens Trigema in einem Beitrag für das Magazin Reader`s Digest (November-Ausgabe). Grupp fordert, dass Firmenbosse künftig mehr als bisher für fehlerhafte Entscheidungen zur Verantwortung gezogen werden müssen: "Manager sollten haften, auch mit den Bezügen, die sie in den fetten Jahren erhalten haben."
Seit Jahren gilt Grupp, Jahrgang 1942 und zweifacher Familienvater, in der Branche als positiver Querdenker. Einerseits hat er den Umsatz des schwäbischen Familienunter-nehmens mit Hauptsitz in Burladingen ohne Bankkredite auf nunmehr 83 Millionen Euro hochgeschraubt. Andererseits bleibt er gegen den Trend dem Standort Deutschland treu und beschäftigt in drei Werken in Baden-Württemberg fast 1200 Menschen. Umso mehr geißelt der Inhaber und Geschäftsführer von Trigema nun das Spiel um Macht und Millionen, das viele seiner Kollegen im Alltagsgeschäft betreiben würden.
"Schuld ist das Diktat des Shareholder-Values. Alles wird heute dem Aktiengewinn untergeordnet", lautet seine Kritik. Während früher die Verantwortlichen mit dem Betrieb aufgewachsen seien und sich somit nicht nur für die Firma, sondern auch für die Mitarbeiter verantwortlich gefühlt hätten, hätten viele Chefs heutzutage nur noch ihr eigenes Wohl im Blick: "Manager, die ausgestattet sind mit kurzfristigen, aber dafür umso satteren Verträgen, entscheiden kurzsichtig, damit die Aktie und damit auch ihr Einkommen steigt. Viele stehen nur im Dienste ihres eigenen Egos." Die Leidtragenden dieser Entwicklung seien letztlich die Aktionäre, Steuerzahler und Arbeitnehmer. Sie müssten die Zeche bezahlen, wenn bei der "hemmungslosen Expansion die Kosten ausufern" und die Firmenpleite nicht mehr abzuwenden sei, so Grupp.
Aus Sicht des Vorzeigeunternehmers muss der Trend des "ruinösen Wettbewerbs" gestoppt werden. "Die Leistung eines Unternehmers zeigt sich nicht in Umsatz und Größe, sondern vor allem in der problemlosen Erhaltung der Arbeitsplätze und in konstantem Erfolg." Grupp, der nach eigenen Angaben bisher keinen Beschäftigten aus Arbeitsmangel entlassen und noch nie Kurzarbeit angemeldet hat, übt in diesem Zusammenhang scharfe Kritik an den Kontrollinstanzen der Unternehmen. Einerseits seien die Aufsichtsräte oft schlecht informiert "und stimmen dann Expansionen zu, deren Folgen sie nicht überschauen". Andererseits würden die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Unternehmen "alles tun, was ihre Auftraggeber verlangen, um ihre Profitgier zu befriedigen."
Als Konsequenz verlangt Grupp in den Chefetagen die Rückbesinnung auf alte Werte wie Disziplin, Leistung, Verantwortung und Motivation. "Wer mehr verdienen will, muss auch mehr leisten und vor allem für seine Entscheidungen geradestehen." Eine Geschäftspolitik, so Grupp in dem Beitrag für Reader`s Digest, die ausschließlich auf weitere Marktanteile und höhere Umsätze ausgerichtet sei, dürfe es in einer sozialen Marktwirtschaft nicht geben: "Wir brauchen keine Unternehmer, die an ihrem Sessel kleben und nur nach Macht und Geld streben. Nicht Kassierer sind gefragt, sondern echte Unternehmer, die das, was wir geerbt haben, erhalten und vermehren - nicht solche, die es ausbeuten und vernichten." Eine Firmenführung mit Verantwortung müsse vom Staat aber mehr als bisher mit steuerlichen Anreizen belohnt werden. Vorschlag des Trigema-Chefs: 50 Prozent Rabatt auf die Einkommensteuer für Unternehmer, die persönliche Haftung übernehmen. "So hätten diejenigen, die für ihr Handeln geradestehen, auch mehr Geld zur Verfügung und könnten mehr investieren."
Trigema-Chef Grupp kritisiert Machtstreben und Größenwahn vieler Unternehmer Stuttgart, im Oktober 2002.
Wolfgang Grupp, einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer, wirft vielen seiner Kollegen eine fahrlässige Geschäftspolitik vor. "Machtstreben, Größenwahn und Habgier - solche Untugenden sind immer mehr in den Konzernen verbreitet", schreibt der Chef des Textilunternehmens Trigema in einem Beitrag für das Magazin Reader`s Digest (November-Ausgabe). Grupp fordert, dass Firmenbosse künftig mehr als bisher für fehlerhafte Entscheidungen zur Verantwortung gezogen werden müssen: "Manager sollten haften, auch mit den Bezügen, die sie in den fetten Jahren erhalten haben."
Seit Jahren gilt Grupp, Jahrgang 1942 und zweifacher Familienvater, in der Branche als positiver Querdenker. Einerseits hat er den Umsatz des schwäbischen Familienunter-nehmens mit Hauptsitz in Burladingen ohne Bankkredite auf nunmehr 83 Millionen Euro hochgeschraubt. Andererseits bleibt er gegen den Trend dem Standort Deutschland treu und beschäftigt in drei Werken in Baden-Württemberg fast 1200 Menschen. Umso mehr geißelt der Inhaber und Geschäftsführer von Trigema nun das Spiel um Macht und Millionen, das viele seiner Kollegen im Alltagsgeschäft betreiben würden.
"Schuld ist das Diktat des Shareholder-Values. Alles wird heute dem Aktiengewinn untergeordnet", lautet seine Kritik. Während früher die Verantwortlichen mit dem Betrieb aufgewachsen seien und sich somit nicht nur für die Firma, sondern auch für die Mitarbeiter verantwortlich gefühlt hätten, hätten viele Chefs heutzutage nur noch ihr eigenes Wohl im Blick: "Manager, die ausgestattet sind mit kurzfristigen, aber dafür umso satteren Verträgen, entscheiden kurzsichtig, damit die Aktie und damit auch ihr Einkommen steigt. Viele stehen nur im Dienste ihres eigenen Egos." Die Leidtragenden dieser Entwicklung seien letztlich die Aktionäre, Steuerzahler und Arbeitnehmer. Sie müssten die Zeche bezahlen, wenn bei der "hemmungslosen Expansion die Kosten ausufern" und die Firmenpleite nicht mehr abzuwenden sei, so Grupp.
Aus Sicht des Vorzeigeunternehmers muss der Trend des "ruinösen Wettbewerbs" gestoppt werden. "Die Leistung eines Unternehmers zeigt sich nicht in Umsatz und Größe, sondern vor allem in der problemlosen Erhaltung der Arbeitsplätze und in konstantem Erfolg." Grupp, der nach eigenen Angaben bisher keinen Beschäftigten aus Arbeitsmangel entlassen und noch nie Kurzarbeit angemeldet hat, übt in diesem Zusammenhang scharfe Kritik an den Kontrollinstanzen der Unternehmen. Einerseits seien die Aufsichtsräte oft schlecht informiert "und stimmen dann Expansionen zu, deren Folgen sie nicht überschauen". Andererseits würden die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Unternehmen "alles tun, was ihre Auftraggeber verlangen, um ihre Profitgier zu befriedigen."
Als Konsequenz verlangt Grupp in den Chefetagen die Rückbesinnung auf alte Werte wie Disziplin, Leistung, Verantwortung und Motivation. "Wer mehr verdienen will, muss auch mehr leisten und vor allem für seine Entscheidungen geradestehen." Eine Geschäftspolitik, so Grupp in dem Beitrag für Reader`s Digest, die ausschließlich auf weitere Marktanteile und höhere Umsätze ausgerichtet sei, dürfe es in einer sozialen Marktwirtschaft nicht geben: "Wir brauchen keine Unternehmer, die an ihrem Sessel kleben und nur nach Macht und Geld streben. Nicht Kassierer sind gefragt, sondern echte Unternehmer, die das, was wir geerbt haben, erhalten und vermehren - nicht solche, die es ausbeuten und vernichten." Eine Firmenführung mit Verantwortung müsse vom Staat aber mehr als bisher mit steuerlichen Anreizen belohnt werden. Vorschlag des Trigema-Chefs: 50 Prozent Rabatt auf die Einkommensteuer für Unternehmer, die persönliche Haftung übernehmen. "So hätten diejenigen, die für ihr Handeln geradestehen, auch mehr Geld zur Verfügung und könnten mehr investieren."