US-Forscher entwirft revolutionäre Zeitmaschine
Nichts ist unmöglich - weder in der Werbung noch in der Wissenschaft: Ein amerikanischer Physikprofessor ist überzeugt, einen praktikablen Weg für Zeitreisen gefunden zu haben.
Nein, wie der typische verrückte Wissenschaftler kommt Ronald Mallett nicht daher. Niemand, der die grundlegenden Gesetze der Physik in Frage stellt. Niemand, der mysteriöse Kräfte formuliert, um seine Theorien umsetzen zu können.
Mallett ist schlicht und einfach ein Professor für theoretische Physik. Und wenn sich diese akademische Spezies in ihre Denkerstuben zurückzieht, wenn sie Bleistift und Papier zückt, um wochenlang zu rechnen, kommen mitunter seltsame Konzepte zu Stande. Besonders experimentelle Physiker, die derartige Überlegungen schließlich in die Praxis umsetzen müssen, wissen ein Lied davon zu singen.
Jetzt hat Mallett seinen schraubenden und messenden Kollegen eine ganz besonders komplizierte Aufgabe gestellt. Wie das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" berichtet, glaubt der Theoretiker von der Connecticut University, einen gangbaren Weg für Reisen durch die Zeit entdeckt zu haben.
Keine Wurmlöcher, die es zwar theoretisch gibt, die sich auf Grund eines eklatanten Mangels an "negativer Energie" jedoch nur schwer öffnen lassen. Kein rotierendes Universum, das von einem der ersten Zeitmaschinen-Theoretiker, dem Logiker Kurt Gödel, als unabdingbar angesehen wurde. Ganz im Gegenteil. Mallett besinnt sich auf die Grundlagen der Physik: Albert Einsteins gekrümmte Raumzeit und die Quanteneffekte des Lichts.
Mulden in der Zeit
Jeder Materieklumpen - je größer, desto besser - beeinflusst den Raum und die Zeit in seiner Umgebung. Wie ein Stein, der auf einem weichen Kissen einsinkt, bilden sich auch in der Raumzeit Mulden. Irgendwie, so die theoretische Vorhersage, müsste sich die Zeit so weit verbiegen lassen, dass sie nicht in einer geraden Linie verläuft, sondern einen geschlossenen Kreis bildet.
Doch statt auf große Gravitationszentren, die bislang im Mittelpunkt der gekrümmten Zeit standen, setzt Mallett auf Licht. Das hat zwar keine Masse, krümmt aber, so der Physiker, ebenfalls den Raum. Bereits im vergangenen Jahr hat Mallett laut "New Scientist" gezeigt, dass ein Laserstrahl auf einer Kreisbahn eine Art Strudel in seiner Umgebung erzeugt.
Jetzt soll der Strudel auf die Zeit ausgedehnt werden. Hierzu ist nach den Berechnungen des Theoretikers allerdings ein zweiter Laser vonnöten. Läuft der dem ersten Lichtstrahl entgegen und wird die Intensität entsprechend erhöht, tauschen Raum und Zeit ihre Rollen. Im Innern des zirkulierenden Laserstrahls rotiert die Zeit. Menschen können - theoretisch - in die Vergangenheit zurückreisen. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als sich der Kreis geschlossen hatte.
Licht wird langsam
Ein grundlegendes Problem, abgesehen von ungezählten Schwierigkeiten bei der Umsetzung, bleibt allerdings noch: Um die Zeit auf eine Kreisbahn zu zwingen, verlangen die Formeln ungeheure Mengen an Energie. Mallett hat offensichtlich auch hierfür eine Lösung. Gemäß dem Satz "je langsamer das Licht, desto stärker die Störung der Raumzeit", will er seine Zeitreisen-Laser so stark wie möglich abbremsen.
Dabei kommt Mallett eine Entdeckung entgegen, die Kollegen erst Anfang dieses Jahres gemacht haben. Zwei unabhängig voneinander arbeitenden Forscherteams ist es gelungen, Licht von seinen ursprünglichen 300.000 Kilometern pro Sekunde bis zum Stillstand abzubremsen. "Das eröffnet uns eine Dimension, von der wir zuvor nicht einmal zu träumen wagten", so Mallett gegenüber dem "New Scientist".
Da die Licht-Stopper allerdings erst nahe des absoluten Temperaturnullpunkts funktionieren, dürfte Malletts Konzept für die eher warmblütige Menschheit im Moment nicht sonderlich geeignet sein. Daher wollen die Forscher auch erst einmal klein anfangen. In einem ersten Schritt sollen die Auswirkungen der rotierenden Laserstrahlen auf ein einzelnes Atom untersucht werden.