Einbruch am Bau

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ottifant:

Einbruch am Bau

 
22.07.02 12:16

Wiesbaden: Im Baugewerbe ist der Auftragseingang im Mai eingebrochen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, verringerten sich die Aufträge im Mai um 16 Prozent. Im Hochbau fiel die Zahl der Aufträge um mehr als 20 Prozent. Auch die Zahl der Beschäftigten ging im Mai verglichen mit dem Vorjahr deutlich zurück. Ende Mai arbeiteten rund 864-tausend Menschen in den Baufirmen, das sind rund 100-tausend weniger als vor einem Jahr.
Gruenspan:

Da hilft nur

 
22.07.02 12:30
Klick und Boxen an!

www.bobthebuilder.org/

Hier wird ohne Ende weitergebaut!
;-)))
Reila:

Bau, Baunebengewerbe, Zulieferer, ...

 
22.07.02 13:00
Tja, ottifant, die Krise begann - für mich spürbar - bereits während der Steuerdiskussion noch unter der Regierung Kohl. Plötzlich ließ erkennbar die Nachfrage nach. Inzwischen ist es für viele Unternehmen dramatisch. Indikator ist u. a. das Steueraufkommen. Die Grunderwerbsteuer sank 2001 im Vergleich zu 2000 um rund 25 %. Die Beschlagindustrie (für Türen und Fenster) produziert heute weniger für ganz Deutschland als 1989 für die alte Bundesrepublik. Betroffen sind alle, die im weitesten Sinne mit der Immobilie zu tun haben, Möbelhäuser, speziell Küchenstudios, Hersteller und Händler von Teppichböden, Gardinen, Makler, Bauunternehmen, Handwerker, Baufinanzierer ... Der Rückgang der Zahl der Bauanträge läßt ein baldiges Ende der Krise nicht erwarten. Gut für die Eigentümer, daß dadurch wenigstens demnächst die Mieten wieder steigen werden.  

R.
ottifant:

@Reila

 
22.07.02 13:12
Hab mal als Student bei der ZVK Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes
gearbeitet. Deshalb mein Interesse am Baugewerbe.
Was ich nicht verstehen kann: Überall wird gebaut speziell Berlin, nur Baukräne
Baustellen usw. Aber der Bauindustrie geht es schlecht???
Was muß denn passieren, damit es der Bauwirtschaft besser geht??
Aufträge gibt es wohl genug, oder?  
Reila:

ottifant, das Bild täuscht.

 
22.07.02 13:55
Das reale Bild ergibt die rückläufige Zahl der Baugenehmigungen. Fahr mal die B1 in östlicher Richtung aus der Stadt. Dort steht Musterhaus an Musterhaus. Sprich mal mit den Verkäufern die Kotzen alle.

Die Preise sind völlig verfallen. Während 1993 bis 1995 ein Reihenhaus mit 110 m² Wohnfläche locker für DM 400.000 an den Mann zu bringen war (Stadtrand), werden heute dafür max. DM 300.000 bezahlt. Für diesen Preis gibt es aber inzwischen auch schon neugebaute freistehende Eigenheime mit Grundstück.

In Ostdeutschland haben wir noch Sonderfaktoren. Es gab seinerzeit einen übertriebenen Bauboom wegen der Sonder-AfA (erst 50 %, später 25 %). Gleichzeitig ist teilweise die öffentliche Förderung entfallen. (In Berlin wurden früher rund 50 % der Bauherren von Eigenheimen durch zinsverbilligte Darlehen gefördert - heute NULL.)

Schau dir an, was mit den Baufirmen geschieht: SÜBA pleite, Bast-Bau Pleite, Herlitz pleite (durch Immobilienengagement), City 7b pleite ... Man kann sich die Namen gar nicht mehr alle merken.

Am Anfang war es nur die Bauwirtschaft. Inzwischen geht es praktisch allen Branchen schlecht, die nicht einen hohen Exportanteil haben. Schau doch mal den Einzelhandel an. Die Leute sind verunsichert und halten ihr Geld fest. In der Bauwirtschaft laufen übrigens nur noch billig bis billigst und Luxusobjekte und spezielle Objekte für Anleger mit hohen Verlustzuweisungen oder Zulagen. Der ganze breite Markt dazwischen ist zusammengebrochen. Das scheint mir symtomatisch für die Gesellschaft. Separate Lösungen nur für den Bau kann es wohl nicht geben. Schröder meint zwar, es geht bereits aufwärts. Ich kann das nicht erkennen und habe auch keine Rezepte. Und da Polen mit billigen Arbeitskräften bald in der EU sein wird (Die warten gerade nur eine Autostunde von Berlin) dürfen wir uns schon mal warm anziehen.

Es war übrigens interessant zu beobachten, wie das Käuferpotential für Eigenheime sich veränderte. Wurde Anfang der 90er Jahre die größte Gruppe (hier im Osten) von Selbständigen gestellt (darunter viele Ärzte) sind es heute meiner Beobachtung nach überwiedgend Beamte und Angestellte aus dem öffentlichen Dienst.

So long

R.
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