Ein zweiter Fall Nick Leeson

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Ein zweiter Fall Nick Leeson

 
06.02.02 20:35

Devisenhändler betrügt die Bank Allied Irish um 750 Millionen Dollar
Dublin - Ein Devisenhändler hat die größte irische Bank Allied Irish Bank (AIB) in den USA um 750 Mio. Dollar (862 Mio. Euro) betrogen. Der Betrug ereignete sich in der amerikanischen Allfirst Financial, einer Tochter der AIB. Es ist der größte, seit im Februar 1995 der Börsenmakler Nick Leeson in Singapur den Zusammenbruch der Baring-Bank durch illegale Transaktionen von 850 Mio. Pfund (1,4 Mrd. Euro) herbeiführte. AIB-Chef Michael Buckley erklärte, dass die Bank dadurch nicht unmittelbar in ihrer Existenz bedroht ist: "Ich möchte betonen, dass wir, wenn wir in diesem Jahr 750 Mio. Dollar abschreiben müssen, immer noch einen Gewinn nach Steuern für das Jahr 2001 ausweisen werden." Dies sei ein schwerer Schlag, aber kein tödlicher. "Wir werden die Geschäfte, was unsere Kunden und Mitarbeiter angeht, wie normal weiter führen."

Der Mitarbeiter, der die Bank durch Devisenscheingeschäfte betrogen hatte, ist Buckley zufolge seit Montag verschwunden. Er arbeitete in der Zentrale der Allfirst. Nach Angaben aus AIB-Kreisen in Dublin handelt es um John Rusnak, einen "Mann in den Vierzigern, seit sieben Jahren bei uns beschäftigt, Vater von zwei Kindern und regelmäßiger Kirchgänger". Rusnak sei im unteren bis mittleren Management beschäftigt gewesen und mit 85 000 Dollar pro Jahr relativ gering bezahlt worden. Buckley sagte nur: "Es handelte sich nicht gerade um einen Star unter den Devisenhändlern."

Buckley sagte, bisher sei noch nicht klar, ob der Betrug dazu diente, jemandem finanzielle Vorteile zu verschaffen oder ob es sich "nur um ein fürchterliches Durcheinander" gehandelt habe. Die Bank hat mittlerweile die amerikanische Bundespolizei FBI eingeschaltet. Man glaube, dass sich der Devisenhändler noch im Raum Baltimore, am Sitz der Bank, aufhalte. Fünf leitende Manager der Allfirst seien suspendiert worden. Dies bedeute jedoch nicht, dass sie mit dem Diebstahl etwas zu tun hätten. Es gebe Anzeichen dafür, dass Rusnak in der Bank Helfer gehabt habe. Dies sei aber noch nicht erwiesen.

Buckley räumte ein, es sei "beunruhigend", dass der Betrug "etwa zwölf Monate lang" möglich gewesen sei, ohne dass die Vorgesetzten des Devisenhändlers etwas gemerkt hätten. Rusnak habe "künstlich geschaffene, fiktive Devisenoptionen benutzt, um Verluste zu verheimlichen, die er bei tatsächlichen Transaktionen gemacht hatte". Die Allfirst aus Baltimore gehört zu den 50 größten Banken der USA. dpa

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