"Ein Name für einen Oldtimer"

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"Ein Name für einen Oldtimer"

 
11.12.01 18:58
11. Dez. 2001 "Sportlich" nannte ein Analyst den Ehrgeiz des Volkswagen-Konzerns, künftig Luxusautos bauen zu wollen. Dort seien die Margen anders als im gewohnten VW-Geschäft auf dem Massenmarkt noch lukrativ, der Schritt sei also durchaus verständlich. Aber der Weg dorthin werde für die Wolfsburger steinig, ob er zum Erfolg führe, sei eher unsicher.

Volkswagen will ins Luxussegment, unbedingt. Und damit sind wir beim Knackpunkt: Luxus Volkswagen - ein schönes Beispiel für eine contradictio in adiecto. Das Beiwort sperrt sich gegen die Vereinnahmung durch das Hauptwort.

Marke Volkswagen als Bremser

Hinter diesem Problem steckt jedoch mehr als eine semantische Haarspalterei. Für Manfred Gotta, Experte für die Entwicklung von Markennamen gerade auch in der Automobilbranche, steht fest: "Das Hauptproblem für VW wird es nicht, ein luxuriöses Auto zu bauen, sondern es unter der Marke Volkswagen zu vertreiben." Das rational beste Auto sei noch lange nicht das begehrenswerteste, so Gotta, der unter anderem die Namen "Vectra" und "Twingo" kreierte. "Autoverkauf ist ein emotionales Problem, Herkunft und Tradition spielen eine große Rolle. Und im Luxussegment ist der Kuchen verteilt."

Unglückliche Namensgebung

Den neuen Namen für das Flaggschiff der Volkswagenflotte Phaeton hält er für unglücklich. "Das ist ein Name für einen Oldtimer". Außerdem binde der Name zu sehr. Die Entlehnung aus der griechischen Mythologie lege Volkswagen fest. Statt dessen hätte man einen offener, dynamischeren Namen wählen sollen.

"Das Projekt polarisiert ohnehin schon. Ich kann mir lebhaft die Kommentare vorstellen, die kommen, wenn die Zulassungszahlen erstmalig zurück gehen werden." Phaethon galt in der griechischen Mythologie als Sohn des Helios. Als der junge Phaeton erstmals den Sonnenwagen seines Vaters lenken durfte, endet die Fahrt mit dem Brand der Erde und Zeus höchstselbst schleuderte Phaethon durch Blitzstrahl in einen Fluss.

Mahnendes Beispiel: der "Senator"

VW wäre nicht die erste Marke, der der Einstieg ins Luxussegment misslänge. Als mahnendes Beispiel für einen gescheiterten Versuch, eine Marke in die Luxusklasse auszudehnen, nannte Gotta den Opel Senator, der zu seiner Zeit ein hervorragendes Auto gewesen sei, als Einstieg ins Luxussegment jedoch ein Flop war.

VW habe im Grunde genommen zwei erfolgversprechende Optionen gehabt, erklärt Gotta. "Einmal hätte man wie Toyota mit Lexus eine neue Luxusmarke kreiren, diese mit neuer Kompetenz aufbauen und durch die Stärke von Toyota im Markt nähren können, bis sie selbstständig geworden wäre."

Oder aber - Beispiel Ford / Jaguar: Eine am Boden liegende Marke wird mit viel Ehrgeiz revitalisiert. Vom alten Image, jeder brauche zwei Jaguar, einen für die Werkstatt, den anderen für die Straße, ist die britisch-stämmige Edelmarke dank des massiven Engagements von Ford mittlerweile weg und liefert erfreulich steigende Verkaufszahlen.
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