Bulle & Bär
Ein bunter Mix von Interessen
Es gibt Geldmanager und es gibt Journalisten, zwei Personengruppen mit sauber getrennten Funktionen. Und so lange sich beide auf ihren ureigenen Job beschränken, gibt es auch keinen Grund zur Sorge. Bauchschmerzen bereiten dagegen Fälle von Personalunion oder angreifbare Allianzen.
FRANKFURT. Ein Beispiel für den letzteren „Fall“ lieferte die DWS vor einigen Monaten. Deutschlands größte Fondsgesellschaft lancierte ein Produkt für die Anlage in Zertifikaten und lagerte die Portfolioentscheidungen an die Experten des Magazins Zertifikate-Journal aus. Zusätzlich warb ein aus den Medien bekannter und unabhängiger Börsenkommentator von dritter Seite für das Produkt.
Während in diesen und ähnlichen Fällen die Interessen durch Kooperationen von Investmenthäusern und Medien verwischen, rückt jetzt die Variante der Personalunion in den Fokus. Das Düsseldorfer Wertpapier-Handelshaus Lang & Schwarz lanciert ein Zertifikat auf kleine Rohstofffirmen, die nach Lagerstätten suchen – grundsätzlich ein sehr risikoreiches Investment. Dem Einzeltitelrisiko will der Anbieter durch einen regelmäßig angepassten Index begegnen, den das Zertifikat abbildet.
Eine Hauptrolle beim „First Junior Explorer Index Zertifikat“ spielt Joachim Brunner, bis vor einigen Jahren in der Wertpapierabteilung der VKB-Bank in Linz tätig. Er wählt die Titel aus. Lang & Schwarz errechnet auf Basis der Kurse den Index, dessen Wertentwicklung das Zertifikat widerspiegelt.
Bei genaueren Hinsehen entpuppt sich Brunner als Tausendsassa, hat er doch gleich mehrere Hüte auf. Der Aktien-Sortierer ist auch Chef einer Gesellschaft für Pressearbeit im Finanzbereich. Diese Gesellschaft betreibt ein Finanzportal und einen Nachrichtendienst, publiziert außerdem einen Börsenbrief für Nebenwerte. Darüber hinaus ist der viel Beschäftigte Leiter einer Vermögensverwaltung in Salzburg. Mehr geht wohl kaum noch.
Geht doch. Nachfragen fördern weitere Verquickungen zu Tage: Die Werbung übernimmt das Internet-Diskussionsforum Wallstreet Online, dessen Chef gleichzeitig die Finanzvermittlungsfirma Wall Street Online Capital leitet – die auch das Zertifikat vertreibt. Brunner erhält den Großteil der jährlichen Gebühr von 1,5 Prozent, kleinere Anteile streichen Wall Street Online und Lang & Schwarz ein. Dazu kommt eine Kaufgebühr von 2,5 Prozent und ein Erfolgshonorar von 20 Prozent, falls der Jahresgewinn zehn Prozent übersteigt.
So interessant die Anlageidee für Explorationsaktien grundsätzlich ist – angesichts der möglichen Interessenkonflikte sollte der Anleger eine solche Konstruktion nur mit spitzen Fingern anfassen. Zwar muss man der Werbung für das Zertifikat zu Gute halten, dass sie zumindest die Standbeine des Indexkonstrukteurs fein säuberlich benennt. Ob das zum Ziel führt und ob der Anleger das überhaupt einzuschätzen vermag, ist jedoch fraglich.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. September 2006, 06:59 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Ein bunter Mix von Interessen
Es gibt Geldmanager und es gibt Journalisten, zwei Personengruppen mit sauber getrennten Funktionen. Und so lange sich beide auf ihren ureigenen Job beschränken, gibt es auch keinen Grund zur Sorge. Bauchschmerzen bereiten dagegen Fälle von Personalunion oder angreifbare Allianzen.
FRANKFURT. Ein Beispiel für den letzteren „Fall“ lieferte die DWS vor einigen Monaten. Deutschlands größte Fondsgesellschaft lancierte ein Produkt für die Anlage in Zertifikaten und lagerte die Portfolioentscheidungen an die Experten des Magazins Zertifikate-Journal aus. Zusätzlich warb ein aus den Medien bekannter und unabhängiger Börsenkommentator von dritter Seite für das Produkt.
Während in diesen und ähnlichen Fällen die Interessen durch Kooperationen von Investmenthäusern und Medien verwischen, rückt jetzt die Variante der Personalunion in den Fokus. Das Düsseldorfer Wertpapier-Handelshaus Lang & Schwarz lanciert ein Zertifikat auf kleine Rohstofffirmen, die nach Lagerstätten suchen – grundsätzlich ein sehr risikoreiches Investment. Dem Einzeltitelrisiko will der Anbieter durch einen regelmäßig angepassten Index begegnen, den das Zertifikat abbildet.
Eine Hauptrolle beim „First Junior Explorer Index Zertifikat“ spielt Joachim Brunner, bis vor einigen Jahren in der Wertpapierabteilung der VKB-Bank in Linz tätig. Er wählt die Titel aus. Lang & Schwarz errechnet auf Basis der Kurse den Index, dessen Wertentwicklung das Zertifikat widerspiegelt.
Bei genaueren Hinsehen entpuppt sich Brunner als Tausendsassa, hat er doch gleich mehrere Hüte auf. Der Aktien-Sortierer ist auch Chef einer Gesellschaft für Pressearbeit im Finanzbereich. Diese Gesellschaft betreibt ein Finanzportal und einen Nachrichtendienst, publiziert außerdem einen Börsenbrief für Nebenwerte. Darüber hinaus ist der viel Beschäftigte Leiter einer Vermögensverwaltung in Salzburg. Mehr geht wohl kaum noch.
Geht doch. Nachfragen fördern weitere Verquickungen zu Tage: Die Werbung übernimmt das Internet-Diskussionsforum Wallstreet Online, dessen Chef gleichzeitig die Finanzvermittlungsfirma Wall Street Online Capital leitet – die auch das Zertifikat vertreibt. Brunner erhält den Großteil der jährlichen Gebühr von 1,5 Prozent, kleinere Anteile streichen Wall Street Online und Lang & Schwarz ein. Dazu kommt eine Kaufgebühr von 2,5 Prozent und ein Erfolgshonorar von 20 Prozent, falls der Jahresgewinn zehn Prozent übersteigt.
So interessant die Anlageidee für Explorationsaktien grundsätzlich ist – angesichts der möglichen Interessenkonflikte sollte der Anleger eine solche Konstruktion nur mit spitzen Fingern anfassen. Zwar muss man der Werbung für das Zertifikat zu Gute halten, dass sie zumindest die Standbeine des Indexkonstrukteurs fein säuberlich benennt. Ob das zum Ziel führt und ob der Anleger das überhaupt einzuschätzen vermag, ist jedoch fraglich.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. September 2006, 06:59 Uhr
Euer
Einsamer Samariter