Am Anfang war die Liquidität. Jetzt häufen sich die guten Nachrichten. In Asien steigen die Chippreise. Oracle-Chef Larry Ellison verspricht eine operative Marge von 50 Prozent. Wie John Chambers von Cisco weiß er nicht so genau, wann die Erholung kommt. Aber das ist erst mal egal.
Im November jedenfalls hat Cisco Orders in erhoffter Höhe verbucht. Dann noch der US-Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe, der leicht über den Schwellenwert von 50 klettert. Die Wahrscheinlichkeit, dass die wirklich frühen Frühindikatoren ihren Boden fürs Erste erreicht haben, ist schon wegen ihrer Niveaus groß. Dazu kommen die wirtschaftspolitischen Stimuli rund um die Welt, die bald erste Wirkung zeigen sollten.
Während die globale Überschuss-Liquidität einen Rekord nach dem anderen erklimmt, stehen die Chancen gut, dass die Nachrichten noch besser werden. Eine Traumkombination für Aktien. Die Gefahr, den Zug zu verpassen, scheint enorm. Panik! Und wo kauft man zuerst? Natürlich da, wo mit dem ehesten, schärfsten Umschwung bei den Gewinnen gerechnet wird: Also vor allem im Technologie- und Stahlsektor, wo Usinor Licht am Ende des Tunnels wähnt.
Die beste Wette ist, dass Aktien bis zum Frühjahr 2002 recht nett weiterlaufen. Aber spätestens wenn die Natur zu neuem Leben erwacht, wird einem an der Börse der Wind eisig ins Gesicht wehen. Besonders Technologiewerte sind jetzt schon knackig überbewertet. Selbst wenn die Schätzungen um 100 Prozent stiegen, notierten sie mit dem 25fachen der 2002er Gewinne. Würden sich die Aussichten tatsächlich derart verbessern, müssten die Notenbanken die Zügel bald straff ziehen, was die Bewertung nur noch absurder aussehen ließe. Sobald die Wirtschaftserholung an harten Fakten gemessen werden kann, ist der Spuk deshalb vorbei.
Wahrscheinlicher noch ist, dass den Anlegern spätestens im Frühjahr klar wird, wie lange uns Überkapazität, Überschuldung, Deflation et cetera noch beschäftigen werden. Gegen diese Einsicht könnte am Ende nicht mal die Liquidität etwas ausrichten.
Siemens
Siemens kramt in der Trickkiste. Ihre Aufschrift: Elegante Schachzüge. Mit den 13,5 Prozent der Infineon-Aktien, die in den eigenen Pensionsfonds ausgegliedert wurden, den gut 20 Prozent, die unmittelbar in den Büchern stehen bleiben, und den 29 Prozent, die jetzt in den Trust verlagert wurden, hat Siemens zwar weiterhin das überwiegende wirtschaftliche Interesse am Chiphersteller. Trotzdem muss Siemens die sprunghafte Tochter nicht mehr konsolidieren, wodurch die operativen Gewinne vorderhand stabiler werden. Da Siemens zuletzt gerne das "Ergebnis ohne Infineon" in den Vordergrund gerückt hat und die Loslösung von der Tochter ohnehin nur eine Frage der Zeit war, ist das allerdings nur zum Teil von Belang.
Viel wichtiger ist, dass Siemens sich den Zeitpunkt einer marktschonenden Veräußerung jetzt ganz in Ruhe aussuchen kann. Und Infineon wird nun endlich von den freien Aktionären beherrscht. Recht so.
KPN
Die Frist ist um für den fliegenden Holländer KPN . Monate lang trieb der Telekombetreiber durch die Börsenstürme, ständig schien er dem Versinken nahe. Die Angst vor einem Emissionspreis unter drei Euro bei der Kapitalerhöhung war groß. Jetzt sind deutlich mehr als vier Euro realistischer, der Verwässerungseffekt dürfte sich also in Grenzen halten. Von den Bezugsrechten haben 60 Prozent der Altaktionäre Gebrauch gemacht. Darin ist zwar die niederländische Regierung mit 34 Prozent stark vertreten. Trotzdem nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass US-Fonds das Angebot nicht nutzen durften und die Privatanleger in einigen Ländern, zum Beispiel Deutschland, nicht konnten.
Die ungewöhnliche Transaktionsstruktur hat sich bewährt. Bis gestern konnte man die Bezugsrechte ziehen, aber nicht handeln. Das hat Arbitrage verhindert und eine künstliche Knappheit geschaffen. Wie bei Wagner hört man die Fanfaren schallen. Seit dem Tag nach der Bekanntgabe hat KPN den Sektor geschlagen. Das Vertrauen ist so romantisch wie verfrüht. Zwar sind die Niederländer kein Pleitekandidat mehr und haben sich endlich mit den Gewerkschaften geeinigt. Eine plausible Strategie indes fehlt noch.
m besten wäre die Trennung von Festnetz und Mobilfunk. Ersteres darf KPN nach Vereinbarungen mit den Kreditgebern nicht verkaufen. Die Hoffnung ist, für den gesamten Mobilfunk einen Käufer zu finden. Auf sich allein gestellt, wäre das heimische Mobilfunkgeschäft auf Sicht kaum profitabel.
Nach KPN, BT und Sonera werden France Telecom und T-Mobile an die Börse drängen. Die Flut wird zwar Telekomwerte und die stark mit dem Sektor schwankende KPN belasten, aber Beteiligungsverkäufe erleichtern. Wer bis nahe am Tod treu geblieben ist, sollte sich nicht verunsichern lassen.
Gruß
Happy End
ftd.de
Im November jedenfalls hat Cisco Orders in erhoffter Höhe verbucht. Dann noch der US-Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe, der leicht über den Schwellenwert von 50 klettert. Die Wahrscheinlichkeit, dass die wirklich frühen Frühindikatoren ihren Boden fürs Erste erreicht haben, ist schon wegen ihrer Niveaus groß. Dazu kommen die wirtschaftspolitischen Stimuli rund um die Welt, die bald erste Wirkung zeigen sollten.
Während die globale Überschuss-Liquidität einen Rekord nach dem anderen erklimmt, stehen die Chancen gut, dass die Nachrichten noch besser werden. Eine Traumkombination für Aktien. Die Gefahr, den Zug zu verpassen, scheint enorm. Panik! Und wo kauft man zuerst? Natürlich da, wo mit dem ehesten, schärfsten Umschwung bei den Gewinnen gerechnet wird: Also vor allem im Technologie- und Stahlsektor, wo Usinor Licht am Ende des Tunnels wähnt.
Die beste Wette ist, dass Aktien bis zum Frühjahr 2002 recht nett weiterlaufen. Aber spätestens wenn die Natur zu neuem Leben erwacht, wird einem an der Börse der Wind eisig ins Gesicht wehen. Besonders Technologiewerte sind jetzt schon knackig überbewertet. Selbst wenn die Schätzungen um 100 Prozent stiegen, notierten sie mit dem 25fachen der 2002er Gewinne. Würden sich die Aussichten tatsächlich derart verbessern, müssten die Notenbanken die Zügel bald straff ziehen, was die Bewertung nur noch absurder aussehen ließe. Sobald die Wirtschaftserholung an harten Fakten gemessen werden kann, ist der Spuk deshalb vorbei.
Wahrscheinlicher noch ist, dass den Anlegern spätestens im Frühjahr klar wird, wie lange uns Überkapazität, Überschuldung, Deflation et cetera noch beschäftigen werden. Gegen diese Einsicht könnte am Ende nicht mal die Liquidität etwas ausrichten.
Siemens
Siemens kramt in der Trickkiste. Ihre Aufschrift: Elegante Schachzüge. Mit den 13,5 Prozent der Infineon-Aktien, die in den eigenen Pensionsfonds ausgegliedert wurden, den gut 20 Prozent, die unmittelbar in den Büchern stehen bleiben, und den 29 Prozent, die jetzt in den Trust verlagert wurden, hat Siemens zwar weiterhin das überwiegende wirtschaftliche Interesse am Chiphersteller. Trotzdem muss Siemens die sprunghafte Tochter nicht mehr konsolidieren, wodurch die operativen Gewinne vorderhand stabiler werden. Da Siemens zuletzt gerne das "Ergebnis ohne Infineon" in den Vordergrund gerückt hat und die Loslösung von der Tochter ohnehin nur eine Frage der Zeit war, ist das allerdings nur zum Teil von Belang.
Viel wichtiger ist, dass Siemens sich den Zeitpunkt einer marktschonenden Veräußerung jetzt ganz in Ruhe aussuchen kann. Und Infineon wird nun endlich von den freien Aktionären beherrscht. Recht so.
KPN
Die Frist ist um für den fliegenden Holländer KPN . Monate lang trieb der Telekombetreiber durch die Börsenstürme, ständig schien er dem Versinken nahe. Die Angst vor einem Emissionspreis unter drei Euro bei der Kapitalerhöhung war groß. Jetzt sind deutlich mehr als vier Euro realistischer, der Verwässerungseffekt dürfte sich also in Grenzen halten. Von den Bezugsrechten haben 60 Prozent der Altaktionäre Gebrauch gemacht. Darin ist zwar die niederländische Regierung mit 34 Prozent stark vertreten. Trotzdem nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass US-Fonds das Angebot nicht nutzen durften und die Privatanleger in einigen Ländern, zum Beispiel Deutschland, nicht konnten.
Die ungewöhnliche Transaktionsstruktur hat sich bewährt. Bis gestern konnte man die Bezugsrechte ziehen, aber nicht handeln. Das hat Arbitrage verhindert und eine künstliche Knappheit geschaffen. Wie bei Wagner hört man die Fanfaren schallen. Seit dem Tag nach der Bekanntgabe hat KPN den Sektor geschlagen. Das Vertrauen ist so romantisch wie verfrüht. Zwar sind die Niederländer kein Pleitekandidat mehr und haben sich endlich mit den Gewerkschaften geeinigt. Eine plausible Strategie indes fehlt noch.
m besten wäre die Trennung von Festnetz und Mobilfunk. Ersteres darf KPN nach Vereinbarungen mit den Kreditgebern nicht verkaufen. Die Hoffnung ist, für den gesamten Mobilfunk einen Käufer zu finden. Auf sich allein gestellt, wäre das heimische Mobilfunkgeschäft auf Sicht kaum profitabel.
Nach KPN, BT und Sonera werden France Telecom und T-Mobile an die Börse drängen. Die Flut wird zwar Telekomwerte und die stark mit dem Sektor schwankende KPN belasten, aber Beteiligungsverkäufe erleichtern. Wer bis nahe am Tod treu geblieben ist, sollte sich nicht verunsichern lassen.
Gruß
Happy End
ftd.de