Dornier wird erst in der Pleite interessant

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Brummer:

Dornier wird erst in der Pleite interessant

 
02.04.02 10:27
Von Gerhard Hegmann, München

Der deutsch-amerikanische Regionalflugzeughersteller Fairchild Dornier will an diesem Dienstag Insolvenzantrag stellen. Das Unternehmen beschäftigt knapp 4300 Mitarbeiter.

Die Gespräche mit potenziellen Investoren blieben bislang ohne konkretes Ergebnis, und angesichts der sinkenden Liquidität droht die Zahlungsunfähigkeit. Wie es aus gut unterrichteten Quellen im Unternehmen weiter heißt, könnte sich mit der Einsetzung eines Insolvenzverwalters aber eine neue und verbesserte Ausgangslage für eine Übernahme von Fairchild Dornier ergeben. Das Unternehmen könnte dann möglicherweise sogar zu einem symbolischen Preis verkauft werden. "Die bisherigen Übernahmegespräche sind auch an den unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert", sagte ein gut informierter Firmenkenner, der nicht genannt werden möchte.

Für Dienstagnachmittag ist am deutschen Firmenstandort Oberpfaffenhofen bei München mit 3600 Beschäftigten eine außerordentliche Betriebsversammlung geplant. Als Hauptinteressenten für einen Einstieg gelten der US-Konzern Boeing und der kanadische Bombardier-Konzern. Ein Fairchild-Dornier-Sprecher lehnte Detailangaben zur aktuellen Finanzlage oder zu den Übernahmegesprächen ab. "Es haben auch über die Osterfeiertage Gespräche mit denkbaren Partnern stattgefunden", sagte der Sprecher am Montag. Fairchild Dornier hatte Anfang März bestätigt, dass zur Unternehmensabsicherung und zur weiteren Finanzierung der neuen Regionalflugzeugfamilie 728 ein strategischer Partner gesucht wird.

Der weltweit drittgrößte Hersteller von Regionalflugzeugen nach Bombardier (Kanada) und Embraer (Brasilien) gehört seit Anfang 2000 den beiden Wagnisfinanzierungsgesellschaften Clayton Dubiler & Rice (CD&R, USA) und Allianz Capital Partners (Allianz-Konzern, Deutschland). Sie zahlten zusammen rund 400 Mio. $ Eigenkapital; ein Bankenkonsortium gab einen Kredit von rund 800 Mio. $, der durch Bürgschaften vom Bund und dem Land Bayern abgesichert ist. Im Frühjahr wurde ein weiteres Finanzierungspaket über 870 Mio. $ mit den Wagnisfinanzierungsgesellschaften verhandelt, mit einem Bürgschaftsanteil durch den Bund und Bayern über 345 Mio. $. Die praktische Umsetzung dieser Finanzierungshilfe ist aber gestoppt, weil die Wagnisfinanzierer und die Geschäftsführung erkannt hatten, dass zur Unternehmensrettung ein strategischer Partner als weiterer Finanzier gefunden werden muss.

Aufsichtsratsvorsitzender Chuck Pieper bezeichnete die Lage bei Fairchild Dornier vor zwei Wochen als "kritisch". Das Unternehmen habe einen monatlichen Geldverbrauch von derzeit 50 Mio. $. In Luftfahrtkreisen wird auch auf unwirtschaftliche Strukturen mit einer Vertriebszentrale in Virginia City, Washington, sowie der Tragflächenproduktion für das kleinere Modell 328 in San Antonio, Texas verwiesen.

Bayerischer Vorzeigebetrieb

In den letzten Wochen sind intensive Gespräche zur Rettung des Unternehmens auch auf politischer Ebene angelaufen, unter Einschaltung des Bundeskanzleramts und von Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber. Fairchild Dornier gilt als ein Hightech-Vorzeigebetrieb in Bayern. Ein endgültiges Aus wäre auch eine Imageniederlage für den Kanzlerkandidaten Stoiber. In Luftfahrtkreisen gelten die Firmen Boeing, Bombardier und Raytheon (USA) als potenzielle Käufer. Berichte über ein angebliches Scheitern der Gespräche mit Boeing oder Bombardier werden als Taktik und Verhandlungsstrategie bewertet.

Der europäische EADS-Konzern hat nach Angaben seines deutschen Co-Vorsitzenden Rainer Hertrich kein Interesse an einem neuen Investment bei Dornier. Bei einem drohenden Konkurs von Fairchild Dornier könnte allerdings der politische Druck auf EADS steigen. Hertrich ist auch Präsident des deutschen Luftfahrtindustrieverbands BDLI.

Die deutsche EADS-Vorläufergesellschaft Dasa war 1996 bei der damaligen Dornier Luftfahrt zum symbolischen Preis von 1 $ sowie der kompletten Übernahme der Altschulden ausgestiegen. "Die Dornier-Beschäftigten kennen das Thema Rettung vor dem Abgrund und Verkauf zu einem symbolischen Preis", sagt ein Mitarbeiter.

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Große Pläne

Zukunft

Mit dem neuen Modell 728, das erstmals Ende nächsten Jahres bei der Lufthansa eingesetzt werden soll, will Fairchild Dornier den Grundstein für eine Modellfamilie mit 70 bis 110 Sitzplätzen schaffen. Der Umsatz soll von knapp 600 Mio. $ im Geschäftsjahr 2000/2001 auf bis zu 5 Mrd. $ 2008 steigen.

Gegenwart

Bei einem monatlichen Mittelverbrauch von 50 Mio. $ kämpft das Unternehmen mit Absatzproblemen durch die Luftfahrtkrise, einem Importstopp in China und sinkenden Airbus-Zulieferungen. Weltweit gibt es einen Konzentrationsprozess.

Vergangenheit

Die ehemalige Dasa stieg 1996 zum symbolischen Preis von 1 $ bei der früheren Dornier Luftfahrt aus. EADS ist noch mit 1,5 Prozent an Fairchild Dornier beteiligt.



© 2002 Financial Times Deutschland
Brummer:

Dornier-Absturz ist Hiobsbotschaft für Stoiber

 
03.04.02 08:16
Verkündet die Hiobsbotschaft: Thomas Brandt  
Der traditionsreiche Flugzeugbauer Fairchild Dornier ist abgestürzt. Die weltweite Luftfahrtkrise nach den Terroranschlägen in den USA, der kurze Atem der Finanzinvestoren als Eigentümer und die teure Entwicklung der neuen Jetfamilie 728 brachten das Unternehmen ins Trudeln. Am Dienstag stellte das deutsch-amerikanische Unternehmen Insolvenzantrag. Die Finanzkrise des Unternehmens mit Sitz im bayerischen Oberpfaffenhofen ist ein schwerer Schlag für die deutsche Luftfahrtindustrie. Zudem ist die drohende Pleite eine weitere Hiobsbotschaft für die bayerische Staatsregierung, die dem Unternehmen schon früher unter die Arme gegriffen hatte.
 
dpa OBERPFAFFENHOFEN. Der vorläufige Insolvenzverwalter Eberhard Braun bringt Erfahrung
mit. Beim bayerischen Porzellanhersteller Winterling war der badische
Anwalt ebenso tätig wie bei Flowtex. "Das Unternehmen wird
uneingeschränkt fortgeführt", versprach er an seinem ersten
Arbeitstag bei Dornier. Und auch Geschäftsführer Thomas Brandt sagte,
er sei "aufrechten Mutes". Ohne Partner allerdings wird der letzte
deutsche Hersteller von Zivilflugzeugen nicht überleben.

Die Dornier-Finanznot trifft erneut das Hightech-Musterland Bayern. Während die Dornier-Führungsspitze den Insolvenzantrag begründete, versuchten in München Gläubigerbanken und Gesellschafter, eine Insolvenz des Kerngeschäfts der Kirch-Gruppe zu verhindern. Die bayerische Staatsregierung hatte Dornier immer wieder unter die Arme gegriffen. Als vor zwei Jahren der US-Finanzinvestor Clayton, Dubilier & Rice und eine Allianz-Tochter das deutsch-amerikanische Unternehmen kauften, war Bayerns Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) in den schwierigen Gesprächen mit der Familie Dornier, den alten und den neuen Eigentümern sowie den Banken Verhandlungsführer. Zudem übernahm das Land Bayern eine Bürgschaft für 80 Millionen Dollar. Auch am Dienstag ergriff die Staatsregierung schnell die Initiative und kündigte an, bei der geplanten Rettung eine aktive Rolle zu spielen. Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) dürfte eine Pleite des Unternehmens höchst ungelegen kommen.

Auch die halbstaatliche Bayerische Landesbank spielt bei Dornier, wie auch bei Kirch, eine Schlüsselrolle. Die BayernLB gewährte dem Unternehmen einen dreistelligen Millionenkredit. Zudem sitzen die HypoVereinsbank und die staatliche Förderbank KfW mit im Boot. Insgesamt versprachen sie bei der Übernahme frische Kredite über 740 Millionen Dollar, nur knapp die Hälfte ist durch die Bürgschaften von Bund und Land besichert. Auch die Allianz müsse ihr Engagement von geschätzten 100 Millionen Dollar wohl abschreiben, hieß es in Finanzkreisen.

Dornier hat in seiner wechselhaften Geschichte bisher noch jeden Sturm überlebt. Auch diesmal steht das Aus noch nicht fest. Der neue Regionaljet 728 ist weit entwickelt, zudem gelten Regionalflugzeuge als Wachstumsmarkt. Boeing könnte durch einen Einstieg bei Dornier seine Modellpalette nach unten abrunden. "Boeing kann ruhig abwarten und sich im Insolvenzverfahren bei Wunsch billig bedienen", hieß es in Finanzkreisen. Die Zeit drängt nur für Fairchild.

Dornier hat ein Stück deutscher Industriegeschichte geschrieben. Pionier Claude Dornier hatte das Unternehmen im Jahr 1914 gegründet. 1985 übernahm Daimler das Ruder. Nach horrenden Verlusten gab die Daimler-Benz-Tochter Dasa 1996 das Unternehmen an Fairchild ab. Schon wegen dieser schlechten Erfahrungen dürfte die EADS mit ihrer Tochter Airbus trotz enger geschäftlicher Bande als Retter von Dornier kaum in Frage kommen. Jürgen Schrempp werde kaum eingestehen, damals mit dem Einstieg einen Fehler gemacht zu haben, hieß es in Branchenkreisen.


Quelle: wiwo.de
flexo:

Ist das nicht interessant wie Stoibles

 
03.04.02 09:54
Wirtschaftswachstumstory fette Dellen bekommt? Ist Bayern ein kleines zweites Japan?
Depothalbierer:

Eigentlich schade um Dornier

 
03.04.02 10:08
Denn die Flugzeuge (Do 328 z.B.) sind wirklich gut.
Aber offensichtlich leider zu teuer.
airest:

@DH

 
03.04.02 10:33
Dornier - am Markt vorbei ist auch daneben.

Was hilft state of the art, wenn die Kunden es nicht bezahlen//verdienen können?

Embraer ist einen anderen Weg gegangen, mit einem sehr ambitionierten Management. Die Sache geht dort genau in die andere Richtung.

Und gut? Robust ok. Aber payload/range, airfield performance,... nee.
Die Do328 ist und bleibt ein Flop. Die Idee einen Jet daraus zu machen war nicht schlecht, aber dadurch entstand ein Hybrid, weder Fisch noch Fleisch. Der Embraer ERJ 135 mit 37 Sitzen ist ein waschechter Jet und ermöglicht durch das Family Concept beinahe 100% Commonality mit dem 44 sitzgen ERJ140 und dem 50 sitzigen ERJ 145.

Das es bei FAIDOR NUR SO KOMMEN KONNTE, ist seit einigen Jahren klar. Jetzt ist es schwarz auf weiß. In deren Chefetagen saßen eitle Träumer, in den Entwicklungsbüros fähige und anspruchsvolle Ingenieure. Nur auf eines haben sie immer vergessen: Auf die kühlen Rechner und auf die Leute mit der Peitsche. Während Bombardier alle 2 Jahre einen Rollout hatte, die meisten on-time (bis auf das Q400 Fiasko) und Embraer mit ihren Flugzeugen teilweise sogar ahead of schedule ist, waren bei FAIDOR nur die Worte groß.

Welche Airline, die ein Flugzeug bestellt, kann es sich leisten ewig darauf zu warten? Und welcher Hersteller kann sich Pönale bis auf alle Zeiten leisten?

Nicht trauern. Klar, es ist schade. Aber es waren zu viele Hände, die nur wollten und nicht taten. Das Urteil darüber fällte der Markt.

mfg,airest


BorsaMetin:

Super! Das Unternehmen Dornier

 
03.10.15 20:06
haben die Türken 100% aufgekauft.
Dornier wird erst in der Pleite interessant 20407779
Milli uçağın modeli ve lisansı 13 yıl önce kapanan Almanya'daki Dornier'den satın alındı. Uçağın teknolojisi Amerika'dan gelecek, adını Türkiye verecek. Haberler.Com, 28 Mayıs 2015 Perşembe
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