Dividenden statt Kursgewinne verdienen

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tom68:

Dividenden statt Kursgewinne verdienen

 
07.05.01 11:23
Dividenden statt Kursgewinne verdienen
 
Börse braucht heilsame Kräfte für stabilere Verhältnisse und höhere Kurse
 
Seit Wochen finden deutsche Aktien wieder Käufer, die sogar steigende Kurse dafür bezahlen, um überhaupt Papiere zu bekommen. Dahinter stehen schlichte Anlagezwänge von Großanlegern und zarte Hoffnungen auf immer noch sehr tiefem Kursniveau. Dennoch ist die Börsenwelt weit davon entfernt, wieder heil zu sein.

Viele Vorstände plagt ein großes Problem: Sie treten jetzt in zahllosen Hauptversammlungen vor die Aktionäre, berichten von guten Geschäften und klagen über unzureichende Börsenbewertungen und unschlüssige Anleger, die trotz bester Zahlen und Bilanzrelationen einfach nicht genug Aktien kaufen wollen.

Aktionäre klagen ihrerseits über zu niedrige Dividenden, weil aus der Hoffnung auf Kursgewinne zunächst mal Verluste geworden sind. Die Lust auf Spekulationen ist den Anlegern wahrlich vergangen. Sie wollen künftig nicht mehr gezwungen sein, ihre Kapitalverzinsungen durch Käufe und Verkäufe an der Börse zu erzielen. In Zukunft wird es für die Unternehmen stark darauf ankommen, die Anleger bei der Stange zu halten und nicht immer wieder durch Aktienverkäufe aus der Firma zu drängen.

Solche Kundenbindungsmaßnahmen sind Neuland für deutsche Finanzstrategen. Bequem konnten sie jahrzehntelang nach traditionellem Muster die Dividende knapp und die Spekulationslust hoch halten, um sich jetzt eingestehen zu müssen: „Wenn wir eine Lösung wüssten, würden wir sie längst praktizieren.“ Dass die Dividende in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielen kann, wollen die Manager erstaunlicher Weise noch nicht wahrhaben. Zu groß erscheinen ihnen offenbar die daraus resultierenden inneren Ertragszwänge für die Unternehmen. Außenstehende Beobachter sprechen eher von heilsamen Kräften.

Erste Anzeichen gibt es immerhin: Im Hause Volkswagen hat der Aufsichtsrat jüngst eine deutliche höhere Dividende beschlossen, als der Vorstand bewilligen wollte. Ausdrücklich wurde der niedrige Börsenkurs der VW-Aktien als Grund dafür angeführt. Ein solchen Vorgang hat es in der jüngeren deutschen Finanzgeschichte noch nie gegeben. Pharma-Konzern Schering fährt seit Langem mit einer betont dynamischen Ausschüttungspolitik an der Börse weit besser als die Masse der deutschen Unternehmen. Viele produzieren, ähnlich wie Schering, Wachstum und Rekorde. Ihre Aktienangebote finden jedoch keine rechte Akzeptanz bei Anlegern; jedenfalls keine so hohe, dass die Börsenkurse die Leistungen der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter widerspiegeln sowie die Vermögenswerte der Eigentümer, also der Aktionäre.

Schon ist die Frage aufgetaucht, ob es überhaupt erlaubt ist, Börsenkurse niedriger zu stellen als das hinter den Kursen stehende Eigenkapital in den Firmenbilanzen ausgewiesen wird. Erlaubt ist es. Zukunftsträchtig ist es nicht. Schlechte Aktienkurse erschweren die Finanzierung, schwächen Firmen und Arbeitsplätze. Arbeitnehmer- und Kapitalisten-Interessen sind hier deckungsgleich, zumal viele Arbeitnehmer heute als Belegschaftsaktionäre gleichzeitig Kapitalisten sind.

Das Akzeptanz-Problem betrifft nicht nur kleinere Unternehmen des Neuen wie des alten Aktien-Marktes. Auch Konzerne, wie beispielsweise ThyssenKrupp, MG Technologies oder Rheinmetall und viele andere, können nicht genug Anleger finden. Sogar die große Deutsche Bank kann nicht genug Begeisterung für ihre Aktien entfachen; jene Bank, die sich ansonsten so gut auf Börsendinge versteht, dass sie selbst bei stark sinkenden Aktienkursen enorme Gewinne einfährt.

Alle Aktien der Deutsche Bank, einer der feinsten Adressen der Finanzwelt, sind derzeit etwa 55 Mrd. Euro an der Börse wert. Für die kleinere Royal Bank of Scotland bewilligen Anleger umgerechnet 70 Mrd. Euro. Die CitiGroup bringt es derweil auf sage und schreibe 290 Mrd. Euro. So viel besser als die Deutschen sind Schotten und Amerikaner auch nicht; wenn überhaupt. Einen Großteil des Unterschieds machen offenbar wirksame Maßnahmen zur Pflege der Aktionärsbindungen aus.

Autor: Martin Beier, 11:13 07.05.01
 
das Zentrum d.:

Mal ein par Gedanken zur Dividende

 
07.05.01 11:59
An der Börse begegnete man Unternehmen, die ihre gesamten Gewinne einbehalten und keine Dividende ausschütten, seit langem mit Vorurteilen. Letztere gehen auf eine Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, in der die Mehrzahl der Anleger lieber Anleihen als Aktien kaufte. Das Volk fühlte sich mit Anleihen wohler, denn diese waren mit der Aktiva der betreffenden Unternehmen besichert. Die Anleiheninhaber hatten also im Insolvenzfall einen vorrangigen Anspruch auf die Aktiva des Unternehmens. Die Anleihezinsen wurden vierteljährlich ausbezahlt. Wenn die Zinsgutschrift nicht eintraf, wußten die Anleger daher gleich, daß mit dem Unternehmen irgend etwas nicht stimmte.

Aktien erachtete man damals als eine Gefahr für weniger versierte Anleger, denn die Mehrheitseigentümer und das Management hatten mangels entsprechender Rechnungslegungsvorschriften enorme Manipulationsmöglichkeiten. Trotz des nun verbesserten Status des Geldanlageinstruments "Aktie" wollte die Masse der Privatanleger weiterhin ihre Zinsgutschrift in der Post vorfinden. Gleichgültig, ob es sich nun um Anleihen oder Aktien handelt, scheuen die Börsen und ihre ergebenen Diener vor Unternehmen, die keine Dividenden ausschütten, zurück. Mangelnde Dividendenauszahlungen werten sie als Zeichen der Schwäche.

Ich bin der Überzeugung, daß ein Unternehmen den gesamten Unternehmensgewinn einbehalten sollte, wenn es ihn mit einer höheren Rendite reinvestieren kann, als das der Anleger mit seinem Anteil am Unternehmensgewinn in Form einer Dividende tun könnte. Da Dividendenerträge einkommensteuerpflichtig sind, besteht für den Anleger auch ein steuerlicher Anreiz, daß Unternehmen sämtliche Unternehmensgewinne einbehalten.

Was die Entscheidung über die Verwendung des Unternehmensgewinns anbelangt, ob also eine Dividende ausgeschüttet werden sollte oder nicht, sollte sich das Management die Frage stellen: Wären die Anleger/Eigentümer besser bedient, wenn sie ihr Kapital aus dem Unternehmen abzögen und in andere Unternehmen investierten?
Nehmen wir beispielsweise an, die Gesellschaft A macht hervorragende Geschäfte, die hohe Gewinne abwerfen. Es wird eine Eigenkapitalrendite von 30% erreicht. Wenn das Management die von diesem ausgezeichneten Unternehmen erwirtschafteten Gewinne reinvestiert, so verzinst sich der eingesetzte Gewinn mit 30%. Weiterhin wird der Unternehmenswert in beträchtlichem Maße ansteigen. In diesem Fall ist es die richtige Entscheidung keine Dicvidenden auszuschütten, da der Anleger sein Geld nicht zu 30% am Markt verzinst bekommt. Setzt das Management die Unternehmensgewinne stümperhaft ein und erzielt damit auch noch Verluste, so hätten die Aktionäre besser daran getan, die Gewinne aus dem Unternehmen abzuziehen und selbst über die weitere Anlage zu entscheiden.
das Zentrum d.:

Jetzt habe ich mir so viel Mühe gegeben - also up o.T.

 
07.05.01 12:39
elgreco:

Dividenden = Milchmaedchenrechnung

 
07.05.01 12:53
Wieder so ein Fall, wo ich den Kopf schuetteln muss - Fall Dividendenrendite.

Dann heisst es am Tag x - also, bei Ausschuettung der Dividende: Ex-Dividende. Das bedeutet ganz einfach, dass der Betrag, den man ausbezahlt bekommt auf der anderen Seite im Depot fehlt. Das ist in etwa so, wie wenn ich ein Bankkonto habe und mir da Geld hole. Ich habe dann Geld in der Tasche aber es fehlt auf dem Konto.

Frohes Nachdenken

elgreco
das Zentrum d.:

@ elgreco - keine Ahnung

 
07.05.01 13:00
was das mit dem Nachdenken soll. Was du da schreibst ist doch bereits ausführlich erörtet und gepostet worden. Dividende die einbehalten wird, steigert den Unternehmenswert. Ist aber nur dann sinnvoll, wenn es sich mit einer höreren Rendite verzinst, als der Anleger am Kapitalmarkt erreichen kann.

Auf mich wirkt dein Posting sehr abfällig und überheblich. Leider auch oberflächlich.

Übrigens, wer ist denn da am Sterneverteilen? Hat scheinbar viel Humor und ist heute etwas spaßig drauf. hehe :o)
chartgranate:

das Problem ist,

 
07.05.01 13:02
daß Unternehmen welche mit starker und kontinuirlicher Dividentenbildung und Ausschüttung arbeiten ein eher konservatives Image bis hin zur "Hausfrauenaktie" haben und daher bei risikobereiten Anlegern,Zockern und auf hohe Kursgewinne spekulierendes Klientel keine allzuhohe Akzeptanz haben.Hier wird immer der eher defensive und sicherheitsbewusste Anleger angesprochen.Die Frage ist also wie immer zuallererst "welcher Typ Anleger bin ich und was ist meine Strategie".Bin ich offensiv-agressiv und eher auf kurzfritigen bis mittelfristigen Gewinn aus,dann kann mir eine Dividende eine schöne Beigabe sein,mehr nicht.Bin ich defensiv und langfristorientiert , dann ist eine saubere Dividendensituation über Jahre betrachtet sehr wichtig.Dadurch findet sich das richtige Klientel eigentlich zwangsäufig immer bei jeweils passenden Werten wieder.
Insofern ist es schwer "Kundenbindungsprogramme"für Aktienanleger zu finden,denn die Auswahl und der Kauf eines Wertes folgt auf die Neigung des Käufers,nicht dessen Neigung einer Wertephilosphie. Ich denke aber,daß sich die jeweiligen Aktienanbieter heute seht wohl über ihr Image bewusst sind und sehr wohl wissen,welchen Typ Anleger sie ansprechen.Hier das Image gegen den Strich bürsten zu wollen ist aussichtslos,der Gewinn (evtl.neue Anleger) würde in keiner Relation zu den Mühen stehen.
das Zentrum d.:

Chargranate das sehe ich etwas anders

 
07.05.01 13:11
Unternehmen mit hoher Dividendenrendite haben im allgemeinen keinen hohen Kapitalbedarf mehr. Oder sie können das Geld einfach nicht zu hohen Renditen reinvestieren. Hingegen werden wachstumsstarke Unternehmen das Geld sehr wohl zum Vorteil des Aktionärs renditestark reinvestieren können. Daher ist es um die Dividende eher schlecht bestellt. Das ist aber kein Nachteil, solange der Unternehmenswert damit nachhaltig gesteigert wird. z.B. wird ein Unternehmen das eine Wachstumsrate von 20% und mehr hat, wahrscheinlich wenig bis gar keine Dividende ausschütten, hingegen Unternehmen die mit 5% wachsen bis zu 80% das Überschusses als Dividende ausschütten.
chartgranate:

@dZdM

 
07.05.01 13:41
diese Tatsache wiederspricht ja nicht meiner Aussage.Ein Unternehmen mit solch hoher und auf sicherem Fundament stehender Kapitaldecke wird auch nicht unbedingt auf einen Zocker als Anleger schielen.Hier ist die Unternehmensphilosophie deckungsgleich derer ihrer Anleger und somit Grundkapitalgeber und das Motto gilt:"Gleichgesinnte sitzen in einem Boot".
Weder das Unternehmen wird sich ändern(die Anleger sitzen fest im Boot,der Zeitfaktor spielt für beide nicht die übergeordnete Rolle,Kontinuität und langfristige Persektiven sind wichtiger)noch der Anleger eine grundsätzlich anderen Kurs in Sachen Dividente erwarten.Eben weil man sich ja schon vorher
nach seinen Anlageneigungen entsprechend entschieden hat.In diesem Falle in Sachen Dividente etwas abzuschmälern wäre fatal,da es Unsicherheit beim Sicherheitsbewussten Anlerger erregen würde.Hier ist die Dividente so etwas wie ein Sicherheitsindikator.
Der offensivere Anleger wird immer eher in die wachstumsstärkeren Unternehmen investieren um seinen Profit in hohem Masse via Aktienkurs und in kürzeren Zeitzyklen zu generieren.Hier wäre eine starke Dividentenpolitik eher auch psychologisch hinderlich,da schnell das Image einer Grosstankers aufgebaut wird wen man eigentlich ein Schnellboot sucht.Insofern bin ich bei Dir,auch mir ist eine wachstumsorientiertere Unternehmensstrategie,welche alle Chancen ausnutzt  die sich seitens des Kapitals welches  Anleger zur Verfügung stellen bietet wesentlich lieber.
Fundierte Wachstumsrate ist somit auch für meine Anlagestrategie viel wichtiger als eine gute Dividendensituation welche das Wachstum welches hinter dem Unternehmen liegt dokumentiert.
das Zentrum d.:

o.k. habe ich wohl fehlinterpretiert

 
07.05.01 13:53
du hast natürlich recht. Mir ist es am liebsten wenn ein Unternehmen nur den Teil vom Gewinn einbehält den es auch tatsächlich gut reinvestieren kann. Beispiel Zapf (hehe) . letztes Jahr hat Zapf 43% vom Jahresüberschuß als Dividende ausgeschüttet. Der Rest wurde ins Unternehmen investiert und erzeugte eine Eigenkapitalrendite von 36%. toll, was? Dieses Jahr werden nur 30% ausgeschüttet und die Eigenkapitalrendite wird vermutlich bei 40% liegen. Besser geht es nicht. Das heißt 70% meines Gewinns werden zu 40% wiederangelegt.
Was will ich damit sagen? Die Dividendenpolitik wird nicht nach Anlegertyp, sondern nach Unternehmensbedürfnissen gesteuert. Da hatte ich dich missverstanden. Aber ich denke wir meinten das gleiche, nur jeder von einer anderen Seite.
chartgranate:

stimmt,

 
07.05.01 13:59
wie sieht es denn mit Deinen weiteren Werten auf der Watchlist aus,hattest ja 2-3 Neukandidaten im Visier...
Was macht eigentlich die Schwellung inzwischen??
das Zentrum d.:

Schwellung geht zurück

 
07.05.01 14:12
und bei den Werten überlege ich, ob ich meine Watchlist im Valuethread veröffentliche. Bin mir aber noch nicht ganz klar darüber, ob das gut ist. Es ist halt verdammt schwer ein richtig gutes Unternehmen zu finden. Und hat man eins, dann entscheidet der Kaufkurs über die Rendite. Also je mehr es wissen um so unwahrscheinlicher wird ein Kauf zu super Preisen.
chartgranate:

hmm,wirft eine neue

 
07.05.01 14:17
interessante Frage auf:Wie stark glaubst Du beeinflussen die Tips und Darstellungen an diesem Board tatsächlich den ein oder anderen zu bestimmten Aktienkäufen?Glaubst Du an die Möglichkeit die Kurse kleinerer Unternehmen tatsächlich über dieses Board beeinflussen zu können?
Ich denke da auch schon mal drüber nach und bin mir nicht sicher...
Prinzipiell gebe ich Dir was Deine Watchlist angeht recht.
das Zentrum d.:

@ Chartgranate

 
07.05.01 14:23
Nachdem ich Cewe und Neschen gepostet hatte, haben beide um 10% angezogen und beide sind ne Woche drauf um 8% gefallen. Bei Zapf kam keine Reaktion. Ich denke es ist schon möglich bei ganz engen Werten. Aber ganz sicher kann ich da auch nicht sein. Wer weiß das schon genau? Oder schau dir postings von Star Ikone an, da spielt die Masse die mitmacht bestimmt auch eine Rolle.
DarkKnight:

Sehr interessante Gedanken ... aus meiner Sicht

 
07.05.01 18:13
heraus sehe ich die Dividendenpolitik auch nicht als "Kurstreiber" ... die vielfältigen Gründe vom Erfolgszwang der Portfoliomanager bis hin zu den Gedanken von Chartgranate sind ausreichend dargestellt. Noch einige Faktoren, die eine anlegerfreundliche Dividendenpolitik beschneiden können:

1. Bilanzierungsmethoden: nach US-GAAP kann man Gewinne vereinnahmen, ohne daß sie explizit feststehen (percentage of completion-method, Bewertung langfristiger Auftragsfertigung); mein Leiblingsbeispiel: GE konnte vor einigen Jahren bei 60 Mrd. Umsatz 10 Mrd. Gewinn ausweisen, aber nur 1 Mrd. ausschütten ... es waren großteils Buchgewinne

2. Einhaltung bestimmter EK-Quoten, um den Anforderungen der Banken für Fianzierungsaspekte entgegenzukommen

3. Unternehmensphilosophie insgesamt: soll das Unternehmen nur Cash-Cow sein (= höchstmögliche Ausschüttung) oder geben die Mehrheitseigner ihm eine Zukunftsvision (=höchstmögliche Einbehaltung, womit wir bei den Überlegungen von dZdM wären)

Die Dividende ist m. E. letztlich EIN Marketinginstrument unter vielen zur Zeit und ich sehe nicht das Aufkommen irgendeiner Alternative zum Shareholder Value Ansatz, die die Dividende in den Mittelpunkt der Betrachtungen führen würde.
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