Digitale Medien haben zweite Chance verdient

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Digitale Medien haben zweite Chance verdient

 
14.04.02 21:43
Die Anbieter digitaler Medien in Europa liegen am Boden: Der niederländische UPC-Konzern steht kurz vor dem finanziellen Kollaps. Dem größten Kabelanbieter auf dem europäischen Festland geht es damit wie seiner Schwesterfirma Telewest in Großbritannien und ihrer Konkurrentin NTL. Die Kundenzahl der Kabelkonzerne ist weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Milliarden-Investitionen haben den Schuldenberg so anwachsen lassen, dass er nicht einmal in Jahrzehnten abgetragen werden kann.

Damit ergeht es den Kabel-Konzernen wie den meisten Anbietern digitaler Inhalte: Fast die ganze Bezahl-Fernseh-Branche hat zu teuer eingekauft und steckt nun ebenfalls in der Schuldenfalle. Die Kirch-Gruppe ist das jüngste Opfer dieser Entwicklung, aber sicherlich nicht ihr letztes - und auf längere Sicht vielleicht nicht einmal ihr prominentestes.

Sind digitale Medien also ein unternehmerischer Flop? Was für die Vergangenheit gilt, muss hier für die Zukunft nicht stimmen. Erst einmal muss abgewartet werden, wie die Gläubiger handeln. In den allermeisten Fällen werden sie den Großteil ihrer Forderungen abschreiben - zu Lasten ihre eigenen Aktionäre. Den Rest der Schulden werden die Investmentfonds und Banken - zu Lasten der Aktionäre ihres Schuldners - in Aktienanteile umwandeln, die sie dann zum Verkauf anbieten. Weil aber das Angebot enorm sein dürfte, sind niedrige Preise für diese Anteile fast sicher.

Das bietet einer zweiten Welle von Investoren die Chance, günstig in die Zukunftsbranche einzusteigen. Ohne die hohe Schuldenlast ist das digitale Angebot dann nicht nur leichter auszubauen, es lässt sich auch billiger an den Mann bringen. Ein Expansionsschub wäre also möglich. Das digitale Angebot hat eine geschäftliche Perspektive - bislang war es lediglich zu teuer.

Gruß
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UPC macht Milliardenverlust

 
14.04.02 21:44
Schulden des größten europäischen Kabelbetreibers sind sechs Mal so hoch wie der Umsatz

Amsterdam - Der niederländisch-amerikanische Kabelnetzbetreiber UPC (United Pan Europe Communications) balanciert am Rande des finanziellen Abgrunds. Im Jahr 2001 hat sich der Nettoverlust des Unternehmens - UPC ist der größte europäische Kabelnetzbetreiber mit über sieben Millionen Kunden - auf 4,4 Mrd. Euro glatt verdoppelt. Die Umsätze legten um 35 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro zu. Der Schuldenberg, den UPC nun vor sich herschiebt, ist auf acht Mrd. Euro angewachsen und damit fast sechs Mal so hoch wie der Umsatz. Allein für die Schuldentilgung waren im vergangenen Jahr sage und schreibe 900 Mio. Euro an Zinszahlungen fällig.

Die Gläubigerbanken haben dem Unternehmen, an dem der US-Medienzar John Malone über die in Dallas ansässige Holding United Global Communications (UGC) mehrheitlich beteiligt ist, eine Frist bis zum 3. Juni gestellt, um die Schulden abzubauen beziehungsweise zu refinanzieren. UPC schlägt vor, ausstehende Obligationen in Milliardenhöhe in neue UPC-Aktien umzuwandeln. Dies allerdings würde zu einer enormen Erhöhung des Aktienkapitals führen. Außerdem würden festverzinsliche Rentenpapiere durch fast wertlose UPC-Aktien ersetzt.

Die Schuldenfalle, in die sich die UPC durch einen aggressiven und teuren Expansionskurs in den zurückliegenden Jahren selbst hineinmanövriert hat, bietet kaum noch einen Ausweg. So musste das Kabelnetzunternehmen, dessen Aktien Anfang 2000 noch mit rund 80 Euro bewertet waren, nun auch umfangreiche Wertberichtigungen vornehmen und nach den geltenden neuen Richtlinien der amerikanischen Rechnungslegung US-GAAP 1,5 Mrd. Euro an Besitz abschreiben. In Polen, wo UPC mit dem polnischen Branchenkonkurrenten DTH zusammenging, verlor das Unternehmen im zurückliegenden Jahr weitere 500 Mio. Euro.

Auch der von UPC vorgelegte Geschäftsbericht lässt an Transparenz viel zu wünschen übrig. Er enthält beispielsweise keine ausführliche Gewinn- und Verlustrechnung. Seine Publikation musste zudem verschoben werden, weil sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Anderson weigerte, den UPC-Geschäftsbericht 2001 abzusegnen. Anderson ist seit der Pleite des US-Energiekonzern Enron ein "gebranntes Kind" und scheint nun offenbar strengere Maßstäbe anzulegen.

Eine Pleite von UPC könnte auch für den US-Medienmogol John Malone teuer werden. Denn er ist über die US-Holding UGC mit Milliarden bei UPC engagiert. Vielleicht aber hat Malone jedoch ausgerechnet, dass er nach einer möglichen Insolvenz von UPC an das paneuropäische Kabelnetzwerk des Unternehmens billiger herankommen könnte, als wenn er es jetzt kurz vor dem drohenden Konkurs noch mit weiteren Milliarden retten würde. htz.

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