"Die wirklichen Feinde des Kapitalismus sind seine

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Katjuscha:

"Die wirklichen Feinde des Kapitalismus sind seine

 
02.09.02 16:02
lautesten Befürworter"

Das war ein Zitat von Fredmund Malik heute in "Der Spiegel" zum Thema "Meisterwerk der Desinformation", in dem es über den Bluff des amerikanischen Wirtschaftswunder in den 90er Jahren geht!

Dieses Interview spricht mir wirklich aus der Seele! Ich kann nur jedem empfehlen, das ganze Interview zu lesen! Weitere Kostproben:

-"Die interessensneutrale, kritische Überprüfung der Wirtschaft ist, von Ausnahmen abgesehen, nicht gerade die Stärke Amerikas. Die wirklichen Feinde des Kapitalismus sind seine lautesten Befürworter. Ein Teil der Ökonomen wurde sogar bezahlt von den Wall-Street-Firmen. Sie beflügelten einen Börsenboom, der nicht auf Wertschöpfung gestützt war, sondern auf Gier, auf Schulden, auf die Angst, die Chance seines Lebens zu vepassen, und auf systematische Fehlinformationen, wie die Zinkereien der Bilanzen von Unternehmen wie Enron oder Worldcom jetzt zeigen. ... Es bedurfte keiner Verschwörung, es genügte der Zeitgeist: der Glaube an stetig steigende Gewinne, wachsende Produktivität und praktisch ewiges Wachstum. Es war ein sich selsbt verstärkender Prozess, der erst zu enormen Höhenflügen führt und dann zum Absturz. Diese Entwicklung ist vergleichbar mit der in den zwanziger Jahren. Damals wurde statt von einer "New Economy" von der "New Era" gesprochen."

Und als Folge mein "Lieblings"-Zitat:

"Ursache ist der Neoliberalismus, der mit wirklichem Liberalismus nichts zu tun hat. Liberal zu denken bedeutet keinesfalls, bedingungslos dem Markt zu vertrauen, der angeblich alles zum besten richtet und stets klüger ist. Tatsächlich läuft der Markt immer nur hinterher: Er sagt uns nicht, wie wir handeln müssen, sondern lediglich, wie wir damals hätten handeln sollen. Der Markt verhindert keine Fehler, er bestraft sie."


-"Ein Unternehmen muss die Kunden zufrieden stellen und nicht die Aktionäre." "Nur ein Unternehmen, das zufriedene Kunden hat, wird auch zufriedene Aktionäre haben."

-Spiegel:"Wollen Sie die Rechte der Aktionäre einschränken?" Malik:"Man muss zumindest darüber nachdenken. Komplett ungeregelte Börsenoperationen sind auch falsch verstandener Liberalismus. Geld zu machen oder Geld zu bewegen ist nicht dasselbe wie eine unternehmerische Leistung zu erbringen. Die US-Firmen haben keine echten Gewinne produziert, sondern im Grunde das Gegeteil: lediglich Geldwerte an den Börsen. Mit dem Shareholder-Value haben die Manager die wahre Aufgabe der Unternehmensführung völlig aus den Augen verloren."



Sehr interessant ist auch der große Teil zu den Vorteilen der deutschen Wirtschaft und ihrer Tugenden gegenüber der amerikanischen Wirtschaft!


Fazit: Ich konnte nie richtig ausdrücken, was mich an dieser Börseneuphorie (auch heute noch) so stört! Mit Fredmund Malik habe ich ein "Sprachrohr" gefunden! Kauft Euch die heutige Ausgabe "Der Spiegel"! Wirklich lesenwert, nicht nur wegen diesem Interview, interessant ist auch der Artikel "Die Ehre der Wall Street" über die Verwicklungen der großen Banken an Finanzskandalen, an Beschneidung von Demokratie und anderer Manipulationen!



katjuscha



vega2000:

Börseneuphorie ? Wann war das ?

 
02.09.02 16:21
Das dumme an Erfahrungen ist immer, daß man es besser vorher gewußt hätte! Wozu also den Spiegel kaufen, wenn eh`nichts Neues drinsteht, -irgendwie müssen die Redakteure ja das Heft vollkriegen & deshalb ist der 357te Experte hinterher genauso klug wie wir alle.
Die wirklichen Feinde des Kapitalismus sind seine 770469
Karlchen_I:

Nen ollen.....

 
02.09.02 16:25
Marxisten wie mich wundert das überhaupt nicht. Der größte Feind des Kapitalismus sind nicht irgendwelche Staats- oder kleinbürgerliche Sozis (PdS, SPD), sondern der Kapitalismus selbst. Und zu den Auswüchsen hat Reila schon mal das entsprechende Zitat von Marx reingestellt.
Katjuscha:

@veag2000, darum gehts doch garnicht !!!

 
02.09.02 16:38
Lies genauer oder besser das ganze Interview!

Es geht um die Einstellung aller an diesem System beteiligten Menschen! Es geht um den Charakter dieses Wirtschaftssystems!

Wenn bestimmte Denkweisen, wie eben "Der Markt wirds schon richten" nicht endlich einmal überdacht werden, und die Entscheidungsträger im US-Kongress und vor allem im Hintergrund dessen, nicht zur Vernunft gebracht werden (soweit das möglich ist) oder zunmindest besser kontrolliert werden, wird es irgendwann einen richtigen Knall geben! Zudem ist die Börseneuphorie eben nicht nur Vergangenheit! Die Auswirkungen dieser Euphorie werden wir noch in 3-5 Jahren spüren!

Das es jetzt gerade nicht zu einem richtigen Crash kommt, liegt doch einzig und allein an der ungebrochenen Macht der Großkonzerne und Finanzhäuser! Wenn die Citigroup und MerrillLynch etc. sich nicht mit Mini-Beträgen aus ihrer Verantwortung stehlen könnten, würden das ganze System zusammenbrechen! Da wir das jedoch alle nicht wollen, wird weiter beschönigt und vertuscht!

Aber irgendwann wirds nicht mehr unterm Deckel gehalten werden können, oder aber es wird für lange Jahre nur seitwärst gehen, bis diese Euphorie, die immernoch in den Bilanzen der Unternehmen und der Psyche der Anleger stark vorhanden ist, endlich abgebaut ist!


Du hast jedenfalls die Passagen des Interviews, in dem es um den Neoliberalismus als Ursache geht nicht aufmerksam genug gelesen, denn diese Einstellung ist immernoch deutlich zu spüren, und derzeit verstärkt sie sich in der Beurteilung der Wirtschaftssituation sogar noch, weil einfach die falschen Schlüsse gezogen werden!  


katjuscha


vega2000:

Klartext katjuscha

 
02.09.02 16:55
Die Oberen bescheissen die Unteren, die Reichen die Armen.., so ist das System ausgerichtet & genau darum geht es! Den Brokern, Bankern, Analysten & was weiß ich noch wem die Schuld in die Schuhe zu schieben (eine deutsche Untugend) ist leicht. Niemand wurde gezwungen Aktien zu kaufen (na gut, dann wirst du eben nicht reich!) Jetzt wo die Blase geplatzt ist, jammern die Verlierer herum & wollen Gott & die Welt verklagen, -das funktioniert so aber nicht. Wenn du das System nicht begreifst, ist es besser die Finger davon zu lassen, -genauso ist das mit dem Neoliberlismus. Die, die es verstanden haben, wissen mit dem System umzugehen & das es nicht nur Gewinner geben kann sagt mir schon der gesunde Menschenverstand. Die Hoffnung auf eine gerechte Welt (Wirtschaft) hat es nie gegeben & wird es nie geben, weil die große Unbekannte (der Mensch) eben nicht berechenbar ist, sprich: Es wird immer ein paar geben die das System missbrauchen, -& hinter den Banken, Analystenhäusern, Versicherungen etc. stehen auch Menschen & die werden an ihrem Erfolg (Gewinn) gemessen.

P.S. Dein soziales Herz in Ehren, aber etwas naiv ist der Glaube an die große Wende schon.
Die wirklichen Feinde des Kapitalismus sind seine 770503
Katjuscha:

Eigentlich gings mir nur um die Börse !!!

 
02.09.02 17:17
Nichts gegen mein soziales Gewissen, aber meine Postings zielten allein darauf ab, das ich nicht an einen nachhaltigen Aufschwung an den Börsen glaube!

Und die Ursache ist eben vor allem im Neoliberalismus zu suchen, den auch die Anhänger desgleichen irgendwann aufgeben werden müssen!

Ich rechne deswegen enweder mit einem nochmaligen Absturz (falls sich die Ermittler durchsetzen, was ich nicht glaube), oder mit einem 10jährigem Seitwärstmarkt bis all die aufgeblähten Gewinne aus den Berichten verschwinden!


katjuscha
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