Die Welt: Rentenreform läßt Aktienkurse steigen?

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SchwarzerLor.:

Die Welt: Rentenreform läßt Aktienkurse steigen?

 
27.01.01 15:38
Experten erwarten positive Auswirkungen auf die Börse - Versicherungswerte profitieren besonders
 
Riesters Rentenreform fängt den Dax auf
Montage: DWO
Berlin - Nur wenige Börsianer hätten sich träumen lassen, dass mit Walter Riester ausgerechnet ein ehemaliger Gewerkschaftsfunktionär zum Freund der Börse wird. Zumindest könnte die Neuregelung bei der Altersvorsorge frisches Geld an die Börsen bringen und damit die Kurse antreiben. "Die Rentenreform bringt zusätzliche Nachfrage für die Aktien", sagt Dirk Popielas von Goldman Sachs. "Unternehmenspapiere werden attraktiver. Damit sind langfristig höhere Bewertungen denkbar", fügt der Rentenexperte an.
So erwarten die meisten Experten durch die Rentenreform, die noch in Teilen noch vom Bundesrat verabschiedet werden muss, weitere Milliarden für die Börse. Und die kann der Börsenstandort Frankfurt gut gebrauchen: Noch immer liegt Deutschland in internationalen Vergleich weit zurück. Während in Großbritannien oder den USA die Börsen-Kapitalisierung 200 Prozent des Bruttoinlandsproduktes beträgt und selbst der europäische Schnitt bei 120 Prozent liegt, bringen alle deutschen Werte gerade einmal 70 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung auf die Waage.
Doch Wunder sollten die Anleger von der Rentenreform auch nicht erwarten. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen nämlich, dass eine Pensionsreform allein noch kein Garant für steigende Kurse ist. In Italien etwa trugen die 1998 eingeführten staatlich geförderten Pensionsfonds nur wenig zur Stimulanz der Kurse bei.

Dagegen zündete die radikale Rentenreform in Chile 1981 eine regelrechte Kursrakete. Gerade in den 90er Jahren konnte sich der chilenische Aktienindex mehr als verzehnfachen. Der Grund: Auf einen Schlag wurde in dem südamerikanischen Land das Umlageverfahren, bei dem die Jungen für die Alten zahlen, in eine kapitalgedeckte Altersvorsorge umgewandelt. Beim so genannten Kapitaldeckungsverfahren spart jeder Arbeitnehmer während seines Lebens sein eigenes Geld an, das sich über eine Anlage an den Kapitalmärkten verzinst. Am chilenischen Aktienmarkt wurde jedoch eine künstliche Rallye erzeugt, weil Diktator Pinochet eine Geldanlage nur an der heimischen Börse zuließ.
"Die Deutsche Rentenreform ist dagegen keine Revolution", sagt Ralf Kugelstadt, Stratege bei UBS Warburg. Hier gehe es nur darum, dass bestehende Umlageverfahren durch eine kapitalgedeckte Altersvorsorge zu ergänzen. Diese Zusatzversorgung sei zudem nicht einmal obligatorisch. Darüber hinaus müssten erst einige Jahre ins Land ziehen, bevor sich nennenswerte Beträge angesammelt hätten. Unter Idealzuständen könnte der Kapitalstock der jetzt beschlossenen Altersvorsorge bis 2010 auf 190 Mrd. Euro anwachsen.
Optimistischer zeigen sich Goldman Sachs und Dresdner Kleinwort Wasserstein. Goldman rechnet 2010 mit 260 Mrd. Euro, Dresdner sogar mit knapp 300 Mrd. Euro. Die Experten betonen jedoch, dass gerade einmal die Hälfte in Dividendenpapiere strömen werde, der Rest dürfte in Anleihen fließen. "Die Aktiennachfrage privater Haushalte erhöht sich durch die Rentenreform um acht Prozent", so die Experten von Dresdner Kleinwort Wasserstein.
Stärker noch als der Gesamtmarkt sollten jene Unternehmen profitieren, die mit den Rentenmilliarden zusätzliches Geschäft machen. Begünstigt sind vor allem Banken und Versicherungen, die die Rentengelder in Fonds verwalten. Favoriten der Experten sind kleinere Versicherungsanbieter wie AMB oder Ergo. "Sie verdienen überproportional", sagt Kugelstadt. Er empfiehlt AMB mit Kurspotenzial von 42 Prozent und Ergo mit einem Potenzial von 25 Prozent zum Kauf. hz
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