Katastrophale Bilanz bei Neuemissionen
Das blinde Zeichnen von Neuemissionen wird für Anleger
zum Lotteriespiel. Immer häufiger und schneller
rutschen die Unternehmen unter den Ausgabepreis.
Wehe dem Anleger, der bei Matchnet zum Zuge kam:
Innerhalb von zwei Tagen etablierte sich die Aktie des
"Internetkupplers" unter den sieben schlechtesten
Neuemissionen des ersten Halbjahres.
Insgesamt 38 der 95 Börsengänge liegen in diesem Jahr
unter Wasser. "Es kommt darauf an, wie tief das Wasser
ist", sagt Sascha Hirsch, Fondsmanager beim DIT
sarkastisch. Er steht den neuen Kandidaten immer
kritischer gegenüber. Mit der Vielzahl der neuen
Unternehmen nehme die Qualität deutlich ab. "Ich
bekomme immer mehr Businessmodelle und
Planungszahlen auf den Tisch, die ich nicht mehr
nachvollziehen kann. Im Moment machen wir höchstens
noch bei jeder fünften Emission mit", fügt Hirsch an.
Immer mehr Investoren beklagen die Fülle am Neuen
Markt. Dabei wird auch gegenüber den Emissionsbanken
immer häufiger der Vorwurf laut, die strenge Auswahl
gegenüber dem eigenen Geschäft hinten anzustellen.
Die Performancezahlen der Institute haben sich
gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert. Vor allem
der Marktführer DG Bank musste kräftig Federn lassen.
Anleger, die alle 13 Emissionen zugeteilt bekamen, bei
denen die Genossenschaftsbanker die Konsortialführung
inne hatten, liegen 3,3 Prozent im Minus. Noch
schlechter erging es IPO-Kunden der BHF-Bank sowie
Gontard & Metallbank. Und auch das Pricing der
Landesbank Baden-Württemberg war mit einer
Performance von minus 13,4 Prozent kaum zielgenau.
Nur angelsächsische Institute, die wegen der geringen
Anzahl der Konsortialführerschaften nicht in die
Bewertung eingerechnet wurden, brachten die
Unternehmen noch überteuerter an den Markt. So liegen
die Emissionen von Morgan Stanley, QSC und Carrier 1,
mit durchschnittlich 21,6 Prozent im Minus. "Ich habe
den Eindruck, dass die Qualität bei den Angelsachsen
nachlässt, nachdem sie keinen Fuß auf den deutschen
Boden bekamen", mutmaßt ein Marktteilnehmer.
Doch den Banken die alleinige Schuld zuzuweisen, greift
zu kurz. Ein guter Teil der schlechten Performance ist auf
das schlechte Umfeld zurückzuführen. Die Zahlen
sprechen eine deutliche Sprache. Wurden 1997 nur 29
Unternehmen mit einem Volumen von 3,1 Mrd. Euro
platziert, stieg die Zahl der Börsendebütanten im
vergangenen Jahr auf 168. Insgesamt mussten der
Markt 15,4 Mrd. Euro an neuen Papieren verkraften. "Bei
der derzeitigen Liquiditätslage muss ich für jede
Neuemission andere Titel aus meinem Portfolio
schmeißen", beschreibt Marc Schädler, Fondsmanager
bei Nordinvest.
Darüber hinaus sind viele Ausgabepreise auch auf die
ehemalige Euphorie im Markt zurückzuführen: "Wenn ich
einen neuen Titel an den Markt bringe, muss ich mich
beim Preis an Vergleichsunternehmen orientieren. Selbst
bei einem Abschlag von 30 bis 40 Prozent geht die Aktie
unter Wasser, wenn die Vergleichsunternehmen noch
mehr verlieren", verweist Volker Engelbert von Robertson
Stephens auf das Beispiel Web.de. Das US-Haus hatte
den Titel im Februar zu 26 Euro an den Markt gebracht,
am ersten Tag schoss der Titel bis über 70 Euro in die
Höhe. Nach dem Einbruch der Internet-Titel lag der Titel
gestern mit 20,60 Euro um 21 Prozent unter dem
Ausgabepreis. "Wir hätten damals Web.de für 50 Euro
an den Markt bringen können", so Engelbert. Selbst die
konservative Preissetzung habe nicht vor dem
Abrutschen in die Minuszone geholfen. "Vieles hängt am
Emissionszeitpunkt", so Engelbert.
Quelle: Welt.de
Das blinde Zeichnen von Neuemissionen wird für Anleger
zum Lotteriespiel. Immer häufiger und schneller
rutschen die Unternehmen unter den Ausgabepreis.
Wehe dem Anleger, der bei Matchnet zum Zuge kam:
Innerhalb von zwei Tagen etablierte sich die Aktie des
"Internetkupplers" unter den sieben schlechtesten
Neuemissionen des ersten Halbjahres.
Insgesamt 38 der 95 Börsengänge liegen in diesem Jahr
unter Wasser. "Es kommt darauf an, wie tief das Wasser
ist", sagt Sascha Hirsch, Fondsmanager beim DIT
sarkastisch. Er steht den neuen Kandidaten immer
kritischer gegenüber. Mit der Vielzahl der neuen
Unternehmen nehme die Qualität deutlich ab. "Ich
bekomme immer mehr Businessmodelle und
Planungszahlen auf den Tisch, die ich nicht mehr
nachvollziehen kann. Im Moment machen wir höchstens
noch bei jeder fünften Emission mit", fügt Hirsch an.
Immer mehr Investoren beklagen die Fülle am Neuen
Markt. Dabei wird auch gegenüber den Emissionsbanken
immer häufiger der Vorwurf laut, die strenge Auswahl
gegenüber dem eigenen Geschäft hinten anzustellen.
Die Performancezahlen der Institute haben sich
gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert. Vor allem
der Marktführer DG Bank musste kräftig Federn lassen.
Anleger, die alle 13 Emissionen zugeteilt bekamen, bei
denen die Genossenschaftsbanker die Konsortialführung
inne hatten, liegen 3,3 Prozent im Minus. Noch
schlechter erging es IPO-Kunden der BHF-Bank sowie
Gontard & Metallbank. Und auch das Pricing der
Landesbank Baden-Württemberg war mit einer
Performance von minus 13,4 Prozent kaum zielgenau.
Nur angelsächsische Institute, die wegen der geringen
Anzahl der Konsortialführerschaften nicht in die
Bewertung eingerechnet wurden, brachten die
Unternehmen noch überteuerter an den Markt. So liegen
die Emissionen von Morgan Stanley, QSC und Carrier 1,
mit durchschnittlich 21,6 Prozent im Minus. "Ich habe
den Eindruck, dass die Qualität bei den Angelsachsen
nachlässt, nachdem sie keinen Fuß auf den deutschen
Boden bekamen", mutmaßt ein Marktteilnehmer.
Doch den Banken die alleinige Schuld zuzuweisen, greift
zu kurz. Ein guter Teil der schlechten Performance ist auf
das schlechte Umfeld zurückzuführen. Die Zahlen
sprechen eine deutliche Sprache. Wurden 1997 nur 29
Unternehmen mit einem Volumen von 3,1 Mrd. Euro
platziert, stieg die Zahl der Börsendebütanten im
vergangenen Jahr auf 168. Insgesamt mussten der
Markt 15,4 Mrd. Euro an neuen Papieren verkraften. "Bei
der derzeitigen Liquiditätslage muss ich für jede
Neuemission andere Titel aus meinem Portfolio
schmeißen", beschreibt Marc Schädler, Fondsmanager
bei Nordinvest.
Darüber hinaus sind viele Ausgabepreise auch auf die
ehemalige Euphorie im Markt zurückzuführen: "Wenn ich
einen neuen Titel an den Markt bringe, muss ich mich
beim Preis an Vergleichsunternehmen orientieren. Selbst
bei einem Abschlag von 30 bis 40 Prozent geht die Aktie
unter Wasser, wenn die Vergleichsunternehmen noch
mehr verlieren", verweist Volker Engelbert von Robertson
Stephens auf das Beispiel Web.de. Das US-Haus hatte
den Titel im Februar zu 26 Euro an den Markt gebracht,
am ersten Tag schoss der Titel bis über 70 Euro in die
Höhe. Nach dem Einbruch der Internet-Titel lag der Titel
gestern mit 20,60 Euro um 21 Prozent unter dem
Ausgabepreis. "Wir hätten damals Web.de für 50 Euro
an den Markt bringen können", so Engelbert. Selbst die
konservative Preissetzung habe nicht vor dem
Abrutschen in die Minuszone geholfen. "Vieles hängt am
Emissionszeitpunkt", so Engelbert.
Quelle: Welt.de