Die Verfolger rollen das Feld auf

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Die Verfolger rollen das Feld auf Brummer

Die Verfolger rollen das Feld auf

 
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Microsoft, IBM und AT&T holten 2001 an der US-Börse im Dow-Jones-Index Gold, Silber und Bronze. Eine Titelverteidigung gilt aber eher als unwahrscheinlich.

Noch hält der Schwung an. Die Börsenstars des alten Jahres sind passabel ins neue Jahr gestartet. Microsoft, IBM und AT&T sind bei den Anlegern weiter gefragt und notierten nach der ersten Börsenwoche deutlich im Plus. Kein Wunder, denn wer sich vor einem Jahr mit diesen drei prominenten Werten eingedeckt hatte, konnte beim Studium der Depotauszüge an Silvester noch einen Sektkorken mehr knallen lassen: Die Microsoft-Aktie legte 2001 um 53 Prozent zu, IBM um 42 und AT&T um 35 Prozent. Das reichte in einem allgemein miserablen Börsenjahr locker für einen Platz auf dem Siegertreppchen.

Die Begründung der Experten lautet: In unsicheren Zeiten suchen die Anleger sichere Häfen für ihr Geld. Und da drängt sich Microsoft auf. Es gibt weltweit kaum Computer, auf denen kein Programm von Microsoft installiert ist. Und die Gewinnspanne des Software-Riesen ist so gewaltig, dass die Kriegskasse schon auf 36 Milliarden Dollar angeschwollen ist. Zudem drückt Microsoft eine Reihe von neuen Produkten mit großem Werbeaufwand in den Markt: die Windows-Betriebssysteme und Anwendungen der XP-Serie etwa oder die Spielkonsole X-Box. Michael Pohn, US-Analyst der DZ-Bank, kommt zu dem Schluss: „Die Marktführerschaft der Windows-Betriebssysteme dürfte auf absehbare Zeit in keinster Weise in Frage gestellt werden.“

Für Microsoft veranschlagt Pohn ein Kurspotenzial von 18 Prozent bis zum Jahresende, also gut 80 Dollar. Wenn der PC-Markt sich günstig entwickeln sollte, seien sogar 90 Dollar denkbar. Die IBM-Aktie könne auf 145 Dollar steigen, was einer Steigerung um 16 Prozent entspräche. Der Computerkonzern vollziehe eine gewaltige Neuausrichtung in sehr lukrative Geschäftsbereiche mit informationstechnischen (IT) Dienstleistungen, argumentiert der US-Analyst. Zudem nutze IBM die Dienstleistungen als Türöffner, um weitere Produkte zu verkaufen.

Die Mutter der amerikanischen Telefongesellschaften, AT&T, profitierte im vergangenen Jahr von der Ausgliederung des Mobilfunk- sowie des Kabelgeschäfts. Vor allem das Milliarden-Poker um die Kabelfernsehsparte, die künftig als AT&T Comcast firmiert, ließ den Kurs steigen. Analyst Adam Quinton von Merrill Lynch stufte „Ma Bell“ wegen des Kabel-Deals von „neutral“ auf „kaufen“ herauf. Seine Argumentation: Durch das aufgestockte Angebot von Comcast verringere sich die Schuldenlast. Als Kursziel bis Jahresende nennt Quinton 21 Dollar. Das wären elf Prozent mehr als derzeit. US-Spezialist und DIT-Fondsmanager Ioannis Papassavvas hebt hervor, dass es AT&T gelungen sei, eine Preiserhöhung für Ferngespräche durchzusetzen.

Auf die Spitzenreiter des vergangenen Jahres setzt Papassavvas allerdings nicht. Einzig bei AT&T sieht er noch ein gewisses Kurspotenzial. „Microsoft und IBM sind eher eine Art Geldparken.“ Seiner Ansicht nach haben die Großanleger schon begonnen, ihr Geld in kleinere Werte umzuschichten. Denn sie versprechen bei anziehender Konjunktur mehr Wachstum und damit mehr Rendite. Größe wird so zum Problem. „Auch wir bauen unsere Positionen von IBM und Microsoft peu à peu ab, um in die zweite Reihe zu investieren – oder in die aussichtsreiche erste Reihe, die von dem Aufschwung profitieren wird“, sagt der Fondsmanager.

Auch Emil Heppel, US-Analyst der Bankgesellschaft Berlin, hält nichts vom Blick in den Rückspiegel. Bei AT&T bemängelt er die starke Abhängigkeit vom nicht eben renditestarken Telefongeschäft. Ebenso wie Microsoft sei AT&T 2001 stark gestiegen, weil die Aktie im Jahr zuvor stark gefallen sei – eine Art technische Gegenreaktion. Die Microsoft-Papiere müssen seiner Ansicht nach erst auf Kurse von 55 bis 60 Dollar fallen, bevor sie wieder attraktiv sind. Vom Sieger-Trio sieht Heppel IBM noch am positivsten, obwohl er auch diese Aktie vorerst für ausgereizt hält.

Auf die Momentum-Strategie, also die Sieger des Vorjahres zu setzen, hält Heppel für falsch. „Das hat nur bis 2000 funktioniert“, sagt er, „und danach überhaupt nicht mehr.“ Seine Gegenstrategie: solide Unternehmen kaufen, die gefallen sind – aber nicht solche, die bereits gut gelaufen sind. Von den 30 Werten des Dow-Jones-Index setzt er derzeit auf den Tabak- und Nahrungskonzern Philip Morris und den Maschinenbauer Caterpillar.

In der Tat sind ab 2000 die Anleger besser gefahren, die nicht auf die Gewinner, sondern auf die Verlierer von gestern gesetzt haben. Denn 2000 waren Microsoft und AT&T die schlechtesten Aktien im Dow-Jones-Index.

So kann der Tipp des DIT-Fondsmanagers Papassavvas nicht verwundern: „Ich würde mir den Verlierer des letzten Jahres ansehen.“ Das war der Luftfahrtkonzern Boeing mit einem Kursverlust von 41 Prozent. „Das könnte die Überraschung des Jahres sein.“



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