Hoffnungs-Aktien: Wachstumswunder mit Potenzial (EurAmS)
Sie sind klein, schnell und stark. Ihr Umsatz steigt rasanter als bei vielen anderen Firmen. Und sie können neuen Schub in die Depots
bringen. EURO nennt die Wachstumswunder mit viel Potenzial für die Zukunft
von Hans Sedlmaier und Sven Parplies – Euro am Sonntag 49/02
Jim Rottsolk bewegt sich sehr bedächtig und spricht ohne jede Eile. Ziemlich langsam für den Chef eines Unternehmens, das in den vergangenen fünf Jahren schneller wuchs als fast jede andere Firma in den USA. Cray Computers legte ein Umsatzwachstum von sage und schreibe 180500 Prozent hin. Ganz ruhig erklärt Rottsolk, wie Cray weiter zu wachsen gedenkt: Der neue Supercomputer X1 wird in den kommenden Jahren mit hohen Profitmargen und ohne steigende Ausgaben in alle Welt verkauft.
Auf der Liste der 500 am schnellsten wachsenden US-Technologiefirmen ("Fast 500"), die die Unternehmensberatung Deloitte & Touche jährlich erstellt, belegt der Superrechner-Anbieter Platz 3. In den vergangenen Monaten sind auch Börsianer auf Cray aufmerksam geworden. Seit Anfang Oktober hat sich der Kurs des an der Nasdaq gelisteten Unternehmens von 3,25 auf 6 Dollar mehr als verdoppelt. Grund: aktuelle Aufträge von der US-Administration und das neue Modell X1.
Das positive Beispiel Cray ist nur eines von vielen. Auch in der schlimmsten Krise der New Economy gab es jede Menge junger Firmen, die sich vor Aufträgen kaum retten konnten. Ihr Vorteil ist, dass sie klein und flexibel sind. Die Probleme schwerfälliger Bürokratien haben sie schlichtweg nicht. Dafür verfügen sie über innovative Produkte.
Das Erstaunliche an der Fast-500-Liste: Das Umsatzwachstum der so genannten Überflieger hat gerade im vergangenen Jahr nochmals deutlich zugenommen. In der Fünf-Jahres-Periode von 1997 bis 2001 sind die fünf am schnellsten wachsenden Unternehmen der USA um 196763 Prozent gewachsen. Das ist im Vergleich zum Zeitraum 1996 bis 2000 eine glatte Verdoppelung. Top-Performer war mit sagenhaften 293493 Prozent Plus der Internet-Telefonie-Anbieter ITXC: Aus 59000 US-Dollar Umsatz 1997 sind fünf Jahre später 173,2 Millionen US-Dollar geworden. Zugelegt haben auch die übrigen 495 Turbo-Firmen. Insgesamt stieg das durchschnittliche Umsatzwachstum der "Fast 500" von 6184 Prozent im Jahr 2000 auf 6772 Prozent (2001).
Allerdings: So glänzend die Umsatzzahlen auch sind, Anleger sollten sich von ihnen nicht allzu sehr blenden lassen. "Umsatzwachstum ist nur eine Seite der Medaille. Wenn es nicht entsprechend in Gewinn umgemünzt werden kann, ist das Geschäftsmodell fragwürdig", warnt Stefan Müller, bei der Investmentbank Equinet zuständig für den Handel mit Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen.
Und schnell heißt noch lange nicht profitabel. Das zeigen ITXC und Extreme Networks, die einzigen Hightech-Firmen, die Cray noch getoppt haben. Während der Umsatzpfeil bei ITXC, die im nächsten Jahr weiter rote Zahlen schreiben, steil nach oben zeigt, kannte der Kurs in diesem Jahr fast nur eine Richtung: nach unten. Gleiches gilt für den Netzwerkanbieter Extreme Networks, der sein schnelles Wachstum teuer bezahlt. In nur einem Jahr verlor die Aktie 70 Prozent an Wert.
Gefahr droht auch, wenn das Wohl und Wehe des Unternehmens von einem einzigen Produkt abhängt. Schnelle Firmen können dann schnell weg vom Fenster sein. EURO hat die Fast-500-Liste nach Unternehmen durchforstet, die durch ihre Geschäftsmodelle beste Chancen haben, profitabel zu wachsen. Trotz allem der Rat: Bei Small und Mid Caps sollten Anleger mit Stopp-Kursen arbeiten. Ordern kann man die Titel in den USA über die Hausbank.
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TAKE TWO - Flotter Zocker
Tommy Vercetti hat ein Problem. Der Playboy mit der coolen Sonnenbrille schuldet den Unterweltbossen von Vice City eine Menge Geld. Auf der Flucht vor seinen Verfolgern muss der Held diverse Abenteuer bestehen. Eine banale Story - aber als aktionreiches Videospiel für Sonys Playstation 2 ist Grand Theft Auto: Vice City ein Renner, der die Kassen des Softwareherstellers Take Two füllt. Das Spiel ist seit Anfang November im Handel - allein im ersten Monat wurde es weltweit vier Millionen Mal verkauft. Analysten erwarten, dass es mindestens zehn Millionen Mal über den Ladentisch gehen wird. Schon der Vorgänger Grand Theft Auto 3 war mit rund acht Millionen verkauften Spielen das erfolgreichste Videogame aller Zeiten. Eine Fortsetzung der Action-Serie scheint sicher.
Starke Top-Seller gelten im wachstumsstarken, aber riskanten Markt für Videospiele als Schlüssel zum Erfolg. Mit 20 Prozent der veröffentlichten Spiele erzielen die Hersteller rund 80 Prozent ihres Umsatzes. Mit der Grand-Theft-Serie hat Take Two einen solchen Top-Titel, der 30 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht. Mit Midnight Club 2 und MTV Celebrity Deathmatch sind zusätzlich zwei erfolgversprechende Projekte in der Pipeline. Dank Tommy Vercetti und Co trotzt Take Two der Konjunkturkrise und drückt ähnlich wie sein Action-Held kräftig aufs Gaspedal: Zwischen 1997 und 2001 steigerte Take Two seinen Umsatz um knapp 2300 Prozent auf 451 Millionen Dollar. Dieses rasante Tempo wird das profitable US-Unternehmen mit Niederlassungen in England, Deutschland, Frankreich und Australien zwar nicht halten können - Zuwachsraten von mehr als zehn Prozent sollten aber auch in wirtschaftlich schweren Zeiten realistisch sein.
Risikobewusste setzen aufs Weihnachtsgeschäft. Kurziel: 34 Dollar.
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LEXAR MEDIA - Digitaler Turbo
Der Schreck kommt nach dem Urlaub: Die Fotos sind verwackelt, und natürlich hat Papa versehentlich immer dann den Auslöser gedrückt, wenn die Kinder gerade die Augen verdrehten.
Doch es geht auch anders: Bei hochwertigen Digitalkameras sind die Bilder sofort auf einem kleinen Bildschirm zu begutachten. Sie können gelöscht oder in Top-Qualität gespeichert und später ganz einfach auf den heimischen PC überspielt werden. Der Ärger über missratene Urlaubsfotos ist Vergangenheit.
Digitalkameras sind nicht nur als Weihnachtsgeschenk begehrt: JP Morgan schätzt, dass allein in diesem Jahr weltweit 22 Millionen Exemplare verkauft werden - und 2006 sollen es sogar 41 Millionen sein. Ein lukratives Geschäftsfeld also, von dem Lexar Media profitiert. Das Unternehmen aus Kalifornien entwickelt eine breite Palette digitaler Speicher- und Übertragungsmedien. Lexar kooperiert mit renommierten Großkonzernen wie Nikon, Olympus, Sony und Dell.
Der Vorteil von Lexar: Als Pionier der Branche hat sich das Unternehmen einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung herausgearbeitet, der durch 43 Patente und einen anerkannten Markennamen gesichert ist. Die Geschäftszahlen sind beachtlich: 2002 will Lexar seinen Umsatz um 123 Prozent auf 165 Millionen Dollar steigern. Der Gewinn je Aktie wird nach Schätzung des Investmenthauses Soundview Technology in diesem Jahr bei sechs US-Cent je Aktie liegen, 2003 bereits bei 31 Cent.
Für die Zukunft erwarten Analysten bei Lexar Zuwachsraten von mehr als 25 Prozent im Jahr. Neben Digitalkameras werde der Speicher-Spezialist seine Marktanteile auch bei anderen Produkten wie MP3-Playern und Mobilfunktelefonen ausbauen.Trotz der ausgezeichneten Perspektive musste die Aktie zuletzt Rückschläge verkraften. Schuld waren größere Verkäufe von Investoren, die sich vor dem Börsengang an Lexar beteiligt hatten und jetzt Kasse machen. Laut Berichten von Soundview Technology gibt es jedoch keine Hinweise auf wirtschaftliche Probleme des Unternehmens. Das Volumen der Insiderverkäufe nimmt ab, wird den Kurs aber vorerst noch weiter belasten. Anleger sollten Rückschläge nutzen und bei Kursen knapp unter sechs Dollar einsteigen. Kursziel: neun Dollar.
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ALTIRIS - Flinker Helfer
Chaos auf den Firmencomputern? Ein Fall für den amerikanischen Software-Experten Altiris. Das Unternehmen aus der Olympiastadt Salt Lake City hilft seinen Kunden, IT-Lösungen effektiv zu organisieren und so Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Das spart Zeit, Nerven und Geld. Weltweit werden bereits mehr als zwölf Millionen Systeme mit Altiris-Lösungen verwaltet.
Seit seiner Gründung 1998 hat sich das Unternehmen rasant entwickelt: In fünf Jahren schoss der Umsatz um 5100 Prozent in die Höhe. Was Börsianer besonders freut: Seit dem zweiten Quartal 2002 schreibt Altiris schwarze Zahlen. Der Überschuss wird von der Deutschen Bank für 2002 auf 13 US-Cent je Aktie geschätzt, für 2003 sogar auf 46 Cent.
Solche Zahlen begeistern die Finanzmärkte. Nach einem mühevollen Börsendebüt im Mai 2002 im Schatten der Wirtschaftskrise hat sich der Kurs gegen den Trend mehr als verdoppelt. Analysten sind überzeugt: Die ErfolgsStory ist noch nicht zu Ende. Immer komplexer werdende Computernetzwerke versprechen weiter steigende Umsätze. Dafür garantieren auch schwergewichtige Kooperationspartner wie Hewlett-Packard und Dell. Microsoft hat die Entwickler aus Salt Lake City kürzlich als Gold-Partner ausgezeichnet, da sich deren Lösungen optimal auf Windows-Programme anwenden lassen. Einziges Manko: Seit November dürfen Alt-Aktionäre ihre Anteile verkaufen. Das setzt den Kurs zeitweise unter Druck. Credit Suisse First Boston rät, Rückschläge zum Einstieg zu nutzen. Kursziel: 15 Dollar.
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CRAY - Schneller Rechner
Immer schnellere Computer - braucht die Welt das wirklich? Ist das nicht nur Technikbesessenheit? Genügt es nicht, dass unsere Rechner heute 375-mal schneller sind als vor 20 Jahren? Lori Kaiser, Vize-Marketing-Chefin von Cray, weiß auf solche Fragen plausible Antworten. "Nehmen Sie die Flutkatastrophe in Europa oder die Waldbrände im Westen der USA. Da genügt es nicht, so etwas in Echtzeit am Computer zu simulieren - die möglichen Entwicklungen müssen im Vorgriff berechnet werden."
Die Werkzeuge dafür liefert Cray. Die Unternehmens-Crew ist gerade auf einer großen Präsentationstour, um den neuen Supercomputer X1 vorzustellen, einen der leistungsfähigsten Rechner weltweit. Kaufpreis: ab 2,5 Millionen Dollar in der Grundversion. Die Vorgängermodelle SV1 und T3E sind immer noch schnell genug, um in vielen Spezialbereichen Anwendung zu finden. Die Rechner werden zum Beispiel als Crashtest-Simulator eingesetzt, um am Computer die extremen Kräfte zu berechnen, die beim Aufprall eines Fahrzeuges auf den Körper einwirken. Ein anderes Einsatzgebiet ist die Simulation von Wetterverläufen, und auch in der Bio-Informatik finden Cray-Rechner Anwendung.
Die Firma ist kein Start-up. Ihre Geschichte reicht bis in die 70er-Jahre zurück. 1999 nutzte Tera Computers das Geld, das der eigene Börsengang eingespielt hatte, um die Cray Research Division von Silicon Graphics zu übernehmen. Die 750 Cray-Ingenieure und die kleine Mannschaft von Tera arbeiten seither gemeinsam daran, dem Ruf, den Cray seit fast 30 Jahren in der Fachwelt genießt, neuen Glanz zu verleihen. Ein großer Vorteil des Unternehmens: Es muss kein neues Vertriebsnetz aufbauen, sondern ist bereits heute schon in 30 Ländern vertreten.
Die Konkurrenz ist groß. In den vergangenen Jahren haben IBM und NEC ihre Marktanteile im so genannten High Performance Computing (HPC) konsequent ausgebaut. Big Blue besetzt 30,5 Prozent des Marktes, die Japaner 16 Prozent. Und Hewlett-Packard Compaq schneidet sich nach der Fusion 22 Prozent vom Kuchen ab. Cray ist mit sieben Prozent Marktanteil ein Außenseiter.
Aktuell hat das Unternehmen nicht nur seinen neuen Supercomputer X1 in petto, sondern auch in zwei lukrativen Bereichen Regierungsaufträge in der Tasche: bei Atomwaffenversuchen, die seit dem Teststopp nur noch am Computer simuliert werden dürfen, sowie bei der Entwicklung eines Earth Simulators, mit dem die US-Regierung zu Japan aufschließen will, bislang der Vorreiter auf diesem Gebiet. Cray arbeitet profitabel, will 2003 weiter wachsen - und verdienen. Analysten rechnen mit Cray. Für Chad Bennett von Miller Johnson Steichen ist die Aktie ein Kauf. Alan Robinson von Delafield Hambrecht rät sogar "Strong Buy".
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EXPEDIA - Das virtuelle Reisebüro
Bill Gates Baby entwickelt sich prächtig. Ursprünglich eine Microsoft-Tochter, wurde Expedia Ende 1999 an die Börse gebracht. Ab dem Frühjahr 2000 fiel auch das Internet-Reisebüro der allgemeinen Dotcom-Depression zum Opfer. Ende 2001 notierte die Expedia-Aktie unter zehn Dollar und damit an ihrem Tiefpunkt.
Danach gewannen die Optimisten die Oberhand. Expedia lieferte ihnen die Argumente: Nach oben schnellende Umsätze wurden nicht mehr von noch höheren Kosten aufgefressen.
Im Jahr 2001 machte Expedia bereits 50 Millionen Dollar Gewinn. Und das, obwohl Geschäft und Aktie nach den Anschlägen vom 11. September erst einmal drastisch einbrachen. Doch das Unternehmen erholte sich rasch. Von 1997 bis 2001 lag das Umsatzwachstum bei 8000 Prozent. In diesem Jahr wird sich der Gewinn pro Aktie auf 1,85 Dollar mehr als verdoppeln, für 2003 rechnen Analysten mit 2,30 Dollar pro Aktie.
Die Ausgangslage für die kommenden Jahre ist günstig. Denn der Trend zu Reisebuchungen übers Internet ist ungebrochen. Expedia ist bei Online-Reisebüros weltweit die Nummer 1. Das Unternehmen spricht Privatkunden und kostenbewusste Firmen an und wirbt mit seiner Servicestärke.
Auch das Geschäftsmodell ist viel versprechend. Expedia verdient auf zweifache Weise Geld: als Agentur und als Händler. Als Agentur fließt Geld in Form von Provisionen in die Kasse, wenn Expedia Kundenreservierungen an die jeweilige Fluglinie, Hotelkette oder Autovermietung weiterleitet. Als Händler vermarktet man Restposten an Flugtickets und Hotelzimmern, die man als Kontingent von den Anbietern bekommt. Basis des Erfolgs ist eine starke Internet-Plattform, die nun durch eine Geschäftskunden-Plattform ergänzt wird. Expedia will damit in einen 25-Milliarden-Dollar-Markt einsteigen. Gefahren für das Geschäftsmodell drohen vor allem durch Terror oder Krieg. Bleibt die Welt eher friedlich, ist Expedia wohl unter den Gewinnern.
Sie sind klein, schnell und stark. Ihr Umsatz steigt rasanter als bei vielen anderen Firmen. Und sie können neuen Schub in die Depots
bringen. EURO nennt die Wachstumswunder mit viel Potenzial für die Zukunft
von Hans Sedlmaier und Sven Parplies – Euro am Sonntag 49/02
Jim Rottsolk bewegt sich sehr bedächtig und spricht ohne jede Eile. Ziemlich langsam für den Chef eines Unternehmens, das in den vergangenen fünf Jahren schneller wuchs als fast jede andere Firma in den USA. Cray Computers legte ein Umsatzwachstum von sage und schreibe 180500 Prozent hin. Ganz ruhig erklärt Rottsolk, wie Cray weiter zu wachsen gedenkt: Der neue Supercomputer X1 wird in den kommenden Jahren mit hohen Profitmargen und ohne steigende Ausgaben in alle Welt verkauft.
Auf der Liste der 500 am schnellsten wachsenden US-Technologiefirmen ("Fast 500"), die die Unternehmensberatung Deloitte & Touche jährlich erstellt, belegt der Superrechner-Anbieter Platz 3. In den vergangenen Monaten sind auch Börsianer auf Cray aufmerksam geworden. Seit Anfang Oktober hat sich der Kurs des an der Nasdaq gelisteten Unternehmens von 3,25 auf 6 Dollar mehr als verdoppelt. Grund: aktuelle Aufträge von der US-Administration und das neue Modell X1.
Das positive Beispiel Cray ist nur eines von vielen. Auch in der schlimmsten Krise der New Economy gab es jede Menge junger Firmen, die sich vor Aufträgen kaum retten konnten. Ihr Vorteil ist, dass sie klein und flexibel sind. Die Probleme schwerfälliger Bürokratien haben sie schlichtweg nicht. Dafür verfügen sie über innovative Produkte.
Das Erstaunliche an der Fast-500-Liste: Das Umsatzwachstum der so genannten Überflieger hat gerade im vergangenen Jahr nochmals deutlich zugenommen. In der Fünf-Jahres-Periode von 1997 bis 2001 sind die fünf am schnellsten wachsenden Unternehmen der USA um 196763 Prozent gewachsen. Das ist im Vergleich zum Zeitraum 1996 bis 2000 eine glatte Verdoppelung. Top-Performer war mit sagenhaften 293493 Prozent Plus der Internet-Telefonie-Anbieter ITXC: Aus 59000 US-Dollar Umsatz 1997 sind fünf Jahre später 173,2 Millionen US-Dollar geworden. Zugelegt haben auch die übrigen 495 Turbo-Firmen. Insgesamt stieg das durchschnittliche Umsatzwachstum der "Fast 500" von 6184 Prozent im Jahr 2000 auf 6772 Prozent (2001).
Allerdings: So glänzend die Umsatzzahlen auch sind, Anleger sollten sich von ihnen nicht allzu sehr blenden lassen. "Umsatzwachstum ist nur eine Seite der Medaille. Wenn es nicht entsprechend in Gewinn umgemünzt werden kann, ist das Geschäftsmodell fragwürdig", warnt Stefan Müller, bei der Investmentbank Equinet zuständig für den Handel mit Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen.
Und schnell heißt noch lange nicht profitabel. Das zeigen ITXC und Extreme Networks, die einzigen Hightech-Firmen, die Cray noch getoppt haben. Während der Umsatzpfeil bei ITXC, die im nächsten Jahr weiter rote Zahlen schreiben, steil nach oben zeigt, kannte der Kurs in diesem Jahr fast nur eine Richtung: nach unten. Gleiches gilt für den Netzwerkanbieter Extreme Networks, der sein schnelles Wachstum teuer bezahlt. In nur einem Jahr verlor die Aktie 70 Prozent an Wert.
Gefahr droht auch, wenn das Wohl und Wehe des Unternehmens von einem einzigen Produkt abhängt. Schnelle Firmen können dann schnell weg vom Fenster sein. EURO hat die Fast-500-Liste nach Unternehmen durchforstet, die durch ihre Geschäftsmodelle beste Chancen haben, profitabel zu wachsen. Trotz allem der Rat: Bei Small und Mid Caps sollten Anleger mit Stopp-Kursen arbeiten. Ordern kann man die Titel in den USA über die Hausbank.
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TAKE TWO - Flotter Zocker
Tommy Vercetti hat ein Problem. Der Playboy mit der coolen Sonnenbrille schuldet den Unterweltbossen von Vice City eine Menge Geld. Auf der Flucht vor seinen Verfolgern muss der Held diverse Abenteuer bestehen. Eine banale Story - aber als aktionreiches Videospiel für Sonys Playstation 2 ist Grand Theft Auto: Vice City ein Renner, der die Kassen des Softwareherstellers Take Two füllt. Das Spiel ist seit Anfang November im Handel - allein im ersten Monat wurde es weltweit vier Millionen Mal verkauft. Analysten erwarten, dass es mindestens zehn Millionen Mal über den Ladentisch gehen wird. Schon der Vorgänger Grand Theft Auto 3 war mit rund acht Millionen verkauften Spielen das erfolgreichste Videogame aller Zeiten. Eine Fortsetzung der Action-Serie scheint sicher.
Starke Top-Seller gelten im wachstumsstarken, aber riskanten Markt für Videospiele als Schlüssel zum Erfolg. Mit 20 Prozent der veröffentlichten Spiele erzielen die Hersteller rund 80 Prozent ihres Umsatzes. Mit der Grand-Theft-Serie hat Take Two einen solchen Top-Titel, der 30 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht. Mit Midnight Club 2 und MTV Celebrity Deathmatch sind zusätzlich zwei erfolgversprechende Projekte in der Pipeline. Dank Tommy Vercetti und Co trotzt Take Two der Konjunkturkrise und drückt ähnlich wie sein Action-Held kräftig aufs Gaspedal: Zwischen 1997 und 2001 steigerte Take Two seinen Umsatz um knapp 2300 Prozent auf 451 Millionen Dollar. Dieses rasante Tempo wird das profitable US-Unternehmen mit Niederlassungen in England, Deutschland, Frankreich und Australien zwar nicht halten können - Zuwachsraten von mehr als zehn Prozent sollten aber auch in wirtschaftlich schweren Zeiten realistisch sein.
Risikobewusste setzen aufs Weihnachtsgeschäft. Kurziel: 34 Dollar.
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LEXAR MEDIA - Digitaler Turbo
Der Schreck kommt nach dem Urlaub: Die Fotos sind verwackelt, und natürlich hat Papa versehentlich immer dann den Auslöser gedrückt, wenn die Kinder gerade die Augen verdrehten.
Doch es geht auch anders: Bei hochwertigen Digitalkameras sind die Bilder sofort auf einem kleinen Bildschirm zu begutachten. Sie können gelöscht oder in Top-Qualität gespeichert und später ganz einfach auf den heimischen PC überspielt werden. Der Ärger über missratene Urlaubsfotos ist Vergangenheit.
Digitalkameras sind nicht nur als Weihnachtsgeschenk begehrt: JP Morgan schätzt, dass allein in diesem Jahr weltweit 22 Millionen Exemplare verkauft werden - und 2006 sollen es sogar 41 Millionen sein. Ein lukratives Geschäftsfeld also, von dem Lexar Media profitiert. Das Unternehmen aus Kalifornien entwickelt eine breite Palette digitaler Speicher- und Übertragungsmedien. Lexar kooperiert mit renommierten Großkonzernen wie Nikon, Olympus, Sony und Dell.
Der Vorteil von Lexar: Als Pionier der Branche hat sich das Unternehmen einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung herausgearbeitet, der durch 43 Patente und einen anerkannten Markennamen gesichert ist. Die Geschäftszahlen sind beachtlich: 2002 will Lexar seinen Umsatz um 123 Prozent auf 165 Millionen Dollar steigern. Der Gewinn je Aktie wird nach Schätzung des Investmenthauses Soundview Technology in diesem Jahr bei sechs US-Cent je Aktie liegen, 2003 bereits bei 31 Cent.
Für die Zukunft erwarten Analysten bei Lexar Zuwachsraten von mehr als 25 Prozent im Jahr. Neben Digitalkameras werde der Speicher-Spezialist seine Marktanteile auch bei anderen Produkten wie MP3-Playern und Mobilfunktelefonen ausbauen.Trotz der ausgezeichneten Perspektive musste die Aktie zuletzt Rückschläge verkraften. Schuld waren größere Verkäufe von Investoren, die sich vor dem Börsengang an Lexar beteiligt hatten und jetzt Kasse machen. Laut Berichten von Soundview Technology gibt es jedoch keine Hinweise auf wirtschaftliche Probleme des Unternehmens. Das Volumen der Insiderverkäufe nimmt ab, wird den Kurs aber vorerst noch weiter belasten. Anleger sollten Rückschläge nutzen und bei Kursen knapp unter sechs Dollar einsteigen. Kursziel: neun Dollar.
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ALTIRIS - Flinker Helfer
Chaos auf den Firmencomputern? Ein Fall für den amerikanischen Software-Experten Altiris. Das Unternehmen aus der Olympiastadt Salt Lake City hilft seinen Kunden, IT-Lösungen effektiv zu organisieren und so Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Das spart Zeit, Nerven und Geld. Weltweit werden bereits mehr als zwölf Millionen Systeme mit Altiris-Lösungen verwaltet.
Seit seiner Gründung 1998 hat sich das Unternehmen rasant entwickelt: In fünf Jahren schoss der Umsatz um 5100 Prozent in die Höhe. Was Börsianer besonders freut: Seit dem zweiten Quartal 2002 schreibt Altiris schwarze Zahlen. Der Überschuss wird von der Deutschen Bank für 2002 auf 13 US-Cent je Aktie geschätzt, für 2003 sogar auf 46 Cent.
Solche Zahlen begeistern die Finanzmärkte. Nach einem mühevollen Börsendebüt im Mai 2002 im Schatten der Wirtschaftskrise hat sich der Kurs gegen den Trend mehr als verdoppelt. Analysten sind überzeugt: Die ErfolgsStory ist noch nicht zu Ende. Immer komplexer werdende Computernetzwerke versprechen weiter steigende Umsätze. Dafür garantieren auch schwergewichtige Kooperationspartner wie Hewlett-Packard und Dell. Microsoft hat die Entwickler aus Salt Lake City kürzlich als Gold-Partner ausgezeichnet, da sich deren Lösungen optimal auf Windows-Programme anwenden lassen. Einziges Manko: Seit November dürfen Alt-Aktionäre ihre Anteile verkaufen. Das setzt den Kurs zeitweise unter Druck. Credit Suisse First Boston rät, Rückschläge zum Einstieg zu nutzen. Kursziel: 15 Dollar.
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CRAY - Schneller Rechner
Immer schnellere Computer - braucht die Welt das wirklich? Ist das nicht nur Technikbesessenheit? Genügt es nicht, dass unsere Rechner heute 375-mal schneller sind als vor 20 Jahren? Lori Kaiser, Vize-Marketing-Chefin von Cray, weiß auf solche Fragen plausible Antworten. "Nehmen Sie die Flutkatastrophe in Europa oder die Waldbrände im Westen der USA. Da genügt es nicht, so etwas in Echtzeit am Computer zu simulieren - die möglichen Entwicklungen müssen im Vorgriff berechnet werden."
Die Werkzeuge dafür liefert Cray. Die Unternehmens-Crew ist gerade auf einer großen Präsentationstour, um den neuen Supercomputer X1 vorzustellen, einen der leistungsfähigsten Rechner weltweit. Kaufpreis: ab 2,5 Millionen Dollar in der Grundversion. Die Vorgängermodelle SV1 und T3E sind immer noch schnell genug, um in vielen Spezialbereichen Anwendung zu finden. Die Rechner werden zum Beispiel als Crashtest-Simulator eingesetzt, um am Computer die extremen Kräfte zu berechnen, die beim Aufprall eines Fahrzeuges auf den Körper einwirken. Ein anderes Einsatzgebiet ist die Simulation von Wetterverläufen, und auch in der Bio-Informatik finden Cray-Rechner Anwendung.
Die Firma ist kein Start-up. Ihre Geschichte reicht bis in die 70er-Jahre zurück. 1999 nutzte Tera Computers das Geld, das der eigene Börsengang eingespielt hatte, um die Cray Research Division von Silicon Graphics zu übernehmen. Die 750 Cray-Ingenieure und die kleine Mannschaft von Tera arbeiten seither gemeinsam daran, dem Ruf, den Cray seit fast 30 Jahren in der Fachwelt genießt, neuen Glanz zu verleihen. Ein großer Vorteil des Unternehmens: Es muss kein neues Vertriebsnetz aufbauen, sondern ist bereits heute schon in 30 Ländern vertreten.
Die Konkurrenz ist groß. In den vergangenen Jahren haben IBM und NEC ihre Marktanteile im so genannten High Performance Computing (HPC) konsequent ausgebaut. Big Blue besetzt 30,5 Prozent des Marktes, die Japaner 16 Prozent. Und Hewlett-Packard Compaq schneidet sich nach der Fusion 22 Prozent vom Kuchen ab. Cray ist mit sieben Prozent Marktanteil ein Außenseiter.
Aktuell hat das Unternehmen nicht nur seinen neuen Supercomputer X1 in petto, sondern auch in zwei lukrativen Bereichen Regierungsaufträge in der Tasche: bei Atomwaffenversuchen, die seit dem Teststopp nur noch am Computer simuliert werden dürfen, sowie bei der Entwicklung eines Earth Simulators, mit dem die US-Regierung zu Japan aufschließen will, bislang der Vorreiter auf diesem Gebiet. Cray arbeitet profitabel, will 2003 weiter wachsen - und verdienen. Analysten rechnen mit Cray. Für Chad Bennett von Miller Johnson Steichen ist die Aktie ein Kauf. Alan Robinson von Delafield Hambrecht rät sogar "Strong Buy".
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EXPEDIA - Das virtuelle Reisebüro
Bill Gates Baby entwickelt sich prächtig. Ursprünglich eine Microsoft-Tochter, wurde Expedia Ende 1999 an die Börse gebracht. Ab dem Frühjahr 2000 fiel auch das Internet-Reisebüro der allgemeinen Dotcom-Depression zum Opfer. Ende 2001 notierte die Expedia-Aktie unter zehn Dollar und damit an ihrem Tiefpunkt.
Danach gewannen die Optimisten die Oberhand. Expedia lieferte ihnen die Argumente: Nach oben schnellende Umsätze wurden nicht mehr von noch höheren Kosten aufgefressen.
Im Jahr 2001 machte Expedia bereits 50 Millionen Dollar Gewinn. Und das, obwohl Geschäft und Aktie nach den Anschlägen vom 11. September erst einmal drastisch einbrachen. Doch das Unternehmen erholte sich rasch. Von 1997 bis 2001 lag das Umsatzwachstum bei 8000 Prozent. In diesem Jahr wird sich der Gewinn pro Aktie auf 1,85 Dollar mehr als verdoppeln, für 2003 rechnen Analysten mit 2,30 Dollar pro Aktie.
Die Ausgangslage für die kommenden Jahre ist günstig. Denn der Trend zu Reisebuchungen übers Internet ist ungebrochen. Expedia ist bei Online-Reisebüros weltweit die Nummer 1. Das Unternehmen spricht Privatkunden und kostenbewusste Firmen an und wirbt mit seiner Servicestärke.
Auch das Geschäftsmodell ist viel versprechend. Expedia verdient auf zweifache Weise Geld: als Agentur und als Händler. Als Agentur fließt Geld in Form von Provisionen in die Kasse, wenn Expedia Kundenreservierungen an die jeweilige Fluglinie, Hotelkette oder Autovermietung weiterleitet. Als Händler vermarktet man Restposten an Flugtickets und Hotelzimmern, die man als Kontingent von den Anbietern bekommt. Basis des Erfolgs ist eine starke Internet-Plattform, die nun durch eine Geschäftskunden-Plattform ergänzt wird. Expedia will damit in einen 25-Milliarden-Dollar-Markt einsteigen. Gefahren für das Geschäftsmodell drohen vor allem durch Terror oder Krieg. Bleibt die Welt eher friedlich, ist Expedia wohl unter den Gewinnern.