Die teuersten US-Projekte/Ereignisse: Lesenswert!!

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Die teuersten US-Projekte/Ereignisse: Lesenswert!!

 
08.12.08 10:14
Vergleich mit historischen Ereignissen
Bereits jetzt haben die USA für die Finanzkrise mehr Geld ausgegeben und angekündigt, als für den Zweiten Weltkrieg ausgegeben wurde. Die EU-Kommission hat soeben ein 200-Milliarden-Euro-Paket (fast 260 Mrd. Dollar) zur Eindämmung der Finanz- und Wirtschaftskrise angekündigt.

Diese riesige Summe ist jedoch nur ein Bruchteil dessen, was die Finanzkrise bisher an Verlusten "produzierte" und an Kosten verursachte. Und gegen den Aufwand, mit dem die USA den Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern suchen, ist es ein Minibetrag.

Behörden verweigern genaue Zahlen
In den USA sind die Summen jedenfalls ungeheuerlich. Wohl nicht ganz ohne Hintergedanken verweigern die zuständigen Behörden - allen voran die US-Notenbank Fed, das Finanzministerium und die Einlagensicherung - detaillierte Informationen.

Ihr Argument: Informationen darüber, welche Banken sich bei der Fed Geld leihen oder Garantien holen, könnten den Markt zusätzlich beunruhigen.

Beunruhigt wären aber wohl vor allem die US-Bürger: Denn sie haben zumeist längst den Überblick darüber verloren, welche finanziellen Risiken der Staat - auf Rechnung der Steuerzahler - mittlerweile vom Finanzsektor übernommen hat.

Ungeheure Summen
Auch wenn ein großer Teil der Hilfspakete Garantien und Kredite umfasst, die im besten Fall nie schlagend bzw. zurückgezahlt werden: Die Gesamtsumme der bisher angekündigten staatlichen Ausgaben und Garantien, für die der US-Steuerzahler notfalls aufkommen muss, ist schier unvorstellbar.

Sowohl die Nachrichtenagentur Reuters als auch die Wirtschaftagentur Bloomberg kommen in ihren aktuellen Aufstellungen zu einer Gesamtsumme von mehr als acht Billionen Dollar (6,2 Billionen Euro) - in Ziffern: 8.000.000.000.000.

Zum Vergleich: Das ist deutlich mehr als die Hälfte des gesamten Bruttoinlandsprodukts der USA (13,8 Billionen Dollar) oder 23-mal das österreichische BIP (2007: 270 Mrd. Euro/350 Mrd. Dollar).

Ernüchternder Vergleich
Um das wahre Ausmaß der Krise zu verdeutlichen, stellte der Wirtschafts-TV-Sender CNBC die Rettungsmaßnahmen zum "Financial Bailout" den größten Staatsausgaben (inflationsbereinigt) in der US-Geschichte gegenüber. Demnach übertreffen die tatsächlichen Ausgaben und Verpflichtungen im Zuge der Finanzkrise bereits alle bisherigen Großprojekte.

Der Kauf von Louisiana von Frankreich im Jahr 1803 war mit 15 Millionen ursprünglichen Kosten (inflationsbereinigt 217 Mrd.) geradezu billig. Der Marshall-Plan zum Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg kostete inflationsbereinigt nur 115,3 Mrd. Dollar.

Teurer als alle Kriege
Auch die Kriege, in welche die USA in den letzten Jahrzehnten involviert waren, kommen nicht an die tatsächlichen und möglichen Aufwendungen heran: Der erste Golfkrieg kostete laut CNBC-Berechnung in Summe 98 Mrd. Dollar, der zweite Golfkrieg und der noch andauernde Kampf gegen den Terror verschlang bisher 597 Milliarden, der Vietnam-Krieg kostete die US-Bürger 698 Mrd. Dollar.

Das mit Abstand teuerste Ereignis in der US-Geschichte bisher war der Zweite Weltkrieg: Doch selbst der Kampf gegen Nazideutschland kostete die USA mit 3,6 Billionen deutlich weniger als die aktuelle Krise.

Die teuersten US-Projekte / Ereignisse

Projekt/Ereignis Kosten inflationsbereinigt
Hoover-Damm 49 Mio. 782 Mio.
Panama-Kanal 375 Mio. 7,9 Mrd.
1. Golfkrieg 61 Mrd. 98 Mrd.
Marshall-Plan 12,7 Mrd. 115,3 Mrd.
Louisiana-Kauf (1803) 15 Mio. 217 Mrd.
Wettlauf zum Mond (1958-69) 36,4 Mrd. 237 Mrd.
Sparkassenkrise (1986-95) 153 Mrd. 256 Mrd.
Korea-Krieg 54 Mrd. 454 Mrd.
New Deal (1933-43) 32 Mrd. 500 Mrd. geschätzt
2. Golfkrieg & Krieg gegen Terror (seit 2003) 551 Mrd. 597 Mrd.
Vietnam-Krieg 111 Mrd. 698 Mrd.
NASA (1958-2008) 416,7 Mrd. 851,2 Mrd.
2. Weltkrieg 288 Mrd. 3,6 Bio.

Der Vergleich zeigt, dass selbst Roosevelts "New Deal", mit dem die Folgen der Weltwirtschaftkrise der 1930er Jahre bekämpft wurden, nicht an die jetzige Krise heranreichen.

Fed trägt die Hauptlast
Bloomberg kam bei seiner Aufstellung von Anfang der Woche auf 7,4 Billionen Dollar - darin noch nicht enthalten sind allerdings die Rettung der Citigroup (20-Mrd.-Anteil am Bankkonzern und Garantien für riskante Kredite und Wertpapiere in Höhe von 306 Mrd.) sowie das 800-Mrd.-Paket der Notenbank zum Aufkauf riskanter Kreditpapiere: Unterm Strich ergibt das 8,5 Billionen.

Laut Bloomberg fällt der Löwenanteil der Aufwendungen auf die US-Notenbank mit mehr als 60 Prozent, gefolgt von der Einlagensicherung FDIC und dem Finanzministerium.

Ähnlich die Zahlen bei Reuters, das die derzeitigen möglichen Kosten des "Bailout" mit 8,3 Billionen beziffert.

Kritik wächst
Die Kritik an Fed-Chef Ben Bernanke, Finanzminister Henry Paulson und seinem designierten Nachfolger, dem New Yorker Notenbank-Chef Timothy Geithner, wurde in den US-Medien zuletzt immer lauter.

Das Trio entschied darüber, Lehman Brothers fallenzulassen, was die Krise schlagartig verschärfte. In der Kritik stehen Paulson und Co auch, weil sie bereits mehrmals - oft binnen 24 Stunden - ihre Strategie völlig umkehrten.

Und trotz der historisch einzigartig hohen Beträge, die in die Hand genommen werden, steht noch immer nicht fest, ob der Kampf gegen die Finanzkrise überhaupt zum Erfolg führen wird.
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